KitKat::new() schrieb:
Das heißt durch das Einschreiten der EU-Kommission kann der typische Enduser gemäß den eigenen Interessen Kosten spare, da seine Bank ihm eine eigene billige App bieten kann?
Nein. Ich bin in dieser Branche seit 20 Jahren - das wird nichts, definitiv nicht.
Warum?
Jede der deutschen Banksäulen isst und liebt nur ihr eigenes Süppchen. Auch hier geht es nicht um "mehr sportlich fairen Wettbewerb um das bessere Produkt". Die strategische Denke ist immer noch vor allem geprägt von Abgrenzung und dem reinen Blick auf den deutschen Mitbewerber. Und es geht noch weniger um einen gemeinsamen Standard, aus dem sich später vielleicht mal das "große" Ding entwickeln kann. Das ist natürlich in Ordnung und wäre mir auch gleichgültig.
Aber
das z.B. ist mir nicht gleichgültig:
In 2022, 22 Jahre nach dem Entstehen von Paypal, soll ich also in jedem Einzelfall in das mehrseitige Preis-/leistungsverzeichnis schauen, um die Kosten einer Echtzeitüberweisung vorab zu erfahren? Meine Sparkassenapp zeigt mir nach dem Touch auf das Info-Icon in einem Overlay folgenden Hinweistext:
"Bitte informieren Sie sich bezüglich evtl. anfallender Entgelte im Preis- und Leistungsverzeichnis".
Ernsthaft? Keine "Echtzeit-Anzeige" zu den tatsächlichen anfallenden Kosten? Nicht mal einen direkten Link auf das konkrete Verzeichnis meines Sparkasseninstituts, in dessen App-Mandant ich gerade eingeloggt bin?
Technisch ginge das selbstverständlich, diese Transparenz ist bisher aber nicht gewollt, das könnte ja zu weniger Nutzung führen.
Und das zeigt einen weiteren Grund, warum das so nichts wird. Die Denke in den vielen Chefetagen und -unteretagen ist immer noch "ancient". Wenn man es dann mal geschafft hat, mit irgendeinem Produkt/Service zumindest so etwas wie den Anschluss an die Moderne vollbracht zu haben, muss es unmittelbar Gewinn abwerfen. Und zwar deswegen, weil alleine die Herbeiführung der "Go"-Entscheidung soviel Kosten verursacht hat, dass kaum eine andere Wahl bleibt. Und das liegt wiederum größtenteils an den viel zu komplexen Entscheidungsstrukturen. Es sind immer noch viiieeeel zu viele Rollen an Entscheidungen beteiligt, es ist ein Graus.
Und als ob das noch nicht genug wäre: Selbstverständlich ist IT für das bankfachliche Produktmanagement in der Breite immer noch primär ein Kostenfaktor. Und innerhalb der IT ist Security primär ein Kostenfaktor. Und es kostet wirklich.
Nein, so wird das auch weiterhin nichts.
Was heißt das nun für mich?
Ich halte ApplePay für den gegenwärtig besten faktischen Standard für Payment, sowohl hinsichtlich der technischen als auch der prozessualen Sicherheit (Datenzugriff - und -sparsamkeit). Dass dieser Standard kein vollkommen offener und "Eigentum" eines amerikanischen Unternehmensriesen ist, gefällt mir auch nicht besonders. Das macht das Verfahren für mich aber nicht per se schlechter. Trotzdem nutze ich es bisher eher selten, da es mir im Alltag keinen für mich relevanten Nutzen bietet.
Und ich bleibe weiterhin Kunde einer Sparkasse, denn es gibt aus meiner Sicht noch viele Jahre in der Bevölkerung tatsächlichen Bedarf nach Filialen in der Fläche sowie Geldautomaten. Und da ist auch noch der Aspekt "Support the Locals", der mir - bis zu einer gewissen Gebührenschmerzgrenze - wichtig ist.
Nur an
gute und billige integrierte Kernbank-Apps und Services aus der (deutschen) Finanzwirtschaft glaube ich auf absehbare Zeit weiterhin nicht. ;-)