habla2k schrieb:
Die Sache ist ja, dass der Kurs nicht stimmt. Wenn jetzt bei immer mehr Projekten Investoren aussteigen, weil AB zu heiß wird, dann löst das ne Kaskade aus und es bringt MS ja nichts, dass AB die letzten paar Jahre fette Gewinne eingefahren hat, wenn es jetzt nach der Übernahme nach unten geht. Als MS muss man langfristig denken und das "Momentum" spricht aktuell nicht für AB und fühlt sich eher nach "Finger weg" an.
Grundsätzlich stimmt es, dass vergangene Gewinne erstmal nicht so viel bringen, aber es ist schon davon auszugehen, dass Microsoft einigermaßen geprüft hat, worauf man sich bei ABK einlässt. Es ist bei Deals dieser Größenordnung ja nicht gerade so, als würde ein für Akquisitionen zuständiger Mitarbeiter mal eben über den Marktplatz schlendern und sich Unternehmen für 70 Mrd. $ in den Warenkorb werfen. Eine Strategie (Stichwort Gamepass-Angebot) steht jedenfalls definitiv dahinter und es wird weiter Profitabilität erwartet. Und sollten sich diese Erwartungen als falsch erweisen ... naja, man weiß ja, was MS in der Vergangenheit mit der quasi frisch erworbenen Mobiltelefonsparte von Nokia gemacht hat. Man hat dort wahrlich keine Probleme mit Abschreibungen auch großen Umfangs.
7hyrael schrieb:
Aus betriebswirtschaftlicher Sicht stehen auch Nestlé und Monsanto super da. Bloß weil etwas Geld bringt, muss man es noch nicht bejubeln.
Diesbezüglich hast du meine völlige Zustimmung. Ich bejubele ABK auch durchaus nicht. Es stellte sich mir lediglich die Frage, inwiefern es gerechtfertigt ist, hier danach zu rufen, dass MS den Deal fallen lassen möge. Und dafür gibt es aus meiner Sicht eben keine ausreichenden Argumente - erst recht nicht aus dem vorliegenden Artikel
7hyrael schrieb:
Und ja ich vergleiche den Laden mit diesen beiden sehr bewusst. Der manipulative Kram den die so entwickeln passt super in die Reihe derer die Agent Orange und das abpumpen von Grundwasser zum anschließenden Verkauf in Dürreregionen erfunden haben.
Bewusster Vergleich hin oder her, ob die unmoralische Ausbeutung von unmittelbar existenziellen Ressourcen mit der Produktion und Übermonetarisierung von Videospielen vergleichbar ist, möge jeder für sich selbst entscheiden.
grincat64 schrieb:
Unternehmen setzen nicht freiwillig aufs Spiel, die jahrelang gepflegte Corporate Identity aufs Spiel zu setzen.
Activision/Blizzard mag momentan ein Schnapper sein aber birgt viele Gefahren. Einzig Größen wie Microsoft trauen sich da ran. Sofern allerdings kein guter Plan vorliegt, das der Kundschaft positiv Schmachhaft zu machen, könnts nen böser Bumerang werden.
Im Großen und Ganzen ist ABK für Microsoft ein kleiner Fisch, größte Akquisition aller Zeiten in der Gamingbranche hin oder her. Im Zweifel könnte man das Unternehmen einfach abwickeln, ohne dass man davon größere Schmerzen hätte. Nicht, dass ich das erwarte. Es sollte mich im Gegenteil sehr wundern, wenn man langfristig nicht sehr davon profitieren würde, unter anderem die größte Shootermarke des Planeten eingekauft zu haben, deren neueste Iterationen praktisch jedes Jahr mit an der Spitze der meistverkauften Spiele steht - obwohl diese Iterationen immer erst gegen Jahresende erscheinen.
Und von Gelddruckmaschinen wie King Games, für deren Geschäftsmodell ABKs Ruf praktisch keine Rolle spielt, hat man da noch gar nicht gesprochen.
grincat64 schrieb:
Klar mag Koticks Kurs stimmen aber letztlich wäre das so, als würde man vergleichsweise Nazi's als positiv hypen. Nur weil die Zahlen stimmen, sofern die nicht massiv geschönt sind, benötigt das dabei entstehende Bild erheblichen Handlungsbedarf geistig gephotoshoped zu werden, das aus den Köpfen der Leute zu bekommen, ohne den eigenen Ruf mit zu schädigen.
Damit wir uns richtig verstehen: Ich verabscheue Koticks Politik. Nur geben ihm die Zahlen eben recht. Und geschönt werden die eher nicht sein, dafür unterliegt man als Aktienunternehmen zu vielen Kontrollmechanismen (ja, die greifen stellenweise auch mal nicht, aber im Ganzen betrachtet meist eben schon) - und auch Microsoft wird die Bücher nochmal prüfen, bevor man die Übernahme finalisiert.
So oder so, ich glaube, dass du etwas überbewertest, wie sehr ABKs Ruf Microsoft schaden kann. Ein solcher Konzern blinzelt den im Zweifel einfach weg, selbst wenn es zum Äußersten käme. Und selbst dieses Äußerste wären im Zweifelsfall nur einige Abschreibungen, die MS problemlos schultern kann.
grincat64 schrieb:
Activision/Blizzard ist in jeder Hinsicht absolut toxisch.
Es würde Sinn machen sie vom Markt wegzukaufen, sterben zu lassen und etwas Sauberes Reines und Unbeflecktes ins Leben zu rufen, dem nicht der Ruf anhängt.
Wie gesagt, ich glaube, dass du Auswirkungen und Umfang des Rufs von ABK überbewertest. Spiele wie CoD verkaufen sich jedes Jahr im Umfang von Dutzenden Millionen Einheiten, Warzone ist das erfolgreichste Battle Royal. Auch neue Blizzard-Titel generieren nach wie vor Hype und verkaufen sich gut, kriselndes Studio hin oder her. Die Mobile-Games-Sparte ist ein Gigant, die das alles nochmal in den Schatten stellt. Ein vermeintlich schlechter Ruf tut alledem keinerlei Abbruch, das Gros der Endkunden interessiert sich dafür schlicht nicht.
Auch ein weiterhin eigenständiges ABK würde daher am Markt problemlos weiterbestanden haben, insofern ist ein "Sterbenlassen" schon begrifflich Unsinn.
Nichtsdestoweniger wird es ziemlich sicher politische Anpassungen geben (tatsächlich deuten sich einige ja bereits an, CoD wird auf einen Zweijahresrhythmus wechseln - vorgeblich natürlich noch nicht Microsofts Entscheidung, das wäre ja illegal
). Gut möglich, dass auch Kotick mit dicker Abfindung geht, sobald alles abgeschlossen ist. Ich würde es mir persönlich wünschen, ebenso wie eine damit einhergehende Revitalisierung von Projekten, die nicht von Tag 1 an hochprofitabel, sondern eher langfristig ausgelegt sind (wie etwa organischer und nicht "brute forced" E-Sport, um mal aufs Thema zurückzukommen
).
Es ist und bleibt aber Fakt, dass ABK, allen Unkenrufen zum Trotz, eine starke Investition und sein Geld mutmaßlich wert ist. Man beachte dabei auch, dass die ABK-Aktie augenscheinlich deutlich weniger stark überbewertet ist als große Teile des sonstigen Marktes. Das Verhältnis zwischen Kurs und Gewinn (KGV) liegt "gerade mal" bei knapp unter 20, an den von den Zentralbanken über Jahre hinweg aufgeblasenen Börsen sind KGVs von 40 nicht mal mehr unbedingt eine Seltenheit. Insofern ist der zu zahlende Preis wohl fast noch als konservativ zu sehen