Ich finde es großartig, dass es immer mal wieder Artikel gibt, die den aktuellen Stand zusammenfassen und etwas in Richtung ausprobieren schubsen. Das hat bei mir viele Male funktioniert, wird es aber für längere Zeit nicht mehr.
Ich bin dermaßen entzaubert von Linux, dabei würde ich Windows durchaus sehr gerne hinter mir lassen. Ich bin privat jedoch mittlerweile an dem Punkt, wo ich funktionierende Dinge out-of-the-box bevorzuge. Nach vielen Jahren Android im Privat- und Linux im Serverbereich habe ich Linux in Gaming mehr als eine Chance gegeben. Ich folgte den immer wieder aufkommenden Versprechen: Gaming unter Linux ist so einfach wie nie. Und das ist faktisch sicherlich korrekt. Es ändert aber nichts an der Mentalität und den Problemen, die Linux dazu verdammen werden, mittel- bis langfristig keine Alternative für Windows zu sein. Denn massentauglich zu sein beinhaltet, das gibt das Wort schon her, den Zugang für die Masse der Nutzer bereitzustellen.
Und mit Zugang meine ich nicht, dass es sich installieren lässt, sondern Zugänglichkeit in allen Belangen.
Zuletzt installierte ich Linux, ich weiß nicht einmal mehr, welche Distribution oder welchen Windowmanager es war, so sehr habe ich damit abgeschlossen. Ich fahre 1440p auf 27" - nutze die Bildschirmskalierung unter Windows. Das sind für mich 2 Klicks in Windows, bis ich da bin wo ich hin will um diese Einstellung zu ändern.
Unter Linux ist der Weg länger. Er kann mittlerweile kürzer sein, aber er war zum damaligen Zeitpunkt länger.
Um dem die Krone aufzusetzen, funktionierte die Skalierung dann nicht. Ich musste also erst einmal herausfinden, wieso das so war. Der gemeine Gamer ist schon in der Kategorie "Erweiterter Nutzer" wenn er sich auf Reddit oder anderen Plattformen Hilfe sucht um sein Problem zu lösen. Erhält er Antwort von jemandem, dann ist es nicht unüblich, dass der Gamer darauf antwortet, dass er kein technisches Know-How hat und er noch nie XY geändert hat. Wir reden hier von Windows. Zugänglicher wird es nicht, vor allem nicht unter Linux.
Und das ist das Dilemma: Der 0815 Gamer nutzt auch die Bildschirmskalierung. Wenn der jetzt auf die Suche nach dem Problem geht und in einem Forum fragt, wird es sofort technisch, denn die erste Frage wird lauten: Welcher Fenstermanager? Und damit fällt der Großteil sofort raus. Klar kann er sagen, welche Distri er genommen hat um das einzugrenzen und die Leute mit Ahnung werden ihm auch helfen, das herauszufinden. Das Problem sind die zusätzlichen Schritte die nötig sind, um ein halbwegs gleiches Ergebnis zu erreichen.
Ich habe etwas Ahnung von Linux und raufe mir mitunter die Haare eine Linux Desktopumgebung so einzurichten wie ich möchte - und da geht es nicht mal um irgendwelche abgefahrenen Widgets oder Effekte.
In meinem letzten Versuch war die Bildschirmskalierung kaputt. Es gab wohl irgendeinen Workaround, aber das wäre dann wieder mit etwas Anderem doof gewesen und ich hätte ein Bash script machen müssen um je nach Einsatzszenario hin- und herzuwechseln. Sorry, aber das macht die Masse nicht.
Insgesamt fühlt sich Linux immer uneinheitlich an, gerade was Fensterdekorationen und ihre Texte betrifft. Oder auch die Taskleistensymbole, die dann immer nicht irdentlich skalierten. Und es ist klar dass es so ist, denn es ist kein eigenes Ökosystem im klassischen Sinne. Und das bringt die grundideologie von Linux ja mit sich. Insofern muss man überdenken, wie man das in Zukunft gestalten will. Valve könnte da großen Einfluss haben mit ihren Entwicklungen und endlich mal dafür sorgen, dass es ein
wirklich massentaugliches Linux gibt.
- Grundlegende Einstellungen müssen schnell und unkompliziert erreichbar sein und sollten alle zusammen ma gleichen Ort sein.
- Erweiterte Funktionen sollten gesammelt an anderer Stelle sein, um den Normalverbraucher nicht zu überfordern und ihn nicht Gefahr laufen zu lassen, etwas umzustellen das er nicht beabsichtigt hat.
- Erst wenn es nicht alle 4 Schritte heißt "Nutz das Terminal" oder "das kannst Du Dir hier selbst kompilieren" ist Linux bereit, tauglich für die Masse zu sein
Und mit dem Zugang zur breiten Nutzermasse kommt dann auch die Softwareunterstützung für die 500 meistverkauften Peripheriegeräte, Audiointerfaces, etc. ganz von alleine.