Fachkräftemangel (Gesellschaftsthema)

Zhalom schrieb:
Auch der studierte sollte erkennen, das nicht jeder studieren kann damit das System funktioniert.
Ich glaube das wissen die meisten, ändert aber nichts daran, dass man als Studierter besser verdient und dazu oft bessere Arbeitsbedingungen hat. Da gebe ich @mykoma völlig recht, Arbeitsbedingungen machen auch viel aus. Solange sich das nicht ändert, werden auch weiterhin lieber mehr Leute Studieren, als andere Berufe wahrzunehmen. Und verübeln kann ich es ihnen nicht, hab mich ja genau so entschieden. Hatte ein sehr langes und ausführliches Praktikum als Landschaftsgärtner. Das hätte ich auch gerne beruflich gemacht. Aber als Landschaftsgärtner kannst du dir generell nichts leisten, und dann doppelt nichts fürs Alter zurücklegen. Genug Rentenpunkte sammeln sich so auch nicht. Also ist es halt IT geworden, was ich eh immer als Hobby hatte.

Zhalom schrieb:
Heute im Spiegel, die Arbeitgeberlobby sieht das Problem übrigens in hoher Bildung und hohem Gehalt:
"Je besser Ausbildung und Gehalt, desto früher verabschiedeten sich inzwischen Mitarbeiter in den Ruhestand, beklagt Kampeter." (Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbände)

Ich kann es nur zitieren ,soll sich jeder selbst was dabei denken.
Da braucht man nicht denken, es werden Lohnsklaven gesucht. Wurde schon immer so bekannt gegeben von den entsprechenden Verbänden.

Ein Artikel, worin das Zitat zu finden ist, für alle, die es interessiert:
https://www.spiegel.de/wirtschaft/u..._ecid=soci_upd_KsBF0AFjflf0DZCxpPYDCQgO1dEMph
 
"Eine gute Work-life-balance kriegt man auch mit 39 Wochenstunden hin".

Das mag ja stimmen ... aber bei wie vielen ist es denn mit den 39 Stunden pro Woche getan?
Viele in meinem Bekanntenkreis machen auf ihre 39 Stundenwoche noch 5-10 Überstunden ... und bei 45-50 Stunden Wochenarbeitszeit sieht die WLB schon wieder etwas sparsamer aus, als es sich ein Arbeitgeberverband vorstellen kann. Gerade in Bereichen, in denen gut ausgebildete benötigt werden, sind Überstunden eher der Standard als die Ausnahme ... und da das schon etwas länger so ist, kann das nicht nur am Fachkräftemangel in diesen Bereichen liegen. Bei Vier Mitarbeitern mit durchschnittlich 10 Wochenüberstunden spart man sich einfach eine Vollzeitstelle.

Mein Vater hatte 40 Wochenstunden ... und ein Überstundenkonto über die gesamte Laufzeit seines AVs.
Der Gute ist nicht früher in den Ruhestand gegangen ... aber, um mit 65 in Rente gehen zu können, musste er mit 62 aufhören zu arbeiten ... die restlichen drei Jahre hat er dann seine Überstunden abgefeiert.
Er hatte 30 Jahre in dem Betrieb gearbeitet und ca. alle 10 Jahre ein Jahr übersatunden voll gemacht.

Natürlich macht heute kein AG mehr solche Arbeitsverträge ... aber was spricht dagegen, wenn man früher abzugsfrei in Rente gehen kann, das dann auch zu tun? Die meistemn arbeiten ohnehin nur bis zur gesetzlichen Grenze, um Abzüge bei der Rente zu vermeiden.

Es ist aber klar, dass ein Arbeitgeberverband nicht darauf eingeht, welche arbeitgeberseitigen Fehler die letzten Jahrzehnte kultiviert wurden.
Wenn Betriebe, die die 4-Tage-Woche einführen, plötzlich keine Probleme mehr mit offenen Stellen, und danach zufriedenere Mitarbeiter UND zufriedenere Kunden haben, dann ist das doch ein mehr als deutliches Zeichen, wohin die Reise wohl gehen sollte.

Die andere Frage, die sich aufdrängt, wenn immer mehr Menschen sagen "bei dem Stundenlohn reichen mir 30 Wochenstunden", stelle ich hier lieber nicht ... denn diese Gedanken sind bei allen Besserverdienern einfach nur unbeliebt.
 
DerOlf schrieb:
[...]... und da das schon etwas länger so ist, kann das nicht nur am Fachkräftemangel in diesen Bereichen liegen. Bei Vier Mitarbeitern mit durchschnittlich 10 Wochenüberstunden spart man sich einfach eine Vollzeitstelle.[...]
Die Rechnung geht so leider nicht auf. In der Regel gibt es in vielen Spezialbereichen Kopfmonopole, die sind nicht beliebig austauschbar. Die allermeisten Betriebe hierzulande sind keine mit über tausend Mitarbeitern und fünf Stellenprofilen.

Zudem wird dabei verkannt, dass viele Mitarbeiter Karriere machen möchten, gerne mehr arbeiten und die nicht mal wissen wie man work-life-balance buchstabiert.
DerOlf schrieb:
[...]Es ist aber klar, dass ein Arbeitgeberverband nicht darauf eingeht, welche arbeitgeberseitigen Fehler die letzten Jahrzehnte kultiviert wurden.[...]
Welche sollen das sein?

Der Zweck eines Privatunternehmens ist doch nicht Leute zu beschäftigen.
DerOlf schrieb:
Wenn Betriebe, die die 4-Tage-Woche einführen, plötzlich keine Probleme mehr mit offenen Stellen, und danach zufriedenere Mitarbeiter UND zufriedenere Kunden haben, dann ist das doch ein mehr als deutliches Zeichen, wohin die Reise wohl gehen sollte.[...]
Auch aus volkswirtschaftlicher Sicht?

Im Moment läuft gerade der Abriss des Industriestandorts Deutschland, die Wettbewerbsfähigkeit geht durch überbordende Bürokratie und hoher Energiekosten den Bach runter. Dann noch eine 4-Tage-Woche als Brandbeschleuniger dazugeben. Das ist echt nicht mehr fassen, was manchen Menschen vorschwebt.
DerOlf schrieb:
Die andere Frage, die sich aufdrängt, wenn immer mehr Menschen sagen "bei dem Stundenlohn reichen mir 30 Wochenstunden", stelle ich hier lieber nicht ... denn diese Gedanken sind bei allen Besserverdienern einfach nur unbeliebt.
Das geht nur so lange gut, wie die Betriebe diese Stundenlöhne bezahlen können. Mit sinkender Wettbewerbsfähigkeit werden das immer weniger sein. BASF baut jetzt Stellen ab und verlagert Produktionsbereiche. Diese gut bezahlten Stellen werden unter den jetzigen Rahmenbedingungen nie wieder zurückkommen. Aber halb so schlimm, in der Gastronomie werden ja viele Leute gesucht.
 
Hallo

Snowi schrieb:
Ich glaube das wissen die meisten, ändert aber nichts daran, dass man als Studierter besser verdient und dazu oft bessere Arbeitsbedingungen hat. Da gebe ich @mykoma völlig recht, Arbeitsbedingungen machen auch viel aus. Solange sich das nicht ändert, werden auch weiterhin lieber mehr Leute Studieren, als andere Berufe wahrzunehmen.
@mykoma hat sicherlich Recht, es gibt aber Berufe die Arbeitsbedingungen haben die man nicht verbessern/ändern kann, auch wenn man das wirklich wollte.
@mykoma ist Pfleger in einem Krankenhaus und da geht es nicht ohne Schichtdienst, Patienten müssen auch Nachts/Feiertags/Wochenende versorgt werden.
Ich arbeite auch in einem Krankenhaus in der Medizintechnik, aber nur von Mo-Fr 8:00-16:00, wenn wir Schicht/Nachts/Wochenende hätten wäre ich nicht dort.
Die Arbeit auf einer Baustelle ist körperlich sehr anstrengend, man macht sich körperlich kaputt und es ist schmutzig, ohne das geht es auf einer Baustelle nicht.
Ich stand vor Jahrzehnten auch vor der Wahl, Elektriker oder Elektroniker und ich dachte mir "Elektriker Baustelle viel schmutzige Arbeit wenig Geld Nein Danke".
Da wo man Arbeitsbedingungen verbessern kann sollte man es machen, aber was passiert mit Berufen wo man die Arbeitsbedingungen nicht verbessern kann ?

Grüße Tomi
 
Zuletzt bearbeitet:
Tomislav2007 schrieb:
Ich arbeite auch in einem Krankenhaus in der Medizintechnik, aber nur von Mo-Fr 8:00-16:00, wenn wir Schicht/Nachts/Wochenende hätten wäre ich nicht dort.
An der Notwendigkeit des Schichtdienstes ist bei einer 24/7-Versorgungsinfrastruktur natürlich nicht zu rütteln ... aber wo ist der zwingende Zusammenhang zwischen "Schichtdienst ist notwendig" und "ich arbeite 11 Tage am Stück und habe dann 3 Tage frei ... wenn nichts dazwischen kommt" (das erlebe ich so als "Standard" in der Pflege)?
Hat das eigentlich einen bestimmten logischen Grund ... oder ist das einfach so, weil man das halt schon immer so gemacht hat?

Ich habe das in den ersten 2 Jahren Schichtdienst an der Tankstelle ebenfalls gemerkt ... durch Schicht- und Wochenenddienst isolierst du dich sozial, wenn du keinen Bekanntenkreis hast, der nur aus Schichtarbeitern besteht (dann ist es einfach nur Glückssache, ob man sich mal in größerer Runde treffen kann).
Ich bin sehr froh, dass meine Chefin mittlerweile drauf achtet (dass sie dank genügend personal überhaupt drauf achten kann), dass ihre "Teilzeitler" nur an Wochentagen arbeiten und am WE frei haben, weil da dann die Minijobber übernehmen können. Ich muss an Wochenenden momentan nur einspringen, wenn mal wieder jemand krank ist. Und das macht sich bei meinen sozialen Kontakten sehr bemerkbar.
Es geht nicht um Kritik am Schichtsystem selbst, sondern nur darum, dass man das ein wenig günstiger organisieren könnte. Dass 24/7-Pflege ohne Schichtdienst nicht funktioniert, ist ja sogar den meisten Patienten klar.
 
Hallo

DerOlf schrieb:
An der Notwendigkeit des Schichtdienstes ist bei einer 24/7-Versorgungsinfrastruktur natürlich nicht zu rütteln ... aber wo ist der zwingende Zusammenhang zwischen "Schichtdienst ist notwendig" und "ich arbeite 11 Tage am Stück und habe dann 3 Tage frei ... wenn nichts dazwischen kommt" (das erlebe ich so als "Standard" in der Pflege)?
Hat das eigentlich einen bestimmten logischen Grund ... oder ist das einfach so, weil man das halt schon immer so gemacht hat?
Der Grund ist der Personalmangel, wenn nicht genug Personal vorhanden ist muss das vorhandene Personal die Arbeitszeiten mit Überstunden besetzen.

DerOlf schrieb:
Es geht nicht um Kritik am Schichtsystem selbst, sondern nur darum, dass man das ein wenig günstiger organisieren könnte.
Wie soll man das organisieren wenn man nicht genug Personal hat um die Arbeitszeiten so abzudecken das niemand Überstunden/Doppelschichten hat ?

Selbst wenn man genug Personal hätte müßte in einem Krankenhaus jemand Wochenende/Feiertags/Nachts arbeiten und viele wollen das einfach nicht.
Wenn man jung/ungebunden ist geht das, sobald man eine Familie gründet denkt man anders, man will sein Kind von der Schule abholen und bespaßen.

Bei uns im Krankenhaus gibt es aktuell den Trend das Pfleger zur Zeitarbeit wechseln wollen, weil sie sich dort die Schichten/Arbeitszeiten aussuchen können.
Wenn wir Zeitarbeiter wegen Personalmangel anfordern dann können die Zeitarbeiter nur tagsüber und unser Stammpersonal muss Nachtschichten machen.

DerOlf schrieb:
Ich habe das in den ersten 2 Jahren Schichtdienst an der Tankstelle ebenfalls gemerkt ... durch Schicht- und Wochenenddienst isolierst du dich sozial, wenn du keinen Bekanntenkreis hast, der nur aus Schichtarbeitern besteht (dann ist es einfach nur Glückssache, ob man sich mal in größerer Runde treffen kann).
Genau das, junge Menschen wollen am Wochenende feiern/saufen gehen, was soll ein junger Mensch mit einem freien Montag ?
Ich mit meinen 53 Jahren habe keine Lust dazu im dunklen Winter um 20:00 zur Nachtschicht zu gehen, da liege ich auf der Couch.

Grüße Tomi
 
Zuletzt bearbeitet:
Es ist ja nicht nur das Geld, ich habe Jahrelang in Schicht gearbeitet immer im Wöchentlichen wechsel von 5:30 Uhr- 14:15 Uhr und 13:15 Uhr - 23:00 Uhr und was das mit deinem Körper macht kannst du dir garnicht vorstellen.
Der wechsel von der Spätschicht zur Frühschicht war immer der Horror.
Schlafen von der Nacht von Sonntag auf Montag war fast nie drin.
Ich bin froh das ich mittlerweile aus der Nummer raus bin.
 
Tomislav2007 schrieb:
Der Grund ist der Personalmangel, wenn nicht genug Personal vorhanden ist muss das vorhandene Personal die Arbeitszeiten mit Überstunden besetzen.
Davon sprach ich nicht, und ich denke, dass du das auch weißt (schließlich sprach ich von meinem Zivildienst, den habe ich 1997/98 in einem Altepflegeheim geleistet).

Ich habe meinen ganzen Zivi lang 11 Tage durchgearbeitet (meist 5 Tage früh und 6 Tage spät oder andersrum ... Zeiten ähnlich wie bei @Cyberdunk) und das war eben nicht "Ausnahme wegen zu wenig Personal" ... das war "Standard bei Vollbesetzung".
Bei Krankmeldungen oder Personalnot wurde dann gerne mal 12/2 oder 13/1 draus.

Ich spreche also nicht von der Schichtdienstorganisation bei Personalmangel, sondern von der Organisation bei "Vollbesetzung".
Cyberdunk schrieb:
Der wechsel von der Spätschicht zur Frühschicht war immer der Horror.
Darüber, dass mir der direkte Wechsel von Spätschicht auf Frühschicht momentan erspart bleibt, bin ich mehr als froh ... "Schaukelschicht" (fsfsfsf) macht innerhalb weniger Tage Jeden gaga ... auch diese Erfahrung durfte ich damals mitnehmen.
Zum Glück müssen an meiner Tankstelle zwischen zwei Schichten mindestens 12 Stunden liegen ... und zwischen Spät und Früh liegen eben nur knapp 9, also beschwere ich mich bei Cheffe, wenn mein Dienstplan so einen Wechsel aufweist.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo

DerOlf schrieb:
Davon sprach ich nicht, und ich denke, dass du das auch weißt (schließlich sprach ich von meinem Zivildienst, den habe ich 1997/98 in einem Altepflegeheim geleistet).
Ich weiß nicht wovon du sprichst, deinen Zivildienst hast du jetzt erst erwähnt und was hat dein Zivildienst mit dem aktuellen Personalmangel zu tun ?

DerOlf schrieb:
Ich spreche also nicht von der Schichtdienstorganisation bei Personalmangel, sondern von der Organisation bei "Vollbesetzung".
Es gibt aktuell in der Pflege nur sehr wenige Einrichtungen (Krankenhaus/Altersheim) die Vollbesetzung und keinen Personalmangel haben.

Grüße Tomi
 
Zuletzt bearbeitet:
Zhalom schrieb:
Heute im Spiegel, die Arbeitgeberlobby sieht das Problem übrigens in hoher Bildung und hohem Gehalt:
"Je besser Ausbildung und Gehalt, desto früher verabschiedeten sich inzwischen Mitarbeiter in den Ruhestand, beklagt Kampeter." (Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbände)

Vorallem wird einerseits über die 4 Tage Woche gestänkert, andererseits der Verlust von Fachkräften in die abzugsfreie Frührente kritisiert.
Da frag ich mich doch warum man den potentiellen Frührentnern nicht die 2-, 3- oder 4-Tagewoche anbietet wenn sie die Frührente antreten wollen.

Natürlich klingt Frührente ohne Abzüge verlockender als eine 3-Tagewoche, aber es gibt glaube ich genug die das annehmen würden, wenn sich daraus keine dauerhaften Nachteile ergeben.
Ergänzung ()

DerOlf schrieb:
Ich habe meinen ganzen Zivi lang 11 Tage durchgearbeitet (meist 5 Tage früh und 6 Tage spät oder andersrum ...
Bei Krankmeldungen oder Personalnot wurde dann gerne mal 12/2 oder 13/1 draus.
Ja und die Organisatoren und Unternehmen haben über Jahre gemerkt dass das so geht ohne größere Qualitätseinbußen.

Das ist wie wenn in einem 3er Büro einer ausfällt und die anderen 2 extrem ranklotzen um es aufzufangen. Viele Unternehmer sehen da nur: es geht doch auch zu zweit, da spar ich mir die 25-90k im Jahr für den Dritten.
Davon kannste einige Überstunden oder Zuschläge bezahlen.

Ich habe 7 Monate ohne Urlaub eine weitere 100% Stelle aufgefangen und bis an die Kotzgrenze gebuckelt, bis dann die Obrigkeit mal die Stelle neu ausgeschrieben hat weil ich mit Dienst nach Vorschrift gedroht habe.
 
Zuletzt bearbeitet:
DerOlf schrieb:
die restlichen drei Jahre hat er dann seine Überstunden abgefeiert.
Er hatte 30 Jahre in dem Betrieb gearbeitet und ca. alle 10 Jahre ein Jahr übersatunden voll gemacht.
[...]
Natürlich macht heute kein AG mehr solche Arbeitsverträge ...
Gibt es schon, ist nur eher selten, und dann auch oft nicht bei der Firma, die maximal bezahlt. Ist bei mir z.B. so. Überstunden werden natürlich erfasst und bezahlt, oder abgefeiert. Wochenend/Nachtzulagen gibt es natürlich auch. Alternativ gibt es ein "Lebenszeitkonto", in das ich diese ganzen Überstunden einzahlen kann, genau so wie Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Das gibt es seit Ewigkeiten im Unternehmen, und gibt es auch weiterhin, auch für neue Kollegen. Entweder man nimmt sich die Zeit dann als Sabbatical, und macht mal 2-3 Monate frei, oder man spart eben bis zur Rente. Sollte das mit dem Hauskauf aufgehen, werde ich zumindest das Urlaubsgeld (1/2 Monatsgehalt) in diesen Topf einzahlen. Da das Unternehmen einen relativ sicheren Arbeitsplatz stellt und es mir ganz gut gefällt, plane ich nicht zu wechseln, und sollte ich das nicht tun, wären das bei mir am Ende auch gute 1 1/2 Jahre früher Rente bei voller Bezahlung. Ein Kollege der jetzt weg ist, hat Urlaubs+Weihnachtsgeld eingezahlt, seit er die Ausbildung hier gemacht hat. 45 Jahre voll, jedes Jahr 1,5 Monatsgehälter eingezahlt = Etwas gestreckt mit dem Geld sind das 7 Jahre freigestellt, bei vollen Bezügen.
Steht mir auch frei, aber das Weihnachtsgeld nehme ich doch gerne mit :D

DerOlf schrieb:
Die andere Frage, die sich aufdrängt, wenn immer mehr Menschen sagen "bei dem Stundenlohn reichen mir 30 Wochenstunden", stelle ich hier lieber nicht ... denn diese Gedanken sind bei allen Besserverdienern einfach nur unbeliebt.
Dazu kommt aber auch noch die Frage: Warum sollte ich 40 Stunden arbeiten, wenn ich mir damit z.B. keine eigene Immobilie (Haus oder Eigentumswohnung) leisten kann? Auf Reisen kann ich verzichten, genau so auf viel Schnickschnack, wenn ich dafür einfach mehr Freizeit habe. Vor der Situation stehe ich (noch). Sollte ich in den kommenden Jahren nichts bezahlbares finden, gehe ich auch auf 60% runter. Warum sollte ich Vollzeit arbeiten? Hab ich keinen Mehrwert durch. Und dass wir aktuell schon Probleme haben mit Personal, obwohl aktuell so viele Erwerbstätige arbeiten wie noch nie, zeigt für mich schon: Egal wie gut man sich jetzt anstrengt, egal wie viel man arbeitet, es wird für den Arbeitsmarkt nichts bringen, wenn der letzte starke Jahrgang in den Ruhestand geht, und das steht aktuell bevor. Da sehe ich also sowieso keine Hoffnung auf Besserung, macht also keinen Sinn sich ein paar Jahre anzustrengen, weil dann magischerweise alles besser wird.


Tomislav2007 schrieb:
Wie soll man das organisieren wenn man nicht genug Personal hat um die Arbeitszeiten so abzudecken das niemand Überstunden/Doppelschichten hat ?
Vorausschauend planen und weniger Aufträge annehmen, wie auch immer die Aufträge aussehen. Klar, das bringt viele Probleme mit sich - aber das ist dann aktuell einfach so. Führt ja kein Weg dran vorbei, das muss man sich halt klar machen. Egal was wir jetzt tun, es wird so oder so schei...


Tomislav2007 schrieb:
Bei uns im Krankenhaus gibt es aktuell den Trend das Pfleger zur Zeitarbeit wechseln wollen, weil sie sich dort die Schichten/Arbeitszeiten aussuchen können.
Auch nur eine Konsequenz mangelnder Planung. Ich kenne 2 Pfleger, die an sich nicht mal die Schichten stören - sondern einfach die Situation, dass sie teilweise 2-3 Wochen ohne freien Tag eingeplant werden. Wenn die normale 5x8 Stunden hätten, wäre es Ok, aber so wie es aktuell ist, mit mehreren Schichtwechseln pro Woche, ohne Pausen... Hat halt keiner Bock drauf. Wenn dazu das Geld nicht wirklich reicht, ist die Motivation natürlich nochmal schlechter.
 
Hallo

Snowi schrieb:
Vorausschauend planen und weniger Aufträge annehmen, wie auch immer die Aufträge aussehen.
Ein Krankenhaus soll vorausschauend planen und weniger Aufträge annehmen ? Sollen wir Kranke/Verletzte ablehnen ?

Snowi schrieb:
Auch nur eine Konsequenz mangelnder Planung.
Zu wenig Mitarbeiter/Bewerber soll eine Konsequenz mangelnder Planung sein ?

Snowi schrieb:
Wenn dazu das Geld nicht wirklich reicht, ist die Motivation natürlich nochmal schlechter.
Wenn die Pfleger die du kennst schlecht bezahlt werden sollten die den Arbeitgeber wechseln, die bekommen an jeder Straßenecke etwas besseres.
Bei uns bekommen Pfleger direkt nach der Ausbildung ca. 2800€ Brutto + Nacht-/Schicht-/Wochend-/Feiertagszuschlag, das macht ca. 3250€ Brutto.
Nach ein paar Jahren Berufserfahrung kommen Pfleger bei uns auf knapp 4000€ Brutto (inkl. Zulagen), so schlecht finde ich das nicht wirklich.
Die Kollegen die öfter Ihre freien Tage opfern um für Kollegen einzuspringen kommen schnell auf 5000€ Brutto (inkl. Zulagen + Einspringprämien).

Grüße Tomi
 
Zuletzt bearbeitet:
Tomislav2007 schrieb:
Ein Krankenhaus soll weniger Aufträge annehmen ? Sollen wir Kranke/Verletzte ablehnen ?
Klingt blöd, aber geht ja nicht anders. Dann muss halt priorisiert werden. Ist in anderen Teilen der Welt nicht anders. Man kann nicht einfach die Arbeitnehmer verheizen und Wochenlang durcharbeiten lassen, weil wir zu wenige davon haben, denn das dauert nicht lange, dann hast du noch weniger.
Oder mal blöd gefragt: Was ist denn die alternative? Es gibt keine. Beruf Attraktiver machen und Leute einstellen, dann klappt das, aber da wir lieber Geld für Freizeitartikel ausgeben statt für wichtige Dinge, wird das (vorerst) nicht so laufen.

Tomislav2007 schrieb:
Zu wenig Mitarbeiter/Bewerber soll eine Konsequenz mangelnder Planung sein ?
Mangelnde Planung vor 50 Jahren, ja. Sowohl politisch (Anreize setzen), als auch Gesellschaftlich (Zu wenige Kinder). Das Problem haben wir, weil wir seit ~1965 einen extremen Knick in der Geburtenrate haben ("Pillenknick"), und seitdem, bis heute (!), nicht wieder auf die gleiche Geburtenrate gekommen sind. Wir haben zu viele alte, zu wenige junge. Und das wird die kommenden 10-20 Jahre noch richtig knallen. Bei uns sind in den kommenden 5 Jahren irgendwas um die 20% weg an Arbeitnehmern. Versuch die Stellen mal nachzubesetzen...


Tomislav2007 schrieb:
Wenn die Pfleger die du kennst schlecht bezahlt werden sollten die wechseln, die bekommen an jeder Straßenecke etwas neues/beseres.
Ist prinzipiell richtig, in den bestehenden Heimen sind trotzdem noch Patienten, und die Läden die besser bezahlen, kosten am Ende auch für die Patienten mehr, und das können sich viele dann nicht mehr leisten. Zudem wechseln die Leute ja von A nach B. Die, die von A nach B wechseln, fehlen dann halt bei A. Das werden nicht automatisch mehr. Klar, A geht dann halt irgendwann Pleite, die Patienten werden aber nicht weniger.
Das ist ein Problem, was wir nicht zufriedenstellend lösen können.
 
Die "verwöhnte" Gesellschaft wird sich darauf einstellen müssen. Wo und von wem wurden früher die alten Menschen gepflegt?

Oder die Exportnation Deutschland nimmt noch Pflegebedürftige ins Portfolio, das geht mit Sondermüll und CO2 doch auch.
 
Hallo

Snowi schrieb:
Dann muss halt priorisiert werden.
Das ist nicht so einfach wie du denkst, ich frage mich bei manchen "Notfällen" auch oft was die in der Notaufnahme verloren haben.
Da kommen Helikoptereltern deren Kind eine Mini Schürfwunde hat auf die meine Mutter einen Tropfen Jod und ein Bärchenpflaster gemacht hätte.
Facharztpraxen haben (oft) Wartezeiten von 3-6 Monaten und Patienten kommen zu uns z.B. in die Radiologie/Endoskopie/Pneumologie/Funktionsdiagnostik.

Snowi schrieb:
Oder mal blöd gefragt: Was ist denn die alternative?
Das ist eine gute Frage, ein großes Problem ist die Fallpauschale die Krankenhäuser dazu bringt so (zu) schnell wie möglich zu entlassen.
Jetzt kommt Lauterbach mit mehr ambulanten Behandlungen um die Ecke, ich bin gespannt wie sich das in der Realität auswirken wird.
Theoretisch finde ich das gut, schauen wir mal wie es wird: https://www.aerzteblatt.de/nachrich...m-Lauterbach-will-mehr-ambulante-Behandlungen
Ein Problem ist das z.B. Patienten der Endoskopie nur 2-3 Stunden hier liegen bleiben müssen bis sie sich berappelt haben aber das Bett danach neu bezogen werden muss und das kostet Zimmer, Betten, Zeit und Personal. Wir haben zwar Aufwachräume mit Liegen die abgewischt werden können aber das reicht nicht.

Snowi schrieb:
Beruf Attraktiver machen und Leute einstellen, dann klappt das, aber da wir lieber Geld für Freizeitartikel ausgeben statt für wichtige Dinge, wird das (vorerst) nicht so laufen.
Den Pflegeberuf kann man schlecht/kaum attraktiver machen und wenn sich niemand bewirbt kann man niemand einstellen
Wenn man Jugendliche fragt kommt fast immer Nacht/Schicht/Wochenende/Popo abwischen Nein Danke, kaum jemand sagt das die Bezahlung schlecht ist.

Snowi schrieb:
Mangelnde Planung vor 50 Jahren, ja. Sowohl politisch (Anreize setzen), als auch Gesellschaftlich (Zu wenige Kinder).
Ah OK, da gebe ich dir Recht, ich dachte du meinst schlechte Planung der Krankenhäuser.

Grüße Tomi
 
Zuletzt bearbeitet:
Tomislav2007 schrieb:
Das ist nicht so einfach wie du denkst
Ich weiß, dass das nicht einfach ist, aber ich sehe nicht, wie man das anders gelöst bekommt. Mehr Ambulant machen und härter priorisieren ist da leider der einzige weg, auch wenn ich den Schritt, medizinisch gesehen, nicht gut finde. Bzw. aus Patientensicht gesehen.

Tomislav2007 schrieb:
Den Pflegeberuf kann man schlecht/kaum attraktiver machen und wenn sich niemand bewirbt kann man niemand einstellen
Wenn man Jugendliche fragt kommt fast immer Nacht/Schicht/Wochenende/Popo abwischen Nein Danke, kaum jemand sagt das die Bezahlung schlecht ist.
Das geht schon, wenn man die Leute motiviert. Und mit motivieren meine ich nicht ausschließlich den Arbeitgeber. Wenn man sich anschaut, was alles kostet, was man für einen Kita-Platz bezahlt, wie viel man verdienen muss (Oder Glück beim Erben haben muss) um sich eine Immobilie leisten zu können... Dazu die Aussichten auf die Sozialsysteme in den kommenden Jahrzehnten... Das sind alles keine Motivationsfaktoren, und da verstehe ich jeden, der dann sagt: Es wird nicht besser, dann lebe ich lieber im hier und jetzt, wo ich es noch genießen kann.
Das aber noch in den Griff zu kriegen, halte ich für nicht machbar, dafür ist es zu spät. Da wurde auch früher schon vor gewarnt (Hab ne Uralte Ausgabe einer BR Zeitschrift aus der Firma meines Vaters aus den 80ern, wo das Problem zB bei der IG Metall angesprochen wurde). Geändert hat sich leider nichts, jetzt so langsam tut sich was, weil die Auswirkungen zu extrem werden, aber das ist jetzt halt 40 Jahre zu spät, um es noch "gut in den Griff zu kriegen".


Tomislav2007 schrieb:
Ah OK, da gebe ich dir Recht, ich dachte du meinst schlechte Planung der Krankenhäuser.
Neee, sind halt einfach Gesellschaftliche Probleme, die auf verschiedenste Arten ihre Auswirkungen zeigen, und viele Menschen (Insbesondere Arbeitgeber(verbände) und Politiker) wollen das halt nicht akzeptieren.
 
Hallo

Snowi schrieb:
Das geht schon, wenn man die Leute motiviert.
Das größte Problem ist das wir Kinder/Jugendliche die letzten Jahrzehnte dazu motiviert haben das Studium als einzige berufliche Alternative anzusehen.
Das was wir jetzt erleben ist die Folge davon, jede/r die/der es schafft geht studieren und der Rest der über bleibt ist lustlos oder nicht/kaum zu gebrauchen.
Entweder haben wir bald US Verhältnisse wo jeder Koch/Elektriker/KFZler/Pfleger/etc. einen Bachelor Abschluß hat oder wir bekommen ernsthafte Probleme.
Nachwuchs Probleme gibt es in so vielen Ausbildungsberufen und wenn wir deren Gehälter zu stark anheben geht keiner mehr studieren, blöde Geschichte.

Grüße Tomi
 
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Tomislav2007 schrieb:
Nachwuchs Probleme gibt es in so vielen Ausbildungsberufen und wenn wir deren Gehälter zu stark anheben geht keiner mehr studieren, blöde Geschichte.
Es müsste wohl eine bedarfsorientierte Balance her ... der Theorie nach sollte der Markt sowas herstellen können ... er sollte es eigentlich automatisch herstellen.

Wir haben unsere Kinder schon immer darauf getrimmt, möglichst den höchsten Bildungsabschluss anzustreben, den man bekommen kann.
Was ist so falsch, wenn die Kinder sich dann an die elterlichen Ratschläge auch zu halten versuchen?
Oder stimmt es nicht, dass man mit einem hohen Bildungsabschluss auch bessere Chancen auf ein hohes Gehalt hat?
 
Hallo

DerOlf schrieb:
Es müsste wohl eine bedarfsorientierte Balance her ...
Wenn es so etwas geben würde dann müßten Pfleger und Handwerker aktuell das dreifache Gehalt bekommen.

DerOlf schrieb:
Wir haben unsere Kinder schon immer darauf getrimmt, möglichst den höchsten Bildungsabschluss anzustreben, den man bekommen kann.
Nicht schon immer und nicht wir alle.
Es gab mal Zeiten da hat es vielen Eltern ausgereicht wenn ihre Kinder eine gute/solide Berufsausbildung machen.
Es gab mal Zeiten da waren Handwerker stolz darauf wenn Ihre Kinder in Ihre Fußstapfen treten und das gleiche Handwerk lernen.
Es gab mal Zeiten da haben viele Eltern ihren Kindern erzählt das sie Handwerker werden sollen weil das Handwerk goldenen Boden hat.

DerOlf schrieb:
Oder stimmt es nicht, dass man mit einem hohen Bildungsabschluss auch bessere Chancen auf ein hohes Gehalt hat?
Nicht immer, es gibt auch Philosophen/Germanistiker die Taxi fahren und Pädagogen/Mathematiker die als Aushilfe an einer Tankstelle arbeiten.

DerOlf schrieb:
Was ist so falsch, wenn die Kinder sich dann an die elterlichen Ratschläge auch zu halten versuchen?
Seit wann machen Kinder so etwas ?

Grüße Tomi
 
Zuletzt bearbeitet:
DerOlf schrieb:
Was ist so falsch, wenn die Kinder sich dann an die elterlichen Ratschläge auch zu halten versuchen?
Oder stimmt es nicht, dass man mit einem hohen Bildungsabschluss auch bessere Chancen auf ein hohes Gehalt hat?
Für sich selbst / die Kinder ist es definitiv das richtige, denn es ist nunmal so, dass z.B. Wohnraum so teuer ist wie nie zuvor, Energie mittlerweile auch, und bei Lebensmitteln sind wir auch nicht mehr günstiger als viele Nachbarländer. Dazu sind die Abgaben hier sehr hoch -> Man braucht mehr Geld.

Worauf ich z.B. eher hinaus will, ist der Gesellschaftliche Teil. Da mache ich auch niemandem einen Vorwurf, selbst ein gutes Gehalt (Bzw. einen gut bezahlten Job) anzustreben, aber Gesellschaftlich bedeutet das, dass viele "einfache" Berufe nicht besetzt werden können.

Ich sehe das ja zum Teil auch bei uns in der Firma schon. Wenn du mehr Geld willst, musst du quasi zwangsläufig die Stelle wechseln zu einer neuen, mit mehr Verantwortung und dadurch mehr Gehalt. Dadurch fehlt wieder eine Person in einer niedrigeren Stelle, die man kaum nach besetzt bekommt. Wir haben mittlerweile unfassbar viele "Theorie"-Stellen, die Dinge planen etc., kriegen aber die unteren nicht nach besetzt.
Die Lösung wäre für mich relativ einfach: Die Leute sind gewechselt wegen mehr Geld, und wegen Interessanterer Aufgaben. Warum gibt man den Leuten in den "unteren" Stellen nicht einfach mehr Entscheidungsgewalt? Warum muss dafür immer zwanghaft jemand als "Manager", "Architekt" o.ä. da sein, warum kann man nicht Architekt und Umsetzender in einem sein? Die Zeit hätten viele gehabt in ihrer Stelle, aber war/ist halt nicht gewollt. Gleiche trifft mich zurzeit ein wenig, mal schauen ob ich das mit Sturheit durchgesetzt kriege, dass ich mehr planen und verwalten darf, ohne dass ich mich weg bewerben muss. Die Zeit dafür hätte ich, bisher wollte das nur nie jemand, aber das ändert sich zunehmend... Nicht nur bei den jüngeren.
 
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