Gesualdo schrieb:
Das bedeutet aber noch lange nicht, dass der Autor, der diese/seine Geschichte erzählen möchte, politisch motiviert ist.
Die Absicht des Autors spielt keine Rolle für die Aussagen, die sich ableiten lassen, weil Ansichten des Autors sich immer in seiner Arbeit ausdrücken.
Gesualdo schrieb:
Der fatale Irrglaube unserer Zeit ist es sich Grenzen zu setzen und zu sagen: Man kann da sowieso nichts machen.
Ja, diese Aussage ist überspitzt. Dennoch: Nicht alles ist politisch! Und das soll es auch nicht sein. Schließlich ist das Leben nicht Politik.
Die Ursprünge der Politik liegen sehr weit zurück und es galt damals als Dienst am Volk (!) - was unsere Politiker schon längst vergessen haben.
Das reißt die Bedeutung der fraglichen Aussage aus dem Kontext und verzerrt sie, es geht an ihrem Kern völlig vorbei. Insbesondere der Nachsatz über Politiker erscheint mir unverständlich.
Gesualdo schrieb:
Es ist schön, wenn ein Spiel/Buch/Film zum Nachdenken und Hinterfragen anregt. Muss es aber nicht. Dafür ist es ja auch Unterhaltung. Für die anderen Sachen gibt es auch Fachliteratur und Dokumentationen oder auch Lernspiele, die genau dafür gemacht werden.
Es geht um das Argument, das nicht trägt, weil sich damit die Forderung verbindet, dass Spiele nicht politisch sein dürfen, weil man ja nur Spaß haben wolle. Das geht an der Sache vorbei. Jedes Spiel ist immer politisch, weil es eine politische Aussage enthält, egal ob sie beabsichtigt ist oder nicht. Ein Autor kann nicht unpolitisch schreiben, das ist ein Ding der Unmöglichkeit. Er wird die Welt immer aus seiner Perspektive heraus beschreiben, die von seinen Ansichten geprägt wird.
Wenn ein solches Werk öffentlich gemacht wird, nimmt es Teil an gesellschaftlichen Diskussionen, ist quasi eine Meinungsäußerung im öffentlichen Raum (unabhängig ihrer Qualität). Intention ist dafür erst einmal irrelevant. Dazu muss es auch nicht zum Nachdenken anregen, man muss diese Dimension nicht einmal wahrnehmen. Spaß kann man, wie mehrfach gesagt, immer und trotzdem haben.
Nur zu behaupten, dass Spiele ausschließlich Spaß machen dürfen, das ergibt dann keinen Sinn, weil es an der Sache vorbeigeht. Beispiel Call of Duty: Wer Russen als Böse darstellt und amerikanische Kriege als gerechtfertigt, bestätigt vorherrschende Meinungen vor allem in den USA - was legitim ist. Gestört hat das wohl noch niemanden großartig. Vermutlich, weil es durch seine affirmative Konstruktion nicht zum Nachdenken anregt, denn das tut eher das Unbekannte, Widersprechende.
Fachliteratur, Lernspiele und Dokumentationen haben andere Absicht, andere Qualitätsstandards und andere Strukturen. Sie sind liefern andere Beiträge zu den gleichen Debatten, die sich an anderen Kriterien messen lassen müssen, u.a. etwa denen der Korrektheit und Nachvollziehbarkeit. Ihnen kommt sicherlich ein anderer Stellenwert zu. Einen ebenfalls entscheidenden Beitrag zur Meinungsbildung, um die es letztlich geht, leisten aber auch Spiele, Bücher und Filme durch die darin transportierten Vorstellungen.
Sie müssen dabei gar nicht zum Nachdenken anregen. Gerade Literatur ist mehr als nur eine schöne Geschichte. Sie darauf zu reduzieren, sperrt sie in ein geistiges Gefängnis und wird ihr nicht gerecht. Geschichten sind immer Auseinandersetzungen mit Themen, zu denen Aussagen getroffen werden, die in der Darstellung liegt. Medien sind Kunst, auch Videospiele. Man kann diese Komponente immer ignorieren und sie einfach konsumieren, ignoriert aber eine ihnen innewohnende Dimension. Will am Ende sagen: Man kann schlecht Fordern, das eine oder andere einfach abzuschaffen.