Ich sehe Deutschland hier als Versuchsgelände ... an uns liegt es nun, Argumente zu schaffen, mit denen die Machbarkeit eines Atomausstiegs auf EU-Ebene gestärkt vertreten werden kann.
"der deutsche Ausstieg war zu hastig, hat aber dennoch geklappt" wäre da viel wert.
Letztlich ist aber ein globaler Ausstieg das Ziel ... und dieses Ziel ist nur dann erreichbar, wenn endlich mal jemand anfängt.
Ich fands mutig, dass die deutsche Regierung diese Entscheidung (in der sicherlich viel Panik steckte) nicht einfach zurückgezogen hat.
So wie ich das sehe, ist ein globaler Ausstieg das Hauptziel, der EU-Ausstieg eine wichtige Zwischenetappe und ein nationaler Alleingang der zwingende erste Schritt, den irgendwann sowieso jemand hätte wagen müssen (die Frage ob das nun gerade Deutschland sein muss, ist natürlich eine andere).
Ich möchte eigentlich nicht erleben, dass noch unsere Kinder auf die Verabschiedung eines Konzeptes zum EU-Atomaustieg warten ... um dann entäuscht festzustellen, dass noch meine Enkel Atomstrom beziehen werden.
Ich habe bei statista leider keinen account, und kann daher auf den Überblick (1986-96?) nicht zugreifen. Aber ich denke, da lag Deutschland noch viel weiter vorne, was Atomstrom angeht (wahrscheinlich Platz 3-5 irgendwo).
Ich begrüße die Entwicklung in Deutschland, denn sie hat bisher dafür gesorgt, dass der Anteil der erneuerbaren Energien an der Brutto-Stromerzeugung von 3,4% (1990) auf 31,6% (2015) angestiegen ist. 2005 waren es noch 10,2% ... nichtmal ganz ein Drittel der aktuellen Quote. 2010 waren es dann 17% - etwas weniger als 3/5 im Vergleich zu 2015.
Nichts hat den Zahlen zu Folge die Entwicklung dieser Technologien so stark vorangetrieben, wie der übereilte Austieg.
Quelle:
http://www.erneuerbare-energien.de/...Energien_in_Zahlen/Zeitreihen/zeitreihen.html
PDF:
http://www.erneuerbare-energien.de/...land-1990-2015.pdf?__blob=publicationFile&v=7
Ich bewerte diese Entwicklung positiv und betrachte den "Ausstieg im Hauruck-Verfahren" hier als Beschleuniger. Die Zahlen bestätigen das mMn, denn waren es von 1990 - 2005 nur selten mehr als 1% Zuwachs pro Jahr, so haben wir in den letzten Fünf Jahren nur selten einen Jahreszuwachs von unter 3% auf diesem Gebiet gehabt (und diese Zahlen beziehen sich auf das gesamte Stromerzeugungsergebnis Deutschlands, soweit von der AGEEstat erfasst).
Eine um Kernkraft bereinigte Statistik zum gleichzeitigen Verlauf des Gebrauchs fossiler Energieträger (Kernkraft ist da immer mit drin) habe ich bisher nicht gefunden ... allerdings gab es offensichtlich einen leichten Anstieg bei Braun- und Steinkohle von 2010-13, in 2014 jedoch auch wieder einen Rückgang (Quelle:
http://strom-report.de/strom-vergleich/#stromerzeugung-deutschland )
Laut Umweltministerium ist allerdings der Ausstoss von Treibhausgasen in der Stromerzeugung weiterhin rückläufig (Quelle:
http://www.umweltbundesamt.de/theme...ieversorgung/strom-waermeversorgung-in-zahlen )
Wären Kohle und Gas tatsächlich die einzigen echten Alternativen zur Kernkraft, dann sähe das etwas anders aus.
Natürlich wird in diesen Statistiken nicht berücksichtigt, dass auch die Fertigung von z.B. Solarpaneelen Treibhausgase und andere Giftstoffe freisetzt - dazu fehlen mir die Zahlen - aber da dieser Posten auch in der Ökobilanz eines Kern- oder Kohlekraftwerkes nicht auftaucht, fände ich die Berücksichtigung bei den Regenerativen etwas unfair.
Warum die Regenerativen heute mehr denn je genutzt werden, ist in Anbetracht rückläufiger Zahlen bei der Produktion von Treibhausgasen UND radioaktiven Abfällen letztlich Egal.