Gnah schrieb:
Es ist doch keiner gezwungen bei Spotify, Deezer und co seine Musik anzubieten.
Gezwungen wird niemand, das ist richtig. Aber glaub mir wenn ich dir sage, dass du als Musiker auf die Streamingdienste angewiesen bist.
CDs kauft (vergleichsweise) niemand mehr. Selbst meine Mitmusiker, die allesamt sehr musikverbunden sind, setzen zu 90% auf Spotify, weil es "einfach bequem" ist. Wen interessiert schon die Qualität, oder die Tatsache dass man als Künstler mit den Streamingdiensten kaum was verdient? Egal, bequem muss es sein!
Und ich finde das traurig.
Wir hatten 2018 unser letztes Album veröffentlicht, ganz klassisch auf CD - und wir bleiben darauf sitzen. Unser Schrank im Proberaum ist voll damit, weil wir halt eine Mindestauflage pressen lassen mussten. Aber wir haben kaum was davon verkauft. Und mit den Streams auf Spotify & co. haben wir in den bald 3 Jahren glaube ich keine 100€ verdient. Zugegeben, das sind keine Zugriffszahlen in Millionenhöhe, aber dennoch. Hätten auch nur die Hälfte all jener stattdessen ein Album gekauft, hätte man uns damit viel mehr geholfen. Es geht hier nicht zum Gewinne, sondern darum, das nächste Album irgendwie produzieren zu können.
Ich hab ein Gratis Spotify Konto und nutze das vllt. 2-3x im Jahr, meine restliche Musik kommt vom DAB+ Radio oder direkt von meiner eigenen Sammlung.
Dass mein aktuelles Auto ohne CD-Player daher kam war für mich im ersten Moment seltsam, da ich das halt 20 Jahre lang so kannte. Nun steckt ein USB-Stick mit Musik da drin und wenn ich nicht was eigenes höre, dann läuft halt DAB. Und wenn ich unterwegs bin, hab ich eine Playlist auf meinem Handy. Keinen Stream.
Das Ganze gestreame sorgt aber dafür, dass ein Grossteil der Bands keine CDs mehr produzieren wird, sondern alles nur noch digital irgendwo erhältlich sein wird. Weil sie eh niemand kauft, spart man damit kosten - aber als Künstler isses auch was anderes wenn man seine eigene Musik nur irgendwo bei Spotify sieht, oder tatsächlich in einem Laden kaufen kann. Ich war stolz wie Bolle auf meine ersten Alben.
Vinyl ist eine Option, aber keine Alternative. Grund dafür ist, dass Schallplatten um einiges teurer zu produzieren sind, selbst wenn man nur eine kleine Auflage macht. Ich liebe Vinyl, aber lukrativ ist es eigentlich nicht.
Abgesehen von den wirklich grossen, welche zehntausende in die Stadien locken, ist die Musikindustrie im Arsch. Selbst wenn du dir als Band 10 Jahre lang den Hintern aufreisst und tatsächlich ein paar Schritte vorwärts machst, davon zu leben ist so gut wie unmöglich geworden, ausser du hast einen Vertrag mit einem Major Label. Aber selbst dann bist du alles andere als gut betucht und bist zudem auch noch gezwungen, nach deren Pfeife zu tanzen.
Anno dazumals, als Musik noch tatsächlich gekauft werden musste, da es sonst nur Radio gab, konnten sich selbst kleinere Bands noch einen Batzen dazu verdienen. Und heute hat man teilweise extrem talentiere Künstler, die vor 100 Leuten spielen (müssen) und eigentlich sogar ein Minusgeschäft machen, weil selbst von deren "Fans" kaum einer mehr eine Platte kauft.
Letztendlich gehe ich jede Wette ein, dass die Künstler auch mit den höheren Abokosten für "SpotiHIFI" kaum mehr einnehmen werden.