Ich habe gestern auch noch einen Messpunkt für 75W gefunden. Den bekommt man nämlich offenbar bei den fixen 3,7 GHz, die anliegen, wenn man Boost komplett abschaltet. Die PCGH
hat das geprüft. In dem Fall gibt es auch einen CineBench-Wert: 1685. Die Package Power liegt dann bei knapp 75W und der Gesamtverbrauch des System bei 138W. Leider gibt es keinen Idle-Wert.
Ich hole für den Rest des Posts meinen Taschenrechner und die besonders gut polierte Kristallkugel raus. Viele der folgenden Angaben sind persönliche, grobe Schätzungen.
Der Rest des Systems verbraucht bei Last 63W. Den Idle-Wert kann man nur raten, ich setze einfach mal die 49W von ComputerBase an. Dann würden also die restlichen Komponenten bei Last 14W mehr verbrauchen als im Idle. Dazu kommen die 75W von der CPU, ergibt zusammen dann die insgesamt 89W Idle-Last-Differenz.
Ich nehme mal etwas vereinfachend an, dass dieser Zuschlag von 14W vom Rest des Rechners generell gilt. Er dürfte natürlich bei höheren Takten noch minimal ansteigen und bei niedrigeren langsam gegen null gehen, aber dafür fehlen hier jetzt einfach die Messdaten.
Hier bei ComputerBase gibt es bei Stock 1790 Punkte. Diese werden bei einem System mit 196W Gesamtverbrauch bei CineBench und 49W im Idle erzielt. Das ist eine Idle-Last-Differenz von 147W, und abzüglich der 14W erhält man dann eine grobe Package Power von 133W. Da man wohl etwas mehr abziehen müsste, runde ich auf 130W ab.
Das führt dann zu:
- Ohne Boost 138W bei 3,7 GHz, 1685 Punkte. Die Package Power liegt bei 74,8W.
- ComputerBase hat mit Boost 196W, 1790 Punkte. Die Package Power liegt bei geschätzt 130W.
- TechPowerUp hat mit Boost 199W, 1819 Punkte. Das ist entweder die CPU oder das Board etwas besser. Hier ist aus der Boost-Analyse auch ein ungefährer All-Core-Boost Takt von 4,025 GHz bekannt.
- Das sind 6,2% mehr Leistung für 42% mehr Verbrauch.
- Das System ohne Boost ist natürlich bei All-Core viel effizienter, allerdings fehlt eben der Boost für die Anwendungsfälle mit wenigen Threads.
Zur Skalierung des CineBench:
- Von 3,7 GHz zu 4,025 GHz sind es +8,8% Takt.
- Von 1685 zu 1819 Punkten sind + 8,0% Punkte.
- Die Skalierungs ist also sehr gut, der Skalierungsfaktor (1,08/1,088) liegt bei über 99%.
Nun kann man mit slumpies Messwerten weiter gehen:
Zunächst 95W:
- Dies ist die TDP des R7-1700X.
- Bei 95W cTPD kann man 3,75 GHz erreichen.
- Beim Takt sind 3,7 zu 3,75 GHz +1,4% Takt.
- Das ist kaum mehr. CineBench schätze ich auf 1695 Punkte. Das sind etwa 9% mehr als beim R7-1700X.
- Bei dieser Einstellung erhält man offenbar noch den vollen Single-Core-Boost.
- Den Gesamtverbrauch bei CineBench kann man auf 49W+95W+14W=158W abschätzen. Dieser Wert liegt leicht unter dem Messwert von ComputerBase von 164W für den R7-1700X.
- Man erhält dann im All-Core 93,2% der Performance für 79,4% des Verbrauchs.
- Der Boost bleibt bei cTDP aktiv, also bekommt man weiterhin 4,3 GHz im Single-Thread-Boost.
Nun 65W:
- Dies ist die TDP des R7-2700.
- Es werden 3,425 GHz erreicht. Dies passt sehr gut zu den 3,420 GHz, die TechPowerUp beim R7-2700 gemessen hat.
- Den CineBench schätze ich auf 1570 Punkte. Das passt sehr genau zum Wert von 1565 bei techPowerUp. Hier bei ComputerBase hat der R7-2700 nur 1526 Punkte, aber auch das ist noch nah dran.
- Verbrauchsabschätzung: 49W+65W+14W=128W. ComputerBase hatte bei seinem R7-2700 125W, TechPowerUp hat 141W. Auch wenn die Schätzung eher zum zu niedrigen CineBench-Wert passt: Immerhin ist nun auch klar, warum TechPowerUp eine höhere Performance misst.
- Man erhält 86,3% der Performance für 64,3% des Verbrauchs.
Und dann 125W:
- Die ist nicht die TDP des R7-2700X. Allerdings werden wir sehen, dass dies sehr nah am Stock-Betrieb liegt. Man kann also wieder mal sehen, dass adäquate Kühlung plus XFR2 zum Überschreiten der TDP führt.
- Es werden 3,925 GHz erreicht.
- Den CineBench schätze ich auf 1775 Punkte.
- Verbrauchsabschätzung: 49W+125W+14W=188W. Man ist hier dann fast bei den 196-199W der Tests im Stock-Betrieb. Man spart also nicht mehr viel. Allerdings zurrt man so den Verbrauch auch wirklich bei maximal diesem Wert fest. Es ist nicht so, dass ein besserer Kühler noch sinnlose 50 MHz mehr liefert, aber dafür nochmals ärgerliche 20W drauf schlägt.
- Man erhält 97,6% der Performance für 94,5% des Verbrauchs.
Und zum Schluss 105W:
- Dies ist die TDP des R7-2700X. Mal sehen, was man bekommt, wenn man die auch erzwingt. Der i7-8700 liefet ja auch ohne Zügel 1389 Punkte und bei 65W dann nur noch 1203, wenn man ihm die 65W vorschreibt.
- Es werden 3,775 GHz erreicht. Der Wert liegt sehr nah an dem für 95W, weshalb ich hier mal den besten Messwert nehme. Es zeichnet sich aber schon ab, dass sich diese Einstellung kaum lohnt.
- Den CineBench schätze ich auf 1705 Punkte.
- Verbrauchsabschätzung: 49W+105W+14W=168W.
- Man erhält 93,7% der Performance für 84,4% des Vebrauchs.
Ich ziehe daraus diese Ergebnisse:
- Wer möchte, dass der R7-2700X seine nominelle Leistung erreicht, aber nicht will, dass bei guter Kühlung sinnlos wenige MHz für deutlich merkliche Zuschläge beim Verbrauch dazu kommen, der macht mit einer cTDP von 125W oder etwas in diesem Bereich nichts falsch.
- Wer in etwa die gleiche Leistung wie ein R7-2700 möchte, aber im Single-Core-Boost lieber doch 4,3 GHz statt 4,1 GHz sehen will, der kann eine cTDP von 65W wählen. Der Prozessor macht das offenbar sauber mit, und mit den richtigen Einstellungen liefert auch ein 2700X das ab, was ein 2700 liefert. Es ist also augenscheinlich nicht so, dass der 2700 für optimale Performance bei niedrigerer Wattage speziell selektiert wird.
- Wer gerne bei Volllast 40W sparen möchte, ohne auf all zu viel Performance zu verzichten, der kann eine cTDP von 95W wählen. Der Prozessor landet dann ziemlich genau in der Mitte zwischen R7-2700 und R7-2700X.
Ich persönlich habe genau das gesucht, was 95W cTDP anscheinend liefern. Insgesamt kann man diese Einstellung als ziemlich optimal bezeichnen. Man erhält 9% mehr Multi-Core-Performance und wahrscheinlich auch etwa 12% mehr Single-Core-Performance als beim R7-1700X, und das bei etwa gleichem oder sogar leicht niedrigerem Verbrauch. Alternativ sind es 9% mehr Single-Core-Performance und 3,8% mehr Multi-Core-Performance als der R7-1800X bei dann schon merklich niedrigerem Verbrauch. Hier schlagen die Optimierungen vom 14nm- zum 12nm-Prozess dann doch durch.
Ich möchte mich abschließend nochmal vielmals bei slumpie bedanken.