tollertyp schrieb:
Und ich weiß, dass die Aussage von Epic sich auf Steam und nicht auf GOG bezogen hat. Nur wenn Steam runter geht von ihren Forderungen, dann macht es die Situation für GOG noch schwerer.
Steam ist ja unter dem Druck von Epic und unter dem Druck der Abwanderung großer Publisher bereits eingeknickt und hat das Modell
geändert. Statt der langjährigen pauschalen 30% gibt es seit 2018 ein Stufenmodell. Bis $10 Mio. Umsatz sind es die pauschalen 30%, zwischen $10 Mio. und bis $50 Mio. sind es dann 25% und über $50 Mio. "nur" noch 20%.
Soweit bekannt, hat GOG nie nachgezogen, sondern nimmt immer noch pauschal 30%. Das macht die Plattform für Publisher naturgemäß weniger attraktiv, zumal ja auch noch DRM-frei gefordert ist. Da sind wir schon bei doppelt unattraktiv.
Dreifach unattraktiv wird es dann, wenn man bedenkt, dass GOG für die Konvertierung/Anpassung von Patches oft länger braucht und der Publisher mutmaßlich auch generell Extra-Arbeit in die GOG-Version stecken muss, damit diese mit Galaxy und ohne geladen werden kann.
Last but not least mutmaße ich jetzt mal, dass das Backend von GOG nicht mal im Ansatz mit dem über viele Jahre durch Milliarden von $$$ fein-getunten Steamworks Backend mithalten kann. Für die Publisher ist Steam ein wahr gewordener feuchter Traum.
Jede Menge Analytics und Tracking direkt frei Haus. Jede Menge Analysetools zur Sales- und Marketingperformance. Und tausende von Möglichkeiten sein Produkt/Spiel ganz individuell bis in feinste Details zu administrieren.
Dazu Zugang zu über 120 Mio. "
monthly active users", die sich dort pro Monat einloggen.
In einem solchen Umfeld hat GOG es naturgemäß schwer. Sie haben auch Fehler gemacht, indem sie viel Personal eingestellt haben in der Erwartung, dass GWENT abgeht wie eine Bombe, aber das war ja nun mal mehr so überhaupt nicht der Fall.
Es scheint mir auch, dass sie sich mit Galaxy, insbesondere Galaxy 2.0, etwas verspekuliert haben. Das ist ebenso nicht eingeschlagen wie eine Bombe. Als viele begriffen haben, dass man trotzdem noch alle Launcher auf dem System haben muss, ist da schnell Ernüchterung eingetreten. Es spricht kaum noch jemand darüber.
Bei GOG arbeiten ca. 215 Mitarbeiter (Stand 30.06.2021). CD Projekt wird sich fragen müssen, ob da nicht weitere Einschnitte sinnvoll sind, wenn GWENT und Galaxy eher als gefloppt zu betrachten sind. Die Zeiten als GOG tolle Klassiker an Land gezogen haben, sind längst vorbei. Wofür so viel Personal, wenn kaum etwas dabei rumkommt? Die Kosten müssen runter. GOG war nun mal immer ein Zwerg unter den Plattformen und wird es wohl auch immer bleiben,
wenn sie so weitermachen...
... und da sind wir bei meinem abschließenden Punkt, bevor das hier noch mehr in einen Roman ausartet.
GOG sollten
nicht so weitermachen. Sie sind zu nett und zu lieb und stellen ihre Vorzüge zu wenig ins Schaufenster:
- Erstens sollten GOG darüber nachdenken, dass sie alle CD Projekt Titel nur noch (zeitlich) exklusiv anbieten. Bevor jetzt die Steam-Fanboys aufjaulen: Valve ist der einzige Laden unter den großen Publishern mit Store, die KEIN einziges ihrer Spiele jemals außerhalb von Steam veröffentlicht haben. Sogar Blizzard haben inzwischen Diablo 1 + Hellfire auf GOG veröffentlicht und damit die eisenharte B.net Exklusivität gebrochen.
- Zweitens sollten sie zumindest für die Zukunft mit den Publishern aushandeln, dass auch die Klassiker erst mal exklusiv nur bei GOG angeboten werden. Das läuft doch nicht richtig bisher. GOG hat die ganze Arbeit, indem sie nachforschen müssen, wo die Rechte für die Klassiker liegen und dann machen sie Kompatibilitätstests und passen die Spiele ggf. für moderne Betriebssysteme an usw. etc. pp. ... und dann "bedankt" sich der Publisher damit, dass er die Version auch bei Steam einstellt und wie immer laufen 90% der Sales über Steam statt über den Laden (GOG), der die Arbeit hatte.
- Drittens sollten GOG bewerben, dass sie gelegentlich die besseren Versionen von klassischen Spielen im Portfolio haben. Beispiele aus der Vergangenheit: Nur GOG hatte viele Jahre lang das 64-Bit Crysis, während der eigentliche Publisher, nämlich EA/Origin nur die 32-Bit Version hatten.
- Viertens sollten GOG ihre "Goodies" besser bewerben. Schnelles Beispiel: Divine Divinity. Da bekommt man bei Steam das "nackte" Game. Das war's.
Bei GOG erhält der Spieler zusätzlich: Das Handbuch, HD Wallpaper, The Prophecy Prequel Story (31 pages), den Soundtrack, Avatare, Artworks und The Lady, The Mage and The Knight tech demo (LMK war der nie veröffentlichte auf DSA basierende Vorläufer von Divinity).
Das ist doch was. Das müssten sie viel mehr bewerben, denn bei GOG bekommt man bei fast allen Klassikern weit mehr als nur das Spiel. Das sind regelrechte Liebhaberstücke. Beinahe jedes Spiel dort wird so schon fast zu einer digitalen CE.
Am Wichtigsten wäre Punkt 1. Ich selbst habe mir viele Klassiker auf GOG geholt und einige gibt es ja auch nur dort exklusiv, was ich gut finde.
Ansonsten bin ich aber Steam-User. Ich habe ein Tag 1 Account bei Steam mit hunderten von Spielen und ich kaufe mir nur Games woanders, wenn es nicht anders geht. GOG müssen auch dieses "
es geht nicht anders" forcieren. CD Projekt Titel sollten GOG-exklusiv sein. Dann wird das auch etwas mit der Popularität und Profitabilität von GOG.