Ich seh das genau andersrum. Alles, bloß kein Haus. Nicht, weil der Arbeitsplatz unsicher sein könnte, sondern weil die Zeiten vorbei sind, in der man sein Leben mit einem Arbeitsplatz mit genau einem Partner an einem Ort verbracht hat. Der Arbeitsmarkt erfordert Flexibilität. Entweder man ist derjenige, der bereit ist, seinen Wohnort zu wechseln, oder der andere macht es. Mit einem Eigenheim an der Backe wird das schwierig, weil man sich dann mit Mietern rumschlagen muss oder Verluste durch den Kauf entstehen.
Dazu kommt noch die demographische Entwicklung: Singlehaushalte nehmen zu, Ehen werden seltener geschlossen und häufiger geschieden. Das reduziert die Zahl der möglichen Käufer für den 120m² Bau.
Man kann sich einen Abend mal hinsetzen und sich eine eigene Formel dafür bauen. Sollte beinhalten: Aufsummierte Mietzahlungen, Kaufpreis eines Hauses, Versicherungskosten für Haus bzw. Mietwohnung, Inflation bzw. persönlicher Abzinsungsfaktor, Arbeitsplatzwechsel, Risiko einer Naturkatastrophe bzw. andere Gefahren für das Haus, eigenes Einkommen.
Dann kann man ja immer noch die subjektiven Kriterien einfließen lassen, z.B. ob man mit anderen Parteien sein Leben lang zusammenwohnen will oder ob man ein Haus nicht aus Absicherungsgründen, sondern aus Prestigegründen kaufen will. Bei den meisten ist das ja sowieso der Fall, da sollte man sich nicht selbst belügen.
Meiner Meinung nach ist unser Leben inzwischen zu schnelllebig geworden, als das ein Eigenheim noch eine sinnvolle Investition ist. Aber das ist schwer zu verallgemeinern; es gibt auch viele Menschen, die sind mit einem x-beliebigen Job zufrieden und legen höchsten Wert darauf, auf jeden Fall in einer Region zu bleiben, bei ihren Freunden und Familie - selbst wenn die Wirtschaft da aus dem letzten Loch pfeift.
Das beste ist, wenn man sich täglich mit Nachrichten und Wirtschaft beschäftigt und jeden Monat intensiv seine Finanzen überprüft. Keine Vermittler wie Banken oder Anlageberater, sondern Eigeninitiative und Engagement. Das ganze ist ja keine schwarze Magie und ich bin sicher, dass man nach 5 Büchern über Börse, Volkswirtschaft und Co. eine bessere Performance bei weniger Risiko haben wird, als wenn man stumpf einfältig zur Bank geht oder sich da 500m² mit Dach zulegt.
Und die Finanzkrise hätte das wahrscheinlich auch verhindert
PS: Ich hab zu häufig gesehen, wie das Haus, a.k.a. "meine Altersvorsorge", seine Funktion nicht erfüllt hat. Meine 1. Schwester zog in den letzten Jahren vier mal um. Die hat zwei Häuser gekauft, eins in den USA, eins hier. Das in den USA wurde 2 Monate vor Beginn der Hypothekenkrise verkauft. Macht aber nix, sie hat sich trotzdem darüber geärgert, 30.000$ weniger als gewünscht zu bekommen. Drei Paare kenne ich, die haben wegen Scheidung das Haus verkaufen müssen. Bei einer Scheidung blieb die Frau im Haus zurück, während der Mann ihren Unterhalt und die Abzahlung weiter bestreit, haha.
Nee, mir wird niemals nicht jemand so was aufdrücken. Wenn man zur Miete wohnt und, aus welchen Gründen auch immer, an den Rand des Existenzminimums kommt, haben wir immer noch das Wohngeld und den Sozialstaat. Hat man Eigentum, sieht das ganze etwas anders aus. Ob das gerecht ist oder nicht, bleibt wohl Geschmackssache.