derDomi schrieb:
Fakt ist, die "Computer-Fachpresse" (Computer Bild, Heise und Konsorten) haben Windows 8 schlecht geredet und der Pöbel plappert es unwissend, gar närrisch nach, was die "Profis" ihn vorkauen. Oder aber der berühmte Bekannte, "der Ahnung von Kommpuhtaah" hat.
Das sehe ich absolut nicht so. Nicht jeder der Windows 8/MondernUI kritisiert ist ahnungslos, hat nur auf schlechte Presse gehört und nie selbst ausprobiert.
Ich bin ebenfalls seit Windows 3.1 dabei (und davor MS-DOS und diverse Homecomputer). Ich habe im Laufe der Jahre neben Windows auch diverse andere GUIs genutzt, z.B. OS/2, BeOS und verschiedene Windowmanager unter Unix und Linux.
Und auch Windows 8 habe ich in Form der frei verfügbaren Testversion mehrere Wochen lang intensiv ausprobiert.
Keine andere Windowsversion oder insgesamt PC-GUI hat mich jemals so vor den Kopf gestoßen und ratlos und frustriert im Wald stehen lassen, wie Windows 8.
Immer wieder unnötig lange Mauswege kreuz und quer über den Bildschirm und sogar per Scrolling darüber hinaus, unnötig viele Klicks in verschachtelten Untermenüs (mit jeweils nur einer Handvoll überdimensionierten Icons und viel ungenutzter Fläche) um vergrabene Funktionen zu erreichen und als Sahnehäubchen oben drauf die absurde Idee, viele wichtige Menüs/Funktionen unsichtbar in Bildschirmrändern und Ecken zu verstecken. Was haben die geraucht? Oder kosten Icons neuerdings Geld?
Irgendwann habe ich mich dabei erwischt, wie ich systematisch Pixel für Pixel jeweil rechts und links abgeklickt habe, um auszuprobieren, ob da vielleicht irgendwo noch was sinnvolles unsichtbar verborgen ist. Meist kam aber nichts oder nur sehr merkwürdige Effekte (z.B. dass plötzlich alles irgendwie zusammenschrumpft oder sowas)...
Warscheinlich habe ich ausversehen irgendwelche ominösen Mausgesten ausgelöst. Was übrigens auch murks ist. Es fehlt einfach das Feedback, was für eine Geste gerade angesagt ist und wenn man eine kompliziertere versucht und irgendwie vergeigt, bekommt man nur gar kein oder unerwartete Ergebnisse. Frustrierender gehts kaum.
Dazu kommt die einheitlich flache 2D-Optik. Weder Schaltflächen noch Eingabefelder sind irgendwie als solche zu erkennen und verstecken sich zwischen den übermäßig großzügig verteilten passiven Inhalten irgendwo auf dem Bildschirm. Die Informationsdichte ist eine Katastrophe.
Man kommt sich vor wie in einem schlechten alten Point&Click-Adventure.
Das ist das Gegenteil von intuitiver Bedienung. Seit Commando-Zeilen-Zeiten hab ich keine so unzugängliche Oberfläche mehr erlebt. Sogar antike Programme wie Wordstar hatten lange vor dem Einzug von Maus und GUI wenigstens den Anstand, die im Kontext relevanten Tastaturkombinationen auf dem Bildschirm anzuzeigen. Windows 8 gibt einem nicht mal das. Es bleibt nur drauf los raten oder einfach von irgendwo anders her wissen.
Wie gesagt, es war alles sehr unerfreulich und kein anderes GUI hat jemals diesen Effekt auf mich gehabt, auch nicht z.B. Win95, wo noch deutlich radikalere Neuerungen in der Benutzerführung eingeführt wurde. Aber die waren wenigstens offensichtliche Verbesserungen und weitgehend intuitiv zu bedienen.
Ich bin auch definitiv nicht der Einzige, dem es so ergangen ist! Allein zu beobachten, wie viele Anwender mit vielen Jahren (oder Jahrzehnten) Windowserfahrung in Foren Rat gesucht haben, wie man denn den Rechner runter fährt oder eine App schließt... Das spricht Bände.
Als Beispiel für jemandem, der auch die selben Erfahrungen gemacht hat wie ich und dem man garantiert nicht vorwerfen kann, keine Ahnung von Windows zu haben oder generell jemand zu sein, der über alles Neue schimpft, nenne ich mal Dirk Makowski von
winhistory.de. Sein Fazit zu Windows 8 spricht mir aus der Seele.
Und Makowski ist ebensowenig wie ich jemand, der sich von schlechter Presse der sonstiger unberechtigter Kritik beeinflussen lässt. Man lese z.B. seine objektiven Artikel zum viel gescholtenen ME oder Vista. (Beides Windows-Versionen die ich ebenfalls für viel besser halte als ihr Ruf. Ich hab bis heute einen Rechner mit einer ME-Installation, der schnell und stabil läuft.)
Man macht es sich viel zu einfach, alle Win8-Kritiker mal eben als ahnungslos oder irregeführt abzustempeln. Die Realität sieht vielmehr so aus, dass es eben eine erhebliche Anzahl Menschen gibt, für die das neue GUI wirklich eine starke Verschlechterung darstellt und die sich damit auch nach ausführlichem Ausprobieren nicht anfreunden können.
Das sollten auch die akzeptieren, die keine solchen Probleme mit Windows 8 haben. Andersherum unterstelle ich ja auch keinem Win8-Befürworter, sich nur zu verstellen.
Immerhin ist Microsoft offenbar klug genug, keine solchen Scheuklappen aufzusetzen und die Kritik ernst zu nehmen und die neuen Windows-Versionen zumindest wieder etwas zugänglicher zu machen.
Vielleicht wird Windows 9 (oder wie auch immer es heißen wird) ja wieder eine Version, die für mich interessant ist. Bis da hin bleibe ich wie Millionen andere lieber bei Win7.