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c2ash schrieb:@AbstaubBaer
Ich kann deinen gedanklichen Ansatz einfach nicht gut finden, weil dieser immanent die Menschen für unverantwortlich hält und sogar eine große Portion Dummheit unterstellt.
Wollen wir wirklich Menschen haben, die ihre Verantwortung immer auf eine höhere Instanz abschieben können?
Im Gegenteil. Was mich an deiner Haltung so stört, ist die Grundposition. Jeder kann also manipulieren, tricksen und übers Ohr hauen wie er mag, schuld haben immer die, die darauf hereinfallen - also die Opfer. Das funktioniert gut, wenn man annimmt, dass der Großteil der Menscheit dämlich ist und es daher nicht anders verdient hat. Schließlich gehört man selbst ja immer zu denen, die auf diesen Großteil herabblicken. Genau das unterstellt Menschen eine große Portion Dummheit. Schlau ist es, als Gemeinschaft, d.h. also auf staatlicher Ebene, diese Gemeinschaft zu schützen und dadurch auch Verantwortung zu übernehmen.
Erziehung zur Verantwortung ist elementar wichtig, aber es gibt genug und harmlosere Dinge, an denen man üben kann. Man erzieht Menschen nicht dazu, indem man sie Situationen aussetzt, denen sie in der Regel nicht gewachsen sind. Siehe Alkohol. Man kann seinen Kindern ja immer noch erlauben, ihn zu trinken. Aber dann im Bewusstsein der Gefahren, auf die alleine die Alterseinschränkung hinweist.
Der Sinn eines Staates ist mMn. der Schutz der Bürger, weil beide nicht trennbar sind. Die Gemeinschaft als Gruppe kann sich einfach besser wehren als Einzelne und sollte, ein Fundament unseres Staates, gerade die Schwächsten schützen. Sonst, das wäre die Konsequenz, herrscht das Recht des Stärkeren.
Was mir auch ein wenig verloren geht, ist die Berücksichtigung der unterschiedlichen Gefährlichkeit der fraglichen Objekte und die Komplexität der Lebenswelt. Ich für meinen Teil möchte nicht damit rechnen müssen, das ein harmlos aussehendes Sportspiel eigentlich ein Casino ist. Wonach auch soll ich z.B. im Internet suchen? Vor allem aber möchte ich nicht meine Zeit damit verschwenden müssen, jedes Produkt oder jede Tätigkeit akribisch zu untersuchen, um nicht in eine elaborierte Falle eines Großkonzerns zu tappen, an der hunderte hochspezialisierte Mitarbeiter gebastelt haben. Da habe ich als Einzelner keine Chance, irgendwann erwischt es mich oder meine Kinder. Wenn nicht hier, dann bei anderen Produkten, von denen ich nichts verstehe. Es geht schließlich auch um einen grundsätzlichen Schutz von Konsumenten, der eng mit der Frage nach der Regulation von Beuteboxen verbunden ist.
c2ash schrieb:Um mal ein Gegenargument zu bringen, welches die gesetzliche Eingrenzung von Glücksspiel (nicht) darstellen soll:
Staatliches Lotto!! Das einzige was die machen ist, eine entsprechende Warnung hinter ihre Werbung zu hängen. Done. Mehr macht der Staat selbst auch nicht zur Prävention. Die sind genauso geldgeil wie alle anderen. Nur weil "staatlich" als Wort vorkommt, macht es das auch nicht besser. Soviel zur staatlichen Regulierung.
Der Staat hält sich an seine eigenen Gesetze, unterwirft sich also der eigenen Regulierung und erlaubt die Teilnahme nur volljährigen Personen, denen man eine ausreichende geistige Reife unterstellen kann.
c2ash schrieb:Und die Unvernunft vieler Menschen sieht man auch bei Zigaretten: Da kannst du noch so viele Sprüche und Bilder auf die Packung kleben....die Leute rauchen weiter. Weil diese Leute die Folgen eben kurzfristig nicht sehen (wollen). Das würde ich als irrational bezeichnen. Solche Leute sollten z.B. wesentlich mehr in die Krankenkasse einzahlen müsse, da diese wissentlich ihre Gesundheit kaputt machen. Die Verantwortung (die finanzielle) sollten nicht andere zahlen müssen. Ergo mehr Eigenverantwortung (höher finanzieller Beitrag). Aber ich wette da würden sich die Raucher alle gleich wieder aufregen und würden "Ungleichbehandlung" rufen. Das wäre wieder ein Fall von "keine Verantwortung übernehmen wollen".
Die Quote an Rauchern sinkt insgesamt aber soweit ich weiß. Es gibt also eine Wirkung, auch wenn nicht sofort alle Raucher von ihrer Sucht befreit werden. Das wäre Magie.
Zusatzbeiträge für die KV wären tatsächlich eine Ungleichbehandlung, weil man dann anfangen müsste, jede Art von Risikoverhalten zu berücksichtigen. Fettleibigkeit z.B. oder gefährliche Sportarten oder gar genetische Marker (Krebsrisiko!). Wo anfangen, wo aufhören? Da beim Kauf einer Packung Zigaretten bereits 75 Prozent an den Staat gehen, zahlen Raucher aber bereits eine Menge Abgaben.
c2ash schrieb:Oder geben diese Eltern sich keine Mühe ihre Kinder zu kontrollieren, wenn diese vor der Konsole/ dem PC sitzen.
Wer finanziert einem Kind das alles?
Und wer anfängt selbst sein Geld zu verdienen merkt sehr schnell, dass man sich das ersparte gut einteilen muss. Darum führt man Kindern mit Taschengeld langsam in diese Materie ein.
Bei Suchtmechanismen wird der Verstand außer Kraft gesetzt. Du machst es dir viel zu einfach.
Kontrolle wiederum setzt voraus, dass Eltern verstehen, was ihre Kinder tun. Die meisten Menschen, die ich kenne, sind mit der Bedienung einer Maus überfordert - und die Boxen sind auch noch versteckt, nicht dauernd zu sehen und nirgendswo beschrieben.
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