Hab meine im NES Look bereits hier. Eigentlich eher als Deko-Objekt gekauft.
Für 89€ ist das gesamte Paket schon ok. Überrascht war ich doch von der Materialstärke der Keycaps. Die kann sich sehen lassen und fühlen sich dank der guten Texturierung gut an. Ich habe hier mal Vergleichsfotos gemacht und vergleiche die 8BitDo Keycaps mit Keycaps von PBTFans (mittig). Hier gibt es nach Sichtprüfung kaum einen Unterschied. Vielleicht sind die von PBTFans ein μ dicker, auffallen tut dies aber nicht.
Leider gibt es hier einige Inkonsistenzen bei der Beschriftung.
Beispiel: Während „Backspace“ rechtsbündig ausgerichtet ist, befindet sich die Beschriftung bei „Enter“ mittig, „Shift“ ist wiederum rechtsbündig, und „Ctrl“ ist erneut mittig. Im Gegensatz dazu sind alle Beschriftungen im linken Tastaturbereich einheitlich linksbündig.
Das mag den meisten egal sein, aber mein innerer Monk läuft Amok – das hätte besser gelöst werden können.
Ich hatte das Keyboard bereits geöffnet. Hier ist alles Standard: kein Gasket-Mount, keine Dämmung, nichts. Man könnte nun sagen: „In dieser Preisklasse ist das üblich.“ Doch wenn man Boards wie das ND75 von Chillkey kennt, weiß man, dass Gasket-Mount, Dämmung, Poron, PBT-Keycaps und ein vollständiger Alu-Body in dieser Preisklasse durchaus machbar sind. 8BitDo liefert hier hingegen „nur“ Plastik – allerdings in einer erfreulich soliden Materialstärke.
Öffnung & Modding:
Nicht besonders custom-freundlich ist das Öffnen des Keyboards. Ich konnte es zwar ohne Beschädigung öffnen, allerdings nur mit entsprechendem Werkzeug. Vier Schrauben sind unter den geklebten Gummifüßen versteckt, die zunächst erwärmt werden müssen, um sie unbeschädigt anzuheben. Danach stößt man auf eine Vielzahl von Plastiknasen. Ohne Plastikspatel und weiteres Hilfsmaterial wird es schwierig. Ich habe das Board geöffnet, um selbst Füllmaterial (Poron) einzusetzen und dem PCB einen Tape-Mod zu verpassen. Trotz dieser Maßnahmen bleibt das Board jedoch relativ laut und ist
nicht bürotauglich. Wer es dennoch versucht, sollte sich nicht über zufliegende Kaffeetassen wundern.
Lautstärke & Switches:
Das Ding ist wirklich laut. 8BitDo verbaut hier Clicky-Switches von Kailh – genauer gesagt die Kailh Box White V2. Überraschenderweise sind diese bereits vorlubed und erzeugen einen sehr deutlichen Klick. Nicht ganz so laut wie Jades oder Navys, aber sie kommen nah ran. Man muss es mögen – es passt jedoch zum Retro-Thema der Tastatur. Vom Tippgefühl gefallen mir die Switches gut, auch wenn ich etwas weniger Pre-Travel bevorzugen würde. Dieser liegt bei etwa 2 mm, was im Vergleich zu Gazzew Bobas oder Purple Potato Switches (die kaum Pre-Travel haben) relativ viel ist. Stem-Wobble ist vorhanden und ausgeprägter als bei Gazzew oder Durok (die extrem tight sind), bewegt sich aber noch auf akzeptablem Niveau.
Sound:
Neben der hohen Lautstärke fällt beim 8BitDo-Board der „hohle“ Klang auf. Das liegt einerseits am Plastikgehäuse, andererseits daran, dass 8BitDo keinerlei Maßnahmen zur Schalldämmung ergreift – kein Poron, kein Silikon, nichts. Dadurch entsteht innerhalb des Gehäuses ein hörbarer Hall, insbesondere die
Leertaste ist extrem präsent. Das Höchste der Gefühle ist eine isolierende Schicht zwischen Plate und PCB. Im Anhang ein Hörbeispiel, aufgenommen mit einem Rode NT+ USB.
Software:
Hier kommt etwas Ernüchterung ins Spiel. Dass kein Via-Suport zu erwarten ist – geschenkt. Was mich jedoch stört, ist die fehlende Vereinheitlichung der Software. Ich habe die „Ultimate Software“ bereits installiert, da ich auch Gamepads von 8BitDo nutze. Allerdings benötigt das Keyboard eine eigene Version der „Ultimate Software“, sodass ich sie nun doppelt auf meinem Rechner habe. Immerhin ist sie portabel und benötigt keine Installation.
Ein weiterer Punkt: Das Konfigurieren von Profilen setzt eine USB-Verbindung voraus. Nutzt man das Board kabellos, wird es von der Software nicht erkannt. Positiv ist allerdings, dass die Profile direkt auf dem Board gespeichert werden – die Software muss also nicht dauerhaft im Hintergrund laufen. Gut so!
Des Weiteren scheint die Hardware der Software voraus zu sein. Die Software bietet derzeit noch keine native Unterstützung für das ISO-DE-Layout. Immerhin gibt es dazu einen Hinweis innerhalb der Software.
Ich konnte jedoch keine gravierenden Einschränkungen feststellen. Abgesehen von ein paar noch nicht übersetzten Texten scheint die Software "okay" zu sein. Remapping funktioniert, Makros lassen sich erstellen, und ein positiver Aspekt ist die Konfigurierbarkeit des Lautstärkereglers: Man kann festlegen, in welchen Schritten der gerasterte Poti die Lautstärke anpasst. Dabei ist zu beachten, dass ein Klick am Poti die Lautstärke standardmäßig um 2 Einheiten verändert – oder um mehr, je nach Konfiguration. Eine Einstellung für 1 Lautstärkeschritt pro Klick ist jedoch nicht möglich.
Die zum Keyboard gehörenden großen Knöpfe, die dem NES-Controller nachempfunden sind, habe ich nicht getestet. Ich habe dafür einfach keinen sinnvollen Use-Case, und abgesehen davon benötigen sie eine Kabelverbindung zum Keyboard.
Fazit:
8BitDo betreibt mit den Retro-Keyboards zweifellos viel Fanservice. Das Design ist stimmig, der Wiedererkennungswert hoch. Die Verarbeitung ist insgesamt gelungen, auch wenn ein paar zusätzliche Features wünschenswert gewesen wären.
Betrachtet man jedoch die Zielsetzung, könnte man dem Hersteller wohlwollend unterstellen, dass diese Extras bewusst weggelassen wurden, um auch klanglich eine alte, laute Tastatur nachzubilden. Für 89 € ist das gebotene Paket sicher kein Schnäppchen – persönlich hätte ich lieber 69 € auf dem Preisschild gesehen (no phun intended) –, aber wirklich überteuert ist es auch nicht. Immerhin bekommt man hier wohl das beste Nintendo-TKL-Keycap-Set, und das ist ja auch schon mal was.
Ich hoffe mein Mini-Review hat euch geholfen. Grüße