The_waron schrieb:
Das ist natürlich ein "Top End" und als Gegenbeispiel gedacht, das Groß der Ausbildungsbetriebe liegt irgendwo zwischen deinem und meinem Beispiel.
Kann ich auch bestätigen. Ich war während der Ausbildung (Firma mit 300 MA) auch v.a. eine billige Arbeitskraft. Im 1. LJ gabs damals nicht mal 500€ Brutto (2008) bei 40h. Überstunden wurden mit satten 6,50€ vergütet….(wenn man mit dem wöchentlichen Putzen am Freitag nicht fertig wurde musste man länger bleiben). Das hat gerade so für Fahrtkosten und Verpflegung gereicht.
Man wurde zwar immer wieder versetzt und hat neue Abteilungen kennengelernt. Trotzdem gab es sehr oft arbeiten, die einfach nur Billig erledigt werden sollten. Z.B. die eine Woche lang die gesamten Fertigungshallen putzen. Da waren dann so lustige Sachen dabei wie die Stahlträger der Hallendecke schrubben. Und ich habe NICHT Reinigungsfachkraft gelernt….
Jetzt kann man natürlich sagen: Lehrjahre sind keine Herrenjahre. Das stimmt auch so. Aber nicht selten wurden die Azubis dort einfach nur für billigste Arbeiten benutzt die mit dem Ausbildungsberuf so garnix zu tun hatten. Einzig etwas Charakterbildend war das Ganze…
In meiner jetzigen Firma (Internationaler Konzern, >10.000 MA) wird mit Azubis ganz anders umgegangen. Die haben ein eigenes Gebäude, diverse Lehrwerkstätten, duzende eigene Maschinen zum üben und ausprobieren, neueste Techniken wie z.B. 3D-Drucker etc. Dazu direkt zum Einstieg 1200€ Brutto bei 35h. Überstunden gibt es nicht, bzw. dürfen vollumfänglich abgefeiert werden.
Dazu ein halbes Duzend Betreuer die nur für die Azubis da sind. Mein Betreuer war damals gleichzeitig noch Fertigungsleiter und entsprechend gut ausgelastet und hat sich nur selten mit uns Azubis beschäftigt.
Um es auf den Punkt zu bringen: In größeren Betrieben hat die Ausbildung einen viel viel besseren Stellenwert als in Kleinbetrieben. Da sind Azubis oft billige Arbeiter und HiWis für Arbeiten, für die die Gesellen eigentlich zu teuer sind. Das war auch nicht nur in meiner Ausbildung so, sondern auch bei vielen Anderen die ihn ähnlichen Betriebsgrößen waren.
Als hätte der 10Mann-Elektriker eine Ausbildungswerkstatt. Da fährt der Azubi nach dem ersten Monat mit auf Baustelle und ist für Schlitze schlagen und fegen zuständig.
Noch als Ergänzung: Ich habe meine Ausbildung gerne gemacht. Ich habe auch viel gelernt aber es waren auch durchaus harte und (Sehr) langweilige Tage dabei aufgrund der monotonen und unterfordernden Aufgaben.
Mein Fazit ist: Eine Ausbildung ist neben dem fachlichen auch eine gute Charakterbildung. Aus meiner Sicht weit mehr als ein Studium. Aber die Unternehmen müssen das einfach auch lehrreich und interessant gestalten.
Mit dem was ich heute weiß, würde ich meinen Kindern eher dazu raten, eine Ausbildung in einem größeren Betrieb zu machen. Gerne auch vor einem Studium. Ich habe in der Ausbildung weit mehr Selbstständigkeit gelernt als während meinem FH/TH Studium.