DonDonat schrieb:
Es gibt einen kleinen aber feinen Unterschied zwischen, du implizierst es und zeigst (!) später Konsequenzen und Gründe und du implizierst es und belässt es bei der Implikation.
Und da ist dein Beispiel auch sehr gut für geeignet, denn es zeigt genau das was ich meine:
In Neuromancer IST man an dem Ort des Geschehens, wenn dein Dialog zustande kommt, man hat einen Kontext weil davor schon viel passiert ist und bisher das implizierte nie geschehen ist.
Beide Werke spielen ja in einem Abschnitt des Lebens des Protagonisten und beleuchten durch solche Kleinigkeiten die Welt wie sie zu diesem Zeitpunkt ist ohne sich dabei darauf zu versteifen. Es ist eben gerade die Normalisierung solcher banalen Dinge, die eine fiktive Welt glaubhaft macht. Es ist zugegeben schwierig darüber zu schreiben, ohne Seiten lange Romane zu verfassen, deshalb habe ich auch Beispiele genommen die sehr kurz sind um zu verdeutlichen wie ich das sehe. Aber wir sehen das wohl etwas anders ^^ Ich habe da eventuell auch noch einen anderen Blickwinkel, den ich am Schluss erläutere.
DonDonat schrieb:
du hast einen Dialog, in dem Leute über dinge REDEN oder anders, eine "Exposition" über Dinge halten, die keinerlei spielerische oder Story-technische Konsequenzen oder Grundlage hat.
Das kann ich schwer nachvollziehen. Warum muss denn alles eine direkte Konsequenz haben oder sich auf meinen Charakter spielerisch auswirken? Man erlebt und spielt einen Abschnitt im Leben des Protagonisten, sowie einiger anderer Charaktere. Und die Haupt-Geschichte folgt einem ganz eigenen, sehr persönlichen Pfad. Die Welt ist wie sie ist. Wie sie so geworden ist, was daran eventuell falsch ist etc. zieht sich als weißes Rauschen durch jegliche Fassade. Sei es die Architektur, Nachrichtensender, Bücher im Spiel oder eben einfach aus alltags Gesprächen heraus. Es bleibt jedem selbst überlassen wie er das findet und das ist mMn. auch gut so. Ich habe wirklich viele schöne Momente gehabt, die sowohl die Charaktere menschlicher machen, als auch die Welt real wirken lassen. Aber es ist wie gesagt, schwer darüber zu schreiben. Zum einen, weil es viel Spoiler material gibt und ich einfach niemanden diese Erlebnisse wegnehmen möchte, und zum anderen weil es sonst auch einfach ausartet.
DonDonat schrieb:
Da hilft es nicht, wenn die Implikation von Traum Team am Anfang ist "V hat keine Krankenversicherung" "Je mehr man zahlt, desto besser die Krankenversicherung", wenn das später faktsich NULL aufgegriffen wird und auch keine Auswirkungen auf irgendwas hat.
Da sind wir sogar einer Meinung. z.B. betrifft das auch die MaxTac Einheit, von der man zwar im Prolog eine ziemlich coole Intro Szene über eben diese hat (Ebenso wie beim Trauma Team) aber später leider kaum noch was darüber erfährt bzw. keinerlei Interaktion mehr (Bis auf eine hidden Quest).
Und ja davon gibt es auch noch mehr. Ich will bei Cyberpunk nicht anfangen in Superlativen zu reden, wie gut ich manche Sachen finde. Ich schrieb auch schon vorher, dass es für mich definitiv eines der besten Spiele ist, es aber noch mindestens 1 Jahr benötigt hätte. Es ist einfach nicht fertig. Das ist Schade, aber ich persönlich versuche mich auf die Dinge zu konzentrieren, die mir Spaß machen und die mir gefallen. Die Sachen die gefühlt als Platzhalter dienen, noch zu viele Fehler haben oder gefühlt einfach Fehlen, kommen hoffentlich nach und nach dazu um das Gesamtpaket runder zu machen.
DonDonat schrieb:
auch deutlich schlechter als eben Neuromancers ausführung.
Solche Vergleiche finde ich etwas unfair, weil wir hier halt trotzdem von einem Videospiel reden. Ich denke, wir brauchen nicht darüber diskutieren, was Literatur schon geschafft hat und ermöglicht. Aber als Spiel finde ich, hat CDPR sehr viel richtig gemacht in ihrer Erzählweiße und geht in die richtige Richtung. Ich finde es schön wie viele Erwachsene und Teils heikle Themen das Spiel aufgreift und respektvoll damit umgeht. Letzten Endes bleibt es natürlich ein subjektives Erlebnis und jeder betrachtet es anders, was ich gut finde. Ich finde es auch toll, dass du eine andere Sichtweiße auf die Dinge hast und erläuterst warum. Es wird heutzutage zu viel in eine Schublade gesteckt, ohne dass man darüber reden kann.
Und ich finde es irgendwie auch positiv, dass es hier doch einen regen Diskurs gibt unter einer Clickbait Nachricht