Die Unterschicht in Deutschland

In meinen Augen ist das Augenwischerei, wenn Du behauptest, der Verkäufer hätte neben seinem Arbeitseinkommen doch noch das Bürgergeld, was ihn dann letztlich doch zur weiteren Arbeit motivieren würde.

Das glaube ich eben nicht. Von wem wird denn das Bürgergeld finanziert? Nicht nur durch Einsparungen bei Ämtern. Das Bürgergeld zahlen die Steuerzahler, also z. B. der Einzelhändler. Und der wird seinem Verkäufer etwas husten, ihm neben dem Bürgergeld auch noch ein volles Gehalt zu zahlen. Das käme ja fast einer Verdopplung der Bezüge gleich, wogegen der Arbeitgeber deutlich stärker in die Tasche greifen müsste.

Die Folge wird sein, dass die Lohne dratisch sinken werden. Beim Verkäufer fällt ja wahrscheinlich nach der Einführung des Bürgergeldes das Kindergeld weg (2 x 154 Euro). Aber sein Netto-Arbeitseinkommen liegt dann vielleicht nur noch bei 600 Euro. Die Differenz wäre sein Arbeitsanreiz. Und er hätte in etwa so viel Geld wie vor der Einführung des Bürgergeldes. Alles andere wäre ja nur über das Drucken von Geld zu realisieren.

Lehrer mag man aus Berufung werden. Aber da haben viele angehende Lehrer noch Idealvorstellungen von ihrem Beruf. Tatsächlich kann bei ungünstigen Voraussetzungen jede Versetzung dazu führen, dass jemand lieber auf seinen Job verzichtet. Bei dem momentanen Altersdurchschnitt in den Lehrerkollegien halte ich das gar nicht mal für unwahrscheinlich. Und ob diese Leute alle von heute auf morgen durch Frischlinge ersetzt werden könnten, wage ich zu bezweifeln.

Beim Ehrenamt sehe ich ebenfalls keine echte Besserung. Ich habe diese abgewrackten Familien vor Augen, bei denen 14 Stunden am Tag der Fernseher läuft und die vor sich hinwegetieren. Die kümmern sich ja heute schon nicht um Jobs und hätten daher sehr wohl Zeit für andere Arbeit. Aber für diese Teile der Unterschicht, die man faktisch schon aufgegeben hat, wird sich nichts ändern. Daher sehe ich in dem Vorschlag keine Lösung.

Und noch ein Punkt: Wenn durch fehlende Arbeit der Bezug verloren geht zwischen Leistung und Einkommen, dann werden in Zukunft diejenigen die Wahlen gewinnen, die das höchste Bürgergeld versprechen. 100 Prozent Zustimmung ist ihnen sicher, weil jeder zu profitieren glaubt.

Man könnte die Höhe des Bürgergeldes abhängig machen von der Höhe des Bruttoinlandsprodukts. Anders gesagt, man kann nur das verteilen, was zuvor erwirtschaftet worden ist. Nun gibt es dabei ein Problem, nämlich die Diskrepanz zwischen Eigennutz und Gemeinnutz. Die Bürger wissen genau, dass sie mehr Bürgergeld beziehen könnten, wenn alle arbeiten gingen. Da aber nicht alle arbeiten gehen, machen die arbeitswilligen Bürger eine Rechnung auf und stellen fest, dass der Aufwand der Arbeit höher ist als der Nutzen, den sie durch eine vergleichsweise geringere Anhebung ihres Bürgergeldes erzielen können. Daher tendieren sie dazu, auf (zusätzliche) Arbeit zu verzichten. Für den Einzelnen ist diese Entscheidung richtig, für ds Gemeinwesen ist sie tödlich.

Der Plan, durch Entbürokratisierung zugleich Koten zu sparen, ist nobel. Aber das bedeutet im gleichen Atemzug, dass man einige 10.000 Menschen auf die Straße setzen muss. Was ist mit denen unter ihnen, die tatsächlich gerne gearbeitet haben oder die ihr Auto abbezahlen müssen? Wo willst Du einen Verwaltungsangestellten alternativ einsetzen, der eine gewisse beruflcihe Spezialisierung hat und den außerhalb der Verwaltungen kaum jemand braucht?


P.S.: Die kommende potenzielle Unterschicht steht schon Gewehr bei Fuß: http://www.rp-online.de/public/article/aktuelles/panorama/deutschland/500765
 
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Wenn durch fehlende Arbeit der Bezug verloren geht zwischen Leistung und Einkommen, dann werden in Zukunft diejenigen die Wahlen gewinnen, die das höchste Bürgergeld versprechen. 100 Prozent Zustimmung ist ihnen sicher, weil jeder zu profitieren glaubt.

Das ist doch nur eine Vermutung. Das Bürgergeld ist ja nicht dermaßen üppig, dass man groß über heutiges Hartz-IV Niveau hinaus könnte. Die wenigsten werden mit solch einer Situation absolut zufrieden sein. Vllt. nehmen sich ja einige eine längere Auszeit, aber keine dauerhafte. Sie werden sich eine Beschäftigung suchen, die ihnen halbwegs auch Spaß macht und/oder ihren Lebensstandard erhöht.
Und bei den Wahlen überspringst Du doch denkmäßig gleich einiges. Es würde durch eine solche Umstukturierung alles anders, niemand weiß welche Auswirkungen es genau auf die gesamte Gesellschaft und Wirtschaft hätte, schon garnicht Details.

Ich habe diese abgewrackten Familien vor Augen, bei denen 14 Stunden am Tag der Fernseher läuft und die vor sich hinwegetieren. Die kümmern sich ja heute schon nicht um Jobs und hätten daher sehr wohl Zeit für andere Arbeit.

Ja eben du hast ein völlig verzerrtes Bild von Hartz-IV Familien. Sind nicht alles gleichgültige und faule klischeeerfüllende Assis und Messies und sonstige Kosenamen. Eher die wenigsten der 4 Mio. Aber lohnen muss sich Arbeit und folglich Aufwand dennoch und ein bisschen den pers. Interessen entgegenkommen natürlich auch.
Für Dich ja auch, oder etwa nicht? wie wärs denn als Toilettenputzer oder Verpacker am Fließband oder Kippenstecher im Bereich Grün. Sei doch mal Vorbild für alle. :p Warum soll es bei Arbeitslosen denn anders sein? Wer partout nicht arbeiten will, der tut es auch heute nicht und wird sich immer einen Weg suchen dies auch nicht im großen Stil zu müssen. Der Zwang und Gängelung fiele aber beim Bürgergeld weg, auch die Zwangsvermittlung in ausbeuterische Drecksjobs und somit wäre dieser Sumpf schnell trockengelegt. Der Mitnahmeeffekt, sder immer auftritt, egal bei welchen Subventionierungen würde sich zudem nur auf die Bürgergeldempfänger selber beschränken, auf niemanden anders (mehr).

Wo willst Du einen Verwaltungsangestellten alternativ einsetzen, der eine gewisse beruflcihe Spezialisierung hat und den außerhalb der Verwaltungen kaum jemand braucht?

Naja die meisten derjenigen sind ja auch aus anderen Bereichen einst hinzugekommen. Desweiteren haben wir ja heute auf der ARGE auch die Zumutbarkeitsgrenzen drastisch gesenkt. Es gibt sicher auch für diese Gruppe interessante Interessensgebiete, sollte es für ihren früheren Tätigkeitsbereich im weitläufigen Sinne tatsächlich keine Beschäftigungsmöglichkeit mehr geben. Auch diesen kann man durchaus berufliche Flexibilität zusprechen. Ansonsten waren sie keinen Deut besser als die gern zitierten Arbeitslosen, sondern hatten nur Glück und/oder taten ihren Job aus Gewohnheit.
Klar würden erstmal 10000e dadurch fei gesetzt werden. Aber jetzt zahlen wir sie auch mehrheitlich unnötig mit und füttern sie durch und das mit wesentlich höheren Gehältern und Vergünstigungen.
 
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Relict schrieb:
Das Bürgergeld ist ja nicht dermaßen üppig, dass man groß über heutiges Hartz-IV Niveau hinaus könnte.

Also ist das Bürgergeld Hartz IV mit dem einzigen Unterschied, dass die Menschen nicht mehr angehalten werden der Gesellschaft etwas für die erhaltene Leistung zurück zu geben?!

Ist das eine Richtung die wir einschlagen sollten?
Wir belohnen Egoismus und bestrafen jene die in unserer Gesellschaft aktiv werden.
 
Auf Wunsch von th30 (siehe Thread über die Entfremdung # 190-192) philosophiere ich an dieser Stelle über die Ursachen der Bildungsmisere in Deutschland. Das passt sogar ganz gut hierher.

Wenn ich von Bildungsarmut spreche, dann meine ich damit nicht die absolute Bildungsarmut (wie den funktionalen Analphabetismus). Denn das kann in einer Industrienation wie Deutschland kein Maßstab sein. Es geht daher um relative Bildungsarmut.

Handfeste Probleme sind bereits im Kleinkindalter zu beobachten. „Ein Drittel der Vierjährigen spricht mangelhaft Deutsch“, schätzte das NRW-Schulministerium laut Spiegel-Online vom 12. Februar 2007. Kein Wunder also, dass der Sprachtest Delfin 4 verpflichtend eingeführt wurde, um diese Mängel noch vor der Einschulung zu beheben. Für Jugendliche und Erwachsene in Deutschland kommt die daran anschließende Förderung allerdings zu spät.

http://www.spiegel.de/schulspiegel/0,1518,465924,00.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Delfin_4

In den ersten drei Jahren sind vorrangig die Eltern für die Entwicklung ihrer Kinder verantwortlich. Einige von ihnen machen dabei ganz offensichtlich etwas falsch. Was die Kinder in dieser Zeit vor allem benötigen ist Zuwendung. Hier geht es also nicht um Konsumgüter und auch nicht um Armut. Jeder Vater und jede Mutter kann mit seinem Kind sprechen, ihm Begriffe erklären oder das Zählen beibringen, wenn man gemeinsam eine Treppe hinaufgeht. Das funktioniert seit Urzeiten und in allen Kulturen der Welt. Warum nicht auch hier?

Es liegt zum Großteil an der Unfähigkeit oder Unwilligkeit der Eltern. Wenn Mutti lieber fernsieht oder sich besäuft, statt sich um ihr Kind zu kümmern, dann geht das in der Regel nicht gut. Und wenn die in Deutschland lebenden Eltern es nicht für nötig halten, mit ihren Kindern Deutsch zu reden, dann ist das ebenfalls zu beanstanden. Es spricht ja nichts gegen eine zweisprachige Erziehung. Aber wer später einmal in Deutschland zur Schule gehen muss, sollte zuvor die Möglichkeit erhalten, die deutsche Sprache zu erlernen – wenn nicht zu Hause, dann wenigstens auf dem Spielplatz. Für manche Eltern stellt allerdings selbst das ein Problem dar, etwa dann, wenn Fatima nicht allein auf die Straße gehen darf und sich in nur mit anderen Mädchen trifft, die ebenfalls kein Deutsch sprechen. So verwundert es nicht, dass die Ergebnisse von Delfin 4 in den sozialen Brennpunkten mit einem hohen Anteil Migrantenkinder deutlich schlechter ausfallen als anderswo.

Der nächste Punkt mag etwas weit hergeholt erscheinen. Ich stelle ihn trotzdem zur Diskussion: Seit längerer Zeit denke ich darüber nach, ob es ein Segen oder ein Fluch war, das Fernsehen zu privatisieren. Mir persönlich kommt das eher entgegen, weil ich mir z. B. mehr Spielfilme ansehen kann als es bei drei öffentlich-rechtlichen Programmen der Fall wäre. Und ich verfüge zudem über die Möglichkeit, mir Sendungen aufzuzeichnen und zeitversetzt ohne Werbung anzuschauen. Das macht die Angelegenheit erträglich.

Für Kinder gilt das weniger. Sie hocken am nachmittags, samstags und am Sonntagvormittag (wenn Vati und Mutti pimpern wollen) vor der Glotze. Zielgruppenoptimierte Werbung prasselt auf die Kinder ein, lediglich unterbrochen von hirntötenden Comic-Sendungen. Und damit die Kids ja nicht umschalten, wird es nie langweilig auf der Mattscheibe: Keine Ansage ohne ständig bewegten Hintergrund, weder auf GIGA, noch auf MTV oder VIVA. Wer wundert sich da, wenn die Kinder aufgekratzt oder nicht in der Lage sind, sich auch nur für kurze Zeit zu konzentrieren.

Das Fernsehen ist zudem ein beliebter Babysitter. Ich kenne Eltern, die genau wissen, wann, was und wie viel ihre Kinder fernsehen und die den Konsum entsprechend dosieren und kontrollieren. Es gibt aber auch Eltern, die darauf keinen Wert legen. Wenn das Kind vor dem Fernseher sitzt, macht es zumindest keinen Krach. Ziel erreicht. Das geht mitunter so weit, dass überhaupt nicht mehr darauf geachtet wird, was die Kinder sehen. Und so hocken 12-Jährige Samstagnacht noch nach 23 Uhr vor der Glotze. Dort bekommen sie Filme zu sehen, die erst ab 16 Jahren freigegeben sind. Außerdem kommen sie in den Genuss dieser sonderbaren TV-Werbung vom Kaliber „Stöhn mich an“ und „Sende ‚Mach Dich nackig‘ an ‚Lass-mich-rein-lass-mich-raus“. Wenn die FSK-Freigaben einen Sinn haben und Kinder u. a. vor Verrohung schützen sollen, dann geht das in diesen Fällen gehörig daneben. Mit der Kontrolle im Internet ist es ja nicht viel anders. Alles ist verfügbar, ob Totschlagvideo oder Hardcore-Porno.

Ich glaube, dass Kinder auch von so etwas „weich in der Birne“ werden können. Da braucht man sich nicht wundern, wenn sie am Montagmorgen in der Schule nicht bei der Sache sind. Stichwort: Reizüberflutung.

Nun kann man sich fragen, wen die Schuld trifft: Ist es das Fernsehen oder sind es wiederum die Eltern, die ihren Pflichten nicht nachkommen? Die Übergänge dürften fließend sein.

In den Grundschulen ist es nicht ungewöhnlich, dass die Kinder um drei oder sogar vier Entwicklungsjahre auseinanderliegen. Zur Bewältigung dieser Herausforderung haben sich zahlreiche Praktiken bewährt: differenzierte Aufgaben, Wochenpläne, Werkstattunterricht usw.

Die weiterführenden Schulen greifen sehr viel weniger darauf zurück. Abgesehen von der Frage, die richtige Schule für ein Kind zu ermitteln, dürften die Probleme in der Sekundarstufe 1 ihren Schwerpunkt haben. Es gibt exzellente Schulen mit einem ausgezeichneten Angebot, mit zumindest teilweiser Nachmittagsbetreuung samt Mittagessen und mit attraktiven Möglichkeiten der Freizeitgestaltung, die dann auch intensiv genutzt werden (Sport, diverse Arbeitsgemeinschaften, Schulzoo usw.). Daneben gibt es die Schulen, die nach 13 Uhr ihre Pforten schließen und die Schüler in den Alltag entlassen. Dabei wäre z. B. eine Hausaufgabenhilfe mehr als sinnvoll. Und gerade in sozialen Brennpunkten, in denen die Möglichkeiten der Freizeitgestaltung nicht selten eingeschränkt sind, könnte ein zusätzliches Angebot auf dem Schulgelände hilfreich sein. Aber so etwas kostet richtig viel Geld und bleibt daher in der Regel ungenutzt.

Für die Schulen wünsche ich mir ohnehin eine sehr viel stärkere individuelle Betreuung der Schüler. Lernprobleme müssen frühzeitig angegangen werden statt nur mit einem „mangelhaft“ darauf zu reagieren. Die Lehrer dürfen sich nicht aus ihrer Verantwortung schleichen. Ein Lehrer ist dann ein guter Lehrer, wenn seine Schüler den Stoff verstehen. Wenn sie ihn nicht verstehen, dann macht der Lehrer etwas falsch, nicht aber unbedingt die Schüler.

Aber die Erziehung ist mit dem Beginn der Schulpflicht längst nicht allein eine rein schulische Angelegenheit. Auch jetzt sind die Eltern gefordert. Stehen sie in Kontakt mit den Lehrern, etwa wenn es um Probleme in der Schule geht oder um die Hausaufgaben? Werden Hausaufgaben kontrolliert – von den Eltern, von den Lehrern? Hier beschweren sich viele Lehrer über die Gleichgültigkeit von Eltern, die nicht zu den Sprechtagen kommen, die nicht auf Einladungen reagieren usw. – Auch das hat nichts mit Armut zu tun. So etwas ist einfach verantwortunglos.

So, für den Anfang sollte das erst einmal reichen. Bei Bedarf ergänze ich noch etwas.
 
Wir belohnen Egoismus und bestrafen jene die in unserer Gesellschaft aktiv werden.

Niemand wird bestraft, im Gegenteil alle werden belohnt! Das Bürgergeld steht ja jedem zu. Und ändern in Sachen Belohnung tut sich auch nix. Auch jetzt steht ja jedem Hartz IV zu, der nicht arbeitet. ;)
Der einzige Unterschied heute ist. Dass man zu jeder zumutbaren Arbeit gezwungen werden kann. Ansonsten gibts Strafe und eben kein "Bürgergeld". :p

PS:
Ausserdem wenn alle so faul wären, wie gern zitiert, würde heute keine Schwarzarbeit florieren. Es besteht also durchaus ein Ansporn und Wille der Menschen zu arbeiten und sich somit was hinzuzuverdienen, neben ihrer Grund-Alimentierung.
 
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Die Motivation zur Schwarzarbeit ist aber eine andere. Hier gilt nämlich brutto = netto, was zu einem hübschen Netto-Stundenlohn führt. Wie ich bereits erklärt habe, werden nach der Einführung eines Bürgergeldes die Arbeitsgehälter sinken müssen. Reguläre Arbeit lohnt sich dann, in Netto-Stundenlöhnen gerechnet, noch weniger als heute. Das geht dann in Richtung des 1-Euro-Jobbers, der auch nicht einsehen will, warum er für so wenig Geld schuften soll, wobei er natürlich vergisst, dass er obendrein die Grundsicherung erhält - für lau.
 
Viele Bürgergeld-Modelle forcieren doch wie schon gesagt wurde auch Brutto für Netto. Erst ab höheren Einkommensklassen wird dies schrittweise aufgehoben.
Auch oder gerade diese Ausbeuterjobs wie 1-Euro-Jobs werden eben keine Konjunktur mehr haben. Weil sie eben dann keiner mehr machen wird. Also entweder wird dann auch bei solchen Jobs mehr gezahlt oder niente. Es reguliert sich automatisch durch den veränderten Markt.
 
Relict schrieb:
Niemand wird bestraft, im Gegenteil alle werden belohnt!

Das Geld wächst am Baum?

Wenn ich durch den Einsatz meiner Arbeitskraft Geld erwirtschafte, dann muss ich davon etwas abgeben um das Bürgergeld zu finanzieren, anders kann es nicht funktionieren.
Im Idealfall würde jeder Geld erwirtschaften und bekommt somit quasi das Geld als Bürgergeld ausgezahlt welches er vorher abgegeben hat.

Nun haben wir keine Vollbeschäftigung, also bekommen andere etwas von dem von mir erwirtschafteten Geld ab ohne selbst dafür etwas zu leisten.
Bei einer Grundsicherung die an Bedingungen geknüpft wird, soll der Mensch dazu gedrängt werden der Gesellschaft irgendetwas zurück zu geben für die Leistungen die er von der Gesellschaft erhalten hat. Dies muss nicht unbedingt eine finanzielle Leistung sein sondern kann durchaus auch in Form gemeinnütziger Arbeit etc. erfolgen.

Wenn du allerdings das Grundeinkommen an keinerlei Bedingungen knüpfst, dann würdest du all jene Belohnen die das Geld gerne einstreichen, der Gesellschaft dann aber nichts dafür zurück geben.
Zur Verdeutlichung und stark vereinfacht ein Beispiel:

- Es gibt ein Grundeinkommen von 1000€
- 25% der Menschen entscheiden sich dieses Grundeinkommen zu nehmen und nicht zusätzlich zu arbeiten
- ich arbeite und verdiene 2000€ brutto

Von den 2000€ muss ich nun 1000€ abdrücken damit das Grundeinkommen welches ich verdiene gegenfinanziert ist. Weitere 250€ muss ich aber abdrücken damit die 25% der Leute die nicht arbeiten Wollen auch ihr Grundeinkommen erhalten können.
Nun bekomme ich 1000€ Grundeinkommen zurück.

Ich habe also von 2000€ nur noch 1750€ über. Der Rest ist in die Hände derer gewandert die nichts tun und 1000€ dafür bekommen.

Du siehst also, dass ich durch das Grundeinkommen verloren habe und der, der egoistisch denkt hat gewonnen.

Was hat das mit dem Thema zu tun:

Nun im Grunde förderst du durch diesen Ansatz dann genau die Entwicklungen die dazu führten, dass heute so viele Menschen keine Perspektive mehr haben.
Denn nur ein Grundeinkommen welches über Hartz IV Niveau liegt würde überhaupt Sinn machen, denn man soll ja davon gut leben können. Viele Menschen werden sich dann aber mit dem Grundeinkommen zufrieden geben und keinen Drang verspüren sich weiter zu entwickeln. Und so lang die Geldquelle sprudelt weil es genug Leute gibt die Arbeiten werden diese Menschen dann auch nicht den Drang verspüren sich zu engagieren ... warum sollten sie denn auch.

Du änderst also nichts an dem hier diskutierten Kernproblem sondern alimentierst die Menschen die wir heute als "Arm" bezeichnen lediglich besser. Arm sind sie aber noch immer, denn Armut ist nicht zwangsweise finanziell zu sehen.
 
@keshkau
soweit ich deinen beitrag richtig interpretiere beantwortest du also meine frage aus dem entfremdungs-thread damit, dass du sagst, dass sowohl das kapitalistische system wie auch die eltern gleichermaßen schuld an einer bildungsmisere haben, bzw. dass die übergänge fließend sind?
falls du diese frage mit "ja" beantworten solltest würde ich die frage stellen:
Warum betrachtest du auf der einen Seite die Eltern und auf der anderen Seite die gesellschaftliche Organisation mit ihren Institutionen, Befugungsverhältnissen, Herrschaftsverhältnissen etc. als etwas anderes? Ein Elternpaar ist doch ebenso eingelassen in dieses Geflecht, dass ich hier einfach mal gesellschaftliche Totalität nennen möchte und also sind sie doch wiederum nicht davon losgelöst zu betrachten und da stelle ich fest, dass Menschen zu großen Teilen (und damit meine ich nicht die Bildungseliten) das Spiegelbild dessen sind was ihre Gesellschaft als Ganzes ist. Deshalb würde es mir nie in den Sinn kommen eine Trennung zwischen System und Einzeleinheit vorzunehmen weil die Betrachtung (will sie Anspruch auf Wahrheit erheben) beide Seiten miteinander vermittelt halten muss.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich stelle bei der Ursachenforschung ganz und gar nicht auf das (Wirtschafts-)System ab. Es gibt zwar einen Zusammenhang, weil der Bildungssektor überwiegend öffentlich finanziert wird. Aber das ist keine Angelegenheit, die systembedingt ist.

Wenn Du auf das Fernsehen abstellst (man könnte auch Computer oder andere Dinge nehmen), dann üben sie nicht deshalb einen negativen Einfluss aus, weil sie Bestandteile eines marktwirtschaftlichen/kapitalistischen Systems sind. Ich betrachte das Fernsehen eher als eine Option. Vor allem haben die Geräte einen Power-Knopf, sodass sie nicht automatisch laufen (müssen). Ganz im Gegenteil bedarf es einer ausdrücklichen Entscheidung, das Programm sehen zu wollen oder eben nicht.

Wenn ich als Beispiel anführe, dass in manchen Familien der Fernseher 14 Stunden am Tag läuft, dann liegt das nicht daran, dass der Fernseher in einem kapitalistischen Staat aufgestellt ist, sondern daran, dass die Menschen vor dem Fernseher nichts besseres mit ihrer Zeit anzufangen wissen.

Kein Konsumgut hindert Eltern daran, sich um ihre Kinder zu kümmern, mit ihnen zu basteln und zu spielen oder die Englsich-Vokabeln abzufragen. Es mangelt da eher an Medienkompetenz. Wenn Eltern tatenlos zusehen, wie ihre Kinder einem Marken-Wahn verfallen, dann gebe ich ihnen ebenfalls die Schuld daran, weil sie die Werbebotschaften nicht mit ihren Kindern aufarbeiten.
 
Kein Konsumgut hindert Eltern daran, sich um ihre Kinder zu kümmern, mit ihnen zu basteln und zu spielen oder die Englsich-Vokabeln abzufragen. Es mangelt da eher an Medienkompetenz. Wenn Eltern tatenlos zusehen, wie ihre Kinder einem Marken-Wahn verfallen, dann gebe ich ihnen ebenfalls die Schuld daran, weil sie die Werbebotschaften nicht mit ihren Kindern aufarbeiten.

Oh oh, da falle ich wohl auch mit drunter. :mad:

Ganz so einfach ist es eben dann aber doch nicht. Ich gehöre nun glücklicherweise nicht zur Unterschicht, ganz im Gegenteil.
Daraus ergeben sich aber andere Probleme, wenn beide Elternteile arbeiten gehen und nur sehr spät nach Hause kommen reicht es halt noch zur Hausaufgabenkontrolle aber eben nicht zu mehr. Wenn dann wie bei uns mehrfach ein jobtechnischer Umzug notwendig ist bringt das noch mehr Probleme.
Englischvokabeln abfragen ist für gelernte DDR-Bürger auch nicht so einfach, ich kann nur das was die Amerikanisierung ;)der deutschen Sprache vermittelt alles andere Fehlanzeige.

Das meine Kinder trotzdem nicht dem Medienwahn verfallen sind ist wohl nur Glück.:D
 
OMaOle schrieb:
Englischvokabeln abfragen ist für gelernte DDR-Bürger auch nicht so einfach, ich kann nur das was die Amerikanisierung ;)der deutschen Sprache vermittelt alles andere Fehlanzeige.

Das hat wohl nichts mit dem "gelernten DDR-Bürger" zu tun, wenn Du früher in der Schule nicht aufgepaßt hast...:rolleyes:
 
Danke für den Zaunpfahl, leider gab es in unserer Dorfschule keine Möglichkeit Englisch zu lernen, auch in der DDR gab es Lehrermangel und Russisch war einfach wichtiger.:D
 
ohje russisch, das war unsere klassenlehrerin, hat und gekwählt mit hausaufgaben:-(
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ihr wart schon beim bürgergeld,
schlisse mich an
stimme für bedingungsloses grundeinkommen, gekoppelt mit steuerreform zur reinen verbrauchssteuer und einkommenserwerb steuerfrei
bestes modell wo giebt:p
 
@Adam_Smith
Es stimmt schon, Armut ist immer relativ zu betrachten. Für einen Millionär sind durchschnittliche Einkommensbezieher auch relativ arm und können sich nicht das leisten, was er sich leisten kann. Diesen Umstand wird man mit Bürgergeld natürlich auch nicht wegbekommen. Ausser man schröpft vllt. die Hochverdiener extremer bzw. schaltet alle Menschen gleich, was aber gar nicht Sinn und Ziel von Bürgergeld ist.

Grundpprinzip ist natürlich mehr Freiheit und Selbstbestimmung und - verwirklichung jedes einzelnen, aber genauso auch die Bekämpfung der Abwärtsspirale im Niedriglohnsektor und folglich Armut. Das Grundlevel soll vor allem damit angehoben werden, leben, nicht überleben! Mindestlöhne können dies nur zum Teil erfüllen. Und Kombilohnmodelle führten zu viel größerem Mitnahmeefeekt, vor allem auch durch die Unternehmen.
Während Mindestlöhne vor allem Vorteile für den Arbeitnehmer (wenn sies denn bleiben) schaffen, schaffen Kombilöhne Vorteile für die Unternehmen. Beide führen aber nicht zu mehr Arbeitsplätzen.
Bürgergeld natürlich auch nicht, aber es findet sich hingegen ehrlicher damit ab, das es zukünftig nicht mehr sozialversicherte Arbeitsplätze für immer mehr Menschen geben wird. Es bietet allerdings jedem (vorallem schwächeren) einen lebenswürdigeren Grund.

Hartz IV selber ist eine Leistung zum überleben, nicht zum leben. Es ist auch eine Gleichschaltung von Menschen. Dabei bleibt es aber nicht, es ist zusätzlich an harte Bedingungen geknüpft, es verfolgt im gleichen Zuge (mittlerweile?) das Ziel arbeiten um jeden Preis, was gerade angeboten wird, um auch auf Dauer überleben zu können, ansonsten kann man sehen wo man bleibt im Zweifel auch unversichert unter der Brücke durch 100% Sperren und Sanktionen, wenn man nicht 100% das Spielchen mitspielt.

Daraus entsteht auf die Empfänger ein enormer Zwang und Druck, irgendetwas verdienen zu gehen, ob sie derartige Jobs wollen oder nicht. Das verzerrt den Wettbewerb auf dem Arbeitsmarkt, natürlich nicht zugunsten der Arbeitnehmer. Die Folgen sind eben Lohndumping, Gegenseitiges Ausboten besser Qualifizierter gegen schlechter Qualifizierte und geschürte Ängste der Arbeitnehmer vor Jobverlust, was nicht selten auch in einer (auch indirekten) Art Erpressung endet. Aber nicht einzig weil Hartz IV sehr niedrig ist, sondern weil auch die Bedingungen daran, also die Zwänge den Unternehmen durchaus bekannt sind. Und die Politik bzw. ARGEN fördern das quasi noch.

Modelle und Strategien wie Hartz-IV wären vllt. wirksam wenn ausreichend freie Arbeitsstellen zu zumutbaren Löhnen verfügbar wären. Sind sie aber nun mal nicht. Somit wird nur einseitig etwas gefordert, was gar nicht real für alle Beteiligten positiv umsetzbar sein kann und wird.

Mir geht es bei Alternativmodellen auch darum generell mal einen anderen Denkansatz in den Köpfen zu bewirken, die aktuellen festgefahrenen leistungsfordernden Modelle in Frage zu stellen, da sie meiner Meinung nach nur scheitern können. Da bringt auch ständige Flickschusterrei nichts mehr. Sehen wir ja.
Die Leistungsanforderungen an den einzelnen gehen steil aufwärts und das relativ zu immer weniger Lohn. Gerade im Niedriglohnbereich dreht sich die Spirale eher abwärts, teils schon unter Hartz-IV Niveau und im gleichen Atemzug steigen die Lebenshaltungskosten und Abgaben.

Hartz-IV hat das Lohnniveau für weniger Qualifizierte mit nach unten gezogen. Die hoch qualifizierten besetzen die knappen freien Stellen. Problem dabei ist, die Arbeitsplätze steigen nicht proportional zu der Anzahl der besser Qualifizierten. Und auch nicht jedes Stellenprofil bedarf eines Diploms.

Die aktuellen Strategien fördern und vorallem fordern Lohndumping und erhöhten Leistungsdruck.
Das immer weniger für immer mehr schaffen müssen, haben wir mit unserer derzeitigen Politik doch heute schon, es änderte sich mit Bürgergeld dahingehend also überhaupt nichts. Nur der Fall wäre für jeden einzelnen weicher und das Leben lebenswürdiger.
Unterschicht ansich ist nicht zwangsläufig etwas schlechtes, da sehr dehnbar und relativ. Es gibts auch noch genügend einfache Leute, die darin durchaus keine Scham verspüren oder unglücklich sind. Daher muss man die Unterschicht nicht zwanghaft versuchen wegzubekommen, sondern besser ausgestalten. Niemand wird gezwungen darin auf Dauer zu verweilen. Wer mehr und höher will kann das jederzeit tun.

Und ab bestimmten Einkommensklassen realivieren sich die von mir anvisierten 700-800 Eur Bürgergeld recht schnell. Und die meisten würden wohl für bspw. 1500,- netto eher arbeiten gehen, als für Bürgergeld oder Hartz-IV zuhause zu hocken.
Aktuell müssen aber immer mehr für 800 Eur Vollzeit gehen und das nur, damit sie überhaupt noch ihren Lebensunterhalt bekommen. Nur wird oft vergessen, dass man dadurch auch höhere Auslagen hat (Fahrtkosten, Kleidung, Kinderbetreuung, Verpflegung etc.) was man davon noch abziehen kann. Das es sich für viele zumindest im Kopf gar nicht erst lohnt dafür zu buckeln kann ich zumindest nachvollziehen. Diese Tatsache und Ansicht änderte sich daher auch nicht, selbst wenn es gar keine Sozialleistungen gäbe. Nur der Zwang zum Überleben würde noch weiter verstärkt. Nur Zwang bekämpft keine Armut.
 
Relict schrieb:
Hartz-IV hat das Lohnniveau für weniger Qualifizierte mit nach unten gezogen.
...
Die aktuellen Strategien fördern und vorallem fordern Lohndumping und erhöhten Leistungsdruck.

Dem kann ich leider nur zustimmen. Jahrelang habe ich die Entwicklung im Bereich der Gebäudereinigung gesehen. Riesige Unternehmen wie Pedus, Piepenbrock, Gegenbauer, ISS und wie sie nicht alle heißen konkurrieren im harten Kampf um Aufträge im Reinigungssektor. Die Preise werden immer niedriger trotz regelmäßig steigender Tariflöhne, Geiz ist eben geil. Da kommt es schon mal vor, daß nach einer Angebotskalkulation die Mitarbeiter 800 m² Bürofläche inklusive Toiletten in der Stunde reinigen sollen, was natürlich völlig illusorisch ist.

Aber egal, der für den Auftrag zuständige Bereichsleiter bekommt eine Lohnvorgabe, und nach der vorgegebenen Lohnsumme darf der Bereichsleiter Reinigungskräfte einsetzen. Dann wird der guten Frau, die den Job will, erst einmal klar gemacht, daß eine gute Reinigngskraft allemal die 800 m² in der Stunde schafft, man müsse sich halt einarbeiten und ein wenig sputen. Im Endeffekt arbeitet die arme Frau dann vielleicht 3 Stunden am Tag, von denen sie nur 1,25 oder 1,5 Stunden bezahlt bekommt. Sie regt sich auch nicht auf, denn sie ist ja froh, Arbeit zu haben. Und seit Hartz-IV hat sich dieser Zustand noch verschlimmert, weil der Druck so groß ist.

Die Reinigungsunternehmen befinden sich in einem Teufelskreis. Wollen sie ihre Mitarbeiter ehrlich bezahlen, müssen sie ihre Leistungen teurer anbieten, und ein anderer bekommt den Auftrag. Das absolut Perverse an der ganzen Sache ist, daß gerade die öffentliche Hand als einer der wichtigsten Auftraggeber diese Situation fördert.

Beispiel: Im Jahre 2005 schrieb der Betrieb für Bau und Liegenschaften Mecklenburg-Vorpommern die Unterhaltsreinigung der meisten Ministerien, Ämter und Polizeiliegenschaften in der Landeshauptstadt Schwerin aus. Es wurde von vornherein auf Plausibilitätsprüfungen und Qualitätssicherung verzichtet. Einziges Kriterium war nicht einmal mehr das sogenannte "Wirtschaftlichste Angebot", sondern ganz offiziell der niedrigste Preis! Das Ergebnis kann sich für den Landesrechnungshof sehen lassen: Jede Menge Geld gespart. In den Büros werden oft nur alle 4 Wochen die Teppichböden gesaugt und das Wischwasser für die Toiletten wird anschließend noch in den Teeküchen verwendet, weil die Reinigungskräfte keine Zeit mehr haben. Und trotzdem arbeiten sie mehr, als sie bezahlt bekommen...
 
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na ich weiss nich, das seh ich aber anders.

betreff leistungsdruck, aus deinem beispiel erster absatz,
beruht ja eher an der grossen arbeislosigkeit und nicht an harz4.

betreff lohnniveau: der grösste konkurent der wirtschaft ist die staatliche versorgung.
so nun versuch mal einen wie in deinem beispiel angeführten gebäudereiniger zu bezahlen,
und bedenke dabei was er letztendlich wirklich kostet, also: differenz zwischen seinem netto und brutto= ungefähr arbeitgeberanteil, das denn noch plus sein brutto.
das denn noch plus einen kleinen aufschlag für die restriktiven arbeitnehmer-schutzgesetzte was du denn für abfindungen oder lohnfortzahlungen ansparen musst.
so und dem gegenüber steht die staatliche fürsorge, also die zuwendung für 2 erwachsene, 2 kinder, krankenkasse rente miete heitzung vom amt plus weitere zuwendungen fürs nicht zum bruttosozialproduckt beitragen zb: gez befreiung (was ja dementsprechen die anderen zahlen).

also bewirken höhere staatliche zuwendungen HÖHERE löhne und arbeislosigkeit.
 
enrico schrieb:
betreff leistungsdruck, aus deinem beispiel erster absatz,
beruht ja eher an der grossen arbeislosigkeit und nicht an harz4.

Hartz-IV zwingt den Arbeitslosen bekanntlicherweise mehr Eigeninitiative auf. Das ist im Ansatz auch nicht verkehrt. Aber wenn jemand nach 12 Monaten Arbeitslosigkeit noch keine qualifizierte Arbeit gefunden hat, dann ist er auf so einen Job wie vorhin geschildert angewiesen. Glaub mir: Seit Hartz-IV ist es leichter, Leute zu finden, die diesen Schindluder mit sich treiben lassen. Auch wenn Du das anders siehst: Es ist so!

enrico schrieb:
so nun versuch mal einen wie in deinem beispiel angeführten gebäudereiniger zu bezahlen,
und bedenke dabei was er letztendlich wirklich kostet, also: differenz zwischen seinem netto und brutto= ungefähr arbeitgeberanteil, das denn noch plus sein brutto.
das denn noch plus einen kleinen aufschlag für die restriktiven arbeitnehmer-schutzgesetzte was du denn für abfindungen oder lohnfortzahlungen ansparen musst.
so und dem gegenüber steht die staatliche fürsorge, also die zuwendung für 2 erwachsene, 2 kinder, krankenkasse rente miete heitzung vom amt plus weitere zuwendungen fürs nicht zum bruttosozialproduckt beitragen zb: gez befreiung (was ja dementsprechen die anderen zahlen).

also bewirken höhere staatliche zuwendungen HÖHERE löhne und arbeislosigkeit.
Willst Du mir allen Ernstes erklären, daß es in Ordnung ist, wenn sich eine Reinigungskraft 3 Stunden am Tag abbuckelt und dafür 8 oder 9 Euro brutto erhält? Wohlgemerkt:Insgesamt, und nicht pro Stunde! Und von welchen Abfindungen redest Du? Die sieht eine Reinigungskraft nicht, wenn nach 2 Jahren der Auftrag an eine andere Firma vergeben wird und sie wegen Auftragsverlust gekündigt wird...

Herr, schmeiß Hirn vom Himmel...
0027.gif
 
enrico schrieb:
das denn noch plus einen kleinen aufschlag für die restriktiven arbeitnehmer-schutzgesetzte was du denn für abfindungen oder lohnfortzahlungen ansparen musst.

Im Niedriglohnbereich träumt man wohl eher von Lohnfortzahlungen, Weihnachts-/ Urlausgeldern oder gar Abfindungen. Selbst Gewerkschaftsmitgliedschaft ist schon ein Einstellungshindernis bzw. inoffizieller Kündigungsgrund. Auch die Steuerbelastung für den AG ist da nicht üppig.
Arbeitnehmer-Schutzrechte werden galant ausgehebelt, ganz legal, dank unausgegorener Gesetze. Gerade im hier erwähnten Reinigungssektor wird gern Gebrauch davon gemacht. Dann wird eben nicht mehr nach Stunden abgerechnet, sondern nach Leistung.
Von WAS soll man da eigentlich noch was sparen?


Das mit der GEZ-Befreiung ist auch an der Haaren herbeigezogen. Die bekommt man nur, wenn die Bedarfsgemeinschaft über keinerlei weitere Einkommen und Zuschläge, wie zb. Übergangsgeld verfügt und das Gesamteinkommen eine bestimmte Höhe nicht überschreitet. Mach Dir keine falschen Vorstellungen, so einfach bekommt man die nicht auf ehrliche Weise erlassen. Und alle anderen haben das auch dringend nötig.

Ausserdem glaubst Du tatsächlich, dass sich der Betrag senken würde, wenn alle jetzt davon befreiten zahlen würden? Soll ein Arbeitsloser seine Empfangsgeräte stattdessen verkaufen? Stromgebühren werden schon nicht von Hartz-IV übernommen, sondern müssen vom Regelsatz bezahlt werden.
Das ist pure Mißgunst und Arbeitslose fungieren schnell als Sündenbock für alles was schief läuft.

Übrigens trägt auch jeder Transferleistungsempfänger zum Bruttosozialprodukt bei, nämlich durch Konsum und Steuern, die wieder in den Kreislauf zurückfliessen und das zu fast 100%. Denn zum Sparen und Geldhorten kommt man da eher weniger. Man will es nicht wahr haben, aber auch Arbeitslose schaffen und erhalten Arbeitsplätze.
 
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