KraitES schrieb:
@Draguspy
Naja aber ich sehe es bei meinen Eltern die glaube z.b. Zeitungen einfach gar nichts mehr, diese sagen so:
Zeitung sagt A dann ist es B.
Ob das im Interesse der Politik ist wage ich auch zu bezweifeln.
Wenn der Unterschied zwischen veröffentlichter Meinung und der Wahrnehmung der Menschen zu groß wird, sollte dies idealerweise dazu führen, das man über die Ursachen in den Dialog tritt und dieser sich in den Medien wieder spiegelt. Die Meinungsfreiheit soll garantieren, dass sich alle jederzeit darüber im Klaren bleiben, das es keine politischen "Wahrheiten" gibt. Wie sich eine Gesellschaft entwickeln soll, ist offen und hängt von vielen Faktoren ab. Die Meinungsfreiheit stellt hier sicher, das der sich entwickelnde Dialog dazu führt, das Regierungshandeln letztlich als eine akzeptable Möglichkeit zwischen unterschiedlichen Alternativen zu verstehen. Das sind offene Ansätze, eine Gesellschaft pragmatisch weiterzuentwickeln.
Unterbricht man diesen Prozess, wie es derzeit bei der Diskussion zu Gewaltkriminalität von Migranten oder zum Klimawandel den Anschein hat, um mal zwei Beispiele von Themen zu benennen, die aktuell ideologisch aufgeladen sind, so bekommt die dominierende Position (Migranten nur durchschnittlich kriminell, Klimawandel maßgeblich von Menschen bestimmt UND von der Politik lenkbar durch Umweltgesetzgebung) den Status unumstößlicher Tatsachen und abweichenden Meinungen wird nicht mehr sachlich begegnet, sondern durch Diffamierung und Diskurs Ausschluss. In der Folge gibt es einen wachsenden Bevölkerungsanteil, der sich dazu nicht mehr äußert, obwohl er eine andere Meinung hat, gleichzeitig steigt die Überzeugung der Gegenseite ins Extreme, weil man öffentlich bestätigt bekommt, im Besitz der Wahrheit zu sein. Das Sachthema wird moralisch aufgeladen. Andere Meinung = Böse.
Die Gesellschaft zerreißt dann entlang unterschiedlicher Meinungen, das ist genau das, was man derzeit beobachtet. Hält ein solcher Zustand an, wird das politische System als solches infrage gestellt.
Eigentlich besteht die Aufgabe der Regierung darin, als neutraler Makler der verschiedenen Interessengruppen einen Interessenausgleich herbeizuführen um eine stabile Gesellschaft mit möglichst hoher Zustimmung zu erreichen (damit ist NICHT die Zustimmung zu einer Partei/Parteiposition gemeint, sondern zum politischen System). Ohne Ausgleich fließen die gesellschaftlichen Ressourcen hauptsächlich in die Hände davon profitierender Lobbys, während andere Gruppen, welche vom Diskurs ausgeschlossen wurden, die Kosten/Konsequenzen zu tragen haben.