dgschrei schrieb:
Was die Telekom jetzt verlangt ist analog dazu wenn DHL nun von Amazon verlangen würde, dass sie zu einem gewissen Prozentsatz an dem Gewinn aus dem Kindle Geschäft beteiligt werden wollen, weil ohne ihre Lieferleistung ja der Kunde nie den Kindle bekommen hätte und Laster teuer sind.
Wenn DHL jedes Mal die Daten vor die Haustür bringen müsste, würde Amazon wohl auch dafür bezahlen müssen. Wann immer die DHL in Anspruch genommen wird, zahlst du dafür. Nur nutzt du ja die DHL nicht mehr, nachdem der Kindle ausgeliefert wurde. Kurzum: Schlechtes Beispiel.
dgschrei schrieb:
Die Telekom macht jedes Jahr 12 Milliarden € [...] Gewinn auf dem deutschen Markt.
Bitte nicht mischen, sondern differenziert betrachten. Wenn ich als Kleidungsanbieter 13 Mrd € Gewinn mit Jacken und 1 Mrd € Verlust mit Hosen mache, habe ich unterm Strich auch 12 Mrd € Gewinn. Gleichwohl mag es sinnvoll sein, nur Jacken anzubieten und auf Hosen zu verzichten. Kurzum: Was der Telekom-Konzern verdient, ist nicht so sehr relevant, wie das was z.B. die Telekom-Sparte DSL verdient. Wenn diese Sparte nicht mehr rentabel ist (diverse Wechselwirkungen inbegriffen), dann nehme ich das Geld und investiere es dort, wo die Rendite profitabler erscheint - z.B. durch Investitionen in ausländischen Märkten. Oder ich investiere in ein gänzlich anderes Produkt (trete z.B. selbst als Anbieter von diversen Internet-Angeboten auf).
Übrigens: Ich hoffe doch ganz stark, dass wir hier wirklich von Gewinn reden und nicht von EBITDA oder OIBDA? Weil sonst hätte ich mir die Mühe gänzlich sparen können.
M-X schrieb:
Komische Logik, will mein Stromanbieter jetzt auch Geld von meinem Backofen Hersteller haben weil der soviel Strom braucht? Der Kunde zahlt die Leitung und nutzt diese, wenn die Anbieter damit zu wenig Geld machen müssen sie die Preise anziehen.
Eine Stromflatrate ist auch nicht üblich. Wenn du mehr Strom nutzt, dann zahlst du auch mehr. Vergleichbares hätten wir nur, wenn die Telekom per MB bei dir abrechnen würde (und dann würden die sich wohl auch nicht mehr aufregen).
Locutus2002 schrieb:
Sehr krude Logik. Nicht die Anbieter verursachen den Traffic, sondern die Nutzer dieser Anbieter.
Stimmt auch nicht ganz. Beispiel Youtube in den Anfägen: Die Seite aufgerufen, das komplette Video wurde innerhalb von Sekunden heruntergeladen (dank sehr schneller Anbindung). Dabei wusste ich noch gar nicht, ob dies das richtige Video war, welches ich suchte. Eine Logik auf Seiten der Anbieter hätte meine schnelle Anbindung erkennen und nur einen Teil des Videos herunterladen können. Der Rest wird erst bei erkennbarem Bedarf nachgeladen. Zudem: Das erneute Ansehen eines Videoclips war mit dem erneuten herunterladen der Daten verbunden.
In beiden Fällen sehe ich den Anbieter als Verursacher des Traffics, da man das Ganze auch effizienter gestalten hätte können. Es bestanden und bestehen also durchaus auch auf Seiten der Anbieter Möglichkeiten Datenverkehr zu reduzieren.
Dass der Ausbau in Deutschland nicht gerade günstig ist, dürfte wohl erwiesen sein, wenn man sich die ganzen Studien zum Ausbau ansieht. Daran kann aber die Telekom nichts ändern. Könnte die günstiger ausbauen, würden sie das auch tun. Da liegt das Problem vor allem auf staatlicher Seite.
Dass der Traffic ansich nicht viel Kosten verursachen soll ist auch so eine Sache: Wenn ich 1Mrd € für den Ausbau auf den Tisch knalle, dann erwarte ich auch eine gewisse Rendite. Selbst wenn mich der Traffic gar nichts kostet, ändert dies nichts daran (allerdings wird hier auch oft das Problem übersehen, dass eine Leitung nur eine gewisse Kapazität hat und bei Auslastung eine neue verlegt werden muss - das sind Zusatzkosten, die durch hohen Traffic verursacht werden). Ansonsten kann ich das Geld gleich zur Bank bringen und dort irgendwo investieren lassen. Bzw: Meist haben die Unternehmen Schulden und haben die Mrd gar nicht, sondern müssen sie sich von der Bank leihen und wie jeder andere auch dafür Zinsen zahlen. Wenn die Rendite nicht höher ist als die Zinsen, dann wird das Ganze witzlos.
Dass als ISP im Bereich DSL nicht sonderlich viel verdient sein kann, zeigt sich daran, dass die Zahl der alternativen Anbieter doch stark beschränkt ist. Es ist ja nicht so wie im Mobilfunkmarkt, dass nur wenige dank Lizenzen einen echten Zugang zum Markt haben. Jeder kann als ISP auftreten und es gibt genug Firmen mit Geld.
Dass hier generell irgendwo der Wurm drinnenhängt, zeigt sich auch daran, dass z.B. im Mobilfunk-Bereich weniger mit Flatrates um sich geworfen wird. Trotz immer schnellerer Anschlüsse, neuer Frequenzen und Technologien hat sich das verfügbare Datenvolumen in den Standardverträgen nur mäßig weiterentwickelt. Offensichtlich will man sich hier nicht dasselbe Problem schaffen, wie man es im Festnetz-Bereich hat.
Ob nun ein Unternehmen wie die Telekom genug Geld mit DSL verdient oder nicht, weiß ich nicht. Aber bei so manchem Beispiel sollte man sich mal überlegen, ob es denn auch wirklich das Problem der ISP widerspiegelt. Auch ein geistreiches "Selbst Schuld" löst das Problem nicht, da ein Unternehmen schlussendlich einfach woanders investiert und die Auswirkungen dieses Problems der Bürger ausbaden darf. Ganz toll!
Insgesamt stellt sich die Frage, ob Internet überhaupt noch von großen Unternehmen angeboten werden sollte oder ob es nicht sinnvoller wäre, den Markt zu zersplittern und diese Aufgabe regionalen Anbietern zu überlassen. Dies würde bedeuten von staatlicher Seite her Vereine zu fördern, welche diese Aufgabe wahrnehmen möchten. Dann könnte auch die Frage des Ausbaus direkter von den Betroffenen entschieden werden. Zudem: Keiner würde für die Telekom mit einem kleien Bagger anrücken und einen Graben ziehen - für den eigenen Verein schon eher. Damit würde man auch das Probem der Kosten für den Ausbau besser in den Griff kriegen. Zudem können dann die Regionen selbst entscheiden, welche Internetlösung für sie am Besten ist.