Prince of Persia: Die vergessene Zeit
Direkt am Anfang dacht ich schon oh Gott, was für eine träge Steuerung *kotz* - aber irgendwie stört das nach ein paar Minuten gar nicht mehr. Vielleicht braucht es diese Trägheit sogar, um die Sprung- und Kletterpassagen zu ermöglichen, da man so immer die entscheidende Sekunde Zeit hat, sich vor der nächsten Flugeinlage neu zu orientieren.
In den ersten beiden Spielabschnitten wird das an-der-Wand-entlang-rennen und von-Stange-zu-Stange-hüpfen durchaus etwas eintönig, zumal die erste erlernte Fähigkeit, die Zeit zurückzudrehen, nur dazu dient, eigene Fehler rückgängig zu machen. Fallen oder Hindernisse werden dadurch nicht manipuliert, so dass es bis dahin eben beim Rennen und Springen bleibt. Eigentlich schade; angesichts der Tatsache, dass man aber doch hier und da die Sprünge nicht richtig timed oder den rettenden Vorpsrung verfehlt, bleibt einem zumindest das Neuladen des Spielabschnitts erspart, da man einfach zurückspulen kann (natürlich nicht beliebig oft oder beliebig lange).
Spätestens wenn man jedoch die Fähigkeit erlangt, Wasser gefrieren zu lassen, wird das ganze deutlich fordernder. So werden aus Wasserfällen feste Wände an denen man entlang laufen kann, und Fontänen werden zu greifbaren Stangen über die man sich durch die Level hangelt. Natürlich kann man auch diesen Zustand nicht beliebig lange herbeiführen, so dass man sich mitunter sehr beeilen muss, alle Hindernisse in der kurzen Zeit, in der das Wasser gefroren ist, zu meistern.
Besonders heikel wird es dann, wenn Wasserstrahlen nur abwechselnd aktiviert sind. So muss man des Öfteren im Sprung vom ersten Wasserstrahl zum nächsten den Frostzustand auflösen, damit sich der nachfolgende Strahl ausbilden kann (während der erste wieder versiegt), um diesen kurz vor dem Erreichen blitzschnell gefrieren zu lassen. Hier haben die Entwickler einige kreative Parcours eingebaut, welche auch den Hauptbestandteil des Spiels ausmachen.
Die nächste Fähigkeit, sich Plattformen/Wände/Wege in Errinerung zu rufen, die mittlerweile zerstört, und somit eigentlich nicht mehr betretbar sind, ähnelt vom Spielprinzip ein wenig dem des Gefrierens von Wasser. So kann man nicht mehr vorhandene Vorsprünge erscheinen lassen und mit diesem ganz normal zu agieren, während der nächste jedoch noch verborgen ist. Auch hier heißt es dann mitten im Flug den eben noch festen Boden aufzulösen und den nächsten zu materialisieren um nicht ins Nichts zu fallen.
Mit unter werden diese beiden Fähigkeiten auch kombiniert. So fließt das Wasser erst, wenn man das zugehörige Rohr aktiviert hat. Im Sprung muss dann zunächst die nächste Leitung geschaffen, und dann das herausströmende Wasser gefroren werden, um sicheren Halt zu finden.
Sehr viel mehr bietet das Spiel darüberhinaus aber leider nicht. Zwar gibt es immer wieder Kämpfe auch gegen größere Horden von Gegnern, das Kampfsystem ist aber sehr simpel und neue Angriffe können nicht erlernt werden. Es gibt zwar ein wenig Magie, die durch erhaltene Erfahrungspunkte verbessert werden kann, um mehr Schaden zu verursachen oder einstecken zu können, aber im Wesentlichen bleibt es beim Zuschlagen, Wegstoßen und Ausweichen. Ebenso gibt es nur sehr wenige und sehr kurze Abschnitte, in denen man Fallen ausweichen muss, so dass das Hauptaugenmerk des Spiels auf die Sprung- und Kletterpassagen gerichtet bleibt.
Jedoch machen diese vor allem im späteren Spielverlauf sehr viel Spaß, wenn die Steuerung in Fleisch und Blut übergegangen ist und man das Wasser kontrollieren kann. Dann springt man fast schon im Schlaf quasi ins Leere, um in letzter Sekunde noch den rettenden Wasser-/Eisstrahl zu erschaffen. Wobei hier nicht der Eindruck entstehen soll, dass das ganze einfach wäre. Besonders zum Schluss hin wird das Leveldesign doch deutlich anspruchsvoller.
Punkte zieh ich vor allem für das magere Kampfsystem ab, an manchen Stellen ist auch die Kamera schlecht platziert, so dass es zu einigen wenigen "try and error"-Aktionen kommt, weil man nicht weiß wo es weitergeht. Wer dieses Jahr also schon genug gemetzelt hat, der findet in PoP vielleicht die passende Alternative, die sich hauptsächlich auf Sprung- und Kletterpassagen beschränkt.
Sehr gut gefallen haben mir auch die Dialoge zwischen dem Prinzen und Razia und Malik, die jederzeit sehr glaubhaft geführt werden. Auch wenn die Story insgesamt sehr dünn ist.
8/10