Need For Speed: Hot Pursuit
77%
Einleitung:
The Need For Speed. So war der Titel des ersten Spiels der Serie und damit begann eine sehr wechselhafte Geschichte mit Höhen und Tiefen auf so ziemlich allen Systemen.
Bislang gab es folgende Titel:
The Need For Speed (1994)
The Need For Speed SE (1996)
Need For Speed II (1997)
Need For Speed III: Hot Pursuit (1998)
Need For Speed: Brenndender Asphalt (High Stakes) (1999)
Need For Speed: Porsche (2000)
Need For Speed: Hot Pursuit 2 (2002)
Need For Speed: Underground (2003)
Need For Speed: Underground 2 (2004)
Need For Speed: Most Wanted (2005)
Need For Speed: Carbon (2006)
Need For Speed: Pro Street (2007)
Need For Speed: Undercover (2008)
Need For Speed: Shift (2009)
Need For Speed: Nitro (2009)
Need For Speed: World (2010)
Need For Speed: Hot Pursuit (2010)
Need For Speed: Shift 2 Unleashed (2011)
Ich selbst habe die meisten Titel der Reihe gespielt, auch die ersten der Serie und kann somit einen recht guten Vergleich ziehen.
Need For Speed: Hot Pursuit wurde von Criterion entwickelt, die auch verantwortlich sind für die Burnout-Serie (Burnout, Burnout 2: Point of Impact, Burnout 3: Takedown, Burnout 4: Revenge, Burnout Legends, Burnout Dominator, Burnout Paradise). Criterion hat also Erfahrung mit Rennspielen, insbesondere mit Arcade-Racern und sollte, nach dem zuletzt sehr mäßigen Auftritt von Need For Speed: Undercover, der Serie wieder Leben einhauchen. Shift war eher an Rennsport-Fans gerichtet und stellte die Urgemeinde nicht zufrieden, war aber ein sehr gutes Spiel.
Hot Pursuit will an alte Erfolge anknüpfen und drückt dies auch gleich mit dem Titel aus, denn Teil III der Reihe war extrem erfolgreich und wird von vielen Fans als bester Teil der Serie bezeichnet. Warum aber nicht einfach den Titel "Hot Pursuit 3" gewählt hat, ist mir ein Rätsel.
Spielerisch und grafisch erinnert vieles an HP an die alten Spiele, aber auch sehr (wen wundert's?) an Burnout, und so wird das nunmehr fünfzehnte N4S aus scherzhaft Need For Speed: Burnout genannt. Wäre auch ein passender Titel gewesen.
Im Vorfeld bereits mit viel Vorschußlorbeeren bedacht, erfreut sich N4SHP derzeit einer großen Fangemeinde. Ich werde nun schildern, wie ich selbst zu diesem Spiel stehe.
Es geht los: Das Autolog
Zentrale des Spiels ist das sog. Autolog - im Prinzip einfach nur das Menü und die Schaltzentrale des Spiels, in dem man sich, ganz im Sinne moderner Freundesnetzwerke, auch anziegen lassen kann, welcher Kumpel auf welcher Strecke, welche zeit unterboten hat. Dort lassen sich auch Kommentare und Photos speichern, für alle lesbar.
Gameplay und Steuerung:
N4S:HP legt den Fokus ganz glar auf den Kampf Raser vs. Cop. Ganz Burnout-like findet man sich auf einer Map wieder, auf der man die verfügbaren Schauplätze mit den freigespielten Events angezeigt bekommt. Hierbei kann man zwei Karrieren starten: als Gesetzeshüter und eben als gemeiner Raser. Beide Karrieren können parallel gespielt werden, je nachdem, worauf man gerade Lust hat - daneben kann man auch eine Freie Fahrt in der "Open World" durchführen, ohne daß es Einfluß auf die Karriere hat.
Die Steuerung ist der von Burnout tatsächlich sehr ähnlich, was in meinen Augen einen der gewöhnungsbedürftigsten Punkte darstellt. Burnout war immer Geschwindigkeit pur und die Rennen waren auf die Steuerung ausgelegt - und bereits dort kam man oft nicht drum herum, an der Bande entlang zu schlittern, wild zu driften und erst im allerletzten Moment dem Gegenverkehr auszuweichen.
In Burnout 4 mangelte es meiner Ansicht nach sehr an der Übersicht - und so auch in N4S:HP. Denn zuviele Details, eine zu hohe Geschwindigkeit und die sehr träge Steuerung führen dazu, daß man sehr oft in die Seite, in Autos oder auch nur an Pfosten und Mauern kracht.
Auch in N4SHP gibt es den Boost, der sich burnout-like wieder aufladen läßt, indem man knapp einem Crash entkommt, im Gegenverkehr rast oder gut driftet.
Es gibt verschiedene Modi, die sich zusammenfassend in Rennen und Zeitfahren unterteilen lassen. Und hier liegt für mich persönlich einer der größten Kritikpunkte des Spiels: warum werde ich dazu genötigt, irgendwelche blöden Duelle und Zeitfahrten zu absolvieren? Ich kann mich noch gut daran erinnern, daß früher ein Rennspiel auch ein Rennspiel war und dieses Modi Zeitfahren und Duell etc. in den allermeisten Fällen als zusätzliche Modi angeboten wurden. Jetzt muß ich mit diesen Modi leben, ob sie mir gefallen oder nicht. Das ist für mich der übelste Design-Schnitzer des Spiels.
Es gibt aber noch mehr zu bemängeln. Wie auch in Burnout, so gibt es auch in N4S:HP die unsäglich Gummiband-KI. Man kann praktisch noch so gottleich fahren, die Gegner hängen einem immer an der Stoßstange. Besonders pervers ist mir das in einem Rennen gegen die Polizei aufgefallen. Nicht genug damit, daß die Cops nur mich auf der Liste hatten und meine Mitraser völlig ignorierten, nein, denn der Cop raste immer näher und näher, bis er in mein Heck krachte. Ich hatte meinen Boost (den Burnout) voll aufgeladen und betätigte diesen zwecks Flucht nach vorne, doch der Cop klebte Millimeter von mir entfernt im Rückspiegel fest, egal wie schnell ich fuhr. Was bitte soll das?!
Für die Gegner gilt eigentlich dasselbe. Es ist völlig egal, wie gut man fährt, sie sind einfach immer da. Und manchmal kriegt man Zentimeter vor der Ziellinie noch den Konter, obwohl man führt.
Die Zeitrennen sind Frust pur. Für jedes Berühren eines Autos bekommt man 3, für jedes Fahren in die Bande 2 Strafsekunden. Bei dieser Steuerung, dem Gegenverkehr und der Geschwindigkeit sind das Skill-Level pur - ich hasse sie, denn ist fast unmöglich, hier Gold zu erreichen und man knüppelt irgendwann völlig gefrustet sein Pad in die Ecke. So etwas darf wirklich nicht sein.
Auch die Intercepter-Duelle sind bislweilen alles, aber kein Spielspaß, das artet in der Regel in Arbeit aus. Aber man muß sie machen, sonst darf man die paar echten Rennen nicht bestreiten.
Weiterhin stört mich, daß man all die Zwischensequenzen und Videos, sowie die Slo-Mo im Spiel nicht unterbrechen oder abstellen kann.
Hinzu kommt, daß die Draufsicht meiner Ansicht nach zu tief eingestellt ist und so viel Übersicht verloren geht.
Eine Cockpit-Perspektive gibt es übrigens auch nicht.
Als Waffen stehen zur Verfügung:
Als Cop: Nagelbrett, EMP, Straßensperre und Helikopter
Als Raser (und das ist irgendwie sinnfrei): Nagelbrett, Störsender, EMP und Turbo (eine Art Über-NOS)
Turbo und Störsender verstehe ich noch, aber warum sollen Raser Nagelbretter und EMP haben? Zumal der EMP im Duell mit Freunden völlig sinnlos ist, weil man ihn jedesmal stören kann, es sie denn es sind viele Leute unterwegs. Aber im 1vs1 ist es absolut unnötig.
Vielen ist es auch ein Dorn im Auge, daß das Open-Word-Konzept nicht konsequent umgesetzt wurde. Nun, da kann ich nur sagen: zum Glück!
Denn mir persönlich geht dieser Offener-Welt-Wahn der jüngsten Videospielgeschichte ziemlich auf die Nerven. Ich will Rennen fahren. Auf Rennstrecken. Basta. Mir geht es schon auf die Nerven, daß die Gejagten in HP plötzlich abbiegen können und auf einmal irgendwo rumfahren, wo man sie nie wieder findet. Das Spiel ist also teilweise Open-World. Dumm nur, daß man bisweilen nach einem Crash auf einem Streckenabschnitt wieder abgesetzt wird, der weit ab vom Verfolgten liegt und man so zwangsläufig verlieren muß.
Grafik:
Grafisch macht das Spiel einiges her. Strecken, Umgebungen und Autos sind sehr detailliert gestaltet. Bei den Autos kann man sich, hat man sich einmal für eines entschieden, auch die Wagenfarbe wählen. Hier hätte ich mir etwas mehr gewünscht, wie es in Burnout Paradise oder in Need For Speed Shift war: Viele Lacke und Kombinationen, auch FlipFlop oder Candy und dann vll noch ein paar geile Felgen für den Showroom.
Ansonsten kann man hier aber keinerlei Kritik vorbringen.
Sound:
Auch der Sound geht in Ordnung. Die Motoren brüllen, die Sirenen heulen, die Musik wummt. Mit einer entsprechenden Soundanalge wird man schon schön verwöhnt. Hier gibt es keinerlei Ansätze für Kritik.
Online-Spaß:
Online kann man im Grunde die gleichen Untaten treiben, wie offline. Entweder man fährt ein Rennen gegeneinander, oder man jagt sich als Cop und Raser. Hier macht das Spielgeschehen eigentlich noch mehr Spaß als offline - und das muß etwas heißen, wenn ich das schreibe, denn ich bin normalerweise ein echter Online-Hasser.
Leider gibt es keinen Splitcreen-Modus - eigentlich ein Skandal. Will man mit einem Freund ein Rennen bestreiten, muß man auf LAN oder Internet ausweichen. Schade. Gerne hätte ich meine Freunde auf die Couch eingeladen.
DLC:
Bereits kurz nach Veröffentlichung des Spiel wurden die ersten Download-Inhalte auf den Servern bereitgestellt. Es ist davon auszugehen, daß es, ganz wie von EA gewohnt, auch langfristig noch Unterstützung für das Spiel geben wird.
Fazit:
Need For Speed: Hot Pursuit (III) trifft den Geschmack vieler moderner Rennspielfans. Alten Hasen geht die Übersicht zu schnell verloren und sind die Zeitrennen vielleicht ein Dorn im Auge. Fehler im Detail und im Design lassen HP die Bestnote verpassen und sich als gutes, aber nicht sehr gutes Spiel in die Serie einreihen.
Das Spiel ist sehr fordernd und in vielen Teilen gewöhnungsbedürftig. Schnelligkeit und gute Grafik alleine machen eben noch kein Top-Produkt aus. Criterion ist aber auf dem richtigen Weg und man darf durchaus hoffen, daß das Team als Programmierer der Reihe erhalten bleibt.
Need For Speed: Hot Pursuit ist defintiv spielenswert, reicht aber nicht an die glohrreichen Vorgänger heran.
Gestet auf der PS3 mit unten in der Sig stehendem Equipment