Es gibt eine Armut an Bildung - es gibt keine finanzielle Armut in Deutschland
Hallo
ich bin angenehm überrascht über diese kompetente Diskussion hier.
Ich denke, dass das Anspruchsdenken in Deutschland einfach zu hoch ist. Wir haben das konfortabelste Sozialsystem und die reichsten Armen der Welt. Das Existenzminimum wird von hochbezahlten Volkswirten berechnet und von hochbezahlten Richtern abgesegnet, die den Bezug zur Realität verloren haben, da sie wahrscheinlich noch nie sparsam gelebt haben. Für mich war es z.B. schon immer selbstverständlich, nur Sonderangebote im Discounter zu kaufen und selbst zu kochen. Freitags kann man auch manchmal Dinge preiswert bekommen, die Sonntag oder Montag ablaufen. Es wird bei mir auch nichts weggeworfen was nach dem Essen übrig bleibt, solange es noch geniesbar ist. Lebensmittel jenseits des Mindesthaltbarkeitsdatums sind nicht immer schlecht. Deshalb heißt es ja auch
Mindesthaltbarkeit. Obwohl ich sehr gerne Süßigkeiten esse, käme ich nie auf die Idee diese täglich zu essen. Ich habe auch noch nie Markenklamotten getragen. Ich wurde so erzogen. Meine Eltern waren auch noch nie richtig in Urlaub. Höchstens auf einem Zeltplatz irgendwo in Deutschland und einmal in Prag. Bei mir selber ist es ähnlich. Es fängt schon bei diesen Kleinigkeiten an, die zeigen, dass die sogenannten "Armen" in Deutschland nicht arm sind, sondern dem Konsum verfallen sind und nicht mit Geld umgehen können. Sie wären auch "arm", wenn sie mehr Geld bekämen. Sie würden auch alles ausgeben. Ich frage euch: Braucht jeder alle 3 Jahre eine neue Digicam, tut es nicht auch eine Analoge aus den 80er Jahren? Sollte ein Flach-TV und DVD-Recorder oder BlueRay-Player zur Grundausstattung gehören? Braucht jeder eine Spielkonsole und alle 4 Jahre einen neuen PC? Dazu: Wer raucht, kann mir nicht erzählen, dass er am Hungertuch nagt. Rauchen kostet mindestens 1000Euro pro Jahr. Für mich sind 1000 Euro viel Geld. Für viele Hartz-Empfänger offenbar nicht. Liegt es vielleicht daran, weil ich mein Geld hart erarbeiten muss und noch nie etwas in den Allerwertesten geblalsen bekam?
Es gibt kein Grundrecht auf Reichtum und kein Naturgesetz, dass der Lebensstandard von Generation zu Generation immer steigen muss.
Seht euch mal in den Wohnungen von Geringverdienern und Langzeitarbeitslosen um. Von Armut ist da nichts zu erkennen. Mancher Akademiker lebt da bescheidener. Ich kenne viele, die haben z.B. gar keinen TV.
In Deutschland gibt es keine Armut. Die Reichen werden immer reicher, zu reich. Aber die Armen werden auch reicher. Ich bin dafür, den armen zu helfen. Aber die finanzielle Hilfe sollte eine Hilfe für eine Notlage sein - und nicht die Möglichkeit bieten, sorgenfrei zu leben. Eine Erhöhung von Hartz-IV versucht nur Symptome zu bekämpfen, verbessert die Situation aber nicht.
Die soziale Hängematte verleitet zum Konsumwahn und zur Vollkaskomentalität. Hat sich wer hoffnungslos verschuldet, kann er trotzdem relativ normal leben und nach einigen Jahren werden ihm die Schulden erlassen, siehe
http://de.wikipedia.org/wiki/Privatinsolvenz
Somit gibt es viele Leute, die ziemlich verantwortungslos handeln, wohlwissend, dass sie der Staat auffängt. Damit will ich nicht sagen, dass alle den Staat ausnutzen. Aber es sind zu viele. Es steckt nicht immer eine Absicht dahinter, es ist vielmehr diese verantwortungslose und gleichgültige Handlung, die unbemerkt entsteht.
Das Leben mit Hartz-IV ist nicht einfach aber es sollte noch etwas schwerer sein.
Viele, die ein Haus oder eine Wohnung geerbt haben, leben bescheidener, als die sogenannten Armen.
Zur Verdeutlichung hier mal ein Stern-Artikel. Sicher werden da Extremfälle beschrieben, aber die Tendenz stimmt.
http://www.stern.de/politik/deutschland/533666.html?nv=ct_cb
Noch eine Anmerkung zum Fachkräftemangel:
Glaubt doch nicht diesen Unsinn. Es gibt genügend arbeitslose Ingenieure. Entweder werden sie nicht eingestellt, weil es ihnen an Berufserfahrung mangelt, oder weil sie älter als 40 sind. Viele haben resigniert und machen einen Billigjob unterhalb ihrer Qualifikation. Aber es ist für die Arbeitgeber einfacher zu jammern als Fachkräfte einzuarbeiten. Die Arbeitgeber hoffen, dass die Politik ihnen erfahrene und billige Spezialisten aus dem Ausland beschafft. Viele Akademiker wandern aus, weil sie in Deutschland keine Perspektive sehen. Ich kann niemanden zu einem Ingenieurstudium raten. Der Verdienstausfall während des Studiums ist so hoch, dass er nur selten wieder aufgeholt werden kann. Die Arbeitsbedingungen sind miserabel: unbezahlte Überstunden, zuviel Stress, zu wenig Freizeit, zu hohe Angst um den Arbeitsplatz, zu geringer Stundenlohn, zu hohe Scheidungsraten.