Die Razer Opus sind heute eingetroffen.
Zunächst mal ausgepackt und aufgeladen. Da sie fast das gleiche gekostet haben nehme ich sie mal in den direkten Vergleich mit den Anker Soundcore Life Q30.
Was die Verpackung angeht ist das schon mal deutlich hochwertiger als beim Soundcore. Und verdammt schwer für eine Kopfhörer-Verpackung. Die Verarbeitung ist bei beiden gut, aber die Razer fühlen sich hochwertiger an. Die Konstruktion erinnert mich sehr an meine Sony WH-1000XM2. Insgesamt spürt man einfach dass es eigentlich teurere Kopfhörer sind.
Dann habe ich sie aufgesetzt...okay, da merkt man doch direkt Unterschiede. Die Razer sind schwerer. Die Ohrpolster sind kleiner und bieten ähnlich wie beim Sony gerade so genug Platz dass die Ohren reinpassen. Der Anker bietet da ein bisschen mehr Luft. Das Kopfpolster ist relativ hart und verteilt das hohe Gewicht nicht so gut. Oben auf dem Schädel merke ich die Kopfhörer deutlich. Merkwürdigerweise anders als meine Hifiman Deva. Die sind auch schwer und das Kopfpolster hart (sogar noch härter), aber es verteilt sich besser. Vielleicht einfach besser auf meinen Kopf geformt 😅
Was ich schon mal gut finde ist das 4-Polige Kabel, damit könnte man sie kabelgebunden als Headset nutzen. Ich befürchte zwar dass sie mit Mikros an den Ohren kein besonders taugliches Headset sind, aber man kann es ja mal probieren.
Auch positiv aufgefallen ist mir die passive Abschirmung. Die ist schon ohne ANC echt ordentlich. Die passive Dämpfung ist bei den Soundcore und Sony geringer.
Dann die Inbetriebnahme. Zunächst mal in der App ein Firmware-Update...das zu installieren war ein Krampf. Fast fertig, ich depp schalte das Display vom Smartphone aus. Dann ist es aus der App verschwunden. Nach ein paar Verbindungsfehlern, Abstürzen, und dem zurücksetzen der App und neuem Pairen konnte ich es dann endlich durchführen. Seitdem läuft auch alles.
Zunächst mal mein Referenz-Titel "I Need A Dollar" von Aloe Blacc angeworfen, da weiß ich was ich zu erwarten habe und kann direkt viele klangliche Aspekte vernünftig einordnen.
Also was mir direkt aufgefallen ist...irgendwas stimmt hier doch nicht. Es klingt irgendwie ungewohnt und merkwürdig. Dann noch mit anderen Liedern weitergehört. So wirklich zufrieden bin ich nicht.
Habe dann mal die EQ-Settings durchprobiert. THX ist Standard und klingt auch am besten. Vocal klingt wie ein Küchenradio. Enhanced Clarity und Enhanced Bass haben zu viel Höhen bzw. Bass und vernachlässigen den Rest. Amplified hat dann zu viel von beidem und klingt auch komisch. THX klingt noch am ausgeglichensten. Also bleibe ich dabei. Warum gibt es keinen grafischen EQ? Oder noch besser einen parametrischen...damit könnte man den ganzen Klang wahrscheinlich wunderbar berichtigen. Natürlich gibt es Mittel und Wege, aber wenn man das EQ-Preset nicht fest auf dem Kopfhörer oder Endgerät (z.B. Qudelix 5K) einspeichern kann (wie bei den Q30 oder Earun Free Pro), ist das für mich keine wirkliche Alternative.
Nun habe ich mir mal ein paar andere Kopfhörer für den Direktvergleich geschnappt.
Vergleichskandidaten:
Sony WH-1000XM2 (ohne EQ, ANC an, 150€) | Soundcore Q30 (mit EQ, ANC an, 60-70€) |
Razer Opus (THX, ANC an, 70€ aber eigentlich auch 150€) | Sennheiser HD58X (über den Qudelix 5K, ohne EQ, 150€) |
Mein Smartphone: Wie viele Bluetooth-Kopfhörer möchtest du verbinden?
Ich: Ja
Geht wunderbar. Man kann dann einfach das aktive Gerät in den Schnelleinstellungen wechseln - sehr cool. Habe jeweils den besten verfügbaren Codec gewählt, wobei diese Unterschiede mMn vernachlässigbar sind.
Ich möchte jetzt nicht zu sehr ins Detail gehen, denn sonst würde dieser Beitrag noch einige tausend Zeichen und meinen restlichen Abend füllen
Was direkt auffällt: Die Maximallautstärke ist beim Razer deutlich geringer als bei den anderen, ich schöpfe diese eh nicht voll aus, höre eher bei gemäßigten Lautstärken, aber die Reserven sind hier kleiner. Der Sprung von der Dritt- auf die Vorletzte Stufe ist jedoch ziemlich groß. So oder so wird es vielen in der Lautstärke nicht reichen.
Nun zum klanglichen Ranking:
1. Sennheiser HD58X: Sehr natürliches klangbild. Alles klingt so, wie es klingen soll. Schöne, differenzierte, allerdings auch die schwächsten Bässe im Testfeld. Zu wenig Bass ist es jedoch nicht. Sehr gute Stimmwiedergabe. Und die Höhen...seidig weich, klar auflösend. Etwas schlechter als die Sennheiser HD600, aber die sind ja auch deutlich teurer. Vor allem: Nicht störend. Hochton kann zu viel sein...hier ist es genau da wo es sein soll. Dabei klingt er relativ räumlich, aber nicht so räumlich wie manch andere offene Kopfhörer. Als offener ist der Vergleich eh etwas unfair, aber als Referenz wollte ich da drin haben, zumal er in der gleichen Preisklasse spielt. Wobei es da natürlich auch wieder passiv vs. aktiv ist...naja egal ihr wisst worum es geht
2. Sony WH-1000XM2: Ob er oder der Anker den Platz verdient haben, ist durchaus streitbar. Beide haben ihre Vor- und Nachteile. Der Anker hat immer dieses leicht dosige/topfige u.a. durch den 500Hz-Peak, was man auch nicht wegbekommt. Die Mitten sind leicht verfärbt, und der Hochton könnte manchmal etwas sanfter und zugleich detaillierter (also mehr Richtung Sennheiser) sein. Jetzt schreibe ich schon im Abschnitt vom Sony nur über den Q30
Nun, der Sony hat insgesamt die etwas schlechtere Abstimmung, der Q30 klingt (mit EQ) natürlicher. Aber der Sony klingt trotzdem besser. Man setzt den Kopfhörer auf und fühlt sich klanglich direkt wohl. Das schaffen nur der Sony und Sennheiser. Mit den neueren Versionen 1000XM3 und 4 wurde der Klang übrigens schlechter. Deshalb bin ich bei den 2ern geblieben. Die Opus sollten die Sony jetzt eigentlich ablösen, aber diesen Plan habe ich schon verworfen. Der Sony macht zwar nichts wirklich besser als die anderen, klingt insgesamt aber einfach rund, gut ausbalanciert, nicht so als wolle er was versuchen, was er nicht kann (wie manchmal der Q30), nicht merkwürdig, aber auch bei weitem nicht so natürlich wie der Sennheiser.
3. Anker Soundcore Q30: Nach Anwendung des EQ schönes, ausgeglichenes Klangbild mit einem etwas überzogenen aber durchaus spaßigen Tiefbassfundament, sie haben auf jeden Fall den meisten Druck im Bass. Wie bereits gesagt gibt es jedoch einige Dinge, die mich stören. Manche Dinge klingen auf ihm aber besser als auf dem Sony. Ich sehe den Sony leicht vorne, weil er eben dieses topfige nicht hat und technisch besser ist. Dafür ist die Räumlichkeit beim Q30 besser.
4. Razer Opus: Enttäuschend. Ich habe mehr erwartet muss ich sagen. Stimmen klingen bedeckt und dumpf, der ganze Klang irgendwie verhangen. Im Hochton ist dann durchaus wieder genug los, manchmal sogar etwas zu viel, aber selten nervig, das ist schon mal gut. Dennoch hat man das Gefühl, dass der Kopfhörer deutlich unter seinem Potenzial spielt. Im Netz habe ich gelesen eher neutrales, natürliches Klangbild. Das ist das, was ich erwartet habe. Erhalten habe ich irgendwie einen merkwürdigen Klang, der nicht so recht weiß, wo er hin will.
Nach dem Test habe ich dann mal ANC ausgeschaltet...ohne ANC klingt er auf jeden Fall besser. Ein ganzes Stück besser sogar. Das sollte eigentlich nicht sein, der Sony klingt mit oder ohne ANC nahezu identisch, der Q30 mit ANC besser. Das was mich bei den Opus am Klang stört fällt ohne ANC zu einem großen Teil weg. Die Stimmwiedergabe profitiert deutlich, Stimmen sind klarer und direkter, die Höhen werden raffinierter. Auf Niveau der anderen ist es dann noch nicht ganz, rückt jedoch näher ran.
Aber jedes mal wenn ich von einem der anderen Kopfhörer komme und wieder die Opus aufsetze denke ich mir meh, das ist nicht so das wahre. Dass Razer jetzt hier kein audiophiles Feuerwerk aus dem Hut zaubert hätte man erwarten können, aber das sie bedeutend schlechter sind als das ältere Vorbild von Sony (das Design haben die sich ja auch mal richtig schön abgeguckt
) hätte ich nicht erwartet.
Fazit:
Satz mit X. Schade drum. Die Razer machen einen echt wertigen Eindruck, versprechen viel. Aber jetzt weiß ich immerhin, warum es die plötzlich so günstig gibt. Für 150€ wäre es wirklich eine einzige Enttäuschung gewesen. Für diesen Preis wäre es akzeptabel, wenn man auf das ANC verzichtet (außer man benötigt es gerade wirklich) und es die Q30 nicht gäbe. Aber so spricht irgendwie nichts für die Razer. Selbst wenn das ANC gut wäre (konnte ich leider nicht testen) bringt das nichts, wenn das ganze Kopfhörer dadurch schlechter klingt.
Somit kann ich für die Razer Opus leider keine Empfehlung aussprechen.