Auch wenn der Thread im Eingangspost schon vor offenen Spoilern warnt, schreibe ich hier auch nochmal explizit rein, dass ich ganz offen über Teile der Story und alle Enden reden werde! Wer noch nicht alle erreicht hat, ist hiermit gewarnt!!
So, ich hab nun meinen zweiten Durchgang STALKER 2 durch. Den ersten hab noch mit 1.0 und den ersten paar kleinen Patches durchgespielt (ja, nach SIRCAA wars z.T. echt ein Graus aber ich hab Workarounds gefunden), war der zweite Durchgang mit 1.2.1 doch schon wesentlich runder und angenehmer. Die Bugs sind definitiv weniger geworden, wenn auch andere dazugekommen sind, aber zum Glück keine gamebreaking Bugs. Mit dem ersten Durchgang hatte ich das Strelok-Ending erreicht, mit einem etwas früheren Savestate hab ich aus dem Durchgang gleich noch das Kaymanov-/Skif-Ending mit rausgeholt.
Für meinen zweiten Durchgang, welchen ich zuerst zum Ward-Ending und mit einem Savestate auch zum Scar-Ending geführt hab, hab ich absichtlich einige andere Entscheidungen getroffen, und damit nicht nur die zwei/drei, die tatsächlich zum jeweiligen Ende führen, sondern übers ganze Spiel hinweg einiges anders gemacht. Dadurch war der zweite Durchgang auch stellenweise komplett anders. Es sind nicht nur Kleinigkeiten die sich ändern, einige Story-Missionen sind einfach komplett andere und führen einen zu anderen Regionen und bringen an "gleichen" Stellen teilweise völlig andere Dialoge mit sich. Sprich die Entscheidungen haben tatsächliche Auswirkungen nicht nur aufs Ende, sondern auf den gesamten Spielverlauf. Und während man beim Strelok und Kaymanov-Ending im Endgame bei der Red Fortress und anschließend im Untergrund landet, kommt man beim Ward- und Scar-Ending ins Dead Valley und die Generators und hat so ein völlig anderes Engame-Erlebnis.
Es war gerade beim zweiten Durchgang, bei dem sich die Story mit weiteren Puzzleteilen zusammengesetzt hat, zusätzlich zu dem Wissen, welches man schon aus den alten Games und dem ersten Durchgang hat. Das ist genau das, wofür ich STALKER so liebe. War nach den ersten drei Games schon so tief in der Lore-Rabbit-Hole drin und dieses wurde so übelst geil erweitert, mit alten und neuen Charakteren und viel viel mehr Hintergrundinfos, vor allem zum C-Consciousness, dem STALKER-Programm, dem Hintergrund der Monolither und den Agenten. Es fügte sich alles so gut zusammen, aber nicht alles auf einmal sondern mit den beiden Durchgängen und den vier Endings immer ein wenig mehr. Ein Thriller, der seinesgleichen sucht! Ich freue mich dadurch auch schon so sehr auf die DLCs, die hoffentlich das Universum noch massiv erweitern.
Optimal ist leider trotzdem nicht alles. Ich vermisse nach wie vor einige Gimmicks und Mechaniken, die in den früheren teilen dabei waren. Zum einem natürlich Nachtsichtgeräte. Die waren seit dem ersten Teil ein wirklich wichtiger Faktor und hätte hier auch gut getan, dann hätte man auch die Nächte dunkler machen können. Ebenso vermisse ich ein ähnliches Fast-Travel-Konzept, wie bei CoP, wo man die Random NPCs ansprechen konnte und diese entweder kostenlos zu deren Ziel begleiten oder gegen Geld zu einem anderen Ziel gebracht werden konnte. Das sparte einem so einiges an langer Lauferei und hätte bei einer derart riesiegen Map auch sehr geholfen. Es gab Regionen, da wars einfach ultraweit bis zur nächsten Basis z.B. Duga, Teile der Swamps und teile des roten Walds, je nach Spielverlauf konnte man ja auch Zugang zu Malachite, Chemical-Plant oder Zalyssia verlieren und die langen Distanzen konnten schon nerven, wenn man gerade keine Lust auf Erkundungstour hatte, sondern einfach nur zur Basis wollte.
Auch muss ich sagen, dass mir die Nebenmissionen teilweise sehr billig vorkamen. In den ersten Teilen kamen die mir teilweise etwas abwechslungsreicher und ausgeklügelter vor, manche von denen haben gar ein wenig Story reingebracht. Hier waren viele aber einfach nur random Kill/Search-Quests die nur zum Geldverdienen gut waren, aber sonst nicht groß was zu bieten hatten. Hin, abknallen/aufnehmen, zurück, fertig. Da wär etwas mehr Vielfalt und vor allem gestaffelte Questreihen mit mehreren Checkpoints cooler gewesen, solche gabs ja auch wie z.B. die Questreihe um die Mutant-Collers. Das gleiche gilt dann leider auch fürs Late Game. In Pripyat gabs fast nichts mehr, da wurde man eigentlich nach ganz wenigen Mainquests direkt ins Endgame und zum Point of no Return geschickt, das fühlte sich auf allen Pfaden etwas sehr gerusht an. Klar konnte man selbst erkunden, aber Gerade mit Degtarev, der meiner Meinung nach der beste Protagonist aus den ersten drei Games war, hätte man story- und missionsmäßig noch so viel mehr anstellen können. Doch leider war Deggy im Gegensatz zu Strelok oder Scar eigentlich nur wenig (Strelok/Kaymanov-Ending) oder fast gar nicht (Ward/Scar-Ending) involviert. Schade drum.
Auch fand ich, dass es übertrieben viele Untergrundkomplexe gab, von denen viele sich unglaublich ähnlich angefühlt haben, aber kaum eins so richtig rausgestochen ist. Ich erinner mich in SoC an den Hirnschmelzer oder Pripyat Underground in CoP, die beide für einen richtigen Wow-Effekt gesorgt haben. Das hat leider kaum eins von den unzähligen Laboren/Bunkern hier geschafft, dafür waren es einfach zu viele, die sich zu wenig voneinander unterschieden haben.
Alles in allem bin ich trotzdem äußert zufrieden mit dem, was wir da als STALKER 2 bekommen haben. Es hat mich wirklich extrem gefesselt, in beiden Durchgängen. Hab teilweise direkt nach Feierabend im Homeoffice das Game angeschmissen, da war der Firmenlaptop noch nichtmal runtergefahren. 193 geloggte Stunden in Steam lügen nicht (naja, ein bisschen vielleicht, muss man zwei oder drei Stunden abziehen weil ab und an das Game einfach pausiert aber nicht beendet hatte). Und ich freue mich unglaublich auf die kommenden DLCs. Und ich werd natürlich noch versuchen die noch ausstehenden 11 Achievements zu holen, wobei ich bei einigen echt Zweifel hab, ob ich die packen werde.