Linmoum schrieb:
Dasselbe gilt für den Marktanteil, wo AMD bereits vor dem Mining-Boom bei rund 30% stand.
nicht "bereits" - sondern "noch".
hinter deinen zahlen steckt wieder jon peddie research. das problem mit den zahlen von JPR ist, dass hier nur über den gesamten umsatz im markt gerechnet wird - aber nicht, wohin die karten gehen und wer welche karten für was benutzt.
der mining boom hat amd auf 3 arten geschadet:
1. alle radeonkarten waren über den größeren teil von 2017 und anfang 2018 ausverkauft oder komplett überteuert - wenn hier noch gamer gpus gekauft haben, dann waren das nvidia gpus. ich habe in der zeit selbst zwei rx580 nitros bestellt und habe fast 2 monate auf die lieferung gewartet. es war schlicht unmöglich radeon karten zu kaufen, wenn man nicht mehrere wochen warten wollte.
2. weil radeonkarten so hoch gehandelt wurden, haben viele privat ihre radeons an miner verkauft und haben sich mit dem geld eine nvidia gekauft.
3. die karten von amd sind durch den höheren hardwareaufwand wesentlich teurer zu produzieren als nvidia grafikkarten, trotzdem ist amd permanent unter druck marktanteile zurückzuholen, was gleichzeitig bedeutet, einen niedrigen preis anzusetzen. amd hat am ausverkauf von polaris nicht so viel gewinn gemacht, wie man es annehmen könnte - von dem aufpreis, den die händler aufgeschlagen haben, hat amd nix gesehen. polaris 20 wurde ohne mining hype kalkuliert und dementsprechend vertraglich geregelt an die boardpartner verkauft - und das ist ein preis, der die gtx 1060 unter druck setzt. die 500-600€, die eine rx580 gekostet hat, waren absolut utopisch. das ist nirgends berücksichtigt worden, als die abnahmeverträge geschlossen wurden.
polaris war in der hinsicht aber noch okay - der richtige knaller kommt mit vega:
gleichzeitig zum mining hype hat der hbm2 speicherpreis unglaublich angezogen. amd hat mit ca 65$ + 25$ interposer für 8gb hbm2 gerechnet - letztendlich kostete der hbm2 Q3/Q4 2017 aber 150/160$ + 25$ interposer.
das sind locker flockige 180$ nur für das speichersystem. der core wird mit 100$ dabei sein - sinds schon 280$. dann noch das 40$ teure vrm für vega + pcb + kühler. unterm strich sind die produktionskosten einer vega 56 irgendwo in der groben region von 320-350$.
https://www.gamersnexus.net/guides/3032-vega-56-cost-of-hbm2-and-necessity-to-use-it
dann ist das ding aber noch nicht beim händler, der will auch noch was vom kuchen.
was war mrsp von v56?
399$ mrsp vs. ~350$ produktionskosten. damit ist auch geklärt, warum vega 56 so selten und danach vergleichsweise teuer war.
amd hat vega viel zu günstig in den markt gedrückt um damit überhaupt geld verdienen zu können - hier gings nur um marktanteile. jede vega ist für amd mindestens kostenneutral, wenn nicht gar ein verlust.
und wo sind die günstigen vegas hin? richtig - monero mining farmen. 99% aller vega karten haben in ihrem leben kein spiel gesehen. und die ganze investition von amd in marktanteile war ein kompletter schuss in den ofen, weil man alle vega gpus an miner verloren hat, die keine marktanteile im richtigen markt bringen, und dazu hat man die gpus quasi "umsonst" oder gar mit verlust abgegeben.
für die hardware, die amd in vega gebuttert hat, hätte man mindestens 600$ für vega 56 und 700$ für vega 64 verlangen müssen PLUS aufpreis (80$) für den teurer gewordenen hbm2 speicher. dann hätte amd was von den ausverkauften vega karten gehabt - aber nicht zu den kampfpreisen, die amd für vega angesetzt hat.
weil das noch nicht genug ist, ist um vega ein regelrechter shitstorm ausgebrochen.
und jetzt haben wir mitte 2018 - in 2017 wurde so gut wie keine radeon gpu an spieler verkauft - vega war der absolute worst case. alle karten futsch, image ruiniert und kein geld verdient.
und wenn man sich mal anschaut, wieviele leute stand heute überhaupt noch radeon karten zum spielen benutzen, sind die >30% marktanteile, die JPR ermittelt, so weit an der realität vorbei, dass es schon fast gefährlich ist.
tatsächlich isses nämlich so, dass der anteil von radeon karten im gaming rechnern lächerlich gering ist.
JPR ist schon mal raus als anhaltspunkt für genau diese zahlen, weil die nur den gesamtumsatz erfassen.
bleiben noch die gerne zitierten zahlen von amd. hier wird ja wohl offensichtlich beschönigt, wieviele karten tatsächlich an miner verkauft wurden - die blöße will sich amd nicht geben. aber bestimmt 90% aller verkauften gpus in 2017/2018 sind an miner gegangen - die karten haben ja teilweise nichtmal einzel und großhandel erreicht. einerseits gabs schlagartig garkeine radeon gpus mehr zu kaufen, weil die garnicht so schnell produziert werden konnten, wie sie verkauft wurden - oder wurden direkt vor der fabrik in eine boeing eingeladen - aber auf der anderen seite sollen trotzdem haupsächlich gamer die karten gekauft haben? für über 500€ das stück? vega für knapp 1000€? mit wochenlanger wartezeit? das ist ein witz mit anlauf.
und dann gibts noch die anderen hardwareumfragen, die nicht umsatz sondern usergestützt sind - und hier sind die ergebnisse für amd mittlerweile absolut vernichtend. gut ein drittel der radeon karten sind alte hawaii oder grenada karten, die noch im dienst sind.
http://www.pcgameshardware.de/Grafikkarten-Grafikkarte-97980/News/Umfrage-1227705/
hier haben mehr leute eine gtx 1080 ti als rx580+rx570+rx480+rx470+vega in allen ausführungen zusammen.
oculus rift ermittelt für seine user ein verhältnis von 92,5% vs 7,5% für nvidia.
https://developer.oculus.com/hardware-report/pc/
und ihr wisst, wie die steam hardware survey aussieht - jaja ich weiß "wertlos" - deckt sich aber komischerweise mit allem anderen, das nicht
umsatz sondern
user als datenbasis nutzt.
und jetzt die frage aller fragen:
an was machen entwicklerstudios fest, für welche gpu-marke sie ihre spiele optimieren? am ausgewiesenen gesamtumsatz in den quartalszahlen - oder an dem tatsächlichen anteil in spielerechnern?
und ohne optimierung hat amd keine chance mehr überhaupt eine brauchbare gpu auf den markt zu bringen.
hier gibts kein sommermärchen wie mit ryzen - gpus sind so softwareabhängig, dass ohne
marktanteile (=softwareunterstützung) einfach vorbei ist.
amd kann keine architektur entwickeln, die so gut ist, dass sie keine softwareunterstützung braucht. das ist unmöglich. deshalb wird auch nicht navi aus heiterem himmel der absolute nvidia killer - navi wird viel eher die schlechteste gpu, die amd jemals auf den markt gebracht hat - weil es eine große chance gibt, dass die spiele, die dann auf dem markt kommen, wenn navi releast wird, garnicht mehr wissen, was eine radeon gpu ist.
und kommt jetzt bitte nicht mit den konsolen - konsolen nutzen schon seit jahren amd hardware - und gerade die konsolenports und multi-plattform titel sind die radeon-bremsklötze. die amd hardware in konsolen hat 0,0 einfluss auf die performance am pc.
um die radeon gaming gpus steht es ernster als allgemein angenommen - hier schaut man auf die JPR zahlen, sieht 30% und denkt "alles in butter, so gehts noch 30 jahre lang weiter". tatsächlich lässt das letzte jahr den aufmerksamen beobachter kaum mehr ruhig schlafen und AMD+RTG stehen jetzt mit dem rücken an der wand.
jedes neue rekordquartal von nvidia ist ein weiterer sargnagel für die gesamte branche.