Die Unterschicht in Deutschland

Jaja, das Unterschichten-Problem wird uns in den nächsten Jahrzehnten noch schwer zu schaffen machen in Deutschland und Europa.

Es wurden einfach zu viele ungebildete Leute importiert, während die "Leistungsträger" in Länder wie die USA auswandern. Und gleichzeitig lässt man gebildete Leute aus z.B. Indien nicht zu uns, nein, nicht bevor wir jeden Bauer aus dem Nahen Osten bei uns aufgenommen haben. ( klick )

Dazu kommt noch, dass die Unterschicht in unserem Sozialstaat auch noch finanziell stark ermutigt wird, sich überproportional fortzupflanzen.

Wo das hinführt, da soll sich mal jeder selber Gedanken drüber machen.
 
@BessenOlli
Was sich wie ein schlechter Scherz anhört, hat mir neulich jemand aus dem Sozialbereich erzählt. Es ging um eine junge Frau, die arbeitslos war und nun auf Hartz IV zusteuerte. Auf die Frage, was sie denn nun (beruflich) machen wolle, antwortete die Betroffene: "Na, wahrscheinich ein Kind kriegen."

Manche Leute denken wirklich, sie könnten ihr Einkommen etwas aufstocken, indem sie Kinder in die Welt setzen. Dass sie für die Kinder auch sorgen müssen, kommt denen gar nicht in den Sinn.

Als ich das hörte, fiel mir zuerst auch nichts mehr ein. Das ist ja wie in einem sehr schlechten Film.


@KLOk
Ich frage mich wirklich, wer hier eine einseitige Sichtweise propagiert. Da mache ich mir die Mühe und brösele einmal auf, wer alles unter Hartz IV fallen kann, nämlich auch Arbeitnehmer mit geringem Einkommen, denen das Einkommen aufgestockt wird, oder Langzeitarbeitslosen (> 1 Jahr), die sich aber vielleicht im Winter keine neue Jacke kaufen müssen, weil sie noch zwei im Schrank haben und denen es daher vergleichsweise besser geht als denen, die zuvor nicht gearbeitet haben und deshalb nicht auf Reserven zurückgreifen können.

Was Du daraus machst ist eine Abwertung, indem Du sagst, das träfe nur für einen verschwindend geringen Prozentsatz zu. Wenn man sich aber die Arbeitslosen anschaut, dann kann man auch die Dauer der Arbeitslosigkeit betrachten. Und dann reden wir hier nicht mehr von 10 oder 12 Leuten, sondern von vielen Menschen, auf denen mein Beispiel zutrifft. Die genaue Zahl kenne ich nicht. Deshalb habe ich auch nichts über das Ausmaß gesagt. Vor allem habe ich nicht behauptet, es seien sehr viele. Das braucht man mir daher nicht zu unterstellen.

Es handelt sich lediglich um eine weitere Facette, die ausdrückt, dass nicht alle 5,2 Mio. Bezieher von ALG II morgen verhungert sein werden.
 
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Paradoxerweise sind es aber gerade diejenigen, welche hier überhaupt noch die meisten Nachkommen für unsere Rente und Gesellschaft zeugen. Man könnte es daher auch andersherum betrachten und die andere, bessergestellte (deutsche) Seite bekritteln.
Irgendwo sind wir doch auch selbst dran schuld, dass der Migrantenanteil in unseren Schulklassen expotential gestiegen ist und weiter steigen wird.
Nebenbei dank geduldeter Parallelgesellschaften quasi auch die Unterschicht indirekt gefördert wird. Doch auch bei deutschen Frauen sind es doch eher die aus der weniger betuchten Schicht, die hier für Nachwuchs sorgen, nicht etwa die, die es sich viel eher leisten könnten.

Da in der DDR früher Kinderreichtum staatlich gefördert wurde, sehe ich das ganze vllt. auch nicht ganz so verbissen wie manch anderer. Wirklich gefördert wird ja im aktuellen System dahingehend eigentlich nichts, anschliessend versorgt schon garnicht.

Unter Unterschicht stelle ich mir übrigens Menschen vor, die nie aus ihrer schlechter gestellten Lebenssituation herauskamen bzw. es aufgrund fehlender Chancengleichheit ungleich schwerer haben.

Doch mir gefallen Klassifizierungen wie Unterschicht, Prekariat oder 3. Welt sowieso nicht. Es ist eine unsägliche Herabwürdigung von ärmeren und schwächeren. Wir sind zu allererst mal Menschen und es gibt nur 1 Welt, nur (leider) mit unterschiedlichen Lebensglück und Lebensrisiken in selbiger.
Bildung, Wohlstand und Macht sind sehr relative Voraussetzungen und haben daher nicht zwangsläufig was mit Lebensglück und Lebenswert des Individuums zu tun.
 
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das thema heisst "die unterschicht in deutschland" und nicht "wie interpretier ich statistiken und medienberichterstattungen" oder "wie lebt man mit hartz". (:D)
 
Ich zitiere gerne aus dem letzten Absatz des ersten Beitrags in diesem Thread:
Viele dieser Menschen haben das Arbeiten verlernt oder nie gelernt. Sie haben ihre Zuversicht und ihr Selbstvertrauen verloren. Sie haben nicht selten resigniert und sich mit ihren Verhältnissen abgefunden. Es dürfte schwierig sein, solche Menschen dauerhaft in die Arbeitswelt und in die Gesellschaft zu (re-)integrieren.

Was ist zu tun?
Zwar habe ich selbst diesen Thread eröffnet. Aber er "gehört" natürlich nicht mir. Ich habe nur deutlich gemacht, worüber ich hier schwerpunktmäßig reden will. Wenn jemand eine gänzlich andere Diskussion führen will, dann muss er dabei auf mich verzichten.
 
Es handelt sich lediglich um eine weitere Facette, die ausdrückt, dass nicht alle 5,2 Mio. Bezieher von ALG II morgen verhungert sein werden.

Sicher nicht, aber genauso wenig macht man mit Hartz-IV den Reibach. Abgesehen von Leuten mit genügend krimineller Energie, unabhängig der jeweiligen Schicht. Man kann mit Hartz-IV überleben. Mancher gerade so und mancher etwas besser, eben je nach individuellen Einstiegsvoraussetzungen.

"Wie gelangt man zu einem besseren Leben ohne Hartz IV"
Es soll Leute geben, die es nie anders kennen gelernt haben bzw. in ihrer "Unterschicht" nicht unglücklich sind, sich mit ihren bescheidenen Lebensverhältnissen abfinden und das beste draus machen.

Gegenfrage: Kann und will unsere Gesellschaft denn auf die Unterschicht überhaupt verzichten? Ist es nicht ein essentieller Bestandteil unseres derzeitigen Gesellschafts- und Wirtschaftssystem?
Mal angenommen alle wären höher bzw. in etwa auf ähnlicher Stufe gebildet. Macht denn ein hoch gebildeter oder gut betuchter die niederen Arbeiten? Gibt es dadurch automatisch mehr Arbeitsplätze? Ich glaube damit schaukelt sich alles nur gegenseitig immer höher, mehr nicht.
Auch heute ist es nicht mehr selten, das selbst für Putzfrauen immer höhere Qualifikationen gefordert werden. Irgendwann fordert man dann gar Chemikerdiplom? ^^

Und gerade solche Experten wie Hans Werner Sinn propagieren doch dauernd die Notwendigkeit des Kombilohnmodells? Was ja nichts anderes heisst, als bewusst staatlichen Lohnausgleich für zukünftig immer mehr Arbeitnehmer. ;)
Kurz und gut bei Hans Werner würde die Frage lauten: Wie gelangt man zu einem besseren Leben mit Hartz IV". bzw. er liefert gleich direkt die Antwort darauf. ^^
 
@ keshkau

sorry wenn ich das so direkt sage, aber deine eröffnung beisst sich mit deinem verhalten das du in diesem thread zeigst. du fragst was da zu tun wäre - um da zu einer lösung zu kommen, muss man sich aber mit denen auseinandersetzen, die in dieser situation sind. das willst du (an ein paar stellen gezeigt) laut eigener aussage aber nicht.. wenn man das dann "kontert" mit dem nahelegen einzelner fälle in denen es wirklich haarig aussieht, konterst du es mit anderen fällen die nicht wirklich etwas mit dem thema zu tun haben (beispiel kurzzeitig arbeitslose familienteile die rücklagen haben sowie womöglich noch finanzielle sicherheiten, die in der regel aber keiner besagter langzeitarbeitsloser dieser unterschicht haben wird), somit beisst sich die katze in den vielzitierten schwanz und endet in einer farce, wie selbige berichte in den medien oder ausschnitte aus diskussionen auf politischer ebene zu dem thema.

sorry. das ist mein eindruck der sich im laufe der "diskussion" mir so zeigt. wenn das falsch rübergekommen ist, bzw. bei mir falsch ankam (was ja sein mag, ich bin ja auch nicht unfehlbar und bei diesem thema klar parteiisch aufgrund von vorbelastung), möcht ich mich für mögliche unterstellungen entschuldigen.
aber auf grund der dinge die ich im laufe der seiten hier rauslese erkenne keine gemeinsame basis um über das thema zu diskutieren, sondern empfinde das eher als "die politische stammtisch-ecke" auf die ich dann im folgenden nicht mehr weiter eingehen werde.
 
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Die Diskussion war eigentlich auf einem guten Weg, wenn ich mir z. B. den Beitrag # 2 von Adam_Smith ansehe. Dann ging es gleich rund mit der Behauptung „Armut ist gewollt“ (# 5). Ferner wurde das Bürgergeld vorgeschlagen (#27). Dann kam die Kritik von KLOk (# 35):

die gesellschaftliche ausgrenzung, die teilweise demoralisierenden zustände die auf zwischenmenschlicher ebene auf betroffene einwirken kommen überhaupt nicht ins zentrum gerückt. und da frage ich mich dann, warum?

Ergänzend wurde von ihm eingeworfen, dass manche Betroffene ihre Situation nicht selbst verschuldet hätten. Und zu nennen wären noch die Schilderungen von BrooklynRiot (#43) und anderen, wobei ich mich frage, wie das zur ursprünglich gesuchten Lösung beiträgt.

Wenn dann solche Beispiele kommen wie in # 100 (Hartz IV, Playstation, drei Fernseher), dann ist das Geschrei groß. Es führte zu der Diskussion, wie viel Geld die Armen denn nun tatsächlich zur Verfügung haben. – Drauf geschissen, würde ich fast sagen. Das interessiert mich nämlich nicht.

Dann haben wir über Bildung und Qualifikationen gesprochen, über Motivationslosigkeit und über Fallmanager. Schließlich habe ich die Zahlen der RP präsentiert, um denjenigen den Wind aus den Segeln zu nehmen, die fortwährend den Eindruck erwecken, man müsse mit Hartz IV hungern.

Alle anderen Aspekte, etwa die Neiddebatte oder die vermeintliche Unterstellung, jemand würde die Unterschicht als dumm und faul abstempeln usw., sind meiner Meinung nach hier fehl am Platz.

Wir haben nun einmal die ganz harten Fälle, wo wir über Jugendliche reden, deren Eltern schon seit Ewigkeiten von der Sozialhilfe leben. Ich wollte wissen, wie man sie aus der Gefahr, Armut vererbt zu bekommen, befreien kann. – Zweitens geht es mir um Menschen, die ihren Job verlieren, dann ein Jahr mehr oder weniger ohne vernünftige Betreuung ihr Arbeitslosengeld beziehen und dann zu Hartz-IV-Empfängern werden. Wie kann man diesen Menschen schon früher helfen, sodass sie erst gar nicht abrutschen? Und wie verbessert man die Unterstützung, damit sie auch bei längerer Arbeitslosigkeit nicht versacken?

Und selbstverständlich geht es in diesem Zusammenhang auch um Leistungsanreize. Wenn nämlich die Familie des Arbeitslosen ohne den Finger krumm zu machen nur 78 Euro weniger "verdient" als der Verkäufer, dann ist das ein Problem. Der Verkäufer wird deswegen aber nicht mehr verdienen. Und dem Arbeitslosen wird man die Unterstützung nicht kürzen, weil es nichts mehr zu kürzen gibt. Aber ein Anreiz zur Aufnahmen müsste dennoch geschaffen werden. Sonst liegt diese Familie dem Staat nämlich bis ins hohe Alter auf der Tasche. Und das kann niemand wollen.
 
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das problem was ich dabei sehe ist: das man das nicht voneinander explizit trennen kann, da alles miteinander verkettet ist. jemand der mangels bildung oder motivation (was im grunde nichts anderes ist als die bezeichnung "dumm und faul" innem schöneren gewand) landet fast automatisch dort. die statussymbole die sich viele zulegen aus dem mangel an selbstbewusstsein aus dieser situation heraus (oder welchen hintergrund es auch immer haben mag) kurbelt im umkehrschluss aber auch die wirtschaft gewaltig an (man denke nur mal an den umsatz der wirtschaft im jahr der WM), wird hingegen aber von vielen anderen geächtet und als verschleudern bezeichnet (was ich auch bis zu einem gewissen grad nachvollziehen kann) oder eben ohne eigenes verschulden entstandene kosten die den haushaltsrahmen sprengen, was eben zur schuldenfalle führen kann, aus der die dann aber auch nicht mehr so einfach rauskommen, denn wie hat mal jemand so treffend formuliert "der alg-satz ist nicht zum tilgen von schulden, sondern zur sicherung der existenz". wenn besagte schulden, oder die zinsen der schulden, einen aber auffressen, endet das widerrum automatisch in einem fast schon übertriebenem ausmaß an armut, ergebnis davon ist wohl denke ich die ständige steigerungen an "tafeln" in deutschland.

versteh mich nicht falsch, ich mach mir auch gedanken darum wie man diese situation verbessern könnte, sonst hätte ich nicht hier und da auch meiner meinung nach mögliche lösungsansätze eingestreut, aber "ich glaube"(!), wenn man diese entwicklung bzw diesen stand der dinge ausser acht lässt, kommt man auf keinen grünen zweig bei einer lösungssuche.

was ich mich weiterhin frage ist, wie man in deinem beispiel von dieser 78€ differenz einen weg finden soll ohne das sich der eine oder andere benachteiligt fühlt. ich bin der meinung das ist nicht möglich. wenn man das gezielt umsetzen wollen würde, würde es etwa damit enden, sämtlichen leuten die nicht bereit sind irgendeiner form (ich nenne sie mal) "ehrenamtlichen tätigkeit" nachzugehen, das geld zu streichen oder zu kürzen, was im endeffekt nichts anderes bedeuten würde, als das unser so hoch gelobtes soziales netz hiermit zusammengebrochen ist. denn wie sozial ist es leute auszustoßen?
andere möglichkeit wäre eben die idee der mindestlöhne und das auf ein vertretbares niveau angehoben, das sowohl arbeitnehmer nichtmehr so auf den arbeitslosen rumhacken und arbeitslose einen größeren anreiz wieder haben sich darum zu bemühen (sofern das eh nicht schon vorhanden ist). nur das problem das ich dabei sehe ist, das sich a) die konservativen partei-mitglieder sich dem streuben, wie genauso b) die arbeitgeber seite rumweinen wird über den verlust den das mit sich führt und sonstwohin abhauen (was ich maximal bei kleinbetrieben die am seidenem faden hängen nachvollziehen könnte, aber das ist noch wieder n anderes thema). und das alles trotz der tatsache das dadurch auch wieder mehr kaufkraft entstehen würde was die wirtschaft weiter ankurbeln würde...
die psychologischen und ähnliche folge- und nebeneffekte setze ich mal als bekannt vorraus.

/edit: was ich damit eigentlich sagen will: ich bin der meinung man müsste das ruder komplett rumschmeissen um auf ein gutes gesamt-level zu kommen von dem alle profitieren auf lange sicht. das sehe ich aber in der derzeitigen politischen konstellation sowieso als _nicht gegeben_, ergo wirkt mein schreibstil auch so wie er ist. ich bin der meinung hier läuft einfach zuviel in die verkehrte richtung.
 
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Wenn nämlich die Familie des Arbeitslosen ohne den Finger krumm zu machen nur 78 Euro weniger "verdient" als der Verkäufer, dann ist das ein Problem.
Das ist das Resultat unserer Arbeitsmarktpolitik und auch der Wirtschaft als Verursacher und schon gar nicht das Problem der Stütze-Empfänger.
Man kann dieses Manko wie schon gesagt wurde nicht lösen. Weiter kürzen bringt eben nichts. Auch zur Einführung der Agenda wolle man durch die Absenkung der Transferleistungen u.a. auch die Schere Stütze <->Lohn wieder vergrößern. Was hats gebracht? Das Gegenteil, die Löhne sind entsprechend mit gesunken und ALG II ist bereits der quasi der aktuelle Mindestlohn. Schlimm genug (für die Arbeitenden, welche sich zu diesen Konditionen knechten lassen). Da es scheinbar immer noch genügend davon gibt, die sich dafür erniedrigen, besteht auch kein Anreiz für derartige Unternehmen mehr zu zahlen. Und die ARGEN fördern genau das quasi durch ihre stark angezogenen Zumutbarkeitsbedingungen und Sanktionsandrohungen noch.

Übrigens ich tendiere nach langem hin und her, für und wider mittlerweile auch zum Bürgergeld-Modell. :D
Wenn mans mal genauer betrachtet und gegen rechnet wird es für den Staat auch nicht kostspieliger. Im Gegenteil, er könnte sich so manche kostspielige Mammutbehörde inkl. Rattenschwanz sogar noch sparen.
Auch wenn auf den ersten Blick das ganze grotesk erscheinen mag. Aber ich bin sehr offen für Veränderungen und alternative Modelle. 700 Euro für jeden und beide Seiten sind absolut quitt. Ist immer noch niedriger als der pfändbare Satz über 980,- Eur bzw. die rechtliche Armutsgrenze. :p
 
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Bürgergeld im Sinne eines "bedingungslosen Grundeinkommens für alle" halte ich für absoluten Quatsch. In den Threads dazu habe ich das bereits erläutert. Die Befürworter räumen zwar ein, dass es noch hier und da Probleme mit dem Modell gibt. Sie verschließen jedoch die Augen davor, dass diese Probleme überwältigend sind. Ehrlich gesagt gleube ich nicht, dass die Forderung nach einem allgemeinen Bürgergeld meiner Kritik lange standhalten kann.
 
die derzeitige politik verschliesst doch vor aktuellen problemen ebenso die augen, seit jahren wird um gelder für schulen und unterstützungen für kindererziehung gebeten, was passiert stattdessen? zig millionen fließen "für vermeintliche hilfeleistungen ins ausland". zwar noble gesten, aber wenig hilfreich bei inneren problemen, während man gleichzeit immer mehr zum sparfuchs erzogen wird und dennoch effektiv weniger geld in der tasche hat. bei genauerer durchleuchtung der derzeitigen regierung findet man mit sicherheit genauso viele punkte, wie bei dem noch nicht einmal richtig ausgearbeiteten modells des bürgergelds.
 
@Keshkau
Wie man es sieht. ;)
Auch heute zahlt der staat jedem Bürger ca. 625 Eur. an Sozialleistungen.
Ausserdem hast du denn die ganzen unterschiedlichen Modelle und Argumente zum Bürgergeld mal durchgelesen? Für so grundsätzlich Quatsch oder unfinanzierbar halte ich das gar nicht. Und die tatsächlichen Auswirkungen auf Arbeitsmarkt und Empfänger selber sind auch noch nicht so klar. Alles nur Mutmaßungen. Ich finds dennoch ziemlich interessant. Schlechter als die bisherigen Modelle (Kombilohn, Mindestlohn, HIV) würde es meiner Meinung nach auch nicht. Über die Höhe lässt sich ja auch noch verhandeln. Geht mir nur erstmal ums Prinzip. Das größte Risiko dabei ist die Frage, wie sich Menschen tatsächlich dann verhalten würden. Das wurde aber auch noch nicht ausreichend getestet.

http://images.zeit.de/text/2007/16/Grundeinkommen
http://images.zeit.de/text/online/2006/38/bofinger-negative-einkommenssteuer
http://images.zeit.de/text/online/2006/39/grundeinkommen-straubhaar
http://www.d-althaus.de/96.html
 
Ich nehme die Herausforderung an und gehe auf diesen Punkt ein, weil er zumindest indirekt zum Thema gehört. Einer der zentralen Knackpunkte sowohl beim Bürgereinkommen als auch bei der Beschäftigung von Arbeitslosen ist nämlich die Motivationsfrage.

Wir haben bereits gesehen, dass geringe Unterschiede bei den Einkommen zum Problem werden können. Man fragt sich nämlich, ob es sich überhaupt lohnt, für 72 Euro mehr im Monat schuften zu gehen.

Beim Bürgergeld fehlt der Arbeitsdruck vollständig. Das soll die Freiheit bringen. Aber was bedeutet das konkret. Punkt 1: Welcher Hauptschullehrer geht weiterhin freiwillig arbeiten, wo ihm die Schüler jetzt schon auf der Nase herumtanzen? Er lässt lieber seine Frau halbtags putzen und nimmt das geringere Einkommen in Kauf, bevor er sich seine Psyche und damit Gesundheit ruinieren lässt. Welche Geringverdiener wie unser Verkäufer hat noch Lust zu arbeiten für die 72 Euro mehr? Und wie viele Menschen mit geringem Einkommen bzw. Teilzeitjob sehen im Nichtstun eine echte Alternative, wenn dabei nicht weniger für sie herausspringt? Wer macht dann noch all die Drecksarbeiten, die keiner machen will, die dennoch erledigt werden müssen, aber mit denen man nicht reich werden kann? Punkt 2: Um wie viel wird unser Bruttoinlandsprodukt sinken, wenn Millionen Menschen in Zukunft die Hände in den Schoß legen? Man wünscht sich zwar, dass allein die Arbeitslosen davon Gebrauch machen. Aber das ist nicht gesagt. Hoch qualifizierte Facharbeiter, die ihre Rente bereits zusammen haben, könnten ebenso gut auf die Idee kommen, im Alter kürzerzutreten. Das könnte ein ernstes Problem werden, zumal diese Stellen eben nicht mit beliebigen Arbeitslosen besetzt werden können. Es steht daher die Frage im Raum, wie viel Wirtschaftsleistung am Ende übrig bleibt, mit der das Bürgergeld finanziert werden soll. Und wird unsere Wirtschaft überhaupt noch länger funktionieren, wenn z. B. niemand mehr den Müll abholt? Punkt 3: Man kann es drehen und wenden, wie man will. Wir sind in der EU und haben offene Grenzen. Was bedeutet das für die Rumänen, die Bulgaren usw.? Sie könnten einfach einreisen und hier das Bürgergeld abkassieren. Kein EU-konformes Gesetz könnte sie daran hindern. Deshalb ist das Bürgergeld derzeit in Deutschland nicht realisierbar. Punkt 4: Von allen Seiten wird betont, dass es den armen Menschen nicht allein um das Geld ginge, sondern auch um das Gefühl, gebraucht zu werden und eine Aufgabe im Leben zu haben. Die Hartz-IV-Empfänger, um nur ein Beispiel zu nennen, sind mit oder ohne Bürgergeld in derselben Situation. Auch heute könnten sie sich schon ehrenamtlich engagieren. Aber sie tun es mehrheitlich nicht! Warum sollte sich daran etwas ändern, wenn das Bürgergeld kommt? Der Motivationsanreiz, von dem ich oben sprach, ist schlichtweg nicht gegeben.

P.S.: Und noch ein Punkt 5, den ich fast vergessen hätte. Wer motiviert die Kinder aus der Unterschicht, überhaupt noch in die Schule zu gehen oder etwas zu lernen, wenn ihnen gesagt wird, dass ihr status quo durch das Bürgergeld auch jetzt schon gesichert ist? Sie brauchen nicht zu lernen und nicht zu arbeiten, sondern können den ganzen Tag lang Crysis bei ihren Freunden spielen. - Durch Hartz IV ist der Status zwar schon heute gesichert. Aber wenn ich den Leuten zusätzlich noch sage, dass sie im Zweifelsfall übehaupt nicht mehr arbeiten müssen, dann geht wohl maches den Bach hinunter.
 
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der motivationsanreiz könnte in dem, auf diesem wege ermöglichbarem, luxus liegen den man dann für seinen lebensabend schaffen kann. der ist ja bei der derzeitigen entwicklung defacto nicht mehr wirklich gegeben, sofern man nicht intensiven gebrauch macht von drittanbieterangeboten oder sonstwie eine hohe position bekleidet. allein der anstieg in den brenzlichen bezirken könnte dadurch etwas das öl aus dem feuer geschöpft werden, sprich, auch was das beklauen oder die räuberische erpressung anbelangt, eben da das einfach nicht notwendig wäre.

desweiteren, eine ernstgemeinte frage: kann es kein argument sein, das man seine psyche nicht komplett kaputt machen lassen will? nur um eine stelle "gezwungen" zu besetzen?

desweiteren für den punkt was die "ärmeren länder" und deren "einwanderer" betrifft;
dem könnte man mit dem damals geplanten einreise-test und sonstigen dingen in der richtung den wind aus den segeln nehmen. sicher ist die gefahr groß das das ausgenutzt wird, aber dasselbe argument findet man ja auch bei sozi/alg-debatten. von daher.. wo wäre da die veränderung festzumachen?

mit deinem punkt der "frührentner": wäre es so fatal? immerhin wäre dann platz für andere die derzeit auf der straße sitzen würden und die tätigkeit vielleicht genauso gut ausüben könnten und somit eine reellere chance hätten.

das sind nur n paar gedankengänge meinerseits die sich mir bei deinen ausführungen aufwerfen;
wie relict schon sagte, das ganze basiert ja nur auf mutmaßungen, eben weil es keine handfesten daten dazu gibt die die effektivität belegen oder zu nichte machen. aber interessant ist das konzept durchaus.

PS: die probleme die ich dabei sehen könnte, wären ne inflation (die ich aber aus oben genannten markt an allen ecken ankurbelnden punkten eher ausschließe) oder eben die ausnutzung (die ja aber seit jahren angeprangert wird, wodurch ich im endeffekt keine wirkliche veränderung sehen würde)
 
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Mein Argument mit den Einwanderen kannst Du nicht mit irgendwelchen Tests aushebeln. Dann lernen die Menschen eben die Sprache und machen den Sprachtest. Und was motiviert sie dazu? Beispiel Polen: Die Bundesagentur für Arbeit schreibt:

Polen zählt innerhalb der EU zu den Ländern mit relativ niedrigen Löhnen: Anfang 2006 lag das gesetzliche Mindesteinkommen bei 230 €, das durchschnittliche Bruttoeinkommen bei 646 €. Unqualifizierte Beschäftigte verdienten weniger als ein Drittel dessen, was vergleichbare Beschäftigte in Deutschland durchschnittlich bekommen, Fach- und Führungskräfte zum Teil weniger als die Hälfte. ... Arbeitnehmer bekommen meist zwölf Gehälter pro Jahr. ... Von ihrem Bruttoverdienst müssen Arbeitnehmer in Polen 27,46 Prozent für die Sozialversicherungen abführen. ... Insbesondere für einige Lebensmittel sind die Preise seit dem EU-Beitritt um mehr als zwei Drittel angestiegen. In den polnischen Großstädten lebt es sich teurer als auf dem Land – vor allem in Warschau. Dort liegen die Preise im Schnitt nur noch etwa ein Fünftel unter den deutschen. Zudem steigen sie schneller als in anderen polnischen Städten ... In Stettin sind sie zum Teil teurer als in den deutschen Grenzorten; immer mehr Polen ziehen jenseits der Grenze in die leer stehenden Wohnungen ein.
Jetzt verrate mir einmal, warum ein polnischer Arbeitsloser oder ein polnischer Normalverdiener nicht einreisen sollte. Er müsste schon blöd sein, wenn er das nicht täte. Selbst in den Branchen wie der Informationswirtschaft, in denen überdurchschnittlich gut bezahlt wird, verdienen die Menschen im Schnitt nur 1.400 Euro brutto, im Bildungssektor waren es 750 Euro (Anfang 2006).

Wie soll ich diesen Leuten im Ausland erklären, dass unsere Arbeitslosen am Hungertuch nagen und wir deshalb das Bürgergeld einführen sollten. Dafür werden wir ausgelacht.
 
andere länder schaffens doch auch mit nem gescheiten einreise gesetz und aufnahme tests.. siehe niederlande usa whatever.. jedes große land hat da irgendwelche vorkehrungen und/oder sicherheitsvorkehrungen getroffen um nich jeden x-beliebigen troll ins land zu holen. und nur weil die grenzen EU-weit offen sind, heisst das doch nicht das jeder hier und dort sich einfach anmelden kann und dem erfolg oder absturz ohne weiteres gegenübersteht..
und mit den tests waren keine sprachtests gemeint, sowas sollte grundvorraussetzung sein wenn man irgendwohin will. irgendwo einreisen ohne sprachkenntnisse.. das kannste dir maximal im urlaub erlauben. andernfalls fliegste doch auf die nase.
und ums aushebeln von irgendwas gehts mir sowieso nicht.
ich wollte nur mal n paar überlegungen in den raum werfen, die das konzept vielleicht in einem besseren licht stehen lassen als es vielleicht auf den ersten blick den anschein hat. es ist aber auch nur eine von vielen ideen, wie gesagt, die aber allesamt noch ausarbeitungswürdig sind. nur solang die vorstellung so starr ist das man sich auf das bestehende verlassen will, dann darf man nicht meckern wenn sich nichts grundlegendes ändert.
 
Welche Geringverdiener wie unser Verkäufer hat noch Lust zu arbeiten für die 72 Euro mehr?
Er hätte dann ja nebenbei noch sein Bürgergeld. Viele Modelle sehen erst ab höherem Einkommen ein Kürzung des Bürgergeldes vor. bzw. bis dahin Brutto für Netto.
Ausbeuterische Niedriglohnjobs ohne Ausgleich gehörten ab sofort der Vergangenheit an. Sie wären nur noch Bonus zum Bürgergeld. Könnten somit sogar noch weiter absinken und niemand würde es stören. Es wäre echter Markt und Wettbewerb.

Welcher Hauptschullehrer geht weiterhin freiwillig arbeiten, wo ihm die Schüler jetzt schon auf der Nase herumtanzen? Er lässt lieber seine Frau halbtags putzen und nimmt das geringere Einkommen in Kauf, bevor er sich seine Psyche und damit Gesundheit ruinieren lässt.

Lehrer ist man sicher nicht nur wegen dem Geld geworden. Wir haben auch aktuell nicht wenige arbeitslose Lehrer. Desweiteren siehe vorigen Punkt.

Auch heute könnten sie sich schon ehrenamtlich engagieren. Aber sie tun es mehrheitlich nicht! Warum sollte sich daran etwas ändern, wenn das Bürgergeld kommt? Der Motivationsanreiz, von dem ich oben sprach, ist schlichtweg nicht gegeben.

Weil Hartz-IV bzw die aktuelle Arbeitsmarktpolitik Ehrenamt garnicht vorsieht oder belohnt. Im Gegenteil. Ziel ist doch bei Hartz-IV eben von selbigem völlig unabhängig zu werden. Wo soll da der Anreiz auch herkommen? Selbst wenn einer Ehrenamt nebenbei macht, es wird doch gar nicht gewürdigt, er muß sich weiterhin zwanghaft auf Vollzeitjobs bewerben, um Hartz-IV nicht mehr in Anspruch nehmen zu müssen. Tut er es nicht, wird er sanktioniert. Geringfügige Nebenbeschäftigung oder Ehrenamt zählt für die ARGEN als völlig nichtig und irrelevant. Schau Dir die Realität doch an. Ziel ist einzig sparen, sparen, sparen. Vom Ehrenamt alleine wird aber in unserem System nunmal keiner satt. Das ginge nur über einen finanziellen Anreiz und Ausgleich.
 
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