Haxor schrieb:
Jeder labbert dort das nach, was man von ihm erwartet, hinterfragt wird da nichts.
Ja, persönlich merkte ich das im Masterstudium, auch auf Forschungseben, wo bestimmte Themen einfach gerade wichtig sind und immer dabei sein müssen, unabhängig davon, wie gut es zum eigentlichen Thema passt.
Eine politische oder gesellschaftliche Einstellung offen zu kommunizieren birgt dabei aber noch größere Gefahren, selbst wenn man recht neutral eingestellt ist (weil Neutralität will keiner, jeder kämpft darum die Leute auf die jeweils eigene Seite zu ziehen).
mischaef schrieb:
Und da ist auch das Problem eines Axel Voss: Als Politiker ist es seine verdammte Aufgabe, dem Bürger die Vorgänge in Brüssel zu erklären - dafür wurde er gewählt.
Das ganze habe ich in einem anderen Beitrag (oder hier? KA mehr) angesprochen: es wäre schon hilfreich für dieses demokratische System, wenn die entsprechenden Entscheidungsträger Rechenschaft ablegen würden. Das wird jedoch bewusst nicht gemacht, weil es eben eine Interessensvertretung ist und dabei die Interessen der Bürger schwer zu vermitteln sind oder völlig konträr zu den Interessen der Vertreter selbst laufen. Solange er auf dem Posten quasi steht, solange kann er sich eben für das einsetzen, was er selbst für passend hält.
Das ist der Nachteil einer Vertretungs-Demokratie, wenn die Vertreter selbst wenig Interesse an den Bürgern zeigen (und damit das Vertrauen in das System schädigen, wobei ich persönlich der Meinung bin, dass nicht wenige Vertreter dieses System als unnötigen Ballast ansehen und sich unterwerfen weil es (noch) nicht anders geht, sie jedoch bei der erst besten Gelegenheit dem System eine Abfuhr geben würden, wie man an der Diskussion um Artikel 13 von Seiten einiger Interessensvertreter sehr gut sehen kann).
mischaef schrieb:
Es ist eben nicht so einfach, wie manche es sich hier machen.
Das ist es absolut nicht, denn:
mischaef schrieb:
Du vergisst eben in Deinen Beispielen dass, was die Person hinzutut.
hier kommen wir dazu, dass auch ein nichts dazutun schon zu einem Problem werden kann, wie ich in meinem Leben selbst schon erleben durfte. Ich persönlich bin Nichtwähler, schlicht und einfach weil ich meine Meinung/Interessen in einem Interessens-gesteuerten System schwer über die anderer Stellen kann. Ich äußere das nur selten, weil halt "Wayne interessierts", meist nur, wenn ich nach/vor Wahlen gefragt werde, welche Partei ich denn wählen würde/wo meine Interessen liegen.
Jedoch wurde ich dafür in der Vergangenheit schon mehrfach schräg angesehen und auch angegangen. Das ging soweit, dass man mir unterstellte, rechtsgerichtete Gruppen zu unterstützen (wobei mir neu ist, das die Rechten eine rousseausche Weltanschauung haben). Persönlich fand ich das schon seltsam, dass meine neutrale Einstellung (ich werfe damit nicht um mich, ich versuche niemanden davon zu überzeugen, weil eben egalitär eingestellt) solche Wellen werfen konnte.
Meine jetzige Freundin möchte daher, dass ich es am besten gar nicht erwähne, selbst auf Anfrage nicht, schlicht weil sie als auch ich wissen, dass selbst in einem vermeintlich liberalen Raum (Universität) kein Raum für so etwas wirklich existiert (zumal in den letzten Jahren mMn wenig überraschend viele Studenten sich dem konservativen Spektrum verordnet sehen, wobei das hier noch gering ist, anders sieht es in den USA aus).
Kurz: selbst mit einer neutralen Meinung, einer Abseits der üblichen Richtungen stehenden Meinung kann man sehr schnell ins Kreuz der einen oder anderen Seite geraten.
mischaef schrieb:
Der Homosexuelle hetzt nicht.
Ich persönlich würde das nicht so stehen lassen. Es gibt sicher auch Homosexuelle, die eine abnorme Abneigung gegenüber nicht-homosexuellen haben, die Zahl dürfte aber sehr gering sein, bedingt durch die allgemeine Einstellung Homosexueller als Opfer von verbaler und körberlicher Gewalt.
Historisch musste ich mich auch schon mit konservativen Afro-Americans auseinandersetzen und dabei glaubt man gar nicht, was für radikale Ansichten dabei vorkommen.
Ein passender Kandidat der Gegenwart wäre z.B. Jesse Lee Peterson, der vor einer Weile ein Interview mit dem Streamer Destiny geführt hat. Seine Aussagen dazu, dass Nelson Mandela böse war und es Süd Afrika während der Apartheid besser ging, dass andere Afro-Americans "geistig geschädigt" sind bezüglich der Entscheidung Kinder aus Ehegründen zu bekommen, dass junge Afro-Americans auf Plantagen arbeiten sollen, werden sicherlich von vielen Gruppen mehr als nur als Hetze angesehen.
Daher sollte man mit solchen Aussagen vorsichtig sein.
fragemann schrieb:
Fakt ist doch: 99% dessen, was derzeit als "rechte Hetze" bezeichnet wird, ist überhaupt keine, sondern es wird nur so bezeichnet, um Menschen mundtot zu machen, die eine nicht genehme Meinung haben.
Unabhängig von der Bewertung wieviel davon wirklich hetzerische Äußerungen sind oder nicht: das Problem liegt primär darin, dass es immer um Differenz geht. Wir gegen die, die zu dem Zeitpunkt vorherrschende (unabhängig von ihrer wahren Größe) Gruppe versucht natürlich die Stellung behalten zu wollen, ausbauen zu wollen und andere Gruppen inline zu bringen. Das ruft zunächst Widerstand hervor, wodurch sich die Gruppen weiter radikalisieren und selbst eigentlich kleine Nichtigkeiten, über die man einfach mit einem zwinkernden Auge hinweg sehen könnte, lösen eine Welle der Entrüstung aus.
Das gilt jedoch für alle Seiten, ob rechts oder links.
[wege]mini schrieb:
wer schon einmal in der DDR gelebt hat, der würde für diese "scheindemokratie", wie du sie nennst töten. und das meine ich wort wörtlich.
Das kommt drauf an, wie es einem selbst in der DDR und in der nachfolgenden BRD ergangen ist. In meinem Umfeld erging es nur sehr wenigen Leuten schlecht in der DDR und ebenso nur wenig Leuten gut in der BRD. Folglich sind sehr viele Menschen so eingestellt, dass sie die DDR bis heute loben und einer Rückkehr dieser (zum Großteil stark verklärten) Zustände nicht abgeneigt wären.