Computerfuchs
Lieutenant
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Eine Viertelpalette ist ein Industriestandard. Es gibt sie von vielen verschiedenen Herstellern, gefertigt aus unterschiedlichen Materialien. Was aber alle gemeinsam haben, sind die Abmessungen von exakt 400 x 600 mm. Die aus Kunststoff gefertigten Modelle sehen auch alle ähnlich aus (hier mal drei zufällig herausgegriffene Beispiele: 1, 2, 3). Außerdem gibt es solche Paletten nicht erst seit gestern, sondern schon seit Jahrzehnten und ebenso lange werden sie auf Verkaufsflächen dazu eingesetzt, um Waren zu präsentieren. Gibt dafür sogar eine spezielle Bezeichnung: Sogenannte "Displaypaletten".supastar schrieb:Design bedeutet als erstes Mal Formgebung und die scheint ja durchdacht sein, sonst hätte das Produkt den Award wohl kaum bekommen.
Hübsch muss das Teil nicht sein, sondern funktionell. Und das scheint es zu sein.
Man kann damit an einer Verkaufsfläche eben schnell mal ein Display präsentieren. Das klingt praktisch.
Und hübscher als eine Europalette ist das Teil dann ja wohl auch zu Präsentationen...
Ich gebe dir absolut Recht damit, dass ein Produkt nicht hübsch sein muss, um einen Design-Award zu gewinnen. Ich bin in diesem Zusammenhang auch der Meinung, dass es prinzipiell möglich wäre, mit einer Platte zu Recht so einen Preis zu gewinnen.
Woran ich mich bei dem Beispiel stoße, ist die Jureygründung. Damit so ein Preis gerechtfertigt ist, braucht es irgendein neuartiges, innovatives, was die Konkurrenz vorher nicht hatte. Ein Alleinstellungsmerkmal. Die Tatsache, dass diese Platte "weniger Stellfläche als eine Vollpalette" benötigt und man sie deshalb "Produkte am POS direkt auf ihr präsentiert werden können" ist etwas, was auf alle jemals hergestellten Viertelpaletten sämtlicher Hersteller zutrifft.
Das ist, als würde man einem Smartphone einen Award verleihen und in die Begründung schreiben "Man kann damit unterwegs telefonieren und es passt gut in die Hosentasche"
Ich habe mich bei meinem letzten Beitrag (und auch jetzt, bis zu dieser Stelle) ausschließlich auf das Platten-Beispiel gestützt, weil ich es für doch sehr offensichtlich hielt, dass hier etwas nicht stimmt. Wenn man weiter recherchiert, gibt es aber auch konkretere Belege, die exakt das wiederspiegeln, was ich vermutet habe:
Die Teilnahmegebühr geht in Ordnung. Irgendwie muss so ein Wettbewerb schließlich finanziert werden. Aber zusätzliche Kosten, falls man als Gewinner gezogen wird? Und das sind noch nicht mal Fixkosten sondern mit einem "ab" vor dem Betrag versehen? Das klingt schon sehr verdächtig nach genau dem, was ich vermutet habe. Eine gekaufte Auszeichnung.Anders als bei Preisverleihungen üblich, erhalten Nominierte und Gewinner kein Preisgeld, sondern müssen eine Zahlung leisten. Die „Teilnahmegebühren“ belaufen sich (Stand 2018) auf 230 Euro zuzüglich einer Organisationsgebühr von mindestens 70 Euro, für jeden einzelnen Beitrag. Wenn ein nominierter Beitrag als Gewinner gezogen wird, werden für diesen weitere Kosten ab 2.080 Euro fällig. 2016 betrugen die Nominierungsgebühren 449 Euro und Gewinner mussten bis zu 4.450 Euro zahlen.
Die Veranstaltung wird nicht durch Sponsoren, sondern durch die Prämierten finanziert, was seit Jahren kritisch betrachtet wird. [...] Ebenso in der Kritik steht die große Anzahl an Preisträgern. 2018 wurde der Preis an über 1000 Gewinner überreicht.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Rat_für_Formgebung#German_Design_Award