20.09.23 Meine ersten Reballing-Attempts
Heute will ich euch mal wieder ausführlich auf die Höhen und Tiefen meines letzten Projekts mitnehmen!
Lang ists her, in der Zwischenzeit habe ich mich viel mit Retro-Hardware beschäftigt und die Ergebnisse dann jeweils gleich im
Retro-HW Thread auf CB bzw.
HWLuxx gepostet. Auch ein paar Karten aus der Community waren dabei (HD3850 AGP, zwei 7600GS). Aber da die HD6870, um die es heute geht, noch nicht Retro genug ist und das ganze schon sehr "tüftel-lastig" ist, ist es mal wieder Zeit für einen Blog-Eintrag.
Ich bin weiter dabei mein Labor auszubauen und habe endlich den Kaufen-Button auf Aliexpress gefunden. ^^ Hauptsächlich sind ein ordentlicher Preheater und eine gute Hot-Air-Station sowie diverses Zubehör wie Lötmaske, Lötkugeln, Flux etc. mit dabei gewesen.
Wer sich noch erinnert: Anfang des Jahres habe ich versucht, meine XFX HD6870 unter Kokü zu benchen. Zu hoher Anpressdruck hat leider zu Speicherfehlern geführt, hier habe ich wohl ein paar Lötstellen unter einem Speicherchip erwischt.
Die Karte war dann der Kandidat für den ersten Reflow. Wie üblich habe ich das beim ersten Versuch leider nicht erfolgreich geschafft - einen Chip zu stark angestupst, sodass ich danach einen Kurzschluss auf der Mem-Rail hatte. Außerdem war das Flussmittel, (wie ich nachher mit Entsetzen festgestellt habe!), dafür völlig ungeeignet. So sah das ein 3/4 Jahr später unter den Chips aus.
Also musste ein Reball her. Wieder als Übungsobjekt prima geeignet. Das Flussmittel hat die drei oberen Ramchips völlig zugeschmockt bzw. korrodiert, also mussten die runter, gesäubert, mit neuen Lötkugeln versehen und wieder eingelötet werden.
Wer oben mal genauer hinschaut, dem wird auffallen, dass bei dem mittleren fehlenden Chip in der obersten Reihe ein Lötpad wegkorrodiert ist. Das erhöht die Schwierigkeit dieses Jobs schon eher auf Fortgeschritten+
Außerdem hat die Karte auch noch eine gerissene Leiterbahn am GPU VRM Controller, zwei kaputte Elkos und ein paar andere Kleinigkeiten. Aber eins nach dem anderen... Erstmal die Speicher reballen.
Das ging ganz gut, auch wenn ich noch Übung bei der Technik brauche.
Jetzt das kaputte Pad - mit nem Cuttermesser eins von ner Spenderkarte gemopst, eingelötet und mit Lötmaske abgedeckt:
Die Speicherchips eingelötet (das war der einfachste Teil bisher):
Die Karte bringt ein Bild! Leider nur mit Streifen drin und dann gar nicht mehr. Der Speichertest (mit dem Monitor an einer anderen Graka) zeigt: Noch immer Speicherfehler auf zwei Chips.
Ich war mir sicher, dass ich beim Einlöten der Chips was falsch gemacht habe bzw. dass die Reparatur des Pads nicht funktioniert hat.
Einen Reflow später ist mir dann das hier aufgefallen.... Ich habe den Fehler nicht beim Arbeitsschritt 163, sondern bei Schritt 1 gemacht... Achtet auf die Orientierung der Chips:
Gibts doch nicht! Jeder zweite Chip muss um 180° gedreht werden!
So ein Mist, sowas kann auch wieder nur mir passieren. Ich hab mich beim Einlöten einfach an dem ersten Chip auf der linken Seite orientiert
Ja gut, das heißt zwei Sachen: Erstens, es ist klar, welche beiden Chips die Fehler bringen, und zweitens, das reparierte Pad ist nicht das Problem
Einen Kurzschluss habe ich damit zum Glück nicht fabriziert, das schien nur Datenleitungen zu betreffen. Die Chips also nochmal reballed und richtig rum eingelötet... uuuuund:
Karte funktioniert wieder! Nach zwei Tagen Arbeit habe ich also endlich erfolgreich eine 10+ Jahre alte Midrange-Karte gerettet.
Aber viel dabei gelernt. Auch nicht zu unterschätzen.
Aber ehrlich, ich hoffe natürlich, das in Zukunft mit neueren Karten genauso machen zu können. Dann steht das in einem ganz anderen Verhältnis. Ich bin z.B. gerade an einer RTX3050 mit Bildfehlern dran, auch wenn der Verkäufer sich gerade nicht mehr meldet...
Nächster Schritt: Reflow-Ofen für GPUs bauen. Das kriege ich mit dem Handgerät nicht hin, zu viel Fläche, und professionelle liegen so zwischen 2000 und 5000€. Ich hab gehört, alte Pizza-Öfen eignen sich wunderbar dafür... 👿 Stay tuned!