Ko3nich schrieb:
Eine sinnvollere Lösung wären Server-Kraftwerke die die Abwärme vernünftig nutzen als sie in den Ozeanen zu verballern.
Versucht man ja schon häufig, aber das ist ein doch recht großer Aufwand für recht wenig Energie. Besonders da einige Anforderungen gegensätzlich sind. Die günstige, effiziente und leistungsfähige Kühlung arbeitet mit möglichst wenig Rohrstrecke, inertem Kühlmittel (wasser allein ist da eher scheiße) und gibt das ggf über einen kühlwassersee direkt neben oder über den Servern an die Umwelt ab. Da braucht man dann 'nur' etwas Pumpleistung, Rohrinstallation, Filter und desinfektionsmittel, bzw wachstumshemmer und korrosionsschutz. Die ganze Serververlustleistung plus Pumpleistung geht per verdunstung (und strahlung) in die Umwelt.
Will man die Abwärme nun nutzen ergibt sich die Frage wie man das tun will. Direkt heizen ist nicht mit 40° C warmem wasser. Aber je heißer man das Kühlmittel werden lässt, desto effizienter wird zwar die sekundärnutzung (heizung) aber desto mehr energie brauchen die server (heißleiter :/ ) und desto mehr leidet die Stabilität. Außerdem will irgendwann keiner mehr die Serverräume betreten wenn es da drinnen zu heiß wird. Die warmen Rohre heizen dort nämlich auch.
Alternativ braucht man Wärmepumpen, die aber ihrerseits auch nicht mit Liebe allein laufen. Wenn man am Ende zwar die Abwärme zur Heizung nutzen kann, aber die ganze Kühlanlage so viel teurer wird dass man auch gleich mit Strom hätte heizen können ... lässt man es besser.
Insgesamt ist der Aufbau deutlich größer und aufwändiger. Lohnt sich für größere Festinstallationen die lange betrieben werden, aber nicht für "Wir bräuchten mal bei Loch Duich eine Cloud-Instanz für 1-2 Jahre"
Dazu kommen ggf sekundärkosten durch Probleme mit der Kühlung selbst die man ggf durch ein einfacheres Design vermieden hätte. Wenn hier und da mal eine CPU heiß wird weil sich schlick im Kühler festgesetzt hat ist das eher doof bei einer großen Anlage die für paralleles rechnen ausgelegt ist. Da will man eigentlich alle CPUs mit gleichen Kenndaten haben, damit der gleiche Workload auf der gleichen CPU in gleicher Zeit verarbeitet wird. Je nach Programm warten sonst 1000 Server auf den einen mit Kühlproblem weil der nicht in den Turbo kommt. -> verbrät auch wieder sinnlos energie und kostet geld
Ist nicht immer ganz so einfach. Für manches lohnt sich daher tatsächlich ein möglichst einfaches abgeben von Verlustwärme. Ein passiv gekühltes Gewässer ist da ziemlich unschlagbar. Da wir keine Seen mit flüssigem Stickstoff haben versenkt man eben Server im Meer.
jk1895 schrieb:
Habt ihr Studien dazu, die zeigen, dass wenn man über X Jahrzehte Y Gigawatt an Energie ins Meer pumpt, dass dies überhaupt keinen Einfluss hat?
Jede noch so kleine Änderung der Wassertemperatur hat größte Auswirkungen auf das dortige Leben, im negativen Sinne.
Naja, 'wir' haben solche Studien. Guck dir praktisch eine beliebige große Industrieanlage mit Meereskühlung an. Besonders große Kraftwerke bieten sich an. Da gehen schnell mal einige GW an Wärmeleistung ins Meer. Abwärme ist meistens deutlich größer als die Stromleistung. In Datenblättern findet man das unter 'thermische' und 'elektrische' leistung ^^
Und so rein von der Aussage her ist das unsinn. 'jede noch so kleine änderung!' -> nope
Wenn man einen heißen Kieselstein ins Meer wirft schwimmt nicht gleich das ganze Ökosystem der Küste mit dem Bauch nach oben. Der Maßstab machts.
Dazu sehe ich soweit nicht dass man Serverleistung im Gigawattbereich ins Meer schmeißen will, sondern Serverprods für den Lokalen Bedarf und wenn man keine Abwärmeverwertung machen kann/will. Stell dir vor es braucht eine Serverfarm am Äquator. Da hat kaum jemand bedarf an noch mehr Wärme, was also heizen?
Cool Master schrieb:
Da kann es also durchaus schon mal nur 10°C haben. Je nachdem ob es eine Strömung gibt wirk das noch kälter und bringt auch mehr Kühlung. Das Meer wird von den Teilen also nicht erhitzt.
Wie kann das Meer denn nicht erhitzt werden wenn man Wärmeleistung reinsteckt? ^^
Nur weil es nicht irgendwann sprudelnd kocht um den Serverpod herum geht die Wärme trotzdem ins meer.
ayngush schrieb:
So etwas hat zunächst nichts im Meer zu suchen, da es erst mal ein Fremdkörper in einen durchaus empfindlichen Ökosystem ist.
Wenn man danach geht sollte man sämtliches Leben vernichten. Das mischt sich ständig irgendwo ein wo es nicht hingehört. Frag mal einen Regenwurm ob der eine Genehmigung für sein Stückchen Erde hat. Oder den Krill zu seiner Meinung bezüglich Bartenwale. Alles Eindringlinge!
Fing schon früh an. Denk mal daran als die ersten Meeresbewohner anfingen an Land herumzukriechen. Fremdkörper! Bis dahin war das Land Jungfräulich, unberührt, niemand der einfach rumläuft, Pflanzen abrupft und dann irgendwo hinkackt! Und plötzlich denken sich diese Eindringlinge dass einige Beine doch ganz nett wären um auch dort ihr Unwesen treiben zu können.
Das Argument so ist eher .... unglücklich. Egal ob Serverfarm, Fischerboot, oder Thunfisch, alles Fremdkörper mit Einfluss auf das empfindliche Ökosystem.
Doch die Serverfarm ist harmlos im vergleich zum Kernkraftwerk das ein Stück weiter 12 GW Wärmeleistung ins Meer pumpt.
Das Fischerboot (stell dir so einen Segelkutter aus Holz vor) ist harmlos im vergleich zum Frachter der lautstark und Gesetzeslücken sei Dank Abfall verklappend nahezu das ganze Jahr unterwegs ist.
Der Thunfisch ... zu dem gibt es nicht viel relativierendes zu sagen. Die meisten Fische sprachen sich gegen sie aus. Selbst Kalmare sind nicht gut auf den zu sprechen.
Solange man ein Auge darauf hat wie viel Wärmeleistung man ins Meer abgibt und nicht zu viele solcher Serverpods versenkt kann das eigentlich keine allzu dramatischen Auswirkungen haben. So viele Server hat die Menschheit auf absehbare Zeit nicht die man einfach für einige Jahre ins Meer werfen kann. Ich würde davon ausgehen dass man die auch nicht einfach überall versenken darf und daher selbst bei Bedarf und Wille seitens Unternehmen nicht die ganze Küste damit vollgepflastert wird.
Edit: Ich meine damit dass man natürlich gucken sollte ob der Standort geeignet ist und laufend geprüft wird dass die Wassertemperatur lokal nicht zu sehr steigt. Doch in der Tiefe und mit etwas Strömung sollte das praktisch kein Problem sein für die Leistungen um die es hier geht -> kein Kraftwerk
Wenn an einem Ort eine Temperaturempfindliche Spezies ist die nicht ausweichen kann, selten ist usw usf sollte schlichtweg keine Genehmigung für die Meeresnutzung erteilt werden.
Sobald man in Internationalen Gewässern ist fehlt zwar das Druckmittel und die Kontrolle, doch da ist man dann so weit von der Küste entfernt dass es sich meistens nicht lohnen wird Kabel zu ziehen. Gleichzeitig ist der mögliche Schaden da begrenzt da viel mehr Fläche und Volumen. Die wirklich empfindlichen Lebensräume sind afaik Küstenregionen, Tiefsee und Riffe.