Aayph schrieb:
Als erstes finde ich nicht, dass Lootcrates mit Paninibilder oder TCGs Vergleichbar sind, im Vergleich zu Lootboxen ist beides staatlich reguliert. z.B. müssen alle Inhalte mit gewissen Raten drinne sein, Paninibilder haben einen fixen Kaufwert etc.
Natürlich, etwas Glückspiel ist immer noch drin, aber ich denke nicht dass es nur die 0-1 Möglichkeit bei der Regulierung gibt.
Generell reicht es bei den Glücksspieltüten aus, auf den Zufalle und die geografische Verteilung zu vertrauen.
Heißt: Die produzieren von jeder Karte exakt gleich viele und verteilen die gepackten Tütchen dann gleichmäßig über Deutschland. Am Ende wird es so sein, daß Jerome Boateng in Hanburg 5-mal so häufig ausgepackt wird als in München.
Pech für den Bayern- Fan in München, der dafür vielleicht den Bruder Kevin- Prince schon dreimal hat, aber im Endeffekt gleicht es sich irgendwo aus, und es besteht theoretisch die chance, daß sich die Sammler - während einer Klassenfahrt, bei Familienbesuchen, oder über Webforen - austauschen können.
Bei digitalen Items ist das anders.
Wir wissen mittlerweile, daß da nicht nur ein Zufallsgenerator bestimmt, was Du bekommst. Sondern daß auch Dein bisheriges Kaufverhalten ausgewertet wird. Wer zum allerersten Mal eine Lootbox kauft, bekommt mit fast 100%iger Wahrscheinlichkeit ein Item, das er gut verwenden kann, und wird dazu direkt mal in eine Session geschmissen, wo er damit rocken kann.
Dann wird das Matchmaking mit der Zeit verschlechtert, und damit der Bedarf für neue Boxen angekurbelt - die dann aber nicht mehr so gute Loot abwerfen.
Die Spielehersteller übernehmen also nicht einfach das Konzept der Panini- Bilder, sondern sie optimieren es auf Suchtwirkung, und bauen es so ins Spielgeschehen ein, daß man als Spieler kaum drum herumkommen kann.
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Anderer Punkt: Es sollte keine Rolle spielen ob Inhalte kosmetisch oder praktischer Natur sind, dieses Argument würde nur dann ziehen, wenn wir im echten Leben für 'Aussehen' kein zusätzliche Geld ausgeben würden wie... ka... Kleidung, MakeUp, Kunst, AutoTeile und Painting jobs...
Kosmetische Items kamen nur deshalb als Erstes um die unbedarfteren Spieler zu beschwichtigen.
"Seht doch, Ihr müßt es doch nicht kaufen, Ist doch Eure Schuld, wenn ihr dann kacke ausseht, aber gewinnen könnt Ihr ja trotzdem noch."
Damit kann man das zwar das Game- Breaking- Argument entkräften, aber Glücksspiel ist es trotzdem. Ein Turtleneck aus PUBG kann genauso gegen Geld verkauft werden, wie eine Waffe.
Generell was wichtig an dieser News ist: Regulierungen kommen. Der erste Schitt in Europa ist endlich gemacht und eventuell werden demnächst weitere Behörden nachziehen. Entwickler und Publisher haben eine sehr hohe Gewinnrate an Lootcrates die einfach eingeschränkt werden MUSS um Missbrauch eben jener zu verhindern. Es sollte nicht darum gehen solche Systeme zur gänze abzuschaffen, aber man sollte sich überlegen müssen als Publisher ob Lootboxen einen anderen Nachteil haben als 'Schlechter Ruf'.
Nein, Abschaffung muß nicht sein.
Eine Altersfreigabe ab 18 reicht vollkommen aus.
Dann werden die Hersteller vermutlich von selbst auf die Handelbarkeit von Items verzichten, bzw. diese Mechanik kommt nur noch in Titeln vor die sich von vorneherein an Erwachsene richten. Also diverse Strip Poker- Derivate.
Und, der Staat kann garnicht so viel Geld mit den Boxen verdienen wie ihr vielleicht denkt. Das ist reine Mathematik, Lootcrates werden versteuert wie alle digitalen Inhalte, der Umsatz von Crates liegt dem Umsatz an DLCs und Spielen zurück, der Staat verdient am Umsatz. Wenn Spieler keine Lootcrates kaufen, kaufen sie halt was anderes, was in der Regel gleichermaßen versteuert wird. Lootcrates sind für die Entwickler und Publisher interessant weil das Geld was man investiert in crates um ein vielfaches wieder rauskommt.
Sehe ich ähnlich.
Grade Jugendliche, die das Geld noch nicht wie Heu haben, geben es dann halt für was anderes aus.
Steuerlich braucht der Staat nicht mit Verlusten zu rechnen, eventuell ja sogar mit Gewinn? Denn immerhin führt Valve seine Mährchensteuer für ganz Europa in Luxemburg ab.
Die Entwickler können hingegen ihre Kreativität wieder in hochwertige Spiele stecken.
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Bei Alkohol, Tabak und Benzin sieht das anders aus, diese Waren sind stärker versteuert als übliche Waren, wenn Kunden hier was anderes kaufen als Tabak oder Alkohol würde der Staat tatsächlich weniger einnehmen.
Wobei eine hohe Besteuerung auch ein Hindernis bei der Regulierung sein kann.
Zumindest bei Tabak ist es mittlerweile leider so, daß der Staat sich nicht mehr traut, die Steuern weiter anzuheben. Weil dann mehr Leute aufhören könnten mit Rauchen, und dann wärs das gewesen mit den Einnahmen.
Auch das Aufhängen großer Werbeplakate will man der Tabakmafia bis heute nicht verbieten.
Wenn man eine Steuer auf Lootboxen einführt, dann sollte man dafür sorgen, daß die Gelder daraus dann auch in Zwecke wandern, die der Suchtprävention und -therapie dienen. Notfalls in einen Fonds, der dann abgetragen wird, wenn die Suchtkranken von Heute in die Endzwanziger- Depression fallen und nach Hilfe suchen. Und nicht irgendwo ein Fußballstadion hingeklotzt wird von der Kohle, weil sich ein Bürgermeister mal toll fühlen will.