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- März 2007
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In meinen Augen ist das Augenwischerei, wenn Du behauptest, der Verkäufer hätte neben seinem Arbeitseinkommen doch noch das Bürgergeld, was ihn dann letztlich doch zur weiteren Arbeit motivieren würde.
Das glaube ich eben nicht. Von wem wird denn das Bürgergeld finanziert? Nicht nur durch Einsparungen bei Ämtern. Das Bürgergeld zahlen die Steuerzahler, also z. B. der Einzelhändler. Und der wird seinem Verkäufer etwas husten, ihm neben dem Bürgergeld auch noch ein volles Gehalt zu zahlen. Das käme ja fast einer Verdopplung der Bezüge gleich, wogegen der Arbeitgeber deutlich stärker in die Tasche greifen müsste.
Die Folge wird sein, dass die Lohne dratisch sinken werden. Beim Verkäufer fällt ja wahrscheinlich nach der Einführung des Bürgergeldes das Kindergeld weg (2 x 154 Euro). Aber sein Netto-Arbeitseinkommen liegt dann vielleicht nur noch bei 600 Euro. Die Differenz wäre sein Arbeitsanreiz. Und er hätte in etwa so viel Geld wie vor der Einführung des Bürgergeldes. Alles andere wäre ja nur über das Drucken von Geld zu realisieren.
Lehrer mag man aus Berufung werden. Aber da haben viele angehende Lehrer noch Idealvorstellungen von ihrem Beruf. Tatsächlich kann bei ungünstigen Voraussetzungen jede Versetzung dazu führen, dass jemand lieber auf seinen Job verzichtet. Bei dem momentanen Altersdurchschnitt in den Lehrerkollegien halte ich das gar nicht mal für unwahrscheinlich. Und ob diese Leute alle von heute auf morgen durch Frischlinge ersetzt werden könnten, wage ich zu bezweifeln.
Beim Ehrenamt sehe ich ebenfalls keine echte Besserung. Ich habe diese abgewrackten Familien vor Augen, bei denen 14 Stunden am Tag der Fernseher läuft und die vor sich hinwegetieren. Die kümmern sich ja heute schon nicht um Jobs und hätten daher sehr wohl Zeit für andere Arbeit. Aber für diese Teile der Unterschicht, die man faktisch schon aufgegeben hat, wird sich nichts ändern. Daher sehe ich in dem Vorschlag keine Lösung.
Und noch ein Punkt: Wenn durch fehlende Arbeit der Bezug verloren geht zwischen Leistung und Einkommen, dann werden in Zukunft diejenigen die Wahlen gewinnen, die das höchste Bürgergeld versprechen. 100 Prozent Zustimmung ist ihnen sicher, weil jeder zu profitieren glaubt.
Man könnte die Höhe des Bürgergeldes abhängig machen von der Höhe des Bruttoinlandsprodukts. Anders gesagt, man kann nur das verteilen, was zuvor erwirtschaftet worden ist. Nun gibt es dabei ein Problem, nämlich die Diskrepanz zwischen Eigennutz und Gemeinnutz. Die Bürger wissen genau, dass sie mehr Bürgergeld beziehen könnten, wenn alle arbeiten gingen. Da aber nicht alle arbeiten gehen, machen die arbeitswilligen Bürger eine Rechnung auf und stellen fest, dass der Aufwand der Arbeit höher ist als der Nutzen, den sie durch eine vergleichsweise geringere Anhebung ihres Bürgergeldes erzielen können. Daher tendieren sie dazu, auf (zusätzliche) Arbeit zu verzichten. Für den Einzelnen ist diese Entscheidung richtig, für ds Gemeinwesen ist sie tödlich.
Der Plan, durch Entbürokratisierung zugleich Koten zu sparen, ist nobel. Aber das bedeutet im gleichen Atemzug, dass man einige 10.000 Menschen auf die Straße setzen muss. Was ist mit denen unter ihnen, die tatsächlich gerne gearbeitet haben oder die ihr Auto abbezahlen müssen? Wo willst Du einen Verwaltungsangestellten alternativ einsetzen, der eine gewisse beruflcihe Spezialisierung hat und den außerhalb der Verwaltungen kaum jemand braucht?
P.S.: Die kommende potenzielle Unterschicht steht schon Gewehr bei Fuß: http://www.rp-online.de/public/article/aktuelles/panorama/deutschland/500765
Das glaube ich eben nicht. Von wem wird denn das Bürgergeld finanziert? Nicht nur durch Einsparungen bei Ämtern. Das Bürgergeld zahlen die Steuerzahler, also z. B. der Einzelhändler. Und der wird seinem Verkäufer etwas husten, ihm neben dem Bürgergeld auch noch ein volles Gehalt zu zahlen. Das käme ja fast einer Verdopplung der Bezüge gleich, wogegen der Arbeitgeber deutlich stärker in die Tasche greifen müsste.
Die Folge wird sein, dass die Lohne dratisch sinken werden. Beim Verkäufer fällt ja wahrscheinlich nach der Einführung des Bürgergeldes das Kindergeld weg (2 x 154 Euro). Aber sein Netto-Arbeitseinkommen liegt dann vielleicht nur noch bei 600 Euro. Die Differenz wäre sein Arbeitsanreiz. Und er hätte in etwa so viel Geld wie vor der Einführung des Bürgergeldes. Alles andere wäre ja nur über das Drucken von Geld zu realisieren.
Lehrer mag man aus Berufung werden. Aber da haben viele angehende Lehrer noch Idealvorstellungen von ihrem Beruf. Tatsächlich kann bei ungünstigen Voraussetzungen jede Versetzung dazu führen, dass jemand lieber auf seinen Job verzichtet. Bei dem momentanen Altersdurchschnitt in den Lehrerkollegien halte ich das gar nicht mal für unwahrscheinlich. Und ob diese Leute alle von heute auf morgen durch Frischlinge ersetzt werden könnten, wage ich zu bezweifeln.
Beim Ehrenamt sehe ich ebenfalls keine echte Besserung. Ich habe diese abgewrackten Familien vor Augen, bei denen 14 Stunden am Tag der Fernseher läuft und die vor sich hinwegetieren. Die kümmern sich ja heute schon nicht um Jobs und hätten daher sehr wohl Zeit für andere Arbeit. Aber für diese Teile der Unterschicht, die man faktisch schon aufgegeben hat, wird sich nichts ändern. Daher sehe ich in dem Vorschlag keine Lösung.
Und noch ein Punkt: Wenn durch fehlende Arbeit der Bezug verloren geht zwischen Leistung und Einkommen, dann werden in Zukunft diejenigen die Wahlen gewinnen, die das höchste Bürgergeld versprechen. 100 Prozent Zustimmung ist ihnen sicher, weil jeder zu profitieren glaubt.
Man könnte die Höhe des Bürgergeldes abhängig machen von der Höhe des Bruttoinlandsprodukts. Anders gesagt, man kann nur das verteilen, was zuvor erwirtschaftet worden ist. Nun gibt es dabei ein Problem, nämlich die Diskrepanz zwischen Eigennutz und Gemeinnutz. Die Bürger wissen genau, dass sie mehr Bürgergeld beziehen könnten, wenn alle arbeiten gingen. Da aber nicht alle arbeiten gehen, machen die arbeitswilligen Bürger eine Rechnung auf und stellen fest, dass der Aufwand der Arbeit höher ist als der Nutzen, den sie durch eine vergleichsweise geringere Anhebung ihres Bürgergeldes erzielen können. Daher tendieren sie dazu, auf (zusätzliche) Arbeit zu verzichten. Für den Einzelnen ist diese Entscheidung richtig, für ds Gemeinwesen ist sie tödlich.
Der Plan, durch Entbürokratisierung zugleich Koten zu sparen, ist nobel. Aber das bedeutet im gleichen Atemzug, dass man einige 10.000 Menschen auf die Straße setzen muss. Was ist mit denen unter ihnen, die tatsächlich gerne gearbeitet haben oder die ihr Auto abbezahlen müssen? Wo willst Du einen Verwaltungsangestellten alternativ einsetzen, der eine gewisse beruflcihe Spezialisierung hat und den außerhalb der Verwaltungen kaum jemand braucht?
P.S.: Die kommende potenzielle Unterschicht steht schon Gewehr bei Fuß: http://www.rp-online.de/public/article/aktuelles/panorama/deutschland/500765
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