Teralios schrieb:
Im aktuellen Fall haben wir nicht die Wahl ob wir ein Spiel über »Steam« oder den »Epic Store« laufen lassen wollen, sondern wir werden dazu gezwungen eine Plattform zu nutzen. Für uns Spieler ist es kein »Wettbewerb« sondern die Wahl zwischen »Pest und Cholera«.
Und dass ist auch das, was die meisten hier - wenn man sich die Kommentare mal durch lesen würde und verstehen würde - stört: Uns wird als Konsument die Wahlmöglichkeit genommen uns bewusst für oder gegen einen Mitbewerber zu entscheiden.
Nun, die Kundschaft hätte auch noch die dritte Möglichkeit: weder im Epic noch im Steam Store die entsprechenden Titel kaufen und sich diesem Geschäftsgebaren entziehen.
Jedoch weiß ich, dass das quasi für den Großteil der Kundschaft ein Ding der Unmöglichkeit ist, oder, wie bereits hier von anderen benannt: die entsprechende Kundschaft ist quasi schon ein stockholmscher Gefangener der jeweils favorisierten Seite.
Als kleine Anekdote dazu: im Jahr 2011 empfand ich, dass World of Warcraft mit dem Cataclysm Addon qualitativ mir und auch vielen Freunden und Bekannten nicht mehr zusagte. Ich entschloss mich daher, mein Abo zu kündigen und im kommenden Pandaria Addon, trotz dass mir das gesehen unheimlich zusagte, nicht mehr länger zu spielen. Die monatlichen 12.99€ + 30-45€ je Addon alle 2 Jahre waren mir das Spiel einfach nicht mehr Wert.
Da wie bereits gesagt einige Bekannte und Freunde ebenso, teils sogar noch viel enttäuschter, von Cataclysm und auch sogar vom kommenden Pandaria Addon waren, empfahl ich ihnen ebenso das Abo zu kündigen und einfach auf Besserung zu warten oder ganz mit WoW abzuschließen.
Die folgenden Reaktionen erstaunten mich damals jedoch sehr. Abseits von genau einem Spieler war dieser Umstand für den Rest unmöglich. Sie wollten und konnten dem Spiel nicht den Rücken kehren. Für die einen war es quasi das einzige Spiel, dass sie spielten, andere waren der Meinung, dass selbst mit ihrer Kündigung sich nichts ändert und sie könnten daher auch einfach weiter spielen.
Zwei Spieler wurden von meinem Vorschlag sogar sauer, warum ich dem Spiel den Rücken kehre, damit wird sich nichts ändern usw.
Natürlich würde sich dadurch nichts ändern, ich bin nur eine Einzelperson. Wenn ich jedoch mit einem Zustand nicht mehr zufrieden bin, warum dann das Ganze weiterhin tragen und daran "leiden"?
Anmerkung: alle Spieler waren, anders als man bei WoW vermuten mag, keine Suchtspieler. Alle haben inzwischen doch dem Spiel den Rücken gekehrt und sind in anderen MMOs untergekommen.
Epics Vorstoß wäre begrüßenswert, wenn es nun wirklich Wettbewerb geben würde, dass tut es aber nicht! Sie erkaufen sich »Vorteile« gegenüber ihren Mitbewerbern durch Exklusivität und vermeiden es so sich dem Kampf um die Nutzergunst zu stellen.
Wie ich in zwei Kommentaren schon schrieb: Epic Store bietet für mich als Nutzer zum jetzigen Zeitpunkt keinen Vorteil, der mich bewege würde, ihn als Hauptstore zu nutzen. Sie haben einen Clienten, dem viele wichtige Funktionen fehlen. Dazu kommen massive Mängel beim UX: Generisch, lieblos und undurchdacht. Die AGBs sind die üblichen Ami-AGBs die hier ohnehin nicht wirklich gelten, der Support ist mehr schlecht als recht.
Die Frage, die sich mir stellt, ist die folgende: ist bei der momentanen Marktsituation, dem Kaufverhalten der Spielerschaft und der Stellung von Valves Steam ein so leichter Wettbewerb möglich?
Ich würde sagen: Nein.
Oder anders: ein Konkurrent müsste quasi mehr für weniger bieten. Der Client müsste mehr Funktionen besitzen als Steam es momentan hat und diese Funktionen müssten extrem begehrenswert sein. Die Preise müssten im Store unterhalb derer von Steam liegen. Die Abgaben der Publisher an den Storebesitzer müssten ebenso weit unterhalb von Steam liegen.
Das alles zusammen müsste dann eine so hohe Anziehungskraft ausüben, dass genügend Spieler zu einem regelmäßigen Kauf in dem Store übergehen oder gar zum Primär-Store machen, also Steam bei diesen ersetzt wird, die Gewohnheit der Spieler also überwunden wird.
Bei der momentanen Lage ist dies jedoch quasi unmöglich und daher ist, in meinen Augen, ein simpler fairer Wettbewerb gar nicht möglich. Dem Kunden ist es wichtiger, dass er alles unter einem Dach hat. Den Publishern ist ein kundenstarker Store wichtig.
Hier ebenso ein Beispiel: aus meinem Bekanntenkreis gibt es 2 Spieler, die erst seit 2-3 Jahren dabei sind. Diese sind Spieler aus den 90er Jahren, die zwischenzeitlich für längere Zeit das Hobby aufgeben mussten (berufliche und private Gründe). Beide hatten, als sie wieder anfingen, primär Interesse an älteren Titeln, ergo was es auf GoG gibt. Beide besitzen bis heute nur einen GoG Account, sind jedoch unglücklich darüber, wenn bestimmte Titel (allen voran neuere) nur bei Steam oder anderen Stores erhältlich sind (was schon relativ viele Titel sind, trotz das es inzwischen viele, wenn auch primär Indie Games, auf GoG gibt).
Jedoch: einen Steam-Account zu erstellen und sich dort die Titel zu besorgen kommt für beide nicht in Frage, weil die Titel dann einfach nicht in ihrem GoG Account wären. Diese Fragmentierung ist ihnen nicht passend, die Gewohnheit wichtiger und daher verzichten sie lieber.
Dass Epic daher zu solche Mitteln greift, ist von einer "bitte fairen Wettbewerb" Seite aus nicht gut, jedoch in meinen Augen aus wirtschaftlicher Sicht verständlich.
Epic hängt momentan einzig am Erfolg von Fortnite, aber der wird auf kurz oder lang auch schwinden und daher muss ein weiteres Standbein her und das eingenommene Geld soll und muss investiert werden (allein um die Aktionäre ruhig zu stellen).
Von Publisher Seite aus schaut man momentan nach Alternativen gegenüber Steam, ob selbstgezüchtet oder bei Know-How- und finanz-stärkeren Partnern. Epic springt dahingehend in die Bresche und bietet sich mit gegenüber Publishern besseren Konditionen an.
Der Kunde ist dabei beiden Seiten zunächst erstmal egal bzw. steht an zweiter oder gar dritter Stelle.
Jedoch, und das ist die Krux bei der Sache: die angebotenen Produkte (Spiele) sind der Kundschaft nicht egal, daher kann das ganze Spielchen auch so von Steam/Epic/EA/UBisoft/X-beliebiger Storebesitzer/Publisher gespielt werden.
Begehrter Titel XYZ ist nur bei Store ZYX erhältlich? Dann kauf ich eben da, auch wenn das aus Wettbewerbs-Sicht nicht schön ist und ich lieber das Spiel in [hier favorierten Store einfügen] hätte.
Das ganze wird letztlich von der Kundschaft ebenso mitgetragen.
Hätten sie nun nicht Metro, ich würde ein Bogen um Epic machen, da sie nun aber Metro haben, werde ich gezwungen sein diesen Store zu nutzen, ist Okay. Aber Wettbewerb sieht anders aus!
Niemand "zwingt" dich wirklich, außer eben das eigene Begehren.
Kurz: du möchtest das Produkt XYZ? Dann hast du, in meinen Augen, zwei Möglichkeiten: 1. du akzeptierst die Handelsbedingungen, solange sie nicht gegen geltendes Recht verstoßen, oder 2. du verzichtest, weil die Bedingungen nicht tragbar sind (aus welchen Gründen, moralisch, finanziell etc. auch immer).
So wie ich das sehen, scheint die Begierde größer zu sein als dass sie durch die Bedingungen ins Wanken gerät.
Das ganze könnte man auch mit Spruch des Scriptos Isador aus WH40K: Dawn of War zusammenfassen: "Unschuld gibt es nicht. Es gibt nur unterschiedliche Facetten der Schuld."