Mickey Cohen schrieb:
zumal es in irland keine weiteren standortfaktoren gibt, ausser keine steuern (bisher).
Unsinn, Irland hat einen Steuersatz von 12% Gewerbesteuern. Das es weniger als 12% zu zahlen hat liegt an Sondervereinbarungen, die jedes größere Unternehmen mit Staat, Land und/oder Stadt versucht auszuhandeln. Die letzten größeren Verhandlungen, an die ich mich hier in Deutschland aus den Medien erinnern kann war der Bau der Chipfabrik durch Infineon in Dresden. Die Sichtweise ist klar:
Dresden bekam einen Arbeitgeber, der tausende von Jobs schaffte. Die dadurch höheren Steuereinkommen auf Jahrzehnte hinaus sind es wert, einige Steuervergünstigungen in den ersten Jahren anzubieten um das Unternehmen zu gerade diesen Ort zu überzeugen. Alternative Orte in Deutschland und dem Rest der EU legen ihrerseits Angebote vor, um Unternehmen zu sich zu locken. Und Steuern, die man - wenn das Unternehmen woanders hinzieht - nicht hätte sind etwas, was sich leicht reduzieren läßt. Besser man bekommt nur den halben Kuchen anstatt gar keinen, ein leicht verständliches Argument.
Und dann kommen Medien und Politiker Jahre später und rechnen der Öffentlichkeit vor, wieviel Steuern das Unternehmen hätte zahlen müssen aber zu geizig ist zu zahlt. Und der Böse ist das Unternehmen. Das sie alternativ hätten nach Asien gehen können und dennoch hiergeblieben sind hält ihnen keiner zugute.
Yoshi_87 schrieb:
Wenn sie könnten würden die ein eigenes land gründen und nie wieder irgendwelche Steuern zahlen.
Wundert mich ja schon das sowas bisher nicht passiert ist.
Die Aussage zeugt von gänzlich fehlenden Kentnissen der Steuergesetze. Damit bist du zwar nicht allein - wenn ich mir die Art, wie die Medien die Situation beschreiben anschaue bist du vermutlich Teil einer großen Mehrheit - aber das ändert nichts daran, daß das einfach Unsinn ist und du deine Meinung aufgrund rein populistischer Texte gebildet hast.
Wenn ein Unternehmen nicht nur in einem einzigen Land tätig ist sondern in einem zweiten Land auch Waren verkaufen will dann würde ihn dies ohne irgendwelche Rahmenverträge zwischen den beiden Nationen soviel Aufwand und Geld kosten, daß es den Aufwand nicht wert wäre. Nehmen wir als Beispiel eine Bäckerei in einer Grenzstadt. Würde der Bäcker eine zweite Filiale 3 km entfernt und in der anderen Nation aufmachen, seine Brötchen jedoch weiterhin in der Hauptniederlassung backen, so müsste er für das Einkommen durch die verkauften Brötchen in der zweiten Filiale einmal Steuern an die zweite Nation zahlen - und noch einmal an die Nation, aus der er kommt. Mal abgesehen von dem Aufwand, den er für den Papierkram und Genehmigungen wie Landbesitz oder -miete als Ausländer in der zweiten Nation und zwei getrennte Steuererklärungen betreiben muß. Oder Export- und Importverfahren der respektiven Nation. In dieser Situation lohnt sich diese Filiale definitiv nicht.
Der Vorteil vom Handel zwischen Nationen kann man garnicht genug hervorheben. Kein einziges Land ist in der Lage, ohne Import sämtliche Anforderungen an den Markt zu decken. Und ein florierender Export führt zu massivem Anstieg der Arbeitsplätze und des Einkommen aus dem Ausland. Also braucht es Rahmenverträge, in denen eine doppelte Besteuerung für dasselbe Einkommen ausgeschlossen wird. Tarife für den Import von Waren und Dienstleistungen werden reduziert oder gänzlich gestrichen. Je mehr Schranken zum globalen Handel fallen desto höher fallen die
Synergieeffekte aus.
Deutschland ist eines der besten Beispiele für den globalen Handel. Deutschlands Marktwirtschaft ist weltweit auf Platz 4! Vor uns sind lediglich die USA, China und Japan. Allesamt Länder mit deutlich mehr Einwohnern und teilweise enorm größere Menge an Land. Wir sind Exportweltmeister! Wir haben den Großteil unserer Resourcen schon vor Jahrzehnten aufgebraucht. Unsere Kohle bekommen wir günstiger aus dem Ausland. Rohstoffe wie Eisen, Kupfer, Gold, Silver, etc. läßt sich nicht in wirtschaftlichen Mengen in Deutschlands Boden finden. Nein, wir importieren Rohstoffe und verarbeiten sie in Maschinen, Autos und dergleichen und verkaufen sie wieder an andere Länder. Knapp hinter uns sind England und Frankreich.
Ohne all diese komplizierten Rahmenverträge, die uns das weltweite Handeln vereinfachen, wäre Deutschland bei weitem nicht so reich und mächtig. Und diese Gesetze, die internationalen Unternehmen wie Apple nun das Steuersparen einfacher machen, haben auch alle einmal ihre Existenzberechtigung gehabt. Die Gesetze wurden definitiv nicht erlassen, um Steuerlasten internationaler Unternehmen zu reduzieren. Politiker tun sich generell schwer, verlässliche Steuerquellen aufzugeben - siehe aktuelle Verhandlungen der FTP zum Solidaritätszuschlag und deren Erfolg.
Aber neue Gesetze zu erlassen ist immer einfacher als vorhandene Gesetze aufzuheben oder zu vereinfachen. :-/