Onkelhitman schrieb:
Ich denke in post 4 wurde schon viel Richtiges geschrieben. Wenn ich jemanden suche, der sehr spezifische Kenntnisse von einem bestimmten Programm habe, alle zwar einen Titel haben, sich aber mit genau dem Programm nicht auskennen, dann ist das auch ein "Fachkräftemangel". Es sollte aber zum besseren Verständnis unterteilt werden in allgemeine und in spezifische Stellen, damit man wirklich sehen kann, was dieser bedeutet.
Das ist kein "Fachkräftemangel", sondern nur die Unfähigkeit, zu erkennen, daß es parallelen geben könnte, die dem Bewerber ermöglichen, trotz Unkenntnis des spezifischen Programmes Kenntnisse aus anderen Bereichen zu übertragen, um dennoch produktiv und halbwegs effizient dieses Programm bedienen zu können. Auch drückt dies eine mangelnde Bereitschaft aus, Leute einzulernen, die nahe an den geforderten Kenntnissen sind bzw. "Potential besitzen". Viele Unternehmen halten ihre Produkte und Prozesse nach wie vor für rocket science und können sich nicht vorstellen, daß man die für die ausgeschriebene Stelle benötigten Kenntnisse auch anderweitig erwerben bzw. aus anderen Bereichen heraus übertragen könnte.
Onkelhitman schrieb:
(reines, fiktives Beispiel)
leider nicht. Es gibt tatsächlich solche Ausschreibungen/Erwartungshaltungen, auch mir sind schon so einige solche untergekommen. Allerdings gab es auch Fälle, wo sich ein Überqualifizierter auf eine geringerwertigere Stelle (für ein geringeres Gehalt) beworben hatte, weil er schlichtweg einen Job brauchte und den angebotenen auch gerne machen wollte, der Personaler aber abwinken wollte mit den üblichen Worten "der fühlt sich dann unterfordert und geht schnell wieder". Alle drei Fälle arbeiten mittlerweile seit über drei Jahren an den betreffenden Arbeitsplätzen, trotz Prognose des Personalers, und sind auch mehr oder weniger zufrieden. Ob sie immer noch gute Arbeit leisten, kann ich allerdings nicht mehr beurteilen.
Manchmal kann allerdings auch eine Bewerbung ein Zeichen sein, eine Chance, die der Personaler ergreifen sollte. Zu meiner Zeit in England gab es den Fall, daß einer unserer Mechaniker, top Kerlchen, das auch stets sehr gute Arbeit abgeliefert hatte, weit unter Teamdurchschnitt bezahlt wurde (er war eigentlich sehr zuverlässig, war nur etwas schwierig im Umgang und hatte einige Schwierigkeiten, sein Privatleben von Schicksalsschlägen frei zu halten). Mein Chef konnte daran nichts ändern, da sein Chef dies dann stets blockierte (Mechaniker und ChefChef waren öfters mal aneinander geraten, ChefChef war ein prima Beispiel dafür, daß Unkenntnis die beste Voraussetzung für Beförderung ist). Nun begab es sich, daß eine der Helferstellen (für ungelernte) neu ausgeschrieben würde, in der selben Region, nur anderer Chef. Gehalt wäre in etwa das gewesen, was der Mechaniker sowieso schon bekam, nach über zehn Jahren Unternehmenszugehörigkeit. Aus Solidarität und auch um ein Zeichen zu setzen, hat sich das gesamte Team beworben, inklusive meinem Chef. Obwohl es ein und der selbe Personaler bearbeitete, gab es keine weiteren Nachfragen.
Das Team gibt es übrigens nicht mehr, Chef hat einen anderen Posten im Unternehmen gefunden, der ein besseres Sprungbrett nach draußen darstellte (gut für den Lebenslauf), bis auf einen, der aus privaten Gründen auf die Stelle angewiesen war, haben alle anderen in dem selben Quartal wie auch ich gekündigt, etwa ein Jahr nach dieser Geschichte, allerdings nicht unbedingt deswegen. Wahrscheinlich hat aber auch dann niemand nachgefragt. Auslöser war ein grobes und unentschuldbares Fehlverhalten des oberen Managements.