Wie weit darf Pressefreiheit gehen?

honkitonk

Lt. Commander
Registriert
Juli 2004
Beiträge
1.733
Also wie ich das so mitbekomme, sollte man wirklich mal über die Pressefreiheit nachdenken, weil es nichts mehr mit sachlicher Information zu tun hat.
Die Sache mit den BW-Soldaten und den Knochenschändungen dürfte ja jeder mitbekommen haben. Und damit man sich das gut Vorstellen kann gibts noch viele bunte Bilder dazu. Und wers immer noch nicht gesehen hat, kriegts noch mal in einem erneuten Artikel/Beitrag mit noch mehr Bildern unter die Nase gerieben.
Würde es nicht reichen einen Artikel/Meldung darüber zu schreiben? Oder haben die Redakteure noch nichts davon mitbekommen wie empfindlich der Islam auf sowas reagiert? Für mich grenzt das schon an fährlässige Gefährdung der deutschen Soldaten in Afghanistan. Demnächst gibts dann live Streams von Geheimeinsätzen des KSK. Diese werden danach analysiert und es gibt viele "Screenshots" auf denen dann böse Soldaten auf hilflose Opfer schießen zum downloaden. (<- das war jetze ein bisschen überspitzt)
Sollte man nicht die Medien vermehrt dazu anhalten darüber nachzudenken was sie wie veröffentlichen?

Ich habe nichts dagegen, dass Nachforschungen angestellt werden und auch nichts dagegen, dass diese Schändungen der Toten in den Medien thematisiert wurde (das muss auch gemacht werden, damit Druck auf die zuständigen Behörden ausgeübt werden kann), aber muss man alles ungeachtet der Folgen mit Bildern Videos und sonst was belegen, um die Auflage bzw. die Einschaltquoten zu steigern?

Was haltet ihr von dieser rücksichtslosen/sensationsgeilen und dadurch auch teilweise gefährlichen Art der, ich sage mal, "Berichterstattung"?

(nur mal so als Denkanstoss: die wenigsten Islamisten/Moslems können deutsch lesen/schreiben/verstehen, aber die Bilder sehen und sich seine eigenen Gedanken darüber machen können alle.Ich denke nicht, dass sich ein Artikel in deutsch so gut für Propaganda verwenden lässt, wie Bilder)

Edit: Den Titel habe ich wegen berechtigter Kritik geändert. Auch ich muss mich nun fragen, ob ich genug über die Wahl des ersten Titels und dessen Folgen nachgedacht habe ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: Sind denn alle Redakteure Idioten?

Kann dir nur zustimmen, das Ganze ist typisch für unsere medien, Auflage um jeden Preis, egal was dann passiert.
Der Skandal ist für mich, daß unsere Soldaten überhaupt dort sind, darüber schreibt keiner von den Idioten.
Oder wer kann behaupten das das was mit Friedenssicherung zu tun hat.
 
AW: Sind denn alle Redakteure Idioten?

Sind alle Redakteure Idioten? Toller Titel. Mein erster Gedanke, warum sind meine
Kollegen Idioten?
Was haltet ihr von dieser rücksichtslosen/sensationsgeilen und dadurch auch teilweise gefährlichen Art der, ich sage mal, "Berichterstattung"?
Nun, der reißerische Titel steht der senstionsgeilen Bildberichterstattung in nichts nach.
Bitte nicht alle einer Berufsgruppe in einen Topf werfen. Sage ja auch nicht "Alle Boardies
sind blöd". Sachlichkeit und Differenzierung fängt bei den eigenen Beiträgen an.
 
AW: Sind denn alle Redakteure Idioten?

phil. schrieb:
Sachlichkeit und Differenzierung fängt bei den eigenen Beiträgen an.

Und (imho) bei dem, was man liest oder sich anschaut oder eben auch nicht und wie man damit umgeht. ;)
 
AW: Sind denn alle Redakteure Idioten?

Ist der Abdruck der Bilder das Verwerfliche, oder die Tat an sich? Hätte es diese öffentlichen Bilder nicht gegeben, wäre überhaupt eine Diskussion entstanden?

Natürlich geht es um Auflage, natürlich geht es darum das man Angst hat was diese Bilder aussagen. Nur sie sind von den Soldaten gemacht wurden, daß läßt sich nicht bestreiten. Und mit dem Abdruck läßt es sich auch nicht mehr leugnen. Klar die Bild-Zeitung ist erstmal froh darüber, daß ihr Artikel in jedem Bericht in die Kamera gehalten wird, daß ihr Name überall auftaucht.

Hätte man das ganze seriöser verpacken können? Sicher. Hätte man das ganze sensibler anfassen können? Bestimmt. Aber darin sieht der Boulevard-Journalismus nicht seine Aufgabe. Ist es Aufgabe der Medien unangenehme Wahrheiten zu verschweigen? Genau das ist es doch, was wir nicht brauchen. Wir brauchen eine kritische Presse, und im selben Augenblick die Einschränkung der Pressefreiheit zu fordern, daß zeugt schon von ziemlicher Blauäugikeit. Oder Angst vor der Wahrheit? Verantwortungsvoller Umgang mit Informationen ist das eine, Sensationsjournalismus ist dreckig, keine Frage. Aber kann man, darf man, mangelhafte Seriosität verbieten, gerade wenn sie offensichtlich Wahrheiten verbreitet?

Ich halte nicht viel von dem Wirbel darum, es ist ein geschmackloses Detail eines Krieges. Kriege sind nicht die sauberen, präzisen Aktionen als die sie dargestellt werden und Soldaten nicht die Helden und Saubermänner, die man am liebsten hätte. Aber dieser Krieg wird gar nicht in Frage gestellt, die zivilen Opfer sind weniger Presse wert, als die Fotos. Und darüber regt sich nicht mal einer wirklich auf. Es geht nur darum was diese Fotos Deutschland antun. Wir, die nur gutes wollen. Wir, die wir Deutschland am Hindukusch verteidigen.

Und natürlich werden früher oder später diese Fotos als Propaganda genutzt. Aber sind sie deswegen falsch? Gefährlich sind sie, aber nicht erst durch ihren Abdruck, sondern durch das Gedankengut was dahinter steckt, die Abstumpfung die ein Krieg offenbar hervorruft.
 
Zuletzt bearbeitet: (Feinschliff)
AW: Sind denn alle Redakteure Idioten?

dito (sorry, verwende das Wort wirklich sehr selten, aber meine Meinung könnte ich auch nicht besser ausdrücken + sie stimmt mit deiner in dem Falle total überein).
 
nicht die einzelnen redakteure sinds, sondern die chefredaktionen und verleger...

jedenfalls im falle bildzeitung/afganistan bestimmt.

was die bildzeitung in dem falle gemacht hat ist eine Schweinerei

- gehört vor den presserat,
- gehört mit zivil- strafrechtlichen konsequenzen bedacht

denn bis dahin war die sache ja noch nicht öffentlich, hätte leise/leiser geregelt werden könen. (und sollen)

so hat alleine die bildzeitung den nutzen (auflage) und wir alle den schaden.

und wird sicher überwiegend als ausdruck der dekadenz dieser zeit gesehen, der allgemeinen krise: hauptsache ich habe meines im trockenen. so scheint auch die bildzeitung zu verfahren. (und machts scheinbar auch bloß wie ex-kanzler schröder aktuell mit seinem buch und vorher dem gazprom-mandat)

ist aber auch mehr: je weiter die zerstörung der zivilgesellschaft geht, desto weniger macht haben die kleinen leute. (denn funktionierende, unbeschädigte institutionen nutzen den kleinen leuten, schwächen die macht von konzernen oder monolpolisten.)

dreht sich das leben der kleinen aber fast nur noch um den selbsterhalt, sind in anspruch genommen vom (behaupteten bis tatsächlichen) versagen ihrer organisationen, so haben die kleinen keine zeit/kraft mehr für die teilhabe am gesellschaftlichen gestaltungspozeß @überbau. und so ist das ganz sicher gewünscht: lobbyisten vom arbeitgeberverband am besten in berlin alleine unter sich.


und daher mischt die bildzeitung brutal mit beim verformen der republik in diese richtung. tenor: seht her kleine leute, auf die von oben (von staatlicher seite her) ist nicht nur schon lange kein verlass mehr, sondern es wird objektiv immer alles schlimmer. und: wie sich hier am beispiel bundeswehr mal wieder zeigt, brauchen kleine leute führung. führung durch aufpasser und starke chefs. zur selbstverwaltung, zum selbststeuerung sind sie nun mal nicht fähig. sobald ihre chefs nicht kucken, machen sie blödsinn.


Die BILD-Zeitung also nicht hehrer Verkünder/Aufdecker von Mißständen, sondern deren Nutznießer und daher Vergrößerer. (Vergrößerer, weil je weniger Vertrauen und Selbstkontrolle in toto im Volk vorhanden sind (weil beide Eigenschaften, wie BILD auf der anderen Seite fortlaufend unterschwellig suggeriert, auch nicht lohnen, da Manipulateure als Gewinner gezeigt werden und eben nicht die Korrekteten von deren Korrektheit die Republik lebt), desto größer der Mißstand, desto weiter oben auf und erfolgreicher wird mieser Journalismus sein.


Und so immer weiterr. Am Ende geht das ins Faschistoide über: "Das Parlament ja doch eh nur noch eine Quasselbude, in der nix entschieden wird und überbezahlte Karrieristen und im Grunde dumme Nach-dem-Munde-Reder sich überhöhte Einkünfte auf Kosten der kleinen Leute einstreichen - könnten wir dioch eigentlich gleich abschaffen."

Eben genau nicht. Ein Volk ohne Parlament, Vertrauen ins Parlament, funktionierendes Parlament - was wäre das?

Am Ende wäre ein solches Volk in der Situation, eine Bildzeitung, die sich ("genehmigt durch korrupte Restinstitutionen") selber ein Monopol auf Deutschland gäbe, hinnehmen zu müssen?

Für mich dieser Berichterstattung aus Afganisthan ein Wendepunkt/Einschnitt in der publizitischen Geschichte der BRD: Sehr wohl sollte man gegen die BILD-Zeitung ermitteln - und die journalistischen/verlegerischen Ehrenbegriffe ggfls. neu/enger fassen. Zu unserem eigenen Schutz.

.
 
Zuletzt bearbeitet:
Fazit: Solange wir nichts davon wissen, lebt sichs leichter. Und wenn es der Spiegel ausgegraben (oh, welch grausame Ironie) hätte, dann hätte man wenigstens intellektuell darüber diskutieren können, ob Krieg nicht generell derartige Taten fördert. Und wen hätte es interessiert?

Aber jetzt da man die Angst schürt und spürt, jetzt wo vielen scheinbar der Arsch auf Grundeis geht, daß Deutschland demnächst das gleiche Schicksal wie die USA, Spanien und England erleiden könnte, da ist plötzlich Wahrheit gefährlich, die Bild-Zeitung faschistoid und die Pressefreiheit eine Gefahr für Leib und Leben. Ganz so als ob ohne die Bild-Zeitung sowas erst gar nicht passiert wäre. Ich sage euch wie sowas nicht passiert wäre: Wenn man nicht Krieg dort unter führen würde. Alles andere ist zwangläufig Folge davon und gehört nicht durch falsche Rücksicht verschwiegen.

Und perfekt!57, glaube mir einfach das es der Bundeswehr ganz sicher nicht recht sein kann, was da passiert ist, auch nicht um irgendwelche angeblichen härtern Führungsstile durchzusetzen. Denn zum einen, so wie ich die BW einschätze (und kenne), wußten die direkten Führungskräfte sehr wohl was da abgeht. Noch kann es zum anderen der BW recht sein, denn eine kritische Öffentlichkeit und eine kritische Politik kann ihnen nicht recht sein. Aber naja solange die Bild hier der Schuldige ist, ist ja alles in Butter. Hey, derartige Geschmacklosigkeiten kommen auch nicht wieder vor, ganz ehrlich...

Sorry, wenn die Bild-Zeitung falsche und übertriebene Tatsachen bringt, dann interessiert es kein Aas, weil sie es immer machen, weil es sowieso nur Andere trifft. Geht es um Deutschland, dann steht plötzlich Ehre höher als Wahrheit. Sorry, da dreht sich bei mir der Magen rum. Schon alleine deshalb weil ich Wahrheit als höchstes Gut in einer Demokratie verteidigen muß. Aber Angst war wohl schon immer der größte Feind der Wahrheit.


Edit:

Nur mal so im Vergleich: Der Abdruck von (geschmacklosen) Karikaturen war und wurde zu einem Kampf für Pressefreiheit stilisiert. Da sollte Presse alles dürfen und sich bitte nichts verbieten lassen. Denn es ging um die Verteidigung unseres Rechts auf durchaus beleidigenden Humor. Wenn aber eine unangenehme Tatsache in Bilder dokumentiert wird, dann gelten nicht etwa die Verursacher, sondern der Überbringer als Nestbeschmutzer. Sicher man kann das nicht 1:1 vergleichen, aber es zeigt schon wie heuchlerisch wir angeblich ach so Toleranten letztendlich sind. Man könnte jetzt natürlich fragen, wo sind die einstigen Kämpfer für Pressefreiheit, und hat uns die Reaktion von damals tatsächlich schon jetzt soweit gebracht, Pressefreiheit als Gefahr anzusehen? Dabei ist gerade hier die Aufdeckung der Wahrheit wesentlich wichtiger. Denn das möchte ich nicht durch meine Unwissenheit indirekt unterstützen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Es ging mir eigentlich mehr darum zu Fragen, wie lange ist die Rede von Pressefreiheit, d.h. was ist seriöse, informative, kritische Berichterstattung und ab wann wird mit (gefährlichen) Fakten "gespielt", die nicht die Information zum Ziel haben sondern den reinen Profit.
Die Bildzeitung kann gar nichts für die Bilder. Sie kann aber durchaus etwas dafür, wie in diesem Fall über die Bundeswehr hergezogen wird, und die doch gestiegene Gefahr für deutsche Soldaten im Einsatz.
Oder haben die Fotos einen Wert für die Beurteilung der auf Ihnen abgebildeten Situation. Ich denke nein.
Es ist doch schlimm genug, dass es dazu gekommen ist, dass solche Fotos entstanden sind. Und um Kritik an dem Führungsstil der BW oder sonstwem zu üben sind diese Fotos nicht nötig.

Ich möchte auch nicht sagen, dass die Wahrheit nicht ans Licht kommten soll. Aber es sollte darüber nachgedacht werden wieviele Informationen sind nötig um die entsprechende Aussage der Berichterstattung zu verdeutlichen.

Edit: Wo habe ich in meinem Eröffnungspost eigentlich speziell die Bildzeitung erwähnt? Die Bilder kursieren ja auch in vielen anderen Medien(-formaten)

Edit2: so hab mal nen bissl danach gesucht wer die Bilder unebdingt zeigen musste:

nach ein bisschen suchen auch bei Spiegel
(auf dem Bild ist auch der Privatsender erkennbar der die Bilder ausstrahlt)
bei N24 hab ichs selbst gesehen

die Bildzeitung konnte sich natürlich eine ganze Sammlung nicht klemmen.

Focus zeigt sie als Medienstream

Die Welt zeigt die Fotos gleich auf der Eingangsseite

Auch die Netzzeitung kommt nicht umher die Bilder zu zeigen.

Ist das wirklich nötig?
 
Zuletzt bearbeitet:
Ja, seriöse, informative, kritische Berichterstattung ist zu bevorzugen, das ist keine Frage. Nicht nur in diesem Fall. Ich lese schon aus gutem Grund keine Bild-Zeitung und ich halte sie für eine problematische Zeitung. Was das verteidigen dieser Artikel nicht leichter macht!

Und natürlich ist mit der aktiven Teilnahme an einem Krieg wieder das Problem da, ob man Wahrheiten, zugunsten der Meinungsbildung über eine Armee, lieber verschweigt oder nicht. Aber ich als Bürger dessen Stellvertreter Soldaten in einen Krieg schicken, möchte wenigstens wissen, was sie dort im Großen und Ganzen machen. Schließlich sind sie mit einem Mandat dort, was ihnen das Parlament auch in meinem Namen gegeben hat.

Aber wie gesagt: darf Pressefreiheit entscheiden, was legitime Berichterstattung ist und was nicht (solange man bei der Wahrheit bleibt)? Ich will keine Verbreitung von Lügen, aber ich will auch keine Einschränkung von Wahrheiten, selbst wenn sie unangenehm sind, auch wenn sie möglicherweise gefährlich sind. In welchen Händen ist Wahrheit gefährlich und für wen? Verbietet man den Abdruck der Fakten, selbst wenn sie geschmacklos dargeboten werden, dann schafft man Präzedenzfälle. Und wer entscheidet eigentlich welche Erkenntnisse, welche Art der Berichterstattung, eine Gefahr sind für die innere Sicherheit ist, um nicht mehr von der Pressefreiheit gedeckt zu werden? Es ist ein sensibles Feld auf dem wir uns bewegen. Und ich bin einfach der Meinung, daß man vorsichtig mit dem sein muß, was man fordert. Es könnte sich mitunter als Bumerang erweisen.

***********
Wir sind uns sicher einig, das die Bild die erste Zeitung war und das sich mangels andere Quellen die meisten Medien zunächst auf diesen Artikel berufen haben. Insofern erwähne ich die Bild-Zeitung als Mutter aller Sensations-geilen Berichte. Das soll andere nicht ausschließen, aber der Käse war auch mit dem einen Bericht schon gegessen.
 
Zuletzt bearbeitet:
@HappyMutant: Ich schreibs nochmal es ging um das wie. Es muss nichts verschwiegen werden. Aber eine Titelseite mit nem großen Foto drauf ist schneller als Hohn gewertet, als ein normaler Artikel.

Und mal ganz ehrlich die gesamte Bildzeitung hätte ohne Bilder doch nicht mehr Inhalt als auf eine DIN A4 Seite passt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Dazu müßte man aber zwei Sachen annehmen: Der immer kritische Kommentar, Artikel, die Bildzeile, oder Überschrift würden ignoriert. Und dann müßte man klar stellen, was da eigentlich zu sehen ist. Du gehst ja davon aus, daß jemand der kein Deutsch versteht, diese Bilder direkt als Hohn empfindet, gerade weil sie in einer Zeitung abgedruckt wurden. Aber sie werden ja deswegen abgedruckt (ja außer wegen dem Drang zu visuellen Darstellungen, weil das nun mal Klick- und Leserzahlen erhöht), weil man sie kritisiert, weil man sie als falsch brandmarkt. Und zunächst mal sind Soldaten mit Totenschädel zu sehen.

Es fehlt aus meiner Sicht dann auch irgendwo der Zusammenhang wenn es keiner erklärt. Die Karikaturen waren eindeutiger, mit einem Blick offensichtlicher, und da war dann auch der Artikel dazu irrelevant. Ich halte es einfach für schwieriger eine derartige Suggestion aus den Bildern zu ziehen, auch wenn sie sicherlich einen schweren Imageschaden verursachen.

Oh, ob die Bild drei Serien davon veröffentlichen muß (ich muß zugeben, das ich mir dessen so nicht bewußt war, wie krass die Bild-Zeitung das ausschlachtet)? Nein, das muß sie ganz sicher nicht, eigentlich sollte sie auch nicht. Aber das ist eine Frage des guten Geschmacks und der Sensibilität gegenüber den Opfern und eben nicht unbedingt der Pressefreiheit. Und generell ist das doch der typische Bild-Stil. Und ein Opfer was sich nicht wehren kann wird erst recht solange zur Auflagensteigerung genutzt wie es nur geht. Nur in dem Stil wie es die Bildzeitung in diesem Fall macht, verstößt sie gegen kein deutsches Gesetz. Und wegen Geschmacklosigkeit ist halt eben auch noch keiner verurteilt worden.

Das ist schon immer alles geschmacklos gewesen, und man verstieß schon immer gegen den Pressekodex. Nur ist, so leid es mir sicherlich auch immer tut, für mich die Pressefreiheit ein höheres Gut, als das man Geschmacksfragen damit regelt. Wenn die Bild lügt, verhöhnt, Tatsachen verdreht, beleidigt, dann sollte man mit allen möglichen Mitteln gegen sie vorgehen, keine Frage. Nur tut sie es in diesem Fall einfach nicht, zumindest nicht nach den vorliegenden Erkenntnissen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Jeder Mensch hat das Recht, die Zeitung seiner Wahl nicht zu unterstützen, wenn sie einen dermaßen geschmacklosen Stil an den Tag legt.

Die Zeitungen bringen letztendlich genau das, was ihre Klientel von ihnen verlangt. Sonst würden sie nicht gekauft.
 
Ich finde es gut, daß überhaupt über das Thema berichtet wird. Ist doch schön, wenn wir eine solche Pressefreiheit haben. Oder magst du Kriegsberichterstattung a la USA - da werden alle Info's vom Pentagon erst frisiert, bevor man was veröffentlicht.

Was ich aber gar nicht gut finde ist die z.t. sehr hitzige Diskussion, die wegen der Fotos entstanden ist.
Aber dazu werde ich wohl noch einen eigenen Thread eröffnen, wenn ich mich dazu aufraffen kann.
 
Wie jede Freiheit auch, hat auch die Pressefreiheit ihre Grenzen.
Sobald wegen einer Meldung Menschenleben unnötig gefährdet werden, hört bei mir z.B. diese Freiheit auf.
 
Pressefreiheit ist ein wichtiger Grundpfeiler für ein demokratisches System.

Man darf aber Pressefreiheit nicht immer mit wahrer, glaubhafter, unabhängiger oder ethisch verantwortungsvoller Presse vergleichen.
Ein Großteil der Medien schreibt das, was die geneigte Leserschaft haben möchte.
Das ist ein psychologischer Effekt. Wir fühlen uns in einem Umfeld wohler, welches unser Meinungsgrundmuster bestätigt. Wir lesen Dinge, die unserer Meinung widersprechen, nicht gern.

Die Printmedien machen nichts anderes, als dieses Verlangen zu bedienen.
Pressefreiheit beinhaltet nunmal auch das Recht, Unnützes oder Überflüssiges zu verbreiten.

Es gibt mir nur zu denken, dass die Bild die auflagenstärkste "Tageszeitung" in Deutschland ist. :freak:

Tja, wer ohne Schuld ist, werfe den ersten Stein!

MFG
 
-oSi- bringt das auf den Punkt worum es mir eigentich geht.
Ich hab mir in diesem Fall einfach mal vorgestellt, wie es wäre wenn ich jetzt in Afghanistan sitzen würde.
Die Soldaten, die diese Fotos gemacht haben, hätte ich gehasst sie das falls möglich auch spüren lassen. Nu sitze ich da und weiß was für ne Scheiße gelaufen ist, und dann kommt die deutsche Presse und meint:

"Ja lasst uns doch ne große Diashow machen, dass auch ja jeder (einschließlich der ganzen Welt mit samt Terroristen) es mitbekommt. Schließlich wollen wir ja nicht, dass unsere Soldaten wieder Langeweile haben und wieder solche Fotos machen. Wenn se dann vermehrt mit Aufständen und Anschlägen zu tun haben, kommen se nicht auf dumme Gedanken."

Ich mache mir halt in diesem Fall um die sinnlos in vermehrte Gefahr gebrachten Familienväter, Ehemänner, Brüder und "Kinder" sorgen.

Wenn die Presse sich vermehrt auch mal um innerpolitische/-wirtschaftliche Missstände mit diesem Elan kümmern würde, dann wäre es sinnvoll. Vor allem wenn am Ende so ein Aktionismus dabei rauskommt wie in diesem Fall.

Ich will auch beileibe nicht die ganze Medienwelt beschuldigen. Ich bin dankbar für jeden Artikel, der das tut, was er soll, sachlich und informativ.

Man sollte sich wirklich fragen, warum soetwas wie die Bildzeitung so eine hohe Auflage hat.
 
Sorry, aber die ganze Politik besteht schon jetzt nur noch aus Aktionismus. Bitte nicht noch mehr sowas wie jetzt. Und irgendwie scheinst du mir auch Unterschichten-Debatte und jede Woche die neue Sau die durchs Mediendorf getrieben wird verpaßt zu haben. Und mal sind es "HartzIV-Schmarotzer", mal sind es raffgierige Spitzenverdiener, irgendwer ist in der Bild-Zeitung immer am Pranger. Diese Zeitung lebt davon Skandale zu machen, Skandale auszuschlachten, Leute zur Schau zu stellen und zur Sau zu machen.

Es ist doch aber nicht so, als ob hier erstmals eine Grenze überschritten wurde, diese Grenze wird alltäglich überschritten. Verdammt, es interessiert vorher keinen es interessiert hinterher keinen wen die Bild gerade wieder das Leben zur Hölle macht. Aber es ist nunmal eben auch eine Form der Presse. Und würde sie nicht gelesen, wäre vielleicht die Berichterstattung anders. Aber die Leute wollen es ganz offenbar. Um sich zu gruseln oder sich in ihren Vorurteilen zu suhlen. Es heißt leider nicht umsonst: Bild dir deine Meinung.

Und es tut mir ja leid, aber man wollte Bundeswehr Einsätze und man muß verdammt noch mal mit den Folgen leben. Auch die Bundeswehr hat keine Narrenfreiheit, selbst wenn sie in durchaus sensiblen Bereichen eingesetzt wird. Wenn man wirklich der Meinung war, daß solche Einsätze ohne die Probleme einer stinknormalen Armee über die Bühne gehen, daß die Bundeswehr die heiligen Samariter der Nato sind, dann wird man nun eines besseren belehrt. Es mag ja durchaus sein, das dies unter Umständen die Situation verschärft. Aber möglicherweise tun das auch die Berichte über die vielen zivilen Opfer (was hierzulande so gut wie kein Thema war), vielleicht tut das die gerade wieder verstärkte Offensive, vielleicht tut das auch der Kampf gegen den Drogenanbau, mit dem sich viele Bauern dort ihren Lebensunterhalt verdienen, weil sie nur damit ihre Familie ernähren können. Es gibt Millionen Gründe warum dieser Einsatz gefährlich war und ist.

Und das Verschweigen von Mißständen hat noch nie funktioniert. Käme es heute nicht ans Tageslicht, wäre es eben in ein paar Monaten im Ausland gewesen. Die Erklärungsnot stelle ich mir noch viel schlimmer vor. Und du glaubst doch nicht, das intern irgendetwas getan worden wäre um das zu verhindern. Wenn die Gerüchte stimmen, dann war das kein Einzelfall und da hat auch niemand was zu spüren bekommen. Im Gegenteil, man hat eher was zu spüren bekommen wenn man nicht mitgemacht hat, und so verabscheuungswürdig diese Sensationsgeilheit ist, sie hat eine nachhaltigere Wirkung, als eine Meldung von einer halben Spalte die es ohne die Fotos gegeben hätte. Wenn überhaupt.
 
Ich frage mich nur, was unsere Politiker gerade wieder im Hintergrund mauscheln und an den Medien vorbeidrücken wollen, dass so ein exorbitatnter Wirbel um diese Bilder gemacht wird.
Müsste ich mir die Frage selbst beantworten, fällt mir spontan die Gesundheits"reform" ein.

Ist das nicht praktisch?
Die Medien zerfleischen ein paar Soldaten, welche ein paar unglückliche Bilder aufgenommen haben, die bei Bildercommunities wie flickr wahrscheinlich unter "ferner liefen" gehandelt (und mit Sicherheit von ein paar Spacken bei lachschon.de & Co eingestellt) würden.

Derweil kann man dann in der Innenpolitik ein paar für die Bürger und Wähler ungemütliche Aktionen durchziehen; kriegt ja eh keiner mit, steht dann höchtstens noch im Kleingedrucken auf Seite 15 der Tageszeitung.

Schwupps, ist wieder 1% mehr vom Gehalt weg und unsere Obersten sagen: Wie, das Volk ist überrascht? Stand doch alles in der Zeitung...

Interessant ist auch, dass sich im Land diese "unglaublichen Verbrechens", also Afghanistan, kein Mensch großartig dafür interessiert. Ich sag's nicht gerne, aber ich könnte grade Knochen :kotz:
 
schön zu sehen das ich nicht der einzige bin dem das ganze etwas komisch vorkommt ^^
denn die wahrscheinlichkeit ist groß das es genau das werden soll.

meiner bescheidenen meinung nach hat die medienlandschaft eh schon lange ihren aufklärenden charakter eingebüßt durch zuviele hetzkampagnen und blender aktionen die der einer bildzeitung ziemlich nahe kommen und bin zu dem schluss gekommen das es selbst bei den ach so seriösen nachrichten ebenfalls nur noch auf einschaltquoten ankommt oder um über dinge hinweg zu täuschen die eher unangenehm sind aber dann nur beiläufig erwähnt werden. jedenfalls drängt sich so ein verdacht auf mit der zeit und das auch ohne irgendwelche verschwörungstheoretiker zu rate ziehen zu müssen.
was aber auch irgendwie dennoch themenübergreifend ist denn ich war mir eigentlich sicher das die medien mal so etwas wie einen informations- und bildungsauftrag hatten. und keinen basierend auf desinformationen und meinungsumfragen.
ich will diese kellerleiche nicht schon wieder hervorkramen, aber wenn man sich ansieht wie die medien in den usa schon lange politisch gelenkt wird um meinungen zu bilden, nehme ich das mit zunehmender tendenz hier langsam ebenfalls wahr.
ich gehe sogar soweit zu sagen, müsste der thread nicht eigentlich heissen "pressefreiheit oder politisches instrument". denn diese schattenmachenschaften die mitunter betrieben werden zeigen sich manchmal "leider" mehr als deutlich in den details. oder kräht noch irgendeiner danach was aus der vogelgrippe wurde? oder aus dem fleischskandal? oder aus den unangenehmen steuererhöhungen?
 
Zuletzt bearbeitet:
Zurück
Oben