Warum ist Symphogear so gut
Anhand von GX Folge 4 16:30 bis Ende. (Zeiten entsprechen dem CR Release, also Horrible oder
http://www.crunchyroll.com/symphogear/episode-4-gungnir-once-more-683461 )
Kurz: Weil die Musik zum Bildmaterial passt und mit einem Aufwand beides aufeinander abgestimmt wird, den sonst kein anderer Anime in Kauf nimmt. Auch abseits der Songs, wo es vielleicht weniger offensichtlich ist. Lang:
Die vorige Szene (vor 16:35) mit Elf9 hat erst einmal
gar keine Musik. Wann keine Musik zu hören ist und eine Show sich mit Hintergrundgeräuschen zufrieden gibt, ist auch etwas sehr wichtiges, dessen sich die meisten Konsumenten von Medien gar nicht so bewusst sind. Stille setzt das nächste Stück mehr in den Vordergrund, und das nächste Stück haut rein, mit einem schönen Intro, genauso wie die ganze Stelle ein Intro für die nächste Actionszene ist. Das Stück kommt bei 17:24 vollkommen natürlich zum Stillstand genau wie Micha zum Stillstand kommt und der nächste Abschnitt beginnt. Hibiki fällt zusammen mit den tiefen Trommelschlägen (17:30) und auf die Millisekunde perfekt getimed mit dem Schnitt bei 17:34 zu Miku hin setzt ein neues Thema in demselben Stück (!) ein, statt rhythmischer Weltuntergangsmusik nun eher getragener mit einem Hauch Verzweiflung, passend zum Stimmungswechsel der Szene. Nach Michas Rede (17:54) geht es zurück zum Kampf, und die Musik kehrt ebenfalls zum ersten Thema zurück und findet bei 18:15 mit Mikus Ruf zu einem Höhepunkt und einem ungemein passenden Ende. Abrupte Unterbrechung durch Miku, die Musik folgt, als wäre das Stück rein für diese eine Stelle komponiert worden und nichts anderes. Was ja zumindest teilweise auch stimmt. Das nächste Stück setzt wieder zusammen mit einem Schnitt ein (18:20) mit ähnlichen Motiven, folgt aber der neuen Stimmung. Abrupte Stimmungswechsel machen Symphogear aus, und die Musik wird dabei nicht ignoriert, im Gegenteil.
Dieses neue Stück ist ziemlich kurz und hat einen einfach nur
herrlichen Höhepunkt bei 18:45, zusammen mit der dramatischsten Stelle der ganzen Szene, und genial geht es weiter: Hibikis erster Charaktersong wurde schon in der ersten Folge gezeigt, aber hier hören wir zum ersten Mal das Intro. Das ist etwas, das Symphogear einfach extrem gut macht: Einem Lied ein Intro zu geben, das nahtlos darin übergeht. Hier vermischt die Grenze zwischen OST und Insert Songs. Oder es gab sie auch einfach nie, denn jedes Stück Musik in Symphogear ist wichtig und der Soundtrack greift Motive der Songs auf und andersherum. Ein tolles Beispiel dafür ist zum Beispiel der Track
Bark at the Moon aus der ersten Staffel (Ende von Folge 11 und entspricht dem ersten Charaktersong von Chris, Makyuu Isshi-Bal).
Zurück zu GX. Auf die
Millisekunde perfekt geht dieses Intro nun in den eigentlichen Song über bei 19:20, ein wahrer Geniestreich, wie das synchronisiert wurde. Der darauf folgende Song ist natürlich Symphogeartypisch gut verzahnt mit der Kampfszene, Schreie im Gesang zusammen mit Schlägen und so weiter, weil alles praktisch Live gesungen wird und nicht einfach die Studioversion eines Stücks drübergelegt wird. Die Musik endet genauso abrupt wie die Kampfszene und mehr als eine volle Minute (!) bevor das Ending kommt, wird das Intro dafür schon angespielt.
Das ist einfach nur KUNST. Musik ist nicht nur Hintergrundgedudel, sondern elementarer Bestandteil der Erzählstruktur in Symphogear. Das ist weder leicht noch billig, für Production Management ist das der reinste Alptraum (ich würde gerne eine zweite Shirobako Staffel sehen, in der sich Aoi mit Symphogear rumschlagen muss
), deshalb sieht die erste Staffel auch vergleichsweise bescheiden aus trotz selbem Budget wie die Nachfolger. Es kostet unglaublich viel Zeit, eine Szene immer und immer wieder zu überarbeiten, bis sie so gut zur Musik passt, und was man auf der Seite der Musik machen kann, ist auch begrenzt. Nur wenn Komponist und Animationsteam von beiden Enden her daran arbeiten, kann das überhaupt mit den begrenzten Mitteln eines TV Animes so gut werden. Gut dass der Komponist der ist, der sich Symphogear überhaupt erst ausgedacht hat.