Rückkehr zur Kernenergie

Wie steht ihr zum Thema Kernenergie?

  • Der Atomausstieg ist falsch, es sollten stattdessen neue und sichere Kernkraftwerke gebaut werden

    Stimmen: 108 45,8%
  • Der Atomausstieg ist falsch, man sollte aber nur noch alte AKWs nutzen, keine neuen bauen

    Stimmen: 12 5,1%
  • Der Atomausstieg ist richtig, im Jahr 2022 sollte wir vollständig unabhängig davon sein

    Stimmen: 80 33,9%
  • Der Atomausstieg ist richtig, wir sollten aber bereits in diesem Jahr aus der Kernenergie aussteigen

    Stimmen: 36 15,3%

  • Umfrageteilnehmer
    236
Lars_SHG schrieb:
Erstaunlich.....
nach all dem was hier geschrieben steht, was allgemein bekannt und was man im Internet lesen kann, wie kann man da zu so einer Aussage gelangen?
Erstaunlich ist für mich, dass es so unverständlich ist: wie schädlich die Kernkraftwerke im Allgemeinen sind, ist hier relativ unwichtig, wichtig ist, wie schädlich sie im Vergleich zur Hauptalternative sind, also im Vergleich zu den fossilen Kraftwerken.
Was bringt es ausführlich festzustellen, dass Kernkraftwerke sehr gefährlich sind, zahlreiche Nachteile und langfristige Folgen, usw. haben (was alles stimmt), wenn die fossilen Kraftwerke noch schädlicher sind?

Ob Kernkraftwerke betrieben werden sollten, hängt immer noch allein davon ab wie ihre globale/gemittelte Schädlichkeit zur globalen/gemittelten Schädlichkeit von fossilen Kraftwerken steht.
 
wenn die fossilen Kraftwerke noch schädlicher sind?
....darum geht es doch in meiner Antwort.
Wenn ich alle Probleme addiere, sind fossile Energie-Kraftwerke unschädlicher als AKWs.
Es gibt kein Endlager auf diesem Planeten und Strahlung ist morgen nicht unschädlich - in spätestens hundert Jahren sind aber die Schadstoffe der fossilen Kraftwerke weitestgehend abgebaut, da hat sich bei den Atomaren-Endprodukten noch gar nichts getan!

Die beste Lösung ist eben meiner Meinung nach das sofortige abschalten der Hoch-Risiko-Energie die auch noch zu teuer ist - AKWs also - und der Ausbau der erneuerbaren Energie mit Reduzierung der fossilen Kraftwerke.
Das da bei der erneuerbaren Energie auch wieder Unfug getrieben wird ist klar, will ich auch gar nicht bestreiten, solange Politiker und Firmenbosse mit Pfusch Geld verdienen können, solange wird auch immer betrogen - überall.
 
Ich zitiere:
Mit neuer Technologie, die Atommüll verwertet und inhärent sicher ist, würde eine (sachliche) Beurteilung aber anders ausfallen.
Wie viel Geld würde eine solche Technik sparen, wie viel Landschaftszerstörung verhindern, wenn man auch mal die Chancen betrachten würde?

Übrigens, das IFO Institut hat eruiert, dass zum Ausgleich der Schwankungen in Winter und Nachtflaute über 400 Pumpspeicherwerke in Deutschland neu gebaut werden müssten.
Den Ausbau des Rursees zum Speicherwerk hat die rot-grüne Regierung in NRW wegen der Proteste der Naturschützer abgeblasen.

Zu Geothermie und Wärmepumpen: Reißen wir die Städte erst mal ab und bauen sie neu? 2050 werden immer noch 90% des heutigen Baubestands genutzt werden.
 
Mit neuer Technologie, die Atommüll verwertet und inhärent sicher ist, würde eine (sachliche) Beurteilung aber anders ausfallen.
Das Problem ist leider, das nix davon in Aussicht ist.

Das Problem ist doch nicht mal die Erzeugung von Energie, sondern vielmehr, das wir zuviel verbrauchen. Wir fressen den Planeten regelrecht auf (nichtnur in Bezug auf Energie). Würde man sich erstmal drauf konzentrieren soziale Probleme der Welt zu lösen könnte man nebenbei genug Energie sparen um alle AKW Weltweit ersatzlos zu deaktivieren. Wird aber keiner machen. Also werden uns in einigen Jahren sowohl die Probleme der Fossilen wie der Atomaren Energieträger um die Ohren fliegen. Bis dahin können wir uns weiter streiten was schlimmer ist.
 
Der Aachener TSV macht demnächst ein Ligaspiel, wo neben 3 Punkte holen auch gegen das belgische Kernkraftwerk in Tihange demonstriert wird. Ich frage mich nachwievor, wie lange die Brennstäbe gekühlt werden müssen, wenn das Kernkraftwerk nicht mehr am Netz ist. Wenn das Ding mit den Rissen im Reaktordruckbehälter hochgeht, dann sind wir gef****. Die Kernkraftwerke in Doel (auch Belgien) und Fessenheim (Frankreich) sollen auch schrottig sein.
 
Ich glaube ja, daß unsere wenigen Hardcore Atomkraft Pro Vertreter hier im Thread entweder nur trollen oder gesteuert sind. Von daher fehlt mir da jegliche Diskussionsbasis. Mag ja sein das zukünftige Reaktorkonzepte positiver zu betrachten sind, aber die aktuell im Betrieb und im die Bau befindlichen sind jedenfalls in Bezug auf Gefahrenpotential und Müllerezugung nichts was man sich bei heutigem Wissensstand willentlich hinstellt.
 
Mextli schrieb:
die aktuell im Betrieb und im die Bau befindlichen sind jedenfalls in Bezug auf Gefahrenpotential und Müllerezugung nichts was man sich bei heutigem Wissensstand willentlich hinstellt.
Das sehen Energiemultis, und nebenbei viele Belgier, Franzosen (etc) ganz anders (leider). Tatsächlich wird die Laufzeit der gefährlichsten europäischen Kernkraftwerke regelmäßig verlängert ... trotz Rissen im Reaktorbehälter.:rolleyes:

ITER ist noch im Entwicklungsstadium ... das taugt momentan nichtmal für eine BETA ... aber Fortschritte können sicherlich auch nicht geleugnet werden. DAS wird ... aber DAS dauert noch.

MSR (Flüssigsalzreaktoren) hingegen gibt es seit Jahrzehnten, ist ebenfalls intern um einiges sicherer, als Hochdruck-Wasser-Reaktoren (da bei Normaldruck betrieben), zudem kann der Flüssigbrennstoff im Betrieb "gereinigt" werden, sodass tatsächlich NUR Abfallprodukte abgeführt werden (statt Brennstäben, in denen noch massig spaltbares Material vorhanden ist) ... dadurch entfällt sogar die zyklische Abschaltung zum Brennstab-Austausch - MSR liefern 24/7 Strom, 365 Tage im Jahr ... und das schon vor 30 jahren mit einem weitaus höherem Wirkungsgrad als ITER.

MSR sind auch noch im Entwicklungsstadium, aber ein solcher Reaktor wurde meines Wissens nach schon 2 Mal über mehrere Monate oder sogar Jahre OHNE Störfall betrieben ... einmal in Shanghai (lieferte aber nicht genug Strom) und die US-Kernforschungsanlage in Oak Ridge betrieb ebenfalls einen solchen Reaktor.
Beides schon über 30 Jahre her.

Natürlich haben auch diese Dinger Risiken und die Entwicklung ist noch lange nicht abgeschlossen.
Aber gegen die Überhitzung (Tschernobyl, Fukushima) ist ein Flüssigsalzreaktor tatsächlich einigermaßen immun ... denn da sich das flüssige Medium bei höherer temperatur ausdehnt, wird die Reaktion automatisch gebremst (da die Wahrscheinlichkeit für die nächste Spaltung sinkt). Durch massive Verdünnung der Brennstofflösung kann die Reaktion effektiv gestoppt werden. Sogar die "Nachlaufzeit" nach einer Abschaltung ist bei MSR kürzer.
Bei einem Leck fließt der Brennstoff nicht besonders weit, denn er kühlt schnell aus, und wird dann fest ... verstrahltes Wasser fließt bei Temperaturen zwischen 0°C und 100°C einfach weiter und verdampft bei sehr hohen Temperaturen (ACHTUNG Wasserstoffexplosion a la Fukushima).

Tatsächlich sind Flüssigbrennstoff-Reaktoren für die zivile Energieerzeugung schon seit den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts im Gespräch gewesen ... leider brauchte man im kalten Krieg aber Atombomben nötiger, als halbwegs sichere zivile Kernenergie, weswegen die Forschungsprogramme (z.B. in Oak Ridge) eingestellt wurden - "Nur" für Strom war das dann wohl damals doch zu teuer.

"Bomben statt Butter" könnte man da fast sagen ...

In Shanghai wurden nach einem MSR-Experiment auch klassische Kernkraftwerke gebaut ... dabei hätte man in Oak Ridge die Lösung für das Effizienzproblem beim chinesischen MSR bekommen können ... aber blockübergreifende Kommunikation war im kalten Krieg halt auch sehr schwierig.
Die Amis wussten wie, hatten für MSR aber kein Geld übrig ... und in China brauchte man schnell viel Energie ... mehr als der dort gebaute MSR liefern konnte. Politisch motivierte Kommunikationssperren taten das übrige ... und überall wurden weiter Hochdruck-Wasser-Reaktoren gebaut.

Im Prinzip hat uns der kalte Krieg für die mit Abstand dreckigste UND gefährlichste Variante der Kernenergie entschieden ... einfach weil man damit auch A-Bomben bauen kann.
Heute haben wir betreiberseitig eher das Problem, dass der Betrieb klassischer AKW's einfach witschaftlicher ist, als deren Rückbau bei gleichzeitiger Investition in "neue" Technologie.
Leider ist der Wirtschaftlichkeits-Hebel der einzige, der überhaupt funktioniert, solange nicht militärische Interessen verfolgt werden (denen wir die aktuell verbreitete Reaktortechnologie zu verdanken haben - wirtschaftlich ist die ohne Subventionen und staatliche Folgekostenübernahme nämlich eigentlich nicht die Bohne).
 
Zuletzt bearbeitet:
MSR hingegen gibt es seit Jahrzehnten, ist ebenfalls intern um einiges sicherer
Naja, auch die MSR Dinger sind alles andere als sicher. Der Grund für die Zurückhaltung ist nicht nur die Waffentechnik.
Du arbeitest mit geschmolzenem Salz, aber nicht alle Abbauprodukte lösen sich sicher darin. Also fallen Reststoffe aus welche im Reaktor zurückbleiben und mechanisch entfernt werden müssen. Also Anlage still legen, Brennstoff entfernen und reinigen.
Zudem sind die MSR weniger gut Regelbar als festbrennstoffreaktoren. Außerdem arbeiten die MSR nebenbei auch als Brüter. Allerdings wohl mit dem Nebeneffek das primär ein stark Gamme strahlendes Uran Isotop erzeugt wird, welches später wohl weder militärisch noch zivil genutzt werden kann. Vieles kann man umgehen, dann wirds aber wohl so teuer, dass es sich ökonomisch nichtmher lohnt. Die Dinger haben wohl ne ganze Menge an handfesten Nachteilen...
Der größte Vorteil von MSR ist das sie im wesentlichen mit Thorium betrieben werden was auf der Erde in großen Mengen vorhanden ist im Gegensatz zu Uran.
 
Ich kenne mich damit zwar nicht so super gut aus, aber ich denke, dass die Abfälle bei MSR zwar ebenfalls ein Problem darstellen ... dieses Probem jedoch durch sehr viel kürzere Halbwertszeiten nicht ansatzweise so übel ist, wie bei Hochdruck-Wasser-Reaktoren.

Der Grund für die Zurückhaltung des US-Militärs war definitiv waffentechnischen Ursprungs.
In der Anlage in Oak Ridge wurde am sogenannten "Atom-Bomber" geforscht (Nuklear betriebene Flugzeuge). Als die Raketentechnik weit genug entwickelt war, dass keine Flugzeuge für einen Atomkrieg mehr gebraucht wurden, gab es auch keine Verwendung mehr für die Technologien im und um den MSR in Oak Ridge. Und für die rein zivile Nutzung geben Militärs nunmal kein Geld her.
Die nötigen technischen Entwicklungen, die zur "Marktreife" des MSR-Modells hätten führen können, wurden eingestellt, weil die Forschung an Einrichtungen des US-Militärs stattfand.
Für die Stromindustrie gab es keinen Grund, am MSR weiter zu arbeiten ... man hatte ja ein funktionierendes Reaktor-Modell das obendrein noch "Müll" abwirft, den man nach der Aufbereitung teuer ans Militär verkaufen konnte ... wozu sollte man da noch ein Reaktormodell ausarbeiten, welches "nur" Strom liefert?

Fakt ist, dass zum Bau von Atombomben genau die Abfallstoffe gebraucht werden, die ein klassischer Kernreaktor wie der von Tihange, Tschernobyl oder Harrisburg abwirft ... ohne den Betrieb solcher Reaktoren hätte das nukleare Wettrüsten nicht in der Art stattfinden können ...
Daraus, dass diese Anlagen seit über 50 Jahren die weltweit verbreitete Technik repräsentieren und andere nicht weiter verfolgt wurden sollte man nicht ableiten, dass gerade diese Technik auch die "beste" ist.

Die "Abkehr" von einer Technologie hat oft viel komplexere Ursachen, als technische Details, die noch Entwicklung brauchen.
 
DerOlf schrieb:
Fakt ist, dass zum Bau von Atombomben genau die Abfallstoffe gebraucht werden, die ein klassischer Kernreaktor wie der von Tihange, Tschernobyl oder Harrisburg abwirft ...
Erm...nein.
a)Ein ziviler Reaktor verbraucht Uran235 (idR. 3-5% Anteil, Rest Uran238) - das Uran, welches auch für die (Uran)Abombe gebraucht wird. Deswegen z.B. der Stunk rund ums Atomprogramm der Iraner.
b)Als "Abfallprodukt" entstehen u.a. ~0.7% Plutonium239 - Stoff für die (Plutonium)Bombe. Aber jetzt kommt der Gag: zusätzlich entstehen ~0.3% Pu240 - besser bekannt als "Bombengift". Bei mehr als 7% (in der Bombe) ist die Bombe keine Bombe mehr (es passiert nichts/bestenfalls eine "schmutzige Bombe"). Und damit man aus ~30%Pu240/70%Pu239 die gewünschten ~5%Pu240/95%Pu239 bekommt braucht man jede Menge Knowhow. Momentan haben nur die Franzosen und die Russen die nötige Technologie. Sogar die Amis sind dazu nicht (mehr) instande, zumindest nicht in der nötigen Größenordnung (nur im Labor). Vom Abzweigen von Tonnen von Spaltmaterial an der IAEA vorbei rede ich schon gar nicht.

Oder warum darf jedes Land KKWs bauen, bei Schlüsseltechnologien (Wiederaufbereitung/Anreicherung) hingegen gibts sofort einen Klaps auf die Finger von den "5 Großen", es sei denn die Technologien stammen von der Ländern selbst.

DerOlf schrieb:
Die "Abkehr" von einer Technologie hat oft viel komplexere Ursachen, als technische Details, die noch Entwicklung brauchen.
Allgemein ist das Thema Energieversorgung sehr vielschichtig, und vor allem sehr langsam was die Entwicklung angeht.
 
Ajtopper schrieb:
Aber jetzt kommt der Gag: zusätzlich entstehen ~0.3% Pu240 - besser bekannt als "Bombengift". Bei mehr als 7% (in der Bombe) ist die Bombe keine Bombe mehr (es passiert nichts/bestenfalls eine "schmutzige Bombe").
Und ohne diesen "Gag" könnte man aus einem Kastor recht einfach ne Atombombe bauen (mit genügend Sprengstoff gibt das dank diesem Gag höchstens eine "schmutzige" ) .

Natürlich ist für den Bau von Atombomben mehr nötig, als ein bisschen Atommüll (ausser für schmutzige Bomben - dafür reicht das) ... die Frage ist aber, woher die noch weiter aufzuberetenden/zu reinigenden Stoffe kommen, aus denen dann die für die jeweilige Bauart erforderliche Menge Plutonium oder Uran gewonnen werden. Ein MSR liefert kaum genug davon ... und wenn man sich ganz nebenbei noch nuklear bewaffnen will (um die Wette), fällt der MSR-Typ dadurch aus.

Die Herkunft der Materialien ändert letztlich nichts am Aufbereitungs- und Anreicherungsaufwand. Nur ist bei MSR die Extraktion nochmal ein bisschen komplizierter.

Sicherlich war die nukleare Bewaffnung nicht der einzige Grund, aus dem auf die gängigen Hopchdruck-Wasser-Reaktoren gesetzt wurde ... es ist aber fraglich, ob Varianten, mit denen DAS schwieriger oder gar unmöglich gewesen wäre, überhaupt in Betracht gezogen wurden (mal davon abgesehen, dass ein normales KKW in keinem Flugzeug Platz hat).
 
Zuletzt bearbeitet:
DerOlf schrieb:
Und ohne diesen "Gag" könnte man aus einem Kastor recht einfach ne Atombombe bauen
Auch dann nicht. ;)
Abgebrannte Brennelemente bestehen zu ~95% aus Uran238 -> nur mit einer sehr starken Neutronenquelle spaltbar. Wird sogar als Strahlenschutzmaterial verwendet oder als panzerbrechende Munition (das Zeug was die Amis aufm Balkan und in Irak benutzt haben). Kann nur dazu genutzt werden die Gegend chemisch zu verseuchen, radiologische Belastung dagen minimal, nur beim Einatmen und selbst dann ist die Chemieseite viel wirkungsvoller. (oder in Fusionswaffen, aber da sind die Anforderungen gaaanz andere)
Selbst wenn man die restlichen ~4% (ohne Pu240) isolieren könnte, könnte man aus dem Rest keine Bombe bauen, weil
a)U235 und Pu239 unterschiedliche Bedingungen brauchen
b)so viele andere "Bombengifte" vorhanden sind
dass die kritische Masse nie erreicht werden kann.
->ohne Wiederaufbereitung keine Bombe

@Schmutzige Bombe
Die Gefahr ist durchaus real, jedoch:
a)Castoren sind sehr stabil gebaut, mit Paar Kilo Dünger/TNT kommt man da nicht weit. (Die Teile müssen nach einem Zugzusammenstoß dicht bleiben, da braucht man viel mehr Wums). Wenn jemand in DE die nötige Menge Sprengstoff aufbringen kann, die Route genau kennt etc., dann ist so ein Kastortransport unsere kleinste Sorge.
b)eine Panzerfaust o.Ä. leichtere Waffe, wie sie oft erwähnt werden hat auch nicht genug Leistung. Eine Sprenggranate schafft höchstens eine Dalle/Riss im äußeren Mantel, eine mit Hohlladung macht zwar ein Loch (vielleicht sogar 2), jedoch haben die Löcher einen Durchmesser 1-3cm. Da das Brennmaterial weitestgehen fest und kleine "Tabletten" verpackt ist, wäre die Verseuchung im Milligrambereich.
c)die zivilen AKW-Brennstäbe sind kaum aktiv (aktiv == kurzlebig), da ausgebrannt und abgekühlt (in der Zeit zerfallen) -> wenn man alles berücksichtigt (U238 Anteil, Feststoff, Pellets) ist die Gefahr bei einer Freisetzung äußerst ernst, jedoch nur lokal begrenzt.
Wirklich sorgen muss man sich machen wenn:
a)jmd. aus losen Pellets eine Bombe gebaut hat
b)die Explosion an/neben eine (Trink-)Wasserquelle stattfand
Dann gute Nacht...

@MSR
Die Nachteile sind halt auch nicht ohne:
kann auch als Brüter eingesetzt werden -> Pu239 (U232 für Thorium-Kette) ->Bombe
Chemische Korrosion (Salze sind chemisch aktiv) -> Hauptgrund warum BWR/PWR gewonnen haben
"Radiologische" Korrosion - viele Legierungen, die die chemische Korrosion eindämmen sollen, sind nicht stabil unter Bestrahlung
Stärkere Belastung der Anlage - Salze schwemmen viele Spaltprodukte raus -> Probleme bei Wartung und Rückbau
Hoher Tritiumausstoß -> wieder Korrosion/sprödes Metall

Letzendlich haben BWR/PWR gewonnen, weil sie einfacher sind, besser skalieren, mit der vorhandenen Technologie umsetzbar waren und nicht zuletzt wegen der Nichtverbreitung "der Bombe", weil diese Reaktortypen deutlich einfacher zu kontrollieren sind.
 
Letzendlich haben BWR/PWR gewonnen,
Insbesondere Unternehmen in Frankreich, England, den USA und China forschen wohl an kleineren Reaktoren. Die Hoffnungen gehen scheinbar soweit die Dinger irgendwann auf einem Zug oder einigen LKW wohin zu bringen und innerhalb weniger Tage ans Netz zu kriegen. Also kleine AKW aus dem Katalog zum Fixpreis, statt Megameiler mit ungewissen Kosten und Realisierungsrahmen. Wobei die Salzkocher wohl scheinbar ein Renaissance erleben. Irgendwie scheint man die dabei wohl für geeignet zu halten.
Angeblich sollen hier wohl einige der bereits genannten Probleme der MSR gelöst sein. Insbesondere das Erbrüten von Waffentauglichem Material und harten Gamma Strahlern wurde wohl unterbunden. Korrosion und Ablagerung scheinen wohl noch nicht gelöst zu sein.
Man scheint aber wohl weiter/wieder an der Technik zu forschen...
 
Das faszinierendste an MSR fand ich eigentlich das um einiges geringere Risiko bei einer Überhitzung bzw einem Reaktorleck ... Überhitzung stopp langfristig die Reaktion (wenn ich das recht verstehe ... bin ja kein Füsicker), und bei einem Leck wird der "Treibstoff" fest statt zu verdampfen oder zu versickern (wie bspw. Kühlmittel aus einem Leck im Primärkreislauf).

Da Überhitzung bei herkömlichen AKWs in der Öffentlichkeit momentan als "Hauptrisiko" betrachtet wird , erscheint es sinnvoll, wieder an Reaktoren zu forschen, die zumindest DIESES Risiko scheinbar nicht haben. Ausfall/Fehlfunktion der Kühlung bzw. Versagen des Moderationssystems und anschließende Überhitzung/unkontrollierte Reaktion sind für Tschernobyl und Fukushima verantwortlich gemacht worden.

Wenn ich das recht verstehe, dann ist eine "Kernschmelze" bei MSR eigentlich ausgeschlossen und Überhitzung stellt nicht wirklich ein Problem dar.
 
Zuletzt bearbeitet:
OK, dann mögen die Dinger deutlich sicherer sein. Vielleicht sogar so sicher das selbst ich sagen würde OK, und zwar aufgrund der Physikalischen und nicht Anlagentechnischen Sicherheit.

Das löst aber nicht die anderen Probleme. Insbesondere die Sache mit dem Müll bleibt mindestens genauso bestehen. Außerdem werden Spalt- und Brutprodukte permanent aus dem Reaktor entfernt, was an sich ja sehr gut ist, aber insbesondere bei kleinen Reaktoren welche nichtmehr von hunderten Sicherheitsleuten bewacht werden, das Risiko der Ausschleusung birgt. Die kleinen Mini Reaktoren haben als Zielmarkt insbesondere Dritte Welt Länder. Also genau die Länder, wo Paramilitärs ggf. auf schmutzige Bomben setzen könnten.
Wie relevant die andere Probleme (Betrieb, Wartung, Regelbarkeit ..) sind?!? Keine Ahnung...

Mag schon sein das die Dinger sicherer sind. Aber irgendwie ist mir auch dabei nicht wohl. Würde mir einer ein glaubhaftes sicheres und günstiges Konzept von der Herstellung der Rohstoffe bis zum Abbau der Anlagen und der Entsorgung der Abfälle zeigen würde ich mich überzeugen lassen. Aber davon ist man, unabhängig vom Reaktortyp, noch weit entfernt.
 
Es gilt hier Probleme gegeneinander abzuwägen ... Probleme, für die momentan (noch) keine Lösung gefunden wurde.
Zum einen ist natürlich der Abfall ein Problem jeder Energieerzeugung, die überhaupt "Nebenprodukte" abwirft (sei das nun strahlender Abfall oder auch einfach Treibhausgase).
Zum anderen ist das natürlich der absehbar weiter steigende globale Energiebedarf.

Setzt man auf regenerative Energieträger, ist man das erste Problem unter Umständen erstmal los (obwhl auch hier Abfälle anfallen ... z.B. aus der Produktion der Anlagen), stolpert aber beim aktuellen Stand der Technik (v.A. Speicherung) über den weiter steigenden Energiebedarf.
AKW's können den Energiebedarf zwar decken (auch in Zukunft den von über 10Mrd. Menschen) ... aber damit müllen wir useren Planeten dauerhaft zu. Ausserdem passiert halt ab und zu mal ein Unfall.

Ob nun MSR oder Hochdruck-Reaktoren gebaut werden, das berührt letztlich nur das Unfallrisiko. Der strahlende Abfall muss weiterhin irgendwie behandelt werden ... allerdings ist diese Abfallmenge letztlich doch kleiner als bei herkömmlichen Reaktoren, da z.B. nach Tschernobyl Hektarweise Boden ebenfalls als "Atommüll" zu behandeln war/ist.
Mit Reaktoren, die wenigstens nicht in die Luft fliegen, wäre es also definitiv weniger "Atommüll", denn es würde nicht noch tonnenweise "unbeabsichtigt" verstrahltes Material dabei sein (wer glaubt, Störfälle seien bei Hochdruck-Reaktoren vermeidbar, der träumt mMn).

Was Müll angeht, ist die Produktion von weniger mMn keine schlechte Idee ... jedenfalls sollte man nicht auf etwas verzichten, weil es nur "weniger" Müll produziert, statt garkeinen.

Natürlich ist der Umstieg auf eine Energieerzeugung ohne Nebenprodukte wünschenswert ... aber momentan gibt es da eben noch ein paar Probleme ... und da rede ich jetzt NICHT vom ästhetischen Empfinden der Anwohner (Landschaftsverschandelung) oder der "Lärmbelästigung" die von einem Windpark ausgehen kann, sondern von so "simplen" Problemen, wie dem Platzbedarf von Solarparks, den Entwicklungs- und Baukosten für Speicher oder der ganz normalen Bigotterie (Strom ja, Atomkraft nein Danke und Windräder/Solarparks/Biogasanlagen bitte NICHT in meinem Vorgarten).

Zurück zur Natur ... aber bitte nicht zu Fuß.
 
Zuletzt bearbeitet:
gaunt schrieb:
Insbesondere das Erbrüten von Waffentauglichem Material und harten Gamma Strahlern wurde wohl unterbunden.
Hast da evt. einen Link? Die Kette U238->Pu239 (Th232->U233) lässt sich nicht unterbinden, muss was anderes gemeint sein.
Vllt. Umbau vom Verbrenner zum Brüter???

@Kleine Reaktoren
Ich halte die Idee für groben Unfug:
kleinere Designs werden oft mit höher angereicherten Brennstoff betrieben (teurer, umständlicher + Bombe)
größer==effizienter in der Energietechnik (Punkt)
deswegen mehr Abfall pro MWt Leistung (u.A. beim Abbau)
die Fixkosten/Mwt steigen erheblich weil man statt einem großen Gelände viele kleinere unterhalten muss (z.B. Sicherheit)
die Kosten für Leitungen/Trafos die man sparen (sie fallen nicht ganz weg) kann sind nur n kleiner Teil der Kosten insgesamt
die Gefahr von Störfällen steigt an
der Standort nahe des Verbrauchers (==Menschen) ist bei einem GAU eher kontraproduktiv *hust*
viele Standorte lassen sich schwerer überwachen (von der IAEA)
u.v.m.
Als Nischenlösung vllt OK (irgendwo am A.d.W.), sonst IMHO unrentabel + zu gefährlich.

Was die Entwicklung an sich angeht: die meisten Entwürfe sind nicht ansatzweise erprobt, oft sogar reine Papiertiger ohne einen einzigen Test.
Reale Grundlagen- und Materialforscung sowie richtige Versuchsaufbauten der Konstruktion betreibt eig. nur Russland, weniger Frankreich, China und Indien(!).
Sogar Westinghouse hat trotz all Erfahrung etc. so einen Bock (eig. mehrere) beim neuen Design geschossen, dass der Bau jetzt schon mindestens 3xteuerer rauskommt und es jahrelang nicht einmal klar war, ob er wegen Designmängel überhaupt vollendet werden kann. (Von der Langlebigkeit und Sicherheit noch keine Rede)

@Der Olf
Wenn es um Sicherheit geht schau mal LFR an, außer erhöhtem Poloniumaustoß keine Nachteile, ist allerdings teuerer als BWP/PWR, deswegen noch keine Verbreitung.
(Wir hatten hier sogar richtig gute Ansätze, aber naja...) :wayne
 
Zuletzt bearbeitet:
Ajtopper schrieb:
Wenn es um Sicherheit geht schau mal LFR an, außer erhöhtem Poloniumaustoß keine Nachteile,
Naja ... unter "Disadvantages" sehe ich da noch ein paar mehr Punkte, als Polonium. Aber sicherer als BWR/PWR ist das allemal ... ist ja auch nicht soooo schwer ;)

Der Betrieb von Reaktoren mit flüssigen Brennstoffen bzw. Kühlmitteln, die bei den normalen Oberflächentemparaturen auf der Erde nicht flüssig sind, ist allgemein keine schlechte Idee ... jedenfalls besser, als die Kühlung mit Stoffen, die bei den benötigten Temperaturen nur unter hohem Druck flüssig bleiben.

Ich sehe aber ein anderes, viel schwerwiegenderes Problem bei JEDER neuen Reaktortechnologie:
ist allerdings teuerer als BWP/PWR, deswegen noch keine Verbreitung
Wenn wir nur nach dem Kostengesichtspunkt fragen, dann wird es in absehbarer Zeit keine marktfähigen Alternativen geben, denn durch die noch nötige Entwicklungsarbeit und mangelnde Erfahrung mit diesen neuen Systemen, sind die alle teurer.

PS:
Ein funktionierender MSR stand vor JFK's Präsidentschaft in Oak Ridge ... da gab es auch die entsprechenden Testläufe ... scheinbar OHNE nennenswerten Zwischenfall.
Wie bereits gesagt, das Programm wurde NICHT wegen Sicherheitsbedenken eingestellt, sondern weil der ursprüngliche Entwicklungsfokus (atombetriebene Bomber) verworfen wurde und Oak Ridge nunmal eine militärische Einrichtung ist ... das Militär brauchte es nicht mehr und für eine rein zivile Nutzung gibt man nur ungern so viel Geld aus, wie für Kriegswichtiges.
 
Zuletzt bearbeitet:
DerOlf schrieb:
Naja ... unter "Disadvantages" sehe ich da noch ein paar mehr Punkte, als Polonium.
Die aber nicht sicherheitsrelevant sind und nur die Kosten/Planung betreffen. ;)
Von der passiven Sicherheit insgesamt ist LFR atm am besten von den Technologien, die man heutzutage umsetzten kann.

DerOlf schrieb:
Ein funktionierender MSR stand vor JFK's Präsidentschaft in Oak Ridge ... da gab es auch die entsprechenden Testläufe ... scheinbar OHNE nennenswerten Zwischenfall.
LFRs liefen in 7 Sowjetischen U-Booten ~20Jahre lang :p
2 Vorfälle: beim 1. (Test-)U-Boot gabs Spannungsrisse (lag an der Fertigung) im Reaktorgehäuse - das Blei hats abgedichtet und das U-Boot ist mit halber Leistung zurückgekehrt. Bei einem anderen Boot - menschliches Versagen bei Wartungsarbeiten. Ansonsten einwandfrei trotz i.d.R. 24/7(!!!) Reaktorbetrieb, nur eben teuer und deswegen früh aus dem Dienst genommen.
Momentan wird in RU BREST-OD-300 gebaut, um die Wirtschaftlichkeit von einem LFR mit reinem Blei als Kühlmittel zu prüfen (billiger, keine Polonium210-Bildung, jedoch mögliche Korrosionsprobleme) + kleine Blei-Bismut Reaktoren (Bau eingefroren, keine Kohle (*g*) ).

DerOlf schrieb:
Wenn wir nur nach dem Kostengesichtspunkt fragen
Kernerenergie ist halt nicht "in", nur Fusion ist noch salonfähig. (Wobei bei einem SuperGAU am ITER wären Tschernobyl samt Fukuschima und 3Mile Island zu einem Kindergeburtstag degradiert)
Es gibt auch interessante "grüne" Projekte, die wenig/nichts kriegen. Aber für Solardachziegel gibts Beifall und jede menge Asche. (PS Selten so was dämliches gesehen)
Alles eine Frage der (politischen) Konjuktur.
 
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