Bericht BMW i5 mit Autobahnassistent: Wenn Level 2+ im Alltag mehr bringt als Level 3

Meine ganz persönliche Meinung, die auf meinen sehr individuellen Erfahrungen beruht.

Vorweg, hier die Definition von "Komfort":
https://de.wikipedia.org/wiki/Komfort

Leider werden Komfortfunktionen im Automotive-Umfeld durch sehr (!) unkomfortable Umstände erkauft, so dass unter dem Strich die Aufwände deutlich größer als der Nutzen ist. Man könnte auch vom klassischen Overengineering (Link) sprechen. Auszug:

Overengineering beschreibt eine Situation, in der ein Produkt robuster konstruiert wird oder mehr Merkmale aufweist, als es für seinen Verwendungszweck notwendig ist oder vom Anwender erwartet wird. In der Folge steigen die Aufwände und Kosten in der Entwicklung, in der Wartung und der Pflege. Die Entwicklungsdauer und möglicherweise auch die Fehlerwahrscheinlichkeit des Produkts nehmen zu. Häufig werden Lösungen zudem komplizierter in der Bedienung und die Performance der Lösung leidet.

In meiner Praxis bedeutet das, dass ich noch nie im meinem Leben so unkomfortabel von A nach B gekommen bin wie in den letzten 3-4 Jahren. Ich fahre seit ca. 30 Jahren Auto und hatte in den letzten Jahren mehr Probleme, Aufwände und Unzulänglichkeiten wie in all den Jahren zuvor. Ständige Werkstattbesuche, Systemausfälle, Update-Orgien und Aneignen von nicht intuitiven Bedienphilosophien.
Dabei hatte ich unterschiedliche Fahrzeuge für eine Dauer von 6-12 Monaten (Leasing). Der aktuelle Golf 8 steht gerade mit einem Totalausfall nach 8000km und 11 Monaten vor der Tür. Die Ersatzteilversorgung ist nicht gegeben, bis zu 3 Wochen kann man teilweise auf Werkstatttermine warten. Und mit einem Werkstattbesuch ist es selten getan, da auch das "Fach-personal mehr als überfordert ist und selbst nicht genau weiß was in welchem Fall getan werden muss. Sogar der Hersteller weiß das nicht mehr.

Wenn gerade mal der Zustand eingetreten ist, dass alle Systeme funktionieren, korrigiert mich in vielen Fahrsituationen das Fahrzeug, was ich persönlich als sehr unkomfortabel empfinde. Drei Phantombremsungen, habe ich in den letzten beiden Jahren in der Stadt erlebt. Bei Baustellen, Nässe (=Reflektionen) oder schlechten Markierungen versucht mit der Lane-Assist fälschlicherweise von der Fahrbahn wegzuziehen und muss überregelt werden. Das viele Gefummel am Infotainmentsystem dank Touch-Bedienung lenkt sehr vom Fahren ab.

Um hier abzukürzen: Ich versuche mittlerweile bis auf drei vier für mich wirklich relevanten Features auf Technik im Fahrzeug zu verzichten. Wer wirklich sein Auto nutzen möchte und nicht Spaß am Fummeln mit Technik hat, ist mit der Grundausstattung oftmals besser beraten. Leider muss man aber dank umfangreicher Basisfunktionen oder Feature-Paketen immer öfter mehr Elektronik als notwendig inkauf nehmen.

Und wie so ein Auto dann noch autonom in bestimmten Situationen fahren soll, kann ich mir immer noch nicht vorstellen. Letzte Woche war ich noch in Italien: Bergpässe, enge Straßen, Radfahrer, Fußgänger teils auf der Fahrbahn und am Ende zählt der persönliche Blickkontakt und das intuitive richtige Handeln in einem nicht berechenbaren Umfeld. Regelbasiertes Vorgehen funktioniert aus meiner Sicht gar nicht, bzw. würde einen Stau verursachen.

Ich wünsche allen Level 2+ oder Level 3 Fahrern viel Spaß, befürchte aber, dass ihr euch nur ein weiteres zu administrierendes Gerät in den Haushalt holt.
 
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Ohne Servolenkung und mit Handschaltung hat man keine Zeit abgelenkt zu werden oder ein Handy zu halten ^^
Das ist immer noch die sicherste Art der Fortbewegung :)

Das Moderne Zeug macht die Menschen nur noch dümmer...
 
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Empfehlungen für die Spur ganz rechts werden vom Spurwechselassistenten jedoch nicht ausgesprochen, zumindest lassen sie sich nicht per Blick-Bestätigung ausführen.
Also eingebauter Mittelspurschleichmodus... in Kombination mit Blinker und Lichthupe auf der linken Spur wird bald jedes Klischee erfüllt... 🤣
 
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MoonTower schrieb:
[...] Es gibt so unendlich viele natürliche Faktoren und dann wären dann noch Menschen [...]
Und gerade Menschen sind doch das größte Risiko im Straßenverkehr. Übermüdet, alkoholisiert, unaufmerksam, zu alt...
Klar wird so ein Assistenzsystem nie zu 100% sicher sein, aber solange meine 91jährige Nachbarin Auto fahren darf, freue ich mich über jeden Schritt auf dem Weg zum selbst fahrenden Auto.
 
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immortuos schrieb:
Da ist ja überhaupt kein Verkehr, interessant ist sowas doch erst bei dichtem Verkehr auf einer kurvigen Autobahn.
Leider ist mein Video, in dem auch mehr Verkehr zu sehen gewesen wäre, nicht öffentlich zeigbar, da dort auch ein BMW Mitarbeiter, für den es keine Zitatfreigabe gab, im Auto zu hören war. Ich hätte da gesamte Video stummstellen müssen, weil ich mich die ganze Fahrt über mit dem unterhalten habe. Aber ich kann versichern, dass es auch bei mehr Verkehr funktioniert hat.
 
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ExigeS2 schrieb:
Ohne Servolenkung und mit Handschaltung hat man keine Zeit abgelenkt zu werden oder ein Handy zu halten ^^
Das ist immer noch die sicherste Art der Fortbewegung :)
Das stimmt. Gäbe es keinen Sicherheitsgurt, würde ich auch vorsichtiger fahren. Und ESP raubt einem nur den ganzen Fahrspaß!!1
Tobias123 schrieb:
Und wie so ein Auto dann noch autonom in bestimmten Situationen fahren soll, kann ich mir immer noch nicht vorstellen. Letzte Woche war ich noch in Italien: Bergpässe, enge Straßen, Radfahrer, Fußgänger teils auf der Fahrbahn und am Ende zählt der persönliche Blickkontakt und das intuitive richtige Handeln in einem nicht berechenbaren Umfeld. Regelbasiertes Vorgehen funktioniert aus meiner Sicht gar nicht, bzw. würde einen Stau verursachen.
Deswegen ist die Technologie auch erstmal auf Autobahnen / Highways ausgelegt.
Italien ist was Autofahren angeht sowieso reine Willkür. Außerorts 30er Zonen in Baustellen, bei denen jeder trotzdem mit 80+ durchknallt. Bremst da ein autonomes Auto ab, ist ein schwerer Unfall vorprogrammiert.

Da darf man halt nicht pessimistisch sein, sondern sollte optimistisch drauf hoffen das sich der Ist-Zustand durch Autonomie positiv verändert.
 
Hansdampf12345 schrieb:
Und gerade Menschen sind doch das größte Risiko im Straßenverkehr. Übermüdet, alkoholisiert, unaufmerksam, zu alt...
Klar wird so ein Assistenzsystem nie zu 100% sicher sein, aber solange meine 91jährige Nachbarin Auto fahren darf, freue ich mich über jeden Schritt auf dem Weg zum selbst fahrenden Auto.

Gerade die 91 Jährige Nachbarin würde von der Technik, Bedienung und dem Wartungsaufwand noch mehr überfordert sein und klassisch fahren. Im Ergebnis hättest du dann alle Risiken im Straßenverkehr akkumuliert. Und am Ende wird es immer ein Sternchen, so wie jetzt auch schon, für jedes System geben: Sobald der eingeschränkte Rahmen der Systeme verlassen wird, muss der Fahrer jederzeit in der Lage sein übernehmen zu können. Die Verantwortung trägt allein der (in der Konsequenz in Zukunft ungeübte) Fahrer.
 
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25Plus schrieb:
Ich fahre grundsätzlich ganz rechts auf der Autobahn, weil man dort am effizientesten und gleichmäßigsten fahren kann

Dann aber auch nur mit durchschnittlich 90 km/h und hinter einer riesigen Wand.

Langstrecken auf der Autobahn in Deutschland zu fahren ist einfach maximal unangenehm. Überquert man hingegen die Grenze nach Dänemark, ist's plötzlich ganz entspannt und man kann mit Tempomat auf der linken Spur Kilometer abrocken, ohne dass jemand mit Lichtgeschwindigkeit ankommt.

Das Tempolimit ist hierzulande längst fällig.
 
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Was natürlich sehr interessant wäre – da hier ja Menschen im Spiel sind:

Wie viele Ressourcen, Gelder, Spezialisten werden für "Menschen, die sich nicht an die Regeln halten" von den Herstellern bereitgestellt? Angefangen von "aus dem Netz geladenen Mods / Hacks / Cracks, die ansonsten zu bezahlende Extra-Feature freischalten und so ganz nebenbei – beabsichtigt oder unbeabsichtigt – eine wichtige andere Sicherheitsfunktion für den Verkehr lahmlegen?
Es gibt da sicher schon Doktorarbeiten drüber; anders gesagt: hoch interessant und hochgefährlich :)
 
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Was aber wäre, wenn man mit einer anderen Umsetzung schon heute dauerhaft mit 130 km/h auf der Autobahn fahren könnte, ohne auch nur ein einziges Mal die Hände ans Lenkrad nehmen zu müssen?
Gibts doch heute auch schon ohne Technik und mit Vermeidung komplexer rechtlicher/moralischer Fragen. Nennt sich "Beifahrer". :D

Abgesehen davon finde ich es faszinierend, wie sich die Technik weiterentwickelt. Für mich war bereits der Wechsel zum Abstandstempomat (ACC) eine ganz neue Welt. Auf langen Strecken sehr angenehm.
 
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Finde ich gut, auch wenn das automatische Spurwechseln sicher sehr gewöhnungsbedürftig ist.

@nlr
Sobald dieser Schriftzug zu sehen ist, können die Hände vom Lenkrad genommen werden, woraufhin zwei LED-Anzeigen auf der linken und rechten Speicher grün eingefärbt leuchten.
Speicher? 🤔

In der S-Klasse mag das Fahrassistenz-Paket mit Drive Pilot zunächst zwar nur 5.950 Euro kosten, durch die einhergehende Pflicht für das Park-Paket mit Remote-Parkfunktionen, das 3D-Fahrerdisplay, die Scheibenwischer Magic Vision Control und das Keyless-Go-System mit flächenbündigen Türgriffen liegen die effektiven Kosten aber bei über 11.000 Euro.
Und das ist genau eins der großen Themen, warum ich mir nach 2 Audis und 3 BMW keine Deutschen Premiummarken mehr kaufe. Was hat diese Ausstattung mit Level 2+ zu tun? Nix, das ist upselling vom Feinsten, da staunt sogar Apple. Wie oft ich in der Vergangenheit irgendwelche blödsinnigen Features in Paketen dazukaufen musste, weil es mein gewünschtes Extra nicht einzeln gab und damit das Fahrzeug tausende € teurer wurde, das regt mich jetzt noch auf. 🤦🏻‍♂️
 
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Und während der Fahrt so:
"Ihr Abo für Fahrassistent Level 2+ läuft ab in 3... 2... 1.. "
 
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MoonTower schrieb:
Ja, ich bin da kein Experte und es gibt da ganz sicher sehr kluge Köpfe, die da viele Rückfallebenen eingeplant haben. Daher schrieb ich ja "Es ist mir ein Rätsel". Allerdings hängen diese ganzen Systeme letzlich an einer Software. Und wenn man sieht, wie oft selbst bei Software im Sicherheitsbereich ganz einfache Fehler / Sicherheitslücken vorkommen, die zu "Maximal-Verlust" führen können, dann denke ich als "Nicht-Experte", dass es bei einer einfachen Fahrt "auf Leben und Tod" zu viele natürliche äußerliche Faktoren gibt, als dass die klügsten Menschen alle berücksichtigen / absichern können. Aber wie gesagt, was weiß ich da schon .)
Du leidest eben an den Dunning-Kruger-Effekt. Hast ein wenig Ahnung, aber eben nicht von allem. Reimst Dir den Rest zusammen und am Ende kommt eine These heraus, die nichts Halbes und nichts Ganzes ist.

Ich würde einer "Software" in der Breite mehr vertrauen als Menschen. Alleine der Aspekt, dass wir immer mehr Menschen in Deutschland haben werden, die auch noch mit über 80 mobil bleiben (i.S.v. selber im PKW fahren) wollen wird zunehmen und Du wirst auch die Meldungen kennen, dass der oder die betagte Fahrer/in Bremse mit Gas verwechselt hat, vielleicht einfach, weil mit in der spezifischen Situation zu langsam reagiert hat und der Geist dann mit den verschienden Informationen überfordert war und dann nur noch ein verspäteter Reflex dabei raus kommt, der statt auf die Bremse zu treten, dass Gaspedal durchdrückt.

Dann doch lieber Software. Auch die wird versagen, aber ich bin davon überzeugt, dass dies deutlich weniger der Fall sein wird (wenn nicht mutwillig provoziert), als Fehler beim Menschen passieren können.

Ein weiterer Vorteil wird dann hoffentlich sein, dass dies langfristig das Ende der Raser bedeuten wird.
Ergänzung ()

Ragna-Dracaena schrieb:
Der Schulterblick ist ein Krampf, der durch angepasste Spiegel behoben werden können sollte.
Wie lange gibts schon Autos und die Pflicht zum Schulterblick? Da hätte ab Werk schon viel länger was passieren sollen.
Einmal ne Vollbremsung vor einem, während man den Schulterblick macht und es fehlt wichtige Zeit, die man auf dem Bremsweg verliert
Da gebe ich Dir absolut recht! Ich habe mir schon so häufig die Frage gestellt, wie wahnsinnig leichtsinnig der Hinweis, den jeder in der Fahrschule lernt, doch den Seitenblick bei einem Überholmanöver durchzuführen. In einem anderen Zusammenhang würde man wohl sagen "Bist Du bescheuert? Der Blick gehört immer nach vorne!".

Dass da die Industrie nicht standardmässig sich eine technische (idiotensichere) Lösung überlegt haben (in jedem Auto) ist für mich ein Rätsel.
 
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Die US Version vom Tesla navigiert doch schon komplett autonom. Wo ist hier die große Neuerung?
 
MoonTower schrieb:
Allerdings hängen diese ganzen Systeme letzlich an einer Software.

Sieh es doch mal anders. Der Riesen Vorteil ist, dass wenn der Fehler mal auftaucht dieser Gefixt wird und nicht mehr auftaucht.

Was man zurzeit bei den normalen Leuten so nicht geht. Denn wenn einer mal Fehler X macht, dann kann das Fahrer Y auch machen.
 
Deisi schrieb:
Die US Version vom Tesla navigiert doch schon komplett autonom.
Nein tut sich nicht. Mit der FSD Beta kannst du zum Tester für Level 2+ werden.
 
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immortuos schrieb:
Sorry, aber für mich beweisen diese Demovideos gar nichts. Da ist ja überhaupt kein Verkehr, interessant ist sowas doch erst bei dichtem Verkehr auf einer kurvigen Autobahn.
Mit halb-abgebauten Baustellen wo noch gelbe Streifen auf der Straße sind...
 
Macerkopf schrieb:
Was gibt es langweiligeres als hunderte Kilometer auf der Autobahn entlangzugleiten
hunderte Kilometer auf der Schiene entlangzugleiten
 
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Moritz Velten schrieb:
Dann sollten die anderen Hersteller vielleicht mal darüber nachdenken, ob man vielleicht zukünftig auf das Level 2+ anstatt 3 setzt, wenn es mehr bringt.

IMHO bringt unter Level 3 nix irgendwas.

Entweder die Fahrt verlangt meine volle Aufmerksamkeit oder nicht.
 
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