Vektorfeld schrieb:
Ich finde die "alte" Definition von Meinungsfreiheit als bloßes Abwehrrecht gegenüber den Staat heutzutage einfach nichtmehr umfassend genug. Der Wesentliche Meinungsaustausch wird doch heutzutage über private Anbieter ermöglicht, insbesondere junge Zielgruppen sind nahezu zu 100% über Social Media zu erreichen.
Die Möglichkeit Inhalte dort mithilfe des Hausrechts zu diskriminieren empfinde ich im Informationszeitalter nicht zeitgemäß. Meiner Meinung nach sollte jede Plattform die offenen Meinungsaustausch durch nutzergenerierte Inhalte ermöglicht, inhaltlich nur bei Straftaten und Offtopic gezielt löschen dürfen. Für alle anderen Sachen darf natürlich ein Verhaltenskodex mit feineren Regeln bestimmt werden, z.B. bei Fakenews, Spamming oder auch trollhaftes Verhalten Diskussionen. Das wäre dann ja unabhängig vom Inhalt zu erkennen.
Das Problem ist, das man nicht überprüfen kann ob sich Platformen daran halten.
Gibt genug Platformen da darf man bei bestimmten Themen nicht drauf los posten/kommentieren und hinterher wird dann moderiert und aussortiert, sondern jeder darf posten, aber die Beiträge werden einzlen freigeschaltet.
Und genau in dem Moment wird die Platform zur BlackBox die nach aussen hin völlig undurchsichtig ist. Aussenstehende wissen nicht wieviel gelöscht wurde, warum gelöscht wurde, wessen Beiträge gelöscht wurden oder wieviele Beiträge durchkommen.
Wenn ich bei solchen Themen 100 Kommentare hab, kann es sein dass es insgesamt 101 Kommentare gab und einer nicht erlaubt wurde, oder aber auch 10100 Kommentare und nur die 100 die dem Betreiber genehm waren kamen durch. Eine Pflicht irgendwo zu veröffentlichen wieviele Beiträge es ingesamt gab oder eine Art Aquarium wie hier gibt es ja meist nicht.
Richtig lustig wird es, wenn keine Menschen mehr darüber entscheiden was moderiert und aussortiert wird, sondern wenn das einem Alghorhytmus oder eine K.I. überlassen wird die anhand bestimmter Schlagwörter aussortiert oder anhand eines gewissen Scores den user intern zugewiesen bekommen.
Bei sowas kann es dann passieren, dass wenn jemand "schlechtes" mit niedrigem Score einen Beitrag mit einem bestimmten Wort verwendet, die K.I. den Beitrag direkt rausfiltert.
Jemand mit einem guten Score hingegen könnte denselben Beitrag posten ohne gefiltert zu werden.
"Guten" Score könnte man z.b. bekommen wenn andere oft "gefällt mir" klicken oder jemanden oft zitieren. "Schlechten Score" hingegen wenn im zusammenhang mit dem eigenen Beitrag andere oft negativ besetzte Wörter verwenden, einen reporten oder Beiträge ausblenden.
Und um so größer die Platform ist, um so größer ist auch die Verlockung keine Moderatoren mehr zu nutzen sondern eine Software. Und je nachdem welche politische Agenda der Betreiber verfolgt kann man die Software durchaus so einstellen dass sie eher rechts, links, rot, grün, blau, rosa, gelb oder andere politische Richtungen als akzeptabel/inakzeptabel einstuft.