jonesjunior schrieb:
Unter 40k finde ich schon bitter. Man quält sich doch nicht durch Module wie Thermodynamik, Mathe 1-3 und Technische Mechanik, um als Belohnung etwa so viel zu verdienen, wie ein ausgelernter Azubi (soll nicht abwertend klingen).
Der Azubi quält sich dafür durch die Lehre, die so manche Azubis ebenfalls an den Rand körperlicher und geistiger Belastbarkeit bringt (gibt so manche lustige Anekdote). Dafür lernt der Azubi die Betriebsabläufe kennen und kann sein theoretisches Wissen bereits während der Ausbildung praktisch anwenden und vertiefen (Ja, ich weiß, Grundpraktikum, Fachpraktikum, Laborpraktikum, usw, aber diese "Gastspiele" sind doch relativ kurz und "schmerzlos"). Abgesehen davon gibt es sehr wenige Bereiche, in denen Azubis nach erfolgreich abgeschlossener Lehre tatsächlich als Einstiegsgehalt über 30k verdienen. So mancher Facharbeiter schafft es bis zur Pensionierung auch oft nicht mal über 40k hinaus. Wenn ich mir die derzeitige Situation so anschaue, bin ich mir noch nicht einmal sicher, daß er es noch an die 30k heran schafft.
jonesjunior schrieb:
Okay, es ist zwar ein Einstiegsgehalt, aber ob jemand von dem unterbezahlenden Dienstleister so schnell weg kommt, ist halt die Frage.
Hin und wieder haben die modernen Sklavenhändler auch etwas gutes (wenn auch nicht viel). Man kann tatsächlich bei einem namhaften Unternehmen unterkommen, für das man eigentlich nicht langfristig arbeiten will, was aber unbedingt auf dem Lebenslauf auftauchen soll, und hat im Anschluß noch ein wenig Pufferzeit, sich um einen anständigen Job zu kümmern. Auch, wenn man in kurzer Zeit möglichst viele Unternehmen durchlaufen will, kann man sich vertrauensvoll an einen solchen Ausbeuter wenden (warum man allerdings durch die Gegend geschoben werden will, dazu fällt mir kein wirklicher Grund ein). Oder aber man will möglichst früh erfahren, wie sich ein Burn-Out anfühlt.
Manchmal allerdings mag es auch den ein oder anderen Personaldienstleister geben, der sich tatsächlich fair verhalten möchte. Dann bräuchte man nur noch einen Entleiher, der dessen ebenfalls fähig ist und auch gewillt...
Meistens jedoch freut sich der verzweifelte Bewerber über einen Job nach langer, zermürbender Suche und wird mit der Übernahmelüge bei der Stange gehalten und womöglich gar noch unter Druck gesetzt.
Lustig übrigens, wenn man auf den Hinweis "schließlich wollen Sie ja von uns übernommen werden" direkt mit einem bestimmten "Nein, definitiv nicht" antwortet oder ein "Wir möchten Sie schließlich gerne langfristig halten" ebenfalls gebührend beantwortet. Manchmal muß man einfach ehrlich sein.
Kommt es mir nur so vor, oder sind seit der Jahrtausendwende die Zeitarbeitsfirmen nur so aus dem Boden geschossen?
jonesjunior schrieb:
Der zweite Teil deines Posts beschreibt einen guten Verlauf, den es so wohl nicht mehr häufig gibt.
Ja, leider, und das gilt gar durch die Bank. Egal, ob es sich nun um Akademiker, Fachkräfte oder Helfer handelt. Einerseits beharren Unternehmen auf ihrer Einzigartigkeit, glauben aber, daß der Bewerber sämtliche Unternehmensprozesse intuitiv ab Einstellung vollständig durchschaut hat (ohne, daẞ er sie jemals zuvor oder danach hätte kennenlernen dürfen) und deswegen auch direkt 220% Leistung erbringen kann. Schließlich hat man ja schon jemanden gefunden, der 150%-ig in die Anforderungen passt, da kann er auch gleich noch ein wenig mehr Leistung erbringen.
Ernsthaft, ich hatte dereinst einmal eine Einarbeitungszeit in ein neues Teilgebiet/Tätigkeitsfeld/Unternehmen von sage und schreibe zwei Tagen. Danach wurden dann direkt Aufgaben erwartet, die bei der Einstellung als "Assistenz bei", "Unterstzützung/Mitwirkung bei" beschrieben wurden, dann aber in vollem Umfang und mit voller Verantwortung (und natürlich damit dann auch weit über das vereinbarte Gehalt hinausgehend) in leitender(!) Position gefordert wurden. Bei der Einstellung vereinbart worden war eine weit längere Einarbeitungszeit (von einem halben Jahr, komplett mit Inhalten, Zeitplan und Feinzielen!), da ich aber noch jung und naiv war, hatte ich mir das nicht schriftlich als Zusatz zum Arbeitsvertrag geben lassen, also hatte sich auch nach der Einstellung niemand mehr daran erinnert, ebenso wenig wie an die zum ersten Arbeitstag zugesicherte Stellenbeschreibung (als Teil des Arbeitsvertrages) mit den abgesprochenen Tätigkeitsfeldern und Verantwortlichkeiten.
Ich hatte mich dann auch nicht mehr daran erinnern können, daß ich eigentlich ggf. längerfristig bei dem Unternehmen verbleiben wollte.