eXEC-XTX schrieb:
Wer arbeitet jetzt also bei Amazon in diesen Lagern? Menschen, die nichts können und deshalb für nichts anderes qualifiziert sind. Soll jetzt ein Schulabbrecher eine Serverfarm verwalten? Soll ein Hauptschüler jetzt ein Virtualisierungscluster für 6-stellige Beträge einrichten? Das kann eben nur eine Fachkraft, und deshalb greift Angebot und Nachfrage sehr gut. Jeder, der in Deutschland wirklich fleißig ist und etwas erreichen will, hat die Möglichkeit sich zu quallifizieren.
Es ziehen so viele über Studenten her, viele unterschätzen das Studium hier maßlos, es ist viel lernen nötig, Studenten haben bis ca 25 Jahre nie nennenswertes Geld verdient und müssen sich nach Ihrem Studium trotzdem erstmal beweisen. Und wer mit 15 eben mit der Schule aufhört und im Supermarkt oder Frisörladen anfangt, braucht sich über 6€ Stundenlohn nicht zu ärgern.
Das spiegelt meine Meinung wieder und ob es euch gefällt oder nicht ist mir auch egal, in Deutschland haben wir Demokratie und da steht es mir frei, mich so zu äußern. Ich bin fleißig, ich quallifiziere mich und ich erwarte deshalb ein hohes Gehalt. Wer nichts kann und zu nichts quallifiziert ist, hat in meinen Augen auch nicht mehr als 9-10€ die Stunde verdient.
Der Grundaussage widerspreche ich nicht, aber die Sichtweise ist finde ich etwas zu eng gefasst.
Klar bedeutet Studium erst einmal Zeitverlust im Sinne von Einkommensverlust. Und es spricht auch nichts dagegen, diese Tatsache in Verbindung mit dem zusätzlich erworbenen Wissen später auch dementsprechend zu entlohnen. Was mich aber stört ist dieses Festmachen an "Qualifikation".
Qualifiziert ist man, wenn man etwas kann. Der Begriff der Qualifikation wird aber heutzutage eher so verwendet, daß ich schriftlich verbrieft nachweisen kann, daß ich zu einem bestimmten Zeitpunkt etwas erfolgreich gelernt habe. Klar ist: ich muß wenn ich mich wo bewerbe, nachweisen können was ich gelernt habe oder kann. Macht ja auch Sinn, denn man kennt mich dort ja nicht.
Innerbetrieblich war es aber durchaus mal möglich und sogar üblich, sagen wir so bis vor ca. 15-20 Jahren, daß man durch seine Arbeit innerbetrieblich in Positionen aufsteigen konnte, für die man schulisch eigentlich nicht qualifiziert war. Aber man hatte seine Qualifikation durch die erbrachten Leistungen im Betrieb bewiesen. Diese Möglichkeit ist heutzutage praktisch komplett entfallen. Man kann über diese Praxis sicher streiten. Aber gerade in Klein- und Mittelstandsbetrieben war das gängige Praxis, und auch in Großbetrieben nicht unbekannt. Man zog sich seine Leute von unten nach oben heran, und wusste an was man war und was derjenige konnte - unabhängig von seiner ursprünglichen schulischen Ausbildung.
Hätte ich früher gewusst wohin sich meine Interessen entwickeln hätte ich wohl auch irgendwann die Richtung in ein Studium eingeschlagen und wäre wohl in Richtung Physik gegangen. So blieb es halt bei der Mittleren Reife und einer kaufmännischen Ausbildung. Wenn man aber erst einmal im Arbeitsleben steckt, können es sich die wenigsten leisten nochmal umzuschwenken, weil man auf das Geld das man bereits verdient bereits angewiesen ist um sein Leben zu bestreiten.
Ich wäre deshalb auch sehr vorsichtig, eine ganze Gruppe Menschen über einen Kamm zu scheren und zu sagen, die können nichts. Sicher mag es die auch wirklich geben. Bei vielen dürfte das Dilemma aber eher eher sein, sie können nicht schriftlich verbrieft nachweisen, was sie können. Oder sie entsammen Berufen, in denen aufgrund geringer Nachfrage oder zu hohem Angebot an Bewerbern schwer eine Stelle zu finden ist. In einem branchenfremden Beruf bin ich immer erstmal eine ungelernte Kraft, da hilft mir all mein Profiwissen in einem anderen Bereich nichts.
Auf der anderen Seite bin ich auch wie schon von anderen angesprochen der Meinung, daß jemand der Vollzeit arbeitet, auch genug verdienen soll um sein Leben zu bestreiten. Das heißt nicht ein Leben in Luxus zu führen. Aber das heißt Geld für eine Wohnung, diese zu heizen, was zu beißen und ein wenig Reserven für Rücklagen zu haben. Damit man nicht bei jeder etwas größeren ungeplanten Ausgabe fürchten muß, seine Miete nicht mehr bezahlen zu können.
Warum z. B. soll sich der von Dir angesprochene Friseur nicht über 6 € Stundenlohn ärgern? Das ist ein Lehrberuf in dem man eine Meisterprüfung ablegen kann. Der Vernunft nach sollten wir uns in Zukunft alle darauf einstellen uns die Haare selber schneiden zu müssen, denn wenn es nach der Vernunft geht, dann dürfte diesen Beruf niemand mehr ergreifen, und dann gibt es keine Friseure mehr. Und wenn Du so qualifizier bist wie Du sprichst, dann dürfte es Dich ja auch nicht stören wenn der Friseurbesuch dann halt etwas mehr kostet, das könntest Dir ja leisten. Und wenn nicht, dann kann man auch mal ein zwei Wochen später zum nächsten Termin gehen.