black90 schrieb:
Die Skilltrees waren mal komplex und voller Möglichkeiten, die Klassen waren mal alle unterschiedlich.
Ich bin auch seit Classic dabei und meine Meinung dazu ist, dass wenn man im alten, großen Skilltree alle langweiligen Skills, die sowieso Voraussetzung waren (+X% Schaden/Treffer usw.), und alle, die sinnlos waren, wegnimmt, eher weniger Komplexität/Flexibilität übrig blieb, als man jetzt mit dem neuen Talentsystem hat.
Ganz ernsthaft, wie viel verschiedene Skillungen aus den zigtausenden möglichen Kombinationen hat man denn früher tatsächlich zu einem gegebenen Zeitpunkt gesehen?
Und die allermeisten haben doch sowieso nur 1:1 abgekupfert, was irgendjemand mit Excel-Sheet oder auch Bleistift und Papier als optimal ausgeknobelt und ins Netz gestellt hatte. Diejenigen, die sich wirklich selbst Gedanken gemacht haben, waren eine winzige Minderheit. Diese Minderheit ging dabei obendrein das Risiko ein, von ihren Mitraidern zum Teufel gejagt zu werden, wenn sie mit ihren eigenen Experimenten gegenüber den Standard-Copy&Past-Skillungen mal weniger effektiv waren. (Ich kann gar nicht zählen, wie oft ich geradezu wild beschimpft wurde, weil ich nicht die 0815-Skillung/Verzauberung/Sockelung hatte.)
Kurz gesagt, der alte Skilltree hatte hunderte kleine Blinklichter, Schalter und Rädchen, von denen aber nur eine Handvoll wirklich Sinn ergeben haben. Reines Blendwerk.
Es mag sein, dass die Klassen damals tendenziell unterschiedlicher/weniger austauschbar waren als heute, aber dafür war jede für sich eintöniger. Bei diversen Klassen lagen z.B. immer wieder ganze Talentbäume (mit all ihren beeindruckenden Lämpchen und Schalterchen) quasi komplett brach. Wer in Classic z.B. einen Balance-Druiden gespielt hat, hatte den Schuss nicht gehört. Allein die Tatsache das es überhaupt keine Items für diese Skillung gab, war ein deutlicher Hinweis darauf, dass Blizzard sie nicht für relevant hielt. (Als die Moonkinform kam, war der coole Tanz der erste und einzige Grund für diese Skillung.
)
Heute hat man bei einer Klasse wirklich eine Wahl, wie man sie gerne spielen will.
Was die sonstigen Änderungen in WoW angeht: Da immer noch ca. 7 Millionen bezahlende Abonnenten das uralte WoW spielen, also Zahlen, von denen andere MMORPGs (inklusive F2P) zu ihren
Glanzzeiten nur träumen konnten, dann
kann Blizzard nicht alles falsch gemacht haben.
Ich bin überzeugt, wenn alles beim Alten geblieben wäre, wäre WoW schon längst Geschichte, weil über 10 Jahre immer genau das selbe (egal wie gut es ist/war) keinen bei der Stange hält. Bei zu radikalen Änderungen wär es hingegen "todgepacht", wie so viele andere MMOs, die gekommen und wieder gegangen sind, während WoW blieb.
Blizzard hat offensichtlich einen guten Kompromiss zwischen den Extremen gefunden und wie das bei guten Kompromissen so ist, ist damit trotzdem niemand so ganz glücklich.