Die Unterschicht in Deutschland

Nun denn, wenn sich zur Arbeitslosigkeit - die ja eine der zentralen Ursachen für Armut ist - auch noch ungünstige Begleitumstände gesellen, dann wird die Lage logischerweise schwieriger. Ob es sich nun um psychisch angeknackste Mobbingopfer handelt oder um Menschen, die aus anderen Gründen zusätzlich belastet sind, spielt dabei keine Rolle.

Das sind auf jeden Fall die Beispiele, für die ich einen Coach gefordert habe. Wie ich den heutigen TV-Beiträgen entnehmen konnte, sind solche Fallmanager beim ALG II bzw. bei Hartz IV die Regel. Aber sie setzen meiner Meinung nach viel zu spät an. Wer länger gearbeitet hat und 12 Monate Arbeitslosengeld I bezieht, braucht immerhin ein Jahr, um in den "Genuss" dieser Betreuung zu kommen. Aber dann gilt er bereits als langzeitarbeitslos. Es wäre viel ergiebiger, wenn diese konkrete Hilfe sehr viel früher einsetzen würde.

Und dass die Unterschiede groß sind, wie Du schreibst, ist nicht verwunderlich. Wir werden hier unter den Schreibern kaum jemanden haben, der mehrfacher Millionär ist oder jemanden, der seit vielen Jahren keinen Job (mehr) hat. Das sind in gewisser Weise einfach Randgruppen.

Wichtig ist zudem, wie tief jemand im Falle von Arbeitslosigkeit fällt. Wenn das Nettogehalt schon vorher niedrig war, ist der Aufprall umso härter. Wenn man dagegen vorher gut verdient hat und vielleicht noch in den Genuss einer Abfindung gekommen ist, ist eine weiche Landung sicher. Solche Komponenten mehren oder verringern wohl auch die Angst vor dem Jobverlust und seinen Folgen.
 
Ich möchte auch kurz zu diesem interessanten Thema Stellung beziehen:

Wenn es in Deutschland zunehmend Hochschulabsolventen gibt die sich Arbeitslos melden müssen, oder z.B. eine Dipl-Betriebswirtin (FH) eine Sekretärinnenstelle annehmen muß weil sie sonst nichts bekommt, oder eine Dipl-Ing. (FH) als Aushilfe nach ihrem Studium jahrelang arbeitet weil sie in ihrem Beruf keine Chancen sieht, dann läuft doch definitiv was nicht richtig in unserem Staat. Ich finde solche Fälle besorgniserregend.:freak:

Nicht nur Akademiker, auch Leute mit niedrigerer Qualifizierung haben es immer schwerer eine passende Arbeitsstelle zu finden. Dabei kommt es nicht nur auf den Verdienst an, sondern auch das Arbeitsumfeld muß einfach passen. Was nützt mir ein gut bezahlter Job wenn man mit den Arbeitskollegen nicht richtig auskommt, oder sich einfach unwohl fühlt, was wiederum langfristig einen seelisch belastet.

Nicht nur die Schwierigkeit ist es einen Job zu finden, nein er muß auch zu einem passen.
 
Hi Leute,

ich wollte nur am Rande einwerfen das es mir vor 3 Jahren in Deutschland sehr dreckig ging. Hab damals mit meiner Mom zusammen gewohnt (wie viele 19 Jährige) und wir hatten ohne zu übertreiben nicht einmal genug geld um uns mehr zu leisten als Spagetti und Öl um uns angebratene Nudeln zu machen.

Davon habe ich mich ein halbes Jahr ernährt. Und ich meine ausschliesslich. War echt froh wenn ich mal bei freunden oder so mal was süsses oder was anderes bekam z.B. die Mutti von dem mich eingeladen hat zum Mittag oder so.

Naja also was ich damit eigentlich sagen will ist das viele sich das garnicht vorstellen können und das viele meiner Freunde im Nachinein wenn ich denen das so erzähle nicht glauben konnten. Da kommen immer die üblichen Sprüche von wegen "Ja geh doch zum Sozialamt" "In Deutschland hilft man dir doch".

Naja nicht ganz. Wir hatten zu dem Zeitpunkt eine Wohnung mit 3 Zimmern (je ein Schlafzimmer + ein Wohnzimmer haben wir uns geteilt) und meine Mom ist für 400 EUR arbeiten gegangen. Aber da meine mom auch sehr Pflichbewusst ist, ist viel wieder für Mietrückstände und andere Schulden drauf gegangen die sich so mit der Zeit angehäuft haben. Ich war der meinung und sicherlich wären das auch andere, das man es hätte taktisch klüger machen können und nur fürs Notwendigste ausgeben. Sprich Schulden Schulden sein lassen. Aber wie gesagt meine Mom war stur und meinte das müsse man versuchen best möglich hin zu bekommen.

Aus dieser Situation heraus mit der Wohnung und das meine Mom arbeiten gegangen ist haben wir keine Unterstützung bekommen. Ob das nun ganz rechtes ist oder nicht weiss ich nicht bzw meine Mom war auch zu eitel um das dann weiter zu verfolgen und auszuschöpen wenn es was dort gegeben hätte. Sie sagte immer sowas macht man nicht, man fällt anderen nicht zur last. Sie wolle nicht als Schmarozerin gelten.

Naja ich habe zum glück dann später nach ein paar Monaten in Spanien arbeit gefunden und habe geld nachhause geschickt. Ich hab mit der dann etwas positiveren Lage meine Mom überreden können zur Schuldnerberatung zu gehen und eine Private Insolvenz zu beantragen da ich der meinung war das der Berg zu groß wäre um ihn nun abzutragen. Das hat mich selbst mit 20 noch nen paar backpfeifen und ordentlich Schimpfe gekostet (also nur damit wir uns nicht missverstehen, ich hab kassiert ;)). Zudem muss man sagen das wenn Leute wissen das man ind er Tinte steckt (z.B. Gläubiger, aber auch andere) die das schamlos ausnutzen und noch richtig draufknallen. So dachte ich wäre es zumindest ein bisschen fair diese Insolvenz.

Was ich dazu auch anmerken möchte ist das mir heute gut geht und ich nicht mehr in Deutschland wohne. Ich habe leider keine positiven errinerungen mehr an Deutschland oder seine Menschen. Wobei ich ja selber einer von diesen bin. Aber andererseits doch nicht. Denn viele wissen echt nicht wie es ist mehr wie 14 tage lang nix, und ich meine nix, weder frühstück, snacks brot oder was anderes, zu essen. Nur Wasser (aus der leitung wohlbemerkt). Und dann noch um dich zu schauen und zu sehen wie alle hemmungslos reinhauen. Dieses Gefühl ist unbeschreiblich. Nicht das die was dafür können oder man es Ihnen wirklich neidet oder böses will. Aber innerlich schreit etwas in dir wie ein kind oder tier "Ich will auch".

Ich hoffe das wenn es jemanden ähnlich oder sogar schlimmer geht, er das lesen kann, er vielleicht noch ein bisschen mehr durchhält. Denn so schnell stirbt man nicht vor Hunger & Armut. Das weiss ich jetzt. Also kopf hoch. Und ich möchte auch an alle appellieren die solche Leute die solche menschen im freundes oder bekanntenkreis haben. Denn ich finde es wichtig das man dann nicht alleine gelassen wird. Denn mehr wie der Magen schmerzt das alleine und ausgestoßen zu sein. Das verursacht die wirklichen Narben die bleiben. Das kann man als Freund oder bekannter lindern.

Weiss nicht obs ganz zum thema momentan passt, aber ich wollte es nur mal Posten damit es vielleicht einen Einblick verschafft wie es auch sien kannin Deutschland. Was oft gerne verdrängt oder nicht wahrgenommen wird.

Also nichts desto trotz einen netten Gruss aus dem Sonnigen Malta. Und alles gute.
 
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keshkau schrieb:
Und dass die Unterschiede groß sind, wie Du schreibst, ist nicht verwunderlich. Wir werden hier unter den Schreibern kaum jemanden haben, der mehrfacher Millionär ist oder jemanden, der seit vielen Jahren keinen Job (mehr) hat. Das sind in gewisser Weise einfach Randgruppen.

auf millionäre mag das zutreffen - langzeitarbeitslose sind aber schon lange keine randerscheinung mehr. saß schon oft genug mit leuten im wartebereich vom amt, das man sich quasi schon vom sehen mitunter kennt und sich zerknautscht zunickt..
und bei denen die ich kennengelernt habe im verlauf meines bisherigen lebens war es _nie_ so, das es einfach "nur an der motivation" gelegen hätte. dazwischen geplatzte mutterschaften, gesundheitliche belastungen die einen sehr einschränken und allemöglichen dilemma geben sich da quasi die klinke in die hand. da sind dann eher solche opfer von der wegrationalisierung des arbeitsplatzes die ausnahme bzw. randgruppe. zumindest ist das mein subjektiver eindruck. weiss natürlich nicht wie das an anderen orten ist.
im prinzip hängt glaub ich bei jedem fall der arbeitslosen/-unfähigen/-unwilligen ein riesiger rattenschwanz an problemen die sich summieren und zur lähmung führen.

die frage die sich mir da aufwirft ist, wie will man das pauschal diskutieren können? das geht doch gar nicht(?), denn wie will man eine lösung für etwas finden, wenn die ursachen so unterschiedlich sind?

/edit: @ brooklyn riot: kenn das auch aus eigener erfahrung. grade mal genug geld für n paket toastbrot und ne packung salami, während man unter rückenschmerzen leidet weil die vom amt gesponserte bettcouch schon komplett durch is und man sich quasi nur mit schwarzarbeit irgendwie über wasser halten kann, weil einen sonst die kredite/schulden auffressen etc etc etc.
 
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Das hört sich alles nicht gut an. Gibts irgendwann einen positiven Trend? Oder bleibt das alles so?
Unglaublich das es immer mehr Uni-FH Absolventen gibt die sich Arbeitslos melden müssen.
Hammer! :freak::freak::freak:
Und ich dachte es betrifft nur die nicht- oder geringqualifizierten Leut.
 
Es erschreckt mich wie manche hier über Hartz IV denken.
Ich bekomme selber Hartz IV da ich auf grund meiner 80%igen Körperbehinderung nur bedingt arbeiten kann und seid 10 Jahren arbeitslos bin.

Ich bekomme 347€ + Miete.
Meine Monatlichen Fixkosten sehn wie folgt aus:
Strom = 45€
KabelTV = 12€
Gas beteiligung 20% = 15€
Telefon/i-net = 20€ (ermäßigter Tarif der Telekom)
Monatskarte = 30€ (ermäßigter Tarif des öffendlichem nahverkehr)
PrePaid Aufladung = 7,50€ ( alle 2 Monate 15€ für den Notfall unterwegs)
Rücklagen = 20€ ( für Kleidung ,Reperaturen,Defekte und Jahresendabrechnungen Strom/gas)

Bleibt ein Rest von rund 195€ für Essen,Trinken,Körperpflege und Waschen.
Das sind gut 6,50€ am Tag

Ok ich bin in der "glücklichen lage" das ich auf grund meiner Behinderung 60€ mehr bekomme , also 407€ statt 347€.

Wer jetzt immer noch der meinung ist das man als alleinstehender wie die Made im Speck lebt mit Hartz IV kann gerne mit mir tauschen.

Eigendlich ist es doch nicht schwer mal einen selbstversuch zumachen.
Einfach versuchen mit 200€ zuleben (Essen,Trinken,Körperpflege und Waschen)
 
um es mal auf den Punkt zu bringen

Fakt ist doch >seit ~ den 90ern wird permanent das Lohnneveau gedrückt - endeffektlich wird
inzwischen für weniger Lohn mehr gearbeitet und resultiert in Frust und Verständnislosigkeit für wenig
Geld viel zu leisten (verdiene heute weniger als 1985 !)

Fakt ist doch >es werden zunehment Leute gewzungen mehr und länger zu arbeiten und ja blos keine
neuen Arbeitnehmer einzustellen und das meisstens aus "Sparmassmahmen"
wir waren auf dem Weg zur 35-std-Woche - was ist daraus geworden ?
inzwischen sind in den meissten Jobs 45 std das minimum und Überstunden die Regel...
(weiss ich vom Bruder - Bekanntenkreis und Selbsterfahrung)

Fakt ist auch >es werden kaum arbeitswillige Arbeitslose per Um-Weiterbildung gefördert sondern lieber
als billige 1€-Kräfte vermittelt (selbst schon diese schlimme Erfahrung gemacht)

Fakt ist auch >die Schulbildung ist dermassen antiquiert dass sie kaum was dazu beiträgt die Jugendlichen
auf ein Leben nach der Schule vorzubereiten und es werden nicht Begabungen für spätere Qualifizierungen
gefördert

könnte hier noch Einiges mehr auflisten was dazu beiträgt die "Unterschicht" immer grösser werden zu lassen werde aber recht müde und es frustriert mich das Thema auch zu sehr...

Zitat:
Tatsächlich besitzen die reichsten zehn Prozent der Deutschen fast zwei Drittel des Volksvermögens - während mehr als die Hälfte der Bürger "so gut wie nichts" besitzt, schreibt die "Süddeutsche Zeitung" unter Berufung auf die Studie.

viel mehr braucht man dazu auch eigendlich nicht zu schreiben...

höchstens noch dieses Zitat von Aldous Huxley
Was du bist hängt von drei Faktoren ab: Was du geerbt hast, was deine Umgebung aus dir
machte und was du in freier Wahl aus deiner Umgebung und deinem Erbe gemacht hast
 
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Selbst in der niederen Mittelschicht sieht heute nicht rosig aus. Man kann noch ganz gut am gesellschaftlichen Leben teilnehmen, fühlt sich aber im Vergleich zur echten Mittelschicht(Rentner, Menschen in Leitungs-/Führungspositionen, Erben) doch ziemlich stark benachteiligt. Ich sehe selbst, dass viele gute Fachkräfte in Beschäftigung heute einfach nicht ausreichend finanziell gewürdigt werden und Altervorsorge + Anschaffung z.B. eines neuen Autos aller 7-10 Jahre zusammen nicht mehr möglich ist.
 
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@xerox18 eben genau das ist der Punkt, viele lesen wo ein geschöntes Rechenbeispiel wie gut es doch H4 Empfänger haben, dazu noch ein paar saftige BILD Parolen und fertig ist das Vorurteil gegenüber den anderen.

Ich arbeite seit vielen Jahren im soazialen Bereich als ehrenamtlicher Mitarbeiter in der Freizeit und habe somit auch etwas mehr Einblick in die Situation vieler Familien denen es unter H4 sehr schlecht geht. Denn wenn es nicht mal mehr für ein Eis oder gar einen Kinobesuch reicht, so würde ich diese Menschen durauchs als arm bezeichnen. Und Randerscheinungen sind es beileibe nicht mehr, wie hier so behauptet wurde.
 
@Robert Neumann
Die Arbeitslosenquote unter Akademikern ist immer noch die niedrigste. Sie liegt bei ca. 4-6 Prozent. Das ist die Hälfte des Bundesdurchschnitts. Im Gegensatz dazu können etwa 40 Prozent aller Arbeitslosen keine Berufsausbildung vorweisen.
http://www.sueddeutsche.de/jobkarriere/berufstudium/artikel/204/35169/

@Brooklyn Riot
Deine Geschichte ist krass. Aber wie Du selbst geschrieben hast, ist Sozialhilfe eine Hilfe zum Lebensunterhalt und nicht dafür gedacht, Altschulden zu tilgen. Wenn Deine Mutter das trotzdem versucht hat, ist das über alle Maßen löblich. Aber dass ihr deswegen hungern musstest, war nicht beabsichtigt und bei entsprechender Verwendung der Mittel auch nicht nötig gewesen. Trotzdem schade das Ganze.

@xerox18
Niemand hier behauptet ernsthaft, dass es Empfängern von Hartz IV gut ginge. Ich habe allerdings schon einmal an anderer Stelle darüber berichtet, dass sich gerade viele ostdeutsche Jugendliche mit ihrer Stütze einigermaßen eingerichtet haben. Sie kommen mit dem Geld irgendwie über die Runden und haben sich damit abgefunden. Einen eigenen Antrieb zur Jobsuche besitzen sie nicht mehr.

Es gibt dennoch einen Unterschied zwischen dem, was ich unter Unterschicht verstehe und dem Begriff der Armut. Am besten kann ich das am Beispiel von Witwen mit niedrigen Renten erklären. Wir wissen, dass viele Witwen mit sehr wenig Geld auskommen müssen. Aber sie schaffen es ganz überwiegend, „in Würde arm“ zu sein, wenn ich das mal mit diesem Schlagwort umschreiben darf. Das ist ein krasser Gegensatz zu den verwahrlosten Typen, die man häufig in der jüngeren Generation antrifft und die nach meinem Verständnis teilweise einfach asozial sind, um es hart auszudrücken.

Mal schauen, wie viel Prügel ich für diese Aussagen beziehen werde.
 
Zuletzt bearbeitet:
Da ich weder die Lebengsgeschichte noch sonstige Infos zu den Menschen habe, würde ich nicht auf die Idee kommen gleich mit der Azozial Keule daher zu kommen. Denn du kennst weder die Umstände noch hast Du anderweitige Infos wie sie in solche Situationen gekommen sind. Es gibt sehr viele Möglichkeiten die einen Menschen dazu veranlasst, dass er abtürzt und mit dem Leben nicht mehr so recht klarkommt. Die daraus resultierende Verwahrlosung die doch vorkommt, würde ich daher nicht gleich als asozial bezeichnen.
 
@keshkau:
die Arbeitslosequote bei Akademikern ist schon gering, nur mich wundert es das es in dem Bereich überhaupt welche gibt.
Das sozusagen jemand der zur "geistigen Elite" gehört sich arbeitslos melden muss, weil ihn/sie niemand einstellen will oder kann....

ich dachte einfach das der Prozentsatz da bei 0 liegt.

@testeron:
das ist sehr interessant was du da schreibst und entspricht der schlimmen Wahrheit wie es wirklich in Deutschland aussieht :-(

nur was kann man dagegen tun? Wie wäre es wenn sich der Wirtschaftweisen-Rat zusammenschließt und der Bundesregierung Vorschläge unterbreitet um die Wirtschaft anzukurbeln, so daß der Staat diese Empfehlungen 1 zu 1 !!! umsetzt!!!

Dann sollte es doch eigentlich klappen mit mehr Beschäftigung und viel weniger Arbeitslose.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator: (Beiträge zusammengeführt. Regeln beachten!)
keshkau schrieb:
@Brooklyn Riot
Deine Geschichte ist krass. Aber wie Du selbst geschrieben hast, ist Sozialhilfe eine Hilfe zum Lebensunterhalt und nicht dafür gedacht, Altschulden zu tilgen. Wenn Deine Mutter das trotzdem versucht hat, ist das über alle Maßen löblich. Aber dass ihr deswegen hungern musstest, war nicht beabsichtigt und bei entsprechender Verwendung der Mittel auch nicht nötig gewesen. Trotzdem schade das Ganze.

das problem ist das eine solche geschichte keine seltenheit ist. und auch das selten der stolz, es zuzugeben das man im loch steckt, der grund dafür ist, das solche zustände überhaupt möglich sind. warum gibts wohl mitlerweile selbst auf einschlägigen fernsehsendern mitlerweile solche (in meinen augen perversen) sendungen wo aus der armut und der problemsituation mancher menschen entertainment gemacht wird.. ("wir bauen ihnen ein haus und zoomen ihnen direkt auf die freudentränen"/"wir bauen ein haus und 5 familien sollen darum kämpfen und die nachbarn entscheiden"/"in der schuldenfalle? wir haben einen schuldenberater der sie wieder rausführt" etc.etc.etc.) und nochwas zum thema "das geld ist nicht dazu da um schulden zu tilgen"... das problem ist.. wenn man erstmal in dem schuldenstrudel steckt, und man diese schulden nicht irgendwie tilgt, fressen einen irgendwann diese schulden soweit auf das nichtmal das gesamte geld dazu reichen würde die zinsen zu tilgen und man rutscht von einem kredit in den nächsten, während der gesamte berg immer größer wird. lösung dafür vielleicht auch parat?

@xerox18
Niemand hier behauptet ernsthaft, dass es Empfängern von Hartz IV gut ginge. Ich habe allerdings schon einmal an anderer Stelle darüber berichtet, dass sich gerade viele ostdeutsche Jugendliche mit ihrer Stütze einigermaßen eingerichtet haben. Sie kommen mit dem Geld irgendwie über die Runden und haben sich damit abgefunden. Einen eigenen Antrieb zur Jobsuche besitzen sie nicht mehr.

da gabs auch mal n netten bericht im tv über diese... kids aus dem plattenbau.. denen es an jeglicher perspektive mangelt, und sich aufgegeben haben. was ich da dann beim beobachten anderer festgestellt habe, find ich viel erschreckender: es interessiert keine sau, woher diese antriebslosigkeit kommt, es wird viel lieber gern auf stammtisch niveau darüber gemeckert das sie nichts tun.

Es gibt dennoch einen Unterschied zwischen dem, was ich unter Unterschicht verstehe und dem Begriff der Armut. Am besten kann ich das am Beispiel von Witwen mit niedrigen Renten erklären. Wir wissen, dass viele Witwen mit sehr wenig Geld auskommen müssen. Aber sie schaffen es ganz überwiegend, „in Würde arm“ zu sein, wenn ich das mal mit diesem Schlagwort umschreiben darf. Das ist ein krasser Gegensatz zu den verwahrlosten Typen, die man häufig in der jüngeren Generation antrifft und die nach meinem Verständnis teilweise einfach asozial sind, um es hart auszudrücken.

Mal schauen, wie viel Prügel ich für diese Aussagen beziehen werde.

in würde arm sein.... allein diese definition... du kannst nicht von jedem der in der unteren schicht am existenzminimum knabbert erwarten, das diese still und heimlich vor sich hinjammernd "leben", ohne das sich das in irgendeiner art und weise zeigt.
das was du als asozial empfindest, ist die bloße rohe offene zur schau stellung derer lebenssituation. wenn du das als asozial empfindest, das sie das nicht verstecken und vertuschen... weiss ich nich... weiss nich was ich dazu noch sagen soll. es verschlägt mir regelrecht die sprache gerade. ich hoffe das kam nur falsch rüber.
 
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Die Politiker streiten sich um eine mögliche Einführung es Mindestlohns.

Wieso fragen sie nicht einfach Experten die sich mit dieser Materie auskennen!
Wie zum Beispiel den Wirtschaftsweisen-Rat, diese sollen der Regierung eine
Empfehlung abgeben. Die Politiker setzen dann den Vorschlag 1 zu 1 um! Wieso wird das nicht so gehandhabt? Stattdessen wird monatelang in irgendwelchen Ausschüssen darüber diskutiert, und nichts passiert.:freak:

Ich persönlich bin für den Mindestlohn, würde aber einfach Wirtschaftsexperten dazu fragen, die einfach das nötige Fachwissen besitzen, und mir dann ihre Meinung wiedergeben können.
 
@Robert Neumann
Was hilft Dir ein Mindestlohn, wenn Du keinen Job hast?

@KLOk
Zur Schuldenproblematik: Die Schuldenberge haben mindestens zwei mögliche Ursachenfelder (vielleicht auch mehr).

Fall 1: Jemand kauft sich ein Auto auf Pump, mit dem er zur Arbeit fährt. Er verliert seinen Job, möchte aber das Auto behalten, weil er meint, es für den Job brauchen zu können. Die Raten übersteigen seine finanziellen Möglichkeiten. Die Folge sind Schulden. Hier ist viel Pech im Spiel, aber auch ein Anteil an unangemessenem Verhalten seitens des Schuldners. Er hätte früher erkennen müssen, dass er das Auto nicht länger halten kann. Deshalb wäre es vielleicht sinnvoller gewesen, das Auto wieder zu veräußern.

Fall 2: Konsumkredite für Urlaube oder für einen neuen Fernseher und so weiter. Ich fasse das unter dem Oberbegriff „unsachgemäßer Umgang mit Geld“ zusammen. Die von Dir angesprochenen Sendungen zur Schuldnerberatung sind klassische Beispiele dafür. Ich habe zwar nur zwei- oder dreimal Ausschnitte gesehen. Aber eines der Beispiele will ich so gut ich kann kurz ansprechen. Es ging um ein Ehepaar, das ein Haus gebaut hat. Das Monatseinkommen lag bei ca. 1.600 Euro, die monatlichen Ausgaben betrugen über 3.000 Euro. Der Mann war arbeitslos, die Frau besaß ein oder zwei Bäckereifilialen, in denen sie aber nicht selbst arbeitete, sondern für die sie sich Angestellte leitstete. Das Paar hatte zwei Autos und mindestens drei Handys. Ausgabendisziplin gleich null, Finanzmanagement gleich null.

Nun argumentierst Du mit dem Stolz der Menschen, der dazu führt, dass sie angebotene Hilfe nicht in Anspruch nehmen. Schön und gut. Aber was soll der Staat machen? In unserer Gesellschaft sorgt jeder nach Möglichkeit für sich selbst und der Staat springt nur dort ein, wo man es aus eigener Kraft nicht schafft. Das ist ein Merkmal von Freiheit. Ebenso gibt es hier kein Recht auf Arbeit, wo Dir der Staat dann aber auch jede erdenkliche Arbeit vorschreiben könnte. Nein, es besteht Berufsfreiheit. Du kannst machen, was Du willst. – Wenn der Staat seine Hilfe (z. B. Sozialhilfe) anbietet und die Betroffenen sie nicht in Anspruch nehmen wollen, dann haben sich das die Betroffenen selbst zuzuschreiben.

Und ich will auch gerne noch einmal auf die überspitzte Formulierung von mir eingehen. Ich schaue mir auf der einen Seite die armen Witwen in unserem Land an. Die leiden unter ihrer Armut, aber sie bemühen sich größtenteils um ein würdevolles Leben. Auch das ist kein sonderlich gut passender Begriff, weshalb ich erklären möchte, was ich darunter verstehe. Ich meine damit eine Generation, für die es selbstverständlich ist, einen regelmäßigen Tagesablauf zu pflegen: Morgens statt mittags aufstehen, sich nicht schon zum Frühstück betrinken, die Wohnung in Ordnung halten usw. – Nun stelle ich das dagegen, was Du meinetwegen nachmittags im Fernsehen bestaunen kannst: den sozialen Abschaum. Wenn Du von Zurschaustellung dieser Lebenssituationen sprichst, dann ist das eine Seite der Medaille. Die andere ist, dass man sich auch dazu bereiterklären muss. Denn niemand wird in diese Sendungen geschleift. Die Leute gehen freiwillig dorthin. Es ist im Grunde ähnlich wie mit Prostitution. Man kann sich über die Behandlung der Frauen aufregen. Aber solange sie es aus freien Stücken machen (was nicht immer der Fall ist), sehe ich ehrlich gesagt kaum ein Problem. Abgesehen von Ausnahmen im kriminellen Milieu wird niemand zur Prostitution gezwungen. Und man wird auch nicht gezwungen, sich im Fernsehen zu prostituieren.

Diese Menschen machen es trotzdem. Sie blamieren sich vor laufender Kamera und sind vielleicht noch stolz darauf, einmal im Fernsehen zu sein (wobei die allermeisten Sendungen im Nachmittagsprogramm ohnehin gefakt sind, das dürfte klar sein).

Warum gelingt es manchen Menschen (in meinem Beispiel die Witwen), ein einigermaßen unspektakuläres Leben zu führen, wogegen sich andere so unglaublich gehen lassen. Ich habe behauptet, es liegt daran, weil wir es hier mit Menschen aus der Unterschicht zu tun haben, denen es nicht nur am Job, sondern auch an vielen anderen Dingen mangelt, die für andere selbstverständlich sind.

Hast Du schon einmal in einem Altersheim Graffiti-Schmierereien an der Wand gesehen? Wahrscheinlich nicht. In den Plattenbauten mit sozial schwacher Klientel ist das aber an der Tagesordnung. Und die Fahrstühle dürften dort auch oftmals demoliert sein. Die Verursacher sollten sich nicht damit herausreden, dass es nicht anders ginge, weil sie keinen Job haben.


Es geht mir im Übrigen weniger um die Frage, warum diese Menschen in ihre Situation geraten sind, obwohl das aus der Sicht der Prävention durchaus interessant ist. Viel wichtiger ist die Suche nach Wegen, wie man die Leute wieder in die Gesellschaft zurückführt, also ihnen Arbeit, Anerkennung, Bildung usw. gibt.
 
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keshkau, du vermischt mir da zuviele dinge miteinander.

zu den schulden:
es gibt auch durchaus probleme mit schulden ohne direkt selbst dafür verantwortlich zu sein wie bei der finanzierung eines autos oder urlaubs oder dergleichen.
erzähl mir mal wie man beispielsweise mit knapp 150-200 euro im monat ne 2-3köpfige familie durchbringen soll ohne rumzuknapsen? das ist einfach nicht möglich. gerade wenn dann auch noch irgendwelche dinge im haushalt kaputt gehen. und jetzt erzähl mir bitte nichts von zuschüssen für solche fälle vom amt, denn die reichen in der regel grade mal für die hälfte des betrages der von unternehmen für ihre waren gefordert wird. ergo muss man das fehlende geld sonst irgendwo auftreiben. wenn man dann aber in der misslichen lage ist, keinen job annehmen zu können oder überhaupt einen zu finden, durch dessen entlohnung sich das dann bewerkstelligen lässt... wie soll das dann laufen? ich hab das doch selbst quasi alles durchlebt, bin mit sozialhilfe groß geworden mit ner alleinerziehenden mutter, und sie hat sich regelrecht den arsch aufgerissen irgendwie wenigstens an ausreichend kohle zukommen damit wir überhaupt was zu essen auf dem tisch haben. und wie man an brooklyn riots posting sehen kann ist das kein einzelfall. ich bin jedenfalls froh heute nicht mehr dazu gezwungen zu sein, beispielsweise von nem abgelaufenem angegammelten toastbrot n paar scheiben wegzuschmeissen und den rest noch "essen zu müssen", damit überhaupt irgendwas auf dem teller ist. das klingt krass. war aber zum teil wirklich der fall. und das allein dadurch das eben das geld vorne und hinten nicht reichte. wer weiss wo wir beide heute wären, wenn sie nicht noch irgendwo geld herbekommen hätte. ich möchts nicht wissen und bin froh das das kapitel abgeschlossen ist. fakt ist aber auch das man heute noch weniger geld hat als zu der zeit wo ich groß wurde und dieses problem wird einfach ignoriert bzw. wegdiskutiert, das es in unserem land überhaupt nicht möglich sei. ich hab während ich hier aufwuchs beim sozialamt menschen gesehen die quasi nur noch am seidenen faden des sozialen netzes hingen, weil sie einfach nicht mehr vermittelbar waren und schon aufgrund der oftmals fehlenden stütze so verwahrlosten das sie wirkten wie penner die man in manchen parks sehen kann. und dann wird hier noch von manchen leuten gefordert das solche hilfsgelder gekürzt werden. da dreht sich mir der magen um.

und dein beispiel mit der prostitution hinkt auch, und zwar ganz gewaltig. weisst du auch wieso? weil viele von den frauen die dieser tätigkeit nachgehen sicher keinen ausweg mehr sehen bzw gesehen haben, irgendwie an "gutes geld" zu kommen. da braucht man nichtmal mit der zwangsprostitution anfangen. wenn die lebensumstände so "unmenschlich" sind das sie das mehr oder minder "freiwillig" tun um über die runden zu kommen, dann frage ich mich was daran wirklich so sozial ist.
abseits davon ist dieses gewerbe älter als nahezu jedes andere.
und klar man wird nicht dazwungen sich ins fernsehen zu stellen, um bei solchen sendungen mitzumachen. aber hast du dir mal die frage gestellt, wie verzweifelt manche menschen sein müssen das sie so etwas mit sich machen lassen? ich denke nicht, sonst würde deine ansicht sicherlich anders aussehen in bezug auf dieses thema.

und das an bzw in altersheimen keine graffitis zu sehen sind... also bitte... diese subkultur die sich in den "sozialen brennpunkten" entwickelt hat, gab es zu der zeit überhaupt noch nicht, aber ich bin mir fast sicher das du so etwas in etwa 20-40 jahren durchaus auch dort vorfinden kannst, wenn die aktuellen generationen irgendwann mal da landen und nicht wissen was sie mit ihrer zeit/ideen/etc. anfangen können. klingt vielleicht doof, is aber so.
im weiteren atemzug möchte ich auch noch anmerken das graffiti keine bloße form des "vandalismus" ist, sondern dinge zum ausdruck bringt wie frust/rebellion/geltunsbedürfnis etc. pp.

PS: im übrigen... wie willst du wege finden um diesen leuten zu helfen, wenn du die ursachen quasi komplett ausser acht lässt? das endet dann doch nur in einer symptombekämpfung. egal ob medizin, wirtschaft, oder im zwischenmenschlichen: wenn man probleme beseitigen will muss man die ursachen ausschalten, und nicht schon direkt an die reha denken.
 
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HappyMutant schrieb:
Wenn der Staat also Arbeiten finanzieren soll, durch Arbeitskräfte die derzeit nicht in der Wirtschaft gebraucht werden, warum bezahlt man den nicht wie einen Angestellten oder Arbeiter, sondern immer noch wie einen Bittsteller.

Jetzt konstruierst du aber einen Widerspruch, der meinen Worten so gar nicht zu entnehmen ist. Der Staat soll nichts finanzieren. Der Staat finanziert ja bereits die Menschen von denen ich fordere, dass sie der Gesellschaft dafür auch etwas zurück geben. ALG2 bezahlt der Staat in fast jedem Fall, also ist es auch angemessen eine Gegenleistung dafür zu erwarten, so fern dies möglich ist.

Der Staat "bezahlt" also lediglich den kleinen "Mehrwert" der Leistung, wenn überhaupt, denn bei uns zum Beispiel ist es ja so, dass der Verein die Kosten trägt. Diese werden nur zu einem Bruchteil vom Staat gegenfinanziert. Der weitaus größere Teil finanziert sich aus Spendengeldern und Mitgliedsbeiträgen.

Also nochmal klar und deutlich:

Ohne den Verein der ehrenamtlich den Badesee bewacht gäbe es dort keine Sicherheit für die Badegäste. Das wäre in jedem Fall schlecht.
Da es keine aktiven Mitglieder gibt die nicht berufstätig sind, haben wir enorme Personalprobleme. Was ich schlichtweg fordere: Das Menschen die keiner Erwerbsarbeit nachgehen die Bereitschaft zeigen sich auf diesem oder einem anderen Weg für die Gesellschaft zu engagieren. Wie bereits gesagt reicht allein die Tatsache, dass sie von der Gesellschaft eine Leistung erhalten aus um diese Forderung zu legitimieren.

Und von der Gesellschaft erwarte ich, dass eben die positiven Beispiele in denen erwerbslose Menschen von selbst versuchen sich zu engagieren weitaus mehr Beachtung erfahren.


Da hilft auch das ganze gesellschaftlichen Anerkenntnis nichts, wenn er mit den selben Gängelungen, Bespitzelungen usw. wie der "Arbeitsverweigerer" konfrontiert ist.

Aber ich bin doch genau gegen diese Gängelung! Wir wissen doch alle, dass wir nicht mehr genug Arbeitsplätze im ersten Arbeitsmarkt schaffen werden damit jeder eine Erwerbsarbeit bekommt.
Wenn also jemand zeigt, dass er sich aktiv für die Gesellschaft engagiert und er damit zufrieden ist, dann sollte man ihn nicht zwingen einer Erwerbsarbeit nachzugehen. Man sollte ihm lediglich eine Chance bieten auf dem ersten Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Wenn er diesen Schritt nicht gehen will, dann spricht nichts dafür ihn zu zwingen diesen Weg zu gehen.
Aber eins ist dafür Voraussetzung: Die Person zeigt, dass sie bereit ist etwas zur Gesellschaft bei zu tragen.

Er darf ja nichtmal mehr als eine bestimme Stundenzahl diesen Euro zusätzlich bekommen. Zudem genießt er keinerlei normalen Arbeitnehmerrechte. Was er im einen Monat mehr verdient und vielleicht spart, muss er nächsten Monat wieder verbrauchen.

Alles Dinge die ich ebenfalls nicht gut heiße. Wie ich bereits mehrfach sagte halte ich die Agenda 2010 nur im Kern für gut. Die Details dieses Konzeptes sind sicher verbesserungswürdig. Und wenn jemand der ALG 2 bekommt 300 Euro dazu "verdient" bekommt weil er viele ehrenamtliche Stunden leistet, dann bin ich der letzte, der fordert, dass ihm etwas von diesem Geld genommen wird.

Besser wäre doch in Grundeinkommen das er tatsächlich bedingungslos bekommen würde, wenn er sich eben helfend engagiert.

Findest du nicht, dass dies ein Widerspruch in sich ist? Du knüpfst das bedingungslose Grundeinkommen an eine Bedingung ...

Aber im Kern will ich genau das. ALG2 ist die Basisversorgung, nicht mehr, nicht weniger. Wer sich nun engagiert für die Gesellschaft, der soll dafür auch etwas mehr bekommen. 2-3€ die Stunde sind dann irgendwann im Summe doch recht viel (bei 25 Stunden in der Woche sind das 300€ im Monat zusammen mit den staatlichen Leistungen kommt man unterm Strich schnell auf über 1000 Euro).

Ein wirklich bedingungsloses Grundeinkommen wäre im Moment der falsche Ansatz. Denn die bereitschaft freiwillig etwas für die Gesellschaft zu tun ist bei viel zu vielen Menschen nicht vorhanden. Wäre dies anders, so hätte auch ich kein Problem mit einem bedingungslosen Grundeinkommen.

Ich habe niemals gefordert Qualifizierte Berufe durch diese Art des Engagments zu ersetzen.
Es gibt eben zwei Seiten des Engagements:

1.) Ich suche mir selbst eine Möglichkeit eine Tätigkeit "professionell" auszuführen. Beispielsweise die Frührentner, die als Nebenverdienst die Kinder der Nachbarn betreuen. Dies ist etwas, was durchaus auf dem ersten Arbeitsmarkt statt findet.

2.) Wenn sich mir keine Chance bietet auf dem ersten Arbeitsmarkt Fuß zu fassen, dann versuche ich mich anderweitig für die Gesellschaft zu engagieren. Hier nannte keshkau ein Beispiel und ich auch eins.

Dabei ist klar, dass man sehr genau differenzieren muss welche Tätigkeit nun eine Tätigkeit ist die weiterhin unter den Bereich Erwerbsarbeit fallen sollte / muss und welche Tätigkeit nicht von diesem Bereich abgedeckt werden sollte / kann. Dies ist sicher nicht "mal eben so" erledigt und hier muss auch noch stark nachgebessert werden.
 
@KL0k
Stimmt ja alles, was Du schreibst. Trotzdem komisch, dass fast nur Frauen meinen, es gäbe außer der Prostituion keine andere Möglichkeit. Männer scheinen im Gegensatz dazu meist noch Alternativen zu sehen. Aber lassen wir das.

Zu den Schulden. Du hast eben nicht nur 150-200 Euro im Monat zur Verfügung, sondern 347 Euro. Davon muss allerdings alles bezahlt werden. Ich gebe zu, dass ich selbst (inkl. Miete) ca. 1250 Euro im Monat brauche, um über die Runden zu kommen. Mit Kleidung müsste der Betrag sogar noch höher liegen. Das habe ich mal so als Untergrenze ausgerechnet. Daher weiß ich auch genau, dass ich mit Hartz IV nicht klarkommen würde.

Was die arbeitende Bevölkerung nicht versteht, ist die Tatsache, dass gerade in den Haushalten, in denen das Geld am knappsten sein müsste, scheinbar oft genug noch Geld für Zigaretten oder Alkohol vorhanden ist. Das dürfte eigentlich nicht sein. In der von mir bereits angesprochenen Sendung über drei Familen in Wuppertal war es nicht anders. Am Monatsanfang wurden Tiefkühlpizzen und Fertiggerichte eingekauft. Ohne die Preise im Detail zu kennen glaube ich nicht, dass dies preislich die cleverste Lösung war.

Daraus folgt bei manchen (!) Leuten: Man könnte ihnen durchaus noch 50 Euro im Monat abzwacken, die sie ohnehin nur versaufen oder für Zigaretten ausgeben. Anderen könnte man auh 200 Euro mehr im Monat geben und sie würden sich davon immer noch keine warmen Wintersachen kaufen, weil Wodka Gorbatschow ebenso gut wärmt. Das ist doch das eigentliche Problem.

Und unter diesem Bild, das in der öffentlichen Meinung kursiert, leiden all die anderen vernünftigen Leute, die ihre Kinder richtig ernähren wollen oder die kaum wissen, wie sie Fahrkarten bezahlen sollen usw. Denn sie haben ganz zweifellos einen schweren Stand. Und der Vertreter des paritätischen Wohlfahrtsverbands, der gestern bei Arte zu Wort kam, hat an anderer Stelle auch schon eine ca. 20-prozentige Anhebung der Hartz-IV-Sätze gefordert. Das mag gerechtfertigt sein.

Aber eine Alimentierung von der Wiege bis zur Bahre kann letzten Endes nicht das Ziel sein. Und so konnte man gestern auch sehen, dass z. B. die Fallmanagerin dafür sorgen musste, dass die Alkis zunächst einmal entgiftet und trockengelegt werden, bevor überhaupt an Arbeit zu denken ist.

Man muss die Leute eben dort abholen, wo sie gerade sind. Aber dann sehe ich auch den Typen, der seit geraumer Zeit eine Verdienstbescheinigung seiner Mutter einreichen soll, bei der er wohnt, aber der das einfach nicht macht und sich dann wundert, wenn ihm der Unterhalt gestrichen wird. Das ist ein Armutszeugnis für den Betroffenen.
 
@keshkau:
dem stimme ich großteils überein. nur ist die frage: was nun? ich kann mir einfach nicht vorstellen das die hier angesprochenen "möglichkeiten zur veränderung" tatsächlich auch eine solche bewirken. eben weil diese fälle meist "zu individuell" sind um pauschale lösungsansätze in die runde zu werfen, denn dafür müsste man sich dann mit den fällen gezielt auseinandersetzen.

ein lösungsansatz wäre sicher so eine art "coach", sowas klappt ja in therapien auch ganz gut. allerdings stelle ich die erfolgsquote doch sehr in frage, einfach aus dem grund das manche überhaupt nicht wissen wohin mit sich und quasi durch scheuklappen, durch das loch in dem sie stecken, nichts mehr sehen als die probleme und nichtmal den kopf dafür frei haben sich in irgendeine richtung zu orientieren.
und dazu dann eben noch solche fälle von menschen die sich schon komplett aufgegeben haben bis sie vielleicht sogar den lebenswillen verlieren und sich im prinzip nur noch von einem in den nächsten tag durchboxen.
vielleicht das dann gekoppelt mit einem anheben des ALG-satzes. ich weiss nur nicht wie weit sich das "human" realisieren lässt. denn nicht alles was beispielsweise vom Amt als "human" eingestuft wird ist es auch tatsächlich (ich sag nur 1-€-jobber ausbeuterei oder fachkräfte die als lagerist im discounter enden usw.)

ein weiterer ansatz wäre IMHO vielleicht eine "grundsanierung" von problemvierteln um den teils schlechten lebensbedingungen entgegenzuwirken, damit sie sehen, es kann sich etwas ändern. allerdings wird das wohl allein schon an der finanzierung scheitern, zumal der tatsächliche positive effekt auch noch in frage steht, wie auch bei den obigen ansätzen.
 
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