Fachkräftemangel (Gesellschaftsthema)

Im Einzelhandel in den Ketten werden auch keine Vollzeitjobs mehr angeboten. Alles unter Leitung sind Aushilfen(Studenten) die alle auf Teilzeit arbeiten. Wer das als Beruf hat, kann sich gar nicht mehr sein Lebensunterhalt refinanzieren. Das habe ich im Norden beobachten können (Stadt 200k Einwohner).
 
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Ich habe mich mal mit einem LIDL-Filial- oder Abteilungsleiter über die Konditionen für Kassenkräfte in seinem Laden unterhalten.
Damals lag der Mindetlohn noch unter 10,- ... und LIDL zahlte eben auch nicht mehr.
Ich war auf der Suche nach einer Alternative zu meinem Tankstellenjob. Gleicher Lohn wäre nicht das Problem gewesen ... ich wollte mehr Stunden.
Leider sah der Standardvertrag für eine TZ-Kassenkraft bei LIDL damals nur 60 Stunden im Monat vor ... Rest würde dann über Überstunden laufen.
Ich habe mich dann entschieden, mich nicht auf diesen Job zu bewerben, weil ich keinen 90 Stunden Mindestlohnvertrag gegen einen mit 30 Stunden weniger tauschen wollte.

Langer Rede garkein Sinn: Der Stundenlohn ist nur EIN Faktor ... die vertraglich zugesicherte Stundenzahl ist aber eigentlich viel wichtiger.
Beispiel:
90 x 12,00 > 60 x 14,80.
Solange also beim höheren Stundenlohn nicht schon Überstunden fest eingeplant werden, bringt der Vertrag mit geringerem Stundenlohn am Monatsende tatsächlich mehr Gehalt ... und zwar garantiert (die Bezahlung einer zugesicherten Stundenanzahl pro Monat ist Teil der aus dem AV für das Unternehmen entstehenden Verpflichtungen).
Ergänzung ()

DaDare schrieb:
Oder eine Frage direkt an dich. Ich weiß, du magst das Schulsystem nicht. Mit deiner Bildung würdest du zumindest in Bayern als Mathelehrer mit Handkuss genommen werden - und in vielen anderen Bundesländern auch.
Es hat schon seinen Grund gehabt, dass ich den 2-jährigen Master of Arts gemacht habe, statt den einjährigen Master of Education. Ich wollte endlich arbeiten, und damit war ich einfach 1 Jahr früher fertig (an den M.E. schließt sich noch ein 2-jähriges Referendariat an).
Ich habe im Studium in den Lehrerberuf hineinschnuppern können, und dabei sehr schnell gemerkt, dass die Tätigkeit zwar schon Spass machen kann ... dass aber das Arbeiten in diesen institutionellen Rahmen in den allermeisten Fällen ein Graus ist. Vor allem hatte ich keine Lust auf Eltern.
Und daher möchte ich trotz großem Mangel nicht als Lehrer arbeiten ... ich hätte die Quali und am Lehren habe ich auch Spass ... aber das ganze drumherum passt einfach zu keiner Lerntheorie, die ich in den letzten 30 Jahren kennengelernt habe (naja ... zu Pawlow oder Skinner passt es ja schon irgendwie).
 
Zuletzt bearbeitet:
swr2 meldete heute das in bawü die wohnungslosigkeit um10% zugenommen hat. viele leute davon haben zwar eine sozialpflichtige beschäftigung, aber können sich eine wohnung nicht leisten bzw. finden.
es fehlen mindestens 200.000 wohnungen die jetzt sofort verfügbar sein müssten.
also wenn wohnraum fehlt, dann bremst das die fachtkräftemangel natürlich ganz stark aus. so wird das nichts werden. möblierte zimmer vermietungen sind auch völlig aus der mode gekommen.
in den 1960er jahren war das völlig üblich an studenten, junggesellen, handelsvertreter etc. ein fremdenzimmer zu vermieten. und es gibt doch noch genug pensionäre in deutschland die alleine in ihrem haus leben, die bezahlen viel geld für bring- und pflegedienste. man sollte das eine mir dem anderen verbinden.
 
Ich bin schon froh, dass wir heutzutage einen Mindestlohn haben. Nach meiner Ausbildung habe ich mal angefangen für die Hälfte des heutigen Mindestlohns. Es ist alles teurer geworden, aber Menschen sind erfinderisch, wenn es um das Sparen geht. Autosharing oder Elektrofahrrad kann einem den Aufschlag der Miete wieder rausholen.
 
capitalguy schrieb:
und es gibt doch noch genug pensionäre in deutschland die alleine in ihrem haus leben, die bezahlen viel geld für bring- und pflegedienste. man sollte das eine mir dem anderen verbinden.
Ich bin zwar nicht Pensionär, aber ich lebe allein in einem Haus mit knapp 85m².

Bei den momentanen Preisen am Markt würde ich schon mit der Untervermietung nur eines Zimmers (ca. 15m²) Gewinn machen ... denn die meisten Studenten zahlen für ihr Appartment oder WG-Zimmer deutlich mehr, als die Hütte monatlich insgesamt kostet.

Aber nach über 20 Jahren WG freue ich mich momentan sehr darüber, dass ich es endlich nur noch mit meinem eigenen Dreck zu tun habe. Mal sehen, wie lange ich das aushalte - schließlich habe ich noch nie alleine gewohnt.
 
Ich denke, man kann sich ganz gut darauf einigen, dass das Problem Fachkräftemangel kein tatsächlicher Mangel an Kräften ist, sondern eher das die Konditionen bzgl. Lohn, Arbeitszeit, Überstunden, ... inkompatibel mit den Vorstellungen vieler Arbeitnehmer sind.

Zu dieser Problematik gehören m.M.n. zwei Fakten:

Zum Einen, dass Investoren, Anteilseigner, ... surrealistische und immer steigende Erwartungen an ihre Kapitalvermehrung haben (da bin auch ich eher links eingestellt: es kann nicht sein, dass alles immer überall Gewinne abwerfen muss und die Gewinne stets privatisiert werden und in schlechten Zeiten Verluste sozialisiert werden, damit der Investor, sprich derjenige, der es sich am ehesten leisten kann, möglichst keinen Wertverlust hat)

Zum Anderen, dass sehr viele Menschen tatsächlich realitätsferne Ansprüche und keinen Bezug zu dem tatsächlichen Wert ihrer Arbeit haben. Rein wirtschaftlich betrachtet wird in Deutschland gewaltig von oben nach unten finanziert. Und in Tarifverträgen querfinanziert: von den Kollegen, die ein Unternehmen tragen, zu denen, die durchgezogen werden.

Sozial gesehen möchte ich z.B. nicht in den USA leben. Ich finde es gut, dass ich viele Steuern zahle und dafür ein sozial gerechtes Leben in Deutschland möglich ist. Wirtschaftlich gesehen ist man aber z.B. in den USA viel näher an der Realität, als hier - und das in sehr vielen Berufen. Ob im Supermarkt, in der Logistik, der Reinigung, ... sehr viele Tätigkeiten haben einen verschwindend geringen Beitrag an wirtschaftlicher Wertschöpfung.

Sehr einfach sieht man das bei Staatsausgaben. Da sieht man von VWLern z.B. Rechnungen über sämtliche Kosten für Rente, Infrastruktur, Bildung, Gesundheit, ... umgerechnet pro Haushalt, damit man dann errechnen kann, wie hoch das Haushaltseinkommen sein müsste, damit der Haushalt für den Staat ein Plus erwirtschaftet. Ich hab jetzt dieses/letztes Jahr keinen neuen Bericht dazu gelesen, aber 2021 lag ein Haushalt bei um die 3000 Netto pro Monat. Platt formuliert: alle darunter liegen dem Staat auf der Tasche. Je mehr, desto massiver.

Man kann da natürlich viel hin- und herrechnen. Z.B. Berücksichtigung von Anzahl Kinder (zukünftige Beitragszahler), Lebenserwartung (wie lange/viel muss Rente gezahlt werden?) usw. usf.


In jedweder Rechnung kommen aber Millionen von Jobs schlecht weg: massive Subventionierung.

Pro Arbeitnehmer z.B. war allein bei Lohnsteuer schon die notwendige Einnahme pro Kopf irgendwo bei 600 Eur monatlich. Und das nur um die Kosten in Deutschland zu decken. Da ist noch kein einziger Euro in Schuldenrückzahlung oder zusätzliche Investitionen oder ... gegangen.

Laut Kununu liegt z.B. das Durchschnittsgehalt bei Rewe an der Kasse bei 25.000 Eur Brutto/Jahr. Durchschnitt(!). Das Top-End liegt laut der Statistik bei 39k. Viele verdienen auch <25k/Jahr.

Bezüglich Lohnsteuer heißt das (wenn wir von Single, Steuerklasse 1 ausgehen):
39k => um und bei 400 Eur Lohnsteuer/Monat
25k => um und bei 150 Eur Lohnsteuer/Monat


Bei allem Verständnis also für prekäre Situationen (und Missgunst bei Privatisierung von Gewinnen und Sozialisierung von Verlusten), muss man durchaus auch die harte Realität der Zahlen betrachten.


Die spannende Frage bzgl. Fachkräftemangel ist dann natürlich: wie bekommt man trotzdem beides unter einen Hut? Zum Einen muss es bezahlbar bleiben und zum Anderen wird ein gerechter Lohn (und Arbeitsbedingungen) benötigt.

Meiner Meinung nach geht das nur über staatliche Intervention: wirtschaftlich gesehen ist der Spielraum für viele Jobs einfach schon vollkommen erschöpft, die werden ohnehin schon viel zu sehr subventioniert. D.h. die Problematik sind eher die Lebenskosten. Massig bezahlbarer Wohnraum, freies Ticket für öffentlichen Nahverkehr wie in Spanien, freie Bildung und ausreichend Kita-Plätze. Dann vielleicht noch günstigeren Sprit und Lebensmittel.
 
ascer schrieb:
Meiner Meinung nach geht das nur über staatliche Intervention: wirtschaftlich gesehen ist der Spielraum für viele Jobs einfach schon vollkommen erschöpft
Wie kommst du darauf? Was spricht denn dagegen der Supermarktkassiererin mehr Lohn zu zahlen? Klar, frisst natürlich Profit oder ist Preistreiber. Unvorstellbar bzw. alternativlos finde ich das aber nicht.

Eine andere zulässige Leseart wäre übrigens, dass eigentlich die Unternehmenseigner massiv subventioniert werden, da ohne entsprechende Hilfen für das Prekariat, die Lohnstruktur so wahrscheinlich nicht durchsetzbar wäre. Wobei wir da wieder beim Thema Umverteilung von unten nach oben wären.
 
Zuletzt bearbeitet:
@Bennomatico nicht in unserem Wirtschaftssystem. Natürlich haben wir eine soziale Marktwirtschaft, deshalb wird ja auch so enorm viel nach unten subventioniert, aber die Grundordnung ist der Kapitalismus. Entlohnung erfolgt hier oberflächlich betrachtet nach Angebot und Nachfrage, etwas genauer betrachtet nach Notwendigkeit und RoI.

Die Austauschbarkeit von vielen Berufen, wie etwa Kassenarbeit, ist hoch. Die Einstiegshürden sind niedrig, das verfügbare Personal zahlreich und die Notwendigkeit ist rein dadurch gegeben, dass ein Teil der Produkte an der Kasse übers Band gezogen werden muss. Der Teil, der nicht Online bestellt, automatisch erfasst oder manuell von Kunden an Selbstbedienungskassen bezahlt wird. Eine tatsächliche Wertschöpfung findet in keiner Weise statt. RoI: negativ.

Gäbe es die Notwendigkeit nicht, ein Teil der Produkte über das Band zu ziehen, gäbe es den ganzen Beruf nicht mehr. Dadurch ergibt sich (und das trifft auf tatsächlich sehr viele Berufe zu) ein sehr niedriger Spielraum für das Gehalt (im Kapitalismus).

ascer schrieb:
Massig bezahlbarer Wohnraum, freies Ticket für öffentlichen Nahverkehr wie in Spanien, freie Bildung und ausreichend Kita-Plätze. Dann vielleicht noch günstigeren Sprit und Lebensmittel.
Solche Dinge wären grundsätzlich staatlich tragbar (das ist am Ende ja auch nur eine Frage davon, welche Ausgaben man priorisiert) und die würden die Notwendigkeit beenden, Tätigkeiten wie Kassenarbeit höher zu entlohnen.

AN in solchen Tätigkeiten beschweren sich ja nicht, dass sie sich keinen Porsche leisten können (das wissen sie auch selbst, dass das in ihrer Tätigkeit nichts wird), sondern dass sie keine Wohnung finden, die Heiz-/Stromkosten nicht mehr tragen können, Nahrung zu teuer wird, ...

TL;DR: Existenzängste.
Und die sollte niemand haben müssen, da könnte der Staat am effektivsten eingreifen.


Bennomatico schrieb:
Eine andere zulässige Leseart wäre übrigens, dass eigentlich die Unternehmenseigner massiv subventioniert werden, da ohne entsprechende Hilfen für das Prekariat, die Lohnstruktur so wahrscheinlich nicht durchsetzbar wäre. Wobei wir da wieder beim Thema Umverteilung von unten nach oben wären.
Ja und Nein.

Nein, denn so funktioniert weder unser Wirtschaftssystem noch wäre das in irgendeiner Art und Weise gangbar oder überhaupt entfernt realistisch, wenn man Wachstum und Wohlstand als Metrik sowie Investition als tragende Säule und Entscheider setzt.

Investition bedingt RoI, alles andere führt das ganze System ad absurdum.

Ja, wenn man andere Gesellschaftsordnungen an den Tag legen würde. Z.B. eine Technokratie, die technologischen Fortschritt und Effizienz/Nachhaltigkeit als Metriken setzt. Dort wäre das Prekariat allerdings wieder nur passiver Nutznießer (Wohlstand für alle durch Fortschritt). Wenn du auf aktives Nutznießen hinaus möchtest (deutlich mehr Geld z.B. für Prekariat oder überhaupt "alle bekommen ähnlich viel Ressourcen") geht das ausschließlich mit Systemen, die mehr oder weniger stark Richtung Kommunismus gehen.

...und da wissen wir ja schon, dass das nicht funktioniert.

Technokratie ist eine der wenigen Alternativen zum Kapitalismus, die machbar wären. In der Theorie könnte das sogar zu StarTrek-ähnlichen Utopien führen. Leider sind Technokratien schwer mit allgemeiner Demokratie vereinbar und darüber hinaus anfällig(er) für Totalitarismus.

TL;DR die Utopie ist möglich, aber der Weg dahin sehr steinig und die Erfolgswahrscheinlichkeit sehr ungewiss. Viel wahrscheinlicher wird man auf dem Weg zur Utopie vom Weg abkommen und das System in einer Dystopie enden, bevor man zu Dingen wie Demokratie und Kapitalismus zurückkehrt.

Auf absehbare Zeit, denke ich, wird Kapitalismus weiterhin das Maß aller Dinge bleiben. Mit all seinen Vor- und Nachteilen.
 
Zuletzt bearbeitet:
ascer schrieb:
manuell von Kunden an Selbstbedienungskassen bezahlt wird.
Meine Beobachtung zu eben diesen SB-Kassen.

Eine normale Kasse braucht eine Kassenkraft ... ein SB-Kassenbereich braucht mindestens 2 Mitarbeiter (einer, der beim kassieren hilft und einer, der aufpasst, dass keiner geht, ohne zu bezahlen oder den Kunden erklärt, wo sie ihren Kassenbon hinhalten müssen, damit sie den Kassenbereich verlassen können.
Meist sind mindestens 2 Terminals ausser Betrieb.
Insgesamt dauert das bezahlen deutlich länger ... so zumindest meine Erfahrung ... ich habe aber auch den direkten Vergleich gemacht ... ich an einer normalen Kasse, mein Bekannter an der SB-Kasse.
Ich musste nach dem Bezahlen noch knapp 5 Minuten auf ihn warten ... und die Schlange an der SB-Kasse war kürzer.

Noch würde ich behaupten, das der RoI bei einer Kassenkraft höher ist, als bei SB-Kassen, einfach weil eine gut eingearbeitete Kassenkraft in einer Stunde mehr Kassenvorgänge abschließt, als 2 SB-Kassenterminals zusammen und die Kunden eben nicht in die Bedienung einer Registrierkasse eingearbeitet werden können.

Noch ist die Kassenkraft dadurch deutlich schneller ... die Systeme müssen halt noch idiotensicherer gemacht werden, bevor sogar Kunden damit klarkommen.

Vielleicht ahnst du es, ich arbeite momentan als Kassenkraft ... und ich sage dir, die meisten Kunden können das einfach nicht ... da kann so ein Kassensystem selbsterklärend aufgebaut sein, und einige Kandidaten schaffen es selbst da noch, Fehlbuchungen zu machen. Entgegen der landläufigen Annahme ist es eben nicht einfach, eine fähige Kassenkraft zu finden, die sich den Umgang mit Kunden für diesen Stundenlohn (meist deutlich unter €15,-) antut und das auch ein paar Monate oder sogar Jahre durchhält.
 
DerOlf schrieb:
Noch ist die Kassenkraft dadurch deutlich schneller ... die Systeme müssen halt noch idiotensicherer gemacht werden, bevor sogar Kunden damit klarkommen.
Es gibt auch schon SB-Läden, die komplett auf einen Kassenbereich verzichten. U.U. lohnt sich auf Dauer auch RFID, zwar nicht für die Umwelt, aber für den Ladenbetreiber.

ascer schrieb:
Massig bezahlbarer Wohnraum, freies Ticket für öffentlichen Nahverkehr wie in Spanien, freie Bildung und ausreichend Kita-Plätze. Dann vielleicht noch günstigeren Sprit und Lebensmittel.
Das ist für die heutigen Wünsche viel zu kurz gedacht. Was nützen (kostenlose) Kita-Plätze für alle, wenn es danach dann bis zum Ende der Schullaufbahn keine garantierte Betreuung der Kinder/Jugendlichen gibt? Also mind. von von 6 bis 20 Uhr, eher 24/7 und das ab der ersten Lebenssekunde, ab dem 2. oder 3. Lebensjahr verpflichtend.

"Wir" brauchen doch schließlich Nachwuchs/Fachkräfte, also muss man es den Eltern so einfach wie möglich machen, schnellstmöglich wieder arbeiten zu gehen. Die Kinder könnte man in dem Systme dann auch gleich vernünftig fördern, wenn die Eltern nahezu all ihrer ehemaligen Verpflichtungen entbunden werden.

Massig bezahlbarer Wohnraum ist auch zu kurz gedacht, wenn es nicht nur darum geht, die obdachlosen wieder in eine Wohnung zu bringen. Die Wohnung (wr ein Haus will, soll das selber zahlen, das muss der Staat nicht fördern) werden dort benötigt, wo die Leute sie haben wollen. Einen Umzug kann man heute ja keinem mehr zumuten, genauso wenig Werkswohnungen den AGs zuzumuten sind.

Ob für "bezahlbar" so viele bereit wären, auf Komfort und Wohnungsgröße zu verzichten bezweifele ich auch. Spätestens, wenn die Klimapolitik der EU in D zuschlägt, müssen das sowieso energetisch extrem gut ausgestattete Gebäude sein (wer das alles zahlt ist ja egal). Zu "bezahlbar" gehört am Ende auch die Übernahme der Nebenkosten durch den Staat bzw. durch die paar Deppen, die schon jetzt "zu viel" verdienen bzw. dafür sorgen, dass andere überhaupt einen Arbeitsplatz haben.

Was günstigerer Sprit soll, ist mir ein Rätsel. Das einzige, was heutzutage noch sinnvoll ist, ist die massive Erweiterung/Verbesserung des ÖPNV (zur Not auch gegen Bürgeerinitiativen und ohne das Recht auf jahrelange Verhinderungsklagen). Wer dann noch fossile Brennstoffe verschwenden will, soll das gefälligst selber zahlen.

Dazu gehört auch das Ende der "erwarteten" langen Pendelwege vom Arbeitsamt (oder wie der Laden mittlerweile heißt). Wenn es schon um bezahlbaren Wohnraum geht, kann man auch gleich noch PV fordern und dann können die Leute ihre Car-Sharing Autos dort kostenlos laden.

"freie Bildung": passt für mich nur inkl. Abschaffung dem unsinnigen Föderalismus. Dann gäbe es einen Lehrplan in ganz Deutschland, ein System, nach dem die Schüler kostenlos mit Lehrmittel versorgt werden und auch keinen Grund mehr, wegen unterschiedlichen Lehrplänen auf einen Umzug in ein anderes Bundesland zu verzichten.
 
DerOlf schrieb:
Noch würde ich behaupten, das der RoI bei einer Kassenkraft höher ist, als bei SB-Kassen, einfach weil eine gut eingearbeitete Kassenkraft in einer Stunde mehr Kassenvorgänge abschließt, als 2 SB-Kassenterminals zusammen und die Kunden eben nicht in die Bedienung einer Registrierkasse eingearbeitet werden können.
Kommt aber auch stark auf die Art des SB-Terminals an würde ich behaupten.
Hier im Globus gibt es Scan&Go. Da scannst du deine Karte an Eingang und bekommst einen Scanner mit. Alles was du in den Einkaufswagen legst scannst du schon beim reinlegen. Vor dem Verlassen musst du dann nur noch am Terminal bezahlen und bist fertig.
Da steht auch oft nur eine Mitarbeiterin rum für den seltenen Fall von Problemen, für die Freigabe bei Kauf von Alkohol oder eben für stichprobenartige Kontrollen.
Neu hier in der Gegend sind jetzt auch irgendwelche Emma-Laden. Da ist vorne ein Terminal an dem du alles auswählst, bezahlst und dann kommt alles über ein Fließband zu dir gefahren, du betrittst also nicht mal den Laden.
 
"Supermarktkassierer"??? Das ist nun nicht gerade der Fachberuf, sondern eher das Gegenteil.

Vielmehr fehlen Vollzeitarbeitsplätze ,auch mittelprächtig bezahlte, besonders in der Pädagogik und im Handwerk. Da wo neben der Qualifikation auch individuelles Talent und eine passende Persönlichkeitsstruktur abgefordert wird.
Keiner will einen gut gebildeten Elektriker der zwar alles weiss, aber trottelig unselbstständig ist und um den man Angst haben muss.
Keiner will einen Pädagogen der mit schwerer Knastmine und Tattoos im Kindergarten die Kinder ängstigt. Oder keiner will im Handwerk ein Weichei der nix anfasst wegen seiner Fingernägel. Da kommen auch Geschlechterrollen ins Spiel. Also auch daher schon schwierig.

Und die meissten Jugendlichen scheuen eben diesen persönlichen Einsatz und studieren Unsinn, und gehen spät in den anderen Beruf. Die Arbeiten erst mit 30 und fehlen ein grosses Stück vom Arbeitsleben. Der Renteneintritt soll auch deswegen erhöht werden, aber ebendiese Berufe sind Berufe wo man mit 17 schon arbeitet, und mit 67 nicht mehr kann.

Um die Pädagogik ,(oder das Arbeiten mit anderen Menschen vielemehr) zu fördern, braucht es mehr Demut ,Gemeinsamkeit und gegenseitigen Respekt in der Bevölkerung ,Sachen die in den letzten Jahren zunehmend gelitten haben weil viele Dinge zuviel sozialen Sprengstoff geliefert haben. Flüchtlinge, Corona insbesondere. Ausserdem die Überflussgesellschaft die Individualismus stark fördert, und mangelhaftes Verständis gegenüber den Mitmenschen.

Um das Handwerk zu fördern braucht es frühzeitliche staatlich schulische Begleitung in allen gesellschaftsschichten, und ein Hochschulsystem mit höherer Einstiegsqualifikation. Es ist nicht selten der Fall das der Dipl. Ing. weniger weis als der Facharbeiter, dieser jedoch mehr Geld verdient und die Lorbeeren bekommt die eigentlich der Facharbeiter verdient. Ausserdem gibt es manche Studierte mit einer hochnäsigen persönlichkeitsstruktur , die statt mislungener Arbeit sachbezogen zu argumentieren, lieber dem Facharbeiter die Qualifikation absprechen.
 
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DerOlf schrieb:
Eine normale Kasse braucht eine Kassenkraft ... ein SB-Kassenbereich braucht mindestens 2 Mitarbeiter (einer, der beim kassieren hilft und einer, der aufpasst, dass keiner geht, ohne zu bezahlen oder den Kunden erklärt, wo sie ihren Kassenbon hinhalten müssen, damit sie den Kassenbereich verlassen können.
Rewe macht es mit einer Person für aktuell 10 Kassen, da geht deine "Rechnung" schlichtweg nicht auf. Man kann damit (aktuell) nicht alle Kassem ersetzen, aber Personen die mit solchen Kassen schnell und gut umgehen können, werden eher mehr denn weniger. Rewe hat deshalb auch seit kurzem komplett die "sprechenden" Kassen abgeschafft und Bezahlung an den Teilen ist nur noch mit Karte möglich, das entspricht letztlich dem Kundenstamm die diese Kasse nutzen.

Zusammen mit den Selbstscannern die ebenfalls schon seit längerer Zeit ausgehängt sind und ebenfalls gerne genutzt werden, ergibt sich daraus eine enorme Ersparnis was das Personal angeht. Zumindest zu den Zeiten zu denen ich den Laden betrete sind meist nur noch zwei (normale) Kassen offen, zu Zeiten mit hohen Auslastung auch mal vier. Früher haben da bis zu acht Personen gesessen und die Schlangen waren trotzdem oft relativ lang. Das Problem ist ja oft nicht die Waren "abzupiepen", sondern Leute die erst bezahlen, am besten noch Bar und dann in aller Seelenruhe anfangen die Waren einzupacken oder deren sonst noch irgendwas einfällt.

Das kann dir alles an den Automaten nicht passieren, davon kannst du 20 hinstellen wenn Platz da ist und jeder kann so trantütig an diesem Ding rumstehen wie er möchte ohne andere Kunden zu beeinflussen. Umgekehrt kannst du aber vor allem mit nur wenigen Artikeln schnell da durch, ohne auf die Trantüten an der normalen Kasse warten zu müssen.

Der springende Punkt dabei ist, selbst große Geschäfte können so den Bedarf an Kassenpersonal auf das Minimum reduzieren. Die Waren werden dann meist nicht mehr vom Personal, sondern von einer Drittfirma zu Billigsttarifen eingeräumt und die Kassen selbst sind schon seit Jahren so idiotensicher gebaut, dass du bald einen dressierten Affen an die Kasse setzen kannst. Der Bedarf an Fachpersonal beschränkt sich dann nur noch auf das Controlling und Führung.
 
xexex schrieb:
t Der Bedarf an Fachpersonal beschränkt sich dann nur noch auf das Controlling und Führung.
Genau so ist es. Leider ,wohlgemerkt. Der Supermarktkassierer ist keine gesuchte Fachkraft und damit kein Teil des Themas.
Was ich an der Sache gut finde ist, das hier Jobs geschaffen werden die auch für unvermittelbare möglich sind.

Schade an der Sache finde ich, das so auch Leuten eine Perspektive ohne Bildung und Verantwortung gegeben wird, und dem Personal in der Führung die Tätigkeit eines "Erziehers" über aufgebürdet wird. So wird letztenendes und langfristig beiden nicht geholfen. Das ist dann eher ein gesellschaftliches Problem und keines des Supermarkts.
 
Zhalom schrieb:
Schade an der Sache finde ich, das so auch Leuten eine Perspektive ohne Bildung und Verantwortung gegeben wird, und dem Personal in der Führung die Tätigkeit eines "Erziehers" über aufgebürdet wird.
Ähm ja... da greift aber einer ganz tief in die Stammtischparolen....

Wenn Supermarktkassierer:innen keine Fachkraft sind und das jeder Depp kann, warum suchen Supermärkte dann welche mit inzwischen ziemlich häufiger Werbung? Ich glaub du hast nicht so wirklich Schimmer, was da alles mit dranhängt und wie komplex teils die Kassensysteme sind.

PS: Ja die armen Führungskräfte... Weil die in aller Regel auch einarbeiten statt die Kollegen.... Ganz ehrlich, wo kommen diese Menschen immer her, die offensichtlich keinen Schimmer haben, augenscheinlich nichtmal sonderlich viele Einblicke in die Arbeitswelt generell und dann nach bester FPD Manier nach unten treten, obwohl sie selbst weder reich noch weit oben in der Arbeitswelt sitzen...
 
Erkekjetter schrieb:
Wenn Supermarktkassierer:innen keine Fachkraft sind und das jeder Depp kann, warum suchen Supermärkte dann welche mit inzwischen ziemlich häufiger Werbung?
Nur weil es keine Fachkräfte sind kann es doch trotzdem einen Mangel darin geben?
Ich glaube hier herrschen dann einfach unterschiedliche Vorstellungen davon, was eine "Fachkraft" ist.


Erkekjetter schrieb:
Ich glaub du hast nicht so wirklich Schimmer, was da alles mit dranhängt und wie komplex teils die Kassensysteme sind.
Ein Auto ist auch ein (mehr oder weniger) komplexes Gerät. Nur muss ich, um es fahren zu können, nicht verstehen, wie es zu funktioniert.

Ich kann natürlich nicht ausschließen, dass es Läden gibt, die ein deutlich komplexeres System haben. Das sind aber nicht die Kassensysteme bei Rewe&Co.
 
Bonanca schrieb:
Nur weil es keine Fachkräfte sind kann es doch trotzdem einen Mangel darin geben?
Vermutlich weil die Auswahl erheblich höher wäre, wenn man jeden Ungelernten das machen lassen könnte. Offensichtlich ist das aber so nicht möglich.
Und Fachkraft ist, wer eine berufliche Ausbildung erfolgreich abgeschlossen hat.

Die meisten Supermarktkasserer:innen werden Einhandelskaufmann/-frau sein.
Bonanca schrieb:
Nur muss ich, um es fahren zu können, nicht verstehen, wie es zu funktioniert.
Na die Einstellung erklärt zumindest mal was man tagtäglich so an Absurditäten im Straßenverkehr erlebt...
 
Erkekjetter schrieb:
Wenn Supermarktkassierer:innen keine Fachkraft sind und das jeder Depp kann, warum suchen Supermärkte dann welche mit inzwischen ziemlich häufiger Werbung? Ich glaub du hast nicht so wirklich Schimmer, was da alles mit dranhängt und wie komplex teils die Kassensysteme sind.
Was hat eine Kassiererin mit dem Kassensystem zu tun? Die Ware wird automatisch gescannt, das einzige was noch gemacht werden muss ist hin und wieder Waren abzuwiegen, ein Sofortstorno kann sie noch machen, für alles andere wird bereits Marktleiter/aufsicht benötigt.

Kann es jeder "Depp"? Prinzipiell schon! Allerdings kannst du nicht jeden Idioten von der Straße an die Kasse setzen, wenn du deine Kunden nicht vergraulen möchtest. Eine "Fachkraft" ist das für mich jedoch nicht, die "Anlernphase" beträgt wenige Stunden.

Da sollte man schon klar unterscheiden zwischen "Fachkräften", die schlichtweg eine monatelange Ausbildung benötigen und gewisse Fähigkeiten mitbringen müssen, und ungelernten Arbeitern wie sie an der Kasse sitzen oder bei Amazon im Lagen die Waren picken. Gesucht wird heutzutage beides, man kann sie trotzdem nicht in einen Topf werfen und der Fachkräftemangel fängt mit der Ausbildung an, der Arbeitermangel schon mit der Einstellung zur Arbeit.
 
xexex schrieb:
Was hat eine Kassiererin mit dem Kassensystem zu tun? Die Ware wird automatisch gescannt, das einzige was noch gemacht werden muss ist hin und wieder Waren abzuwiegen, ein Sofortstorno kann sie noch machen, für alles andere wird bereits Marktleiter/aufsicht benötigt.
Man merkt, dass du wohl noch nie auf der anderen Seite warst.
Ich muss dir das hier nun auch nicht erlklären ... das würde auch etwas zu lange dauern, dir mein Kassensystem (an dem ich arbeite) zu erklären.

Nur so viel: Mehr Persxonal einsparen geht in meinem Job einfach nicht ... denn hier arbeitet in den meisten Schichten nur eine Kassenkraft, die nebenbei noch Warenannahme, Nachfüllen, MHD-Kontrolle und Hermes-Shop übernimmt, Kunden bei Problemen zu helfen hat und ganz nebenbei dafür zuständig ist, dass der Laden einigermaßen sauber ist.

Billiger ist eine Tankstelle nicht zu betreiben.

Erlebt habe ich SB-Kassen in einem REWE und in einem REAL ... und beide Marktleiter haben mir nach dem Abbau dieser Kassen auf Nachfrage gesagt, dass sie die nicht mehr nutzen wollen, weil es mehr Arbeit macht, als es abnimmt.
Aber der Kunde kriegt davon halt nichts mit, weil diese Arbeit eben ohne ihn stattfindet.
 
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Erkekjetter schrieb:
Ähm ja... da greift aber einer ganz tief in die Stammtischparolen....
Geh mal beispielsweise in eine moderne Fertigung hinein und erkundige dich, was alles passiert, wenn es zu einem Montagefehler oder gar Arbeitsunfall kommt. Das sind die Prozesse und Anlagen zum Teil so stark abgesichert, dass selbst die paranoidesten Mütter mit ihren Hochsicherheitstrakt-Kinderzimmern neidisch werden. Das Video von der Kasse zeigt es ja auch gut, man ist im Tunnelblick gefangen und "brain AFK", obwohl man stets voll konzentriert sein muss. Es gibt jedoch auch viele Menschen, bei denen der Job wirklich nur Mittel zum Zweck und keine "Berufung" ist. Trotzdem benötigt man hier diese "einfach" Arbeitskraft (nicht abwertend gemeint!).

Zhalom schrieb:
So wird letztenendes und langfristig beiden nicht geholfen. Das ist dann eher ein gesellschaftliches Problem und keines des Supermarkts.

Und glaubst du, dass solche Leute sich dann schlagartig sich zu Fachkräften weiterbilden lassen?

DerOlf schrieb:
Ich muss dir das hier nun auch nicht erlklären ... das würde auch etwas zu lange dauern, dir mein Kassensystem (an dem ich arbeite) zu erklären.
Dann nenne bitte 2-3 Punkte, die von dem Video oben abweichen. Nur rein aus Interesse.

Zhalom schrieb:
Es ist nicht selten der Fall das der Dipl. Ing. weniger weis als der Facharbeiter, dieser jedoch mehr Geld verdient und die Lorbeeren bekommt die eigentlich der Facharbeiter verdient. Ausserdem gibt es manche Studierte mit einer hochnäsigen persönlichkeitsstruktur , die statt mislungener Arbeit sachbezogen zu argumentieren, lieber dem Facharbeiter die Qualifikation absprechen.
Die Politik und "Erfolgreichen" machen es ja vor. Wer Schuld selbst eingesteht, wird abgesägt. ;-)

Aber grundsätzlich sehe ich hier auch ein gewisses Problem, wenn für Position XYZ ein Studium vorausgesetzt wird, und pauschal alle Bewerber mit Praxiserfahrung, die sich dazu ebenfalls fachlich eignen, abgelehnt werden. Gerade der Mix täten wahrscheinlich einigen Abteilungen sehr gut.

Gibt ein nettes und kurzes Video von der ZDF zum Thema:

tldr:
Bessere Arbeitsbedingung und mehr Lohn und schon klappt das auch mit mehr Bewerbern. Wer hätte das gedacht?

capitalguy schrieb:
also wenn wohnraum fehlt, dann bremst das die fachtkräftemangel natürlich ganz stark aus. so wird das nichts werden. möblierte zimmer vermietungen sind auch völlig aus der mode gekommen.
Auch wenn der Gedanke per se natürlich kein schlechter ist, aber in der Praxis vollkommen Fehl am Platz ist. Das Übel muss an der Wurzel gepackt werden. Es ist zum Teil richtig absurd, was man heutzutage für Mieten bezahlen muss. Da frisst einem die höheren Mietkosten das potenzielle Mehrgehalt auf, wenn man umziehen muss und nicht mehr zu alten Konditionen wohnen kann.
 
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