Beelzebub schrieb:
Da werden physische Güter, die sich bei Nutzung abnutzen und mit der Zeit Mängel aufweisen mit digitalen Gütern gleichgesetzt.
Beelzebub schrieb:
Bei digitalen Gütern gibt es absolut gar keinen Grund nicht das günstigste Gebrauchtangebot dem Neupreis vom Hersteller selbst vorzuziehen, da das Endprodukt komplett identisch ist.
Auch digitale Güter nutzen sich ab - nur anders:
Sie sind irgendwann nicht mehr aktuell bzw. zeitgemäß. Niemand benutzt heute noch Adobe Premiere 6.5. Deswegen kostet das Orginal, wenn man ganz viel sucht, noch 5€. Ebenso kosten die Bücher dafür nur noch einen Apfel und ein Ei. Und das ist auch der Grund, warum diverse alte Games immer wieder irgendwo gratis abzustauben sind (Epic Launcher, Humblebundle, Steam & Co).
Physische Güter wie dein "Küchentisch" nutzen sich physisch ab. Ganz normal. Software geht aber ebenso mit der Zeit "kaputt" bzw. der Nutzen geht verloren. Beispielsweise funktioniert das Cloud-Saving nicht mehr, der Multiplayer funktioniert aufgrund von abgeschalteten Servern nicht mehr, unter neuen Bsys Versionen lässt sich das Spiel nicht mehr starten, mit neuer Hardware funktioniert das Spiel nicht mehr. Dein Küchentisch, kann allerdings 100 Jahre halten und damit Generationen überdauern, ja gar zum seltenen Klassiker werden (oder siehe Autos). Das wird ein Computerspiel wohl eher nicht schaffen
Digitaler Gebrauchtmarkt birgt auch Chancen für Entwickler/Publisher:
Die Fehlerhafte Rechnung die hier immer gemacht wird, ist genau jene welche die Musik-/Film-Industrie stehts anbringt:
"Sinkende Verkäufe, also Einnahmen, durch "Raubkopierer"." Zuerst waren es die Leute die Kassetten kopiert bzw. Songs aus dem Radio aufgenommen haben, dann CDs kopiert haben, dann MP3s gedownloaded haben und schlussendlich (dadurch ist Youtube überhaupt groß geworden) alles gratis auf Youtube & Co geschaut haben.
Jetzt muss man sich einfach vorstellen, das Person A Kapital X hat. Ich kaufe mir also 3 Computerspiele, weil mehr Kapital X habe ich nicht. Gibt es jetzt einen Gebrauchtmarkt, und ich kann mir aufgrund dessen 6 Computerspiele leisten, und die drei
"zusätzlichen" überzeugen mich, dann kaufe ich mit einer höheren Wahrscheinlichkeit eventuell sogar den Nachfolger gleich bei Release zum Vollpreis! Sony hat das geschnallt, es gibt einen regen PS4 & PS4-Spiele Gebrauchtmarkt.
Shadow of the Tombraider kostet aktuell ~20€ bei Steam, beim Keyhandler bekomme ich es für ~14€, auf dem Gebrauchtmarkt wird es wohl für 10-12€ zu finden sein. Was ist jetzt besser für den Hersteller des Games: Ich kaufe es nicht, weil 20€ sind mir zu teuer oder ich kaufe es für 10€ auf dem Gebrauchtmarkt? Eher letzteres. Wenn dadurch von 100 Käufern auf dem Gebrauchtmarkt, ich nur 1 dazu bekomme, mir später das allerneuste Tombraider direkt zum Vollpreis abzukaufen, habe ich zwar nur einen Kunden dazu gewonnen, aber bin bei 99 im Bekanntheitsgrad gestiegen!
Das Gleiche gilt auch für Youtube & Co und das haben die Firmen selber mittlerweile geschnallt. So veröffentlichen Labels eben heutzutage direkt ihre neuen Songs
Gratis (55 Mio Aufrufe ...), mit eventuell ein bissle Werbung, auf Youtube, und erhöhen somit ihren Verkauf an beispielsweise Merchandise Artikeln, Tour-/Festival-Tickets und eben Tonträgern. Ohne das es dieses Video/Song gratis auf Youtube gäbe, hätte ich es niemals gesehen/gehört, und du eventuell auch nicht, und vielleicht klicken ja hier noch 10 Leute :O
Man kann sich das auch so vorstellen: Um wie viel mehr, würde Cyberpunk 2077 gehyped werden, hätten viel mehr Leute Witcher 3 gespielt? Heutzutage geht es um Reichweite, Bekanntheitsgrad, nicht um reine Tonträger oder Digitale Download Verkäufe. Das siehst du doch auch an "
Amazon Prime & Netflix". Theoretisch brauchst du dir, wenn du ein Abo hast, NIE WIEDER einen Film kaufen, geschweige denn ins Kino gehen. Und geht die Filmindustrie pleite? Das Gegenteil ist der Fall. Guten Film/Serie gefunden? Rest wird direkt gekauft und geschaut!
Der Gebrauchtmarkt kann also auch zum "anfüttern" des Kunden benutzt werden. Natürlich, "Hersteller" von Fallout76 oder Anthem fahren damit wohl eher Verluste ein ... wobei ... Moment! Diese beiden Spiele sind wirklich gruselig, da sollte mir jeder zustimmen können. Außer eben für jene die doch drauf abfahren! Mit dem Gebrauchtmarkt, erreicht man dann eben genau diese, und solche Spieler bevölkern dann das Game. Der Key wird solange weiterverkauft bis er jemanden findet der Zeit in das Spiel steckt. Besser als ein totes Game oder?
Worauf du hinaus willst ist klar: Ich kaufe nach Release direkt Witcher 4 für 45€ und finde es doof. Du willst das aber unbedingt spielen und würdest es dir auch für 45€ kaufen, greifst dann aber zu meinem 40€ Used-Key. Leider gehen da dem "Hersteller" nun 45€ flöten. Das ist aber eine Milchmädchen Rechnung. Wenn du das Game für 45€ kaufen könntest und dir das auch locker leisten könntest, dann wartest du doch nicht erst auf Gebrauchtmarkt-Angebote, oder? Wenn du ein Fan von Avatar dem Film bist, gehst du dann direkt ins Kino oder wartest du lieber 3 Monate bis ein halbwegs vernünftiges Release im Netz für lau zu finden ist?
lg