Brauchen wir die Kirche(n) noch?

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religiöser Glaube vs. Alltagsglaube

Religiöser Glauben ist weder Wissen noch hat er etwas mit unserem Alltagsglauben zu tun (außer, dass verwirrenderweise dasselbe Wort dafür benutzt wird), sondern es handelt sich um eine feste Überzeugung mit einer gefühlten Gewissheit oder Sicherheit, die weder dem Wissen zukommt und schon überhaupt nicht dem Alltagsglauben.
http://www.atheismus-info.de/glaubenwissen.html
 
@keshkau: Ich denke dein Vergleich ist nicht ganz zutreffend, denn Fragen bezüglich der Religion sind imho nicht beantwortbar. Man kann nur Interpretieren und versuchen sich daraus Antworten abzuleiten.
Ich stimme dir so weit zu, dass es in früheren Zeiten sicher wichtig und hilfreich für die Leute war, dass sie durch Gelehrte Zugang zum "Wort Gottes" bekamen.
Aber auch hier ist eben schon die Gefahr, dass die Gelehreten ihre Interpretation des Wort Gottes verbreiten und somit den Leuten ihre Ansicht als einzig richtige verkaufen.
Meiner Meinung nach kann es keine konkreten Antworten geben, sondern nur verschiedene Interpretationen, die gleichberechtigt nebeneinander sind.

Ich denke man kann diesen Vorgang vergleichen mit der Lektüre eines beliebigen Buches. Wenn ich nur die Sekundärliteratur lese, setzte ich mich eben der Gefahr aus, die subjektiven Meinung und Interpretation des Autors aufzunehmen, welche vllt. nicht das widerspiegelt was der Autor des eigentlichen Werkes ausdrücken wollte.

Es ist somit eine Art Filter zwischengeschaltet, der mich nur sehen lässt, was der Autor mich sehen lassen möchte, bzw. er mich es sehen lassen möchte.

Daher kann es imho keine objektiv richtige Interpretation von Glaubenstexten geben.

Ich würde daher sagen, dass dein Argument grundsätzlich richtig ist, aber in der heutigen Zeit, in welcher der Mensch ein hohes Maß an Aufklärung und Emanzipation erfahren hat, möchten sicher viele Leute einfach nicht mehr, dass ihnen vorgeschrieben wird, wie sie glauben soll.
Glaube soll individuell erfahrbar werden, aber das geht nicht wenn einem gesagt wird wie man alles zu verstehen und zu sehen hat. Die Leute möchten vllt. eher ein eigenes Gottesbild, das ihren Vorstellungen enstpricht und keines dass ihnen vorgesetzt wird.
Das ist imho dann sicher ein Grund von der Kirche abzukehren.

Zu deinem ersten Argument: Da stimme ich dir zu, ich hatte hauptsächlich an Europa gedacht und die Katholiken auf den anderen Kontinenten vergessen
 
Ob die jeweilige Interpretation Deines Pfarrers auch die der Amtskirche ist, weiß ich nicht. Darauf kommt es auch nicht so sehr an, weil man immer noch selbst darüber entscheidet, was man davon annimmt und was nicht.

Es geht mir mehr um die grundsätzliche Sensibilisierung der Gläubigen durch die Predigten, die sich auf die vorherigen Lesungen beziehen. Da wird z. B. erzählt, wie Jesus einen Zöllner anspricht und sich in sein Haus begibt. – „Na und? Was ist denn schon dabei?“. denkst Du Dir.

Du denkst Dir nichts dabei, weil Du an den netten Grenzbeamten denkst, der Dir im Urlaub begegnet. Aber diese Zöllner waren damals durch die Bank korrupte Typen, die von den Menschen verachtet wurden, ähnlich wie Prostituierte. Mit denen gab man sich nicht ab.

Indem Jesus so einen Menschen ansprach, stieß er allen vor den Kopf. Aber er bewies zugleich, dass „vor Gott“ jeder Mensch zählt. Die Tragweite solch scheinbar banaler Handlungen wird Dir als Leser von Bibelstellen nur nicht bewusst, wenn Du niemanden hast, der Dich darauf aufmerksam macht. Das ist eine der Aufgaben der Geistlichen.
 
culo schrieb:
ich verurteile niemanden ! aber gott und glauben sind erfindungen von menschen und somit schon mal grundsätzlich falsch.

So viel Widerspruch in 2 kurzen Sätzen. Selten erlebt ...

Du verurteilst niemanden, stellst stempelst dann aber den Glauben von Milliarden von Menschen als falsch ab. Ja ne ist klar ...

Der glaube an Gott mag eine Erfindung der Menschen sein (was natürlich zutrifft, wenn man davon ausgeht, dass es keinen Gott gibt, was für sich betrachtet ja wieder eine Form des Glaubens ist) doch ist die Schlussfolgerung deinerseits dumm, unnütz und schlichtweg falsch.

Auch die Mathematik ist eine Erfindung der Menschen. Der Mensch hat die Mathematik erfunden um bestimmte Zusammenhänge beschreibbar zu machen. Die Mathematik ist nicht vom Himmel gefallen sondern wurde von Menschen erfunden und immer weiter Entwickelt.

Also ist auch die Mathematik grundsätzlich falsch, da sie vom Menschen erfunden wurde?!

Wo ich dann auch gleich auf Stormtrooper85's Beitrag eingehen möchte:

Stormtrooper85 schrieb:
Ich denke Fanatismus und Religion haben sicherlich etwas miteinander zu tun, den meiner Meinung nach kann Religion zu Fanatismus führen, eben religiösem Fanatismus.

Die Frage die sich, bei Betrachtung der vielen geistreichen Kommentare in diesem Thread (culo ist ja nur die Spitze des Eisberges), stellt ist doch viel mehr:
"Kann nicht auch Fanatismus in genau die Gegenrichtung funktionieren?"

Die Art wie hier teils gegen die Kirche und den Glauben argumentiert wird ist wohl nur noch als fanatisch und dumm zu bezeichnen!
 
Schön daß das nicht nur mir aufgefallen ist.

Man könnte den Kritikern hier fast schon missionarischen Eifer unterstellen.
Niemand wird in die Kirche gezwungen. Wer getauft wurde kann seinen Frust darüber an seinen Eltern auslassen oder einfach austreten.

Ein Kirchenaustritt dürfte in der Regel auch keine Gesellschaftlichen Auswirkungen haben. Außer den Reaktionen von Eltern und Großeltern.
Aber ihr dürft euch dann auf die Christliche Nächstenliebe berufen damit sollte der Familienfrieden gewahrt werden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Der große Fremdwörterduden, 4. Auflage:

Fanatismus = rigoroses, unduldsames Eintreten für eine Sache oder Idee als Ziel, das kompromisslos durchzusetzen versucht wird
 
Zur Überschrift:

Ja, wir brauchen meiner Meinung nach die Kirchen noch. Glaube an etwas Übernatürliches ist jedem Menschen in die Wiege gelegt worden. Und davon sollte man auch nicht absehen - schließlich hatten schon die Urmenschen in gewisser Weise einen Glauben. ;)
Zumal die Kirche heute auch einen Großteil der Sozialarbeit erledigt - für viele Menschen ist die Kirche nach wie vor ein Zufluchtsort.
 
@Stormtrooper85
Ja ok, bei der katholischen Kirche, Vatikan/Papst und Brauchtums-Trallala stimme ich mit Dir überein. Das finde ich auch entbehrlich bzw. gehört reformiert. Selbst in christlichen Kreisen gibt es ähnliche Stimmen.
In der Ökumene ist das eh nur Leitfaden, und verhält sich ähnlich, wie die EU zu Deutschland. ^^ Es ist sogar weniger bestimmend und variabel. Siehe die EKD.
Aber die Kirchen als Institution allgemein betrachtet sind nach wie vor nicht entbehrlich.

@Plyfix
"Die Erde ist eine Scheibe"
Ich finde jede Zeit hat ihre Zwecke und Gründe. Vielleicht war diese Auffassung ja auch für diese Zeit passend? bzgl. Kausalität.
Keiner kann sagen, wo wir heute wirklich wären, hätte es diese und andere Auffassungen nie gegeben. So ist nun mal der Lauf der Dinge, vllt. Schicksal?
Sollten die Leute wirklich irgendwann glauben, daß sie keine Kirche mehr brauchen, werden sie austreten und dann eerledigt sich das thema von ganz alleine.
...sagte der Anarchist zum Staat. ;)
Nee, aber dann frage ich mich, worüber man sich hier aufregt und den Kopf zerbricht?
Dann wartet doch einfach ab. Lebt euer Leben wie bisher. Und die Kirche ihrs.
Bei Ausländern bzw. Integration seid ihr doch auch tolerant, oder nicht?
Nun die Kirche ist bei uns bereits integriert und der Allgemeinheit dienlich. :)
 
Kirche, egal welche, ist weit mehr als "an was glauben"
Das ist eigentlich völlig nebensächlich.

Die Kirche dient vorrangig der Gemeinschaft und dem Zusammenhalt der Menschen die ihre Einrichtungen nutzen.
Der Sonntagsgottesdienst ist nur eine, nebensächliche, Tätigkeit der Kirche.

Da gibt es dann noch:
Klöster(und wenn auch nur für den Ausflug zum anschauen...)
Kindergärten
Caritas
Schulen
Behinderteneinrichtungen
Heimkrankenpflege
Altersheime
Diakonien
Jungschar
und was weis ich noch alles.

Denk ein bissl an Mutter Theresa und ihr Werk.
 
Adam_Smith: Du kannst doch nicht den Glauben an Gott (als eine höheres Wesen) mit dem Glauben an die Wissenschaft oder z.B. dem Glauben, dass man heute Abend feiern geht gleichstellen.
Ich weiß ja nicht was du damit bezwecken willst, aber meiner Meinung nach kann man das doch nicht ansatzweise vergleichen.
Die wissenschaftlichen Thesen wurden immer mit bewiesen bzw. widerlegt und das werden sie in Zukunft auch noch. Im Gegenteil dazu die kirchlichen Auffassungen und Thesen, diese können nicht belegt werden bzw. werden mit der Zeit mehr und mehr widerlegt.
 
Bei so viel verletzten Gefühlen und den Versuch dem mit Worten wie Fanatismus (und dann gleich angedeutet Terrorismus), missionarischer Eifer, usw. entgegenzuwirken, es ist ein Wunder, dass der Thread noch nicht im wüsten Streit ausgeartet ist.

Obwohl klar sein sollte, dass schon im Ausdruck Zurückhaltung geboten ist, werden hier sorglos Worten benutzt, die in diesem Zusammenhang nach einer Erklärung gerade schreien.

Glauben ("ich glaube") wurde bereits erwähnt. "Ich glaube, dass..." bedeutet bloß "ich bin der Meinung, dass...". "Ich glaube dir." ist eine Vertrauenserklärung; die Darstellung von Etwas wird als wahr und real angenommen. "Ich glaube an Gott" ist eine persönliche Überzeugung, dass es über den Menschen eine höhere Macht gibt, in welcher Form auch immer. Es ist auch die korrekte Form der Aussage, die einzige, die eindeutig ist. Das zeugt nicht von Existenz Gottes. Die Ausdrücke: "Ich weiß, dass es Gott gibt" oder "Gott existiert" spielen öffentlich keine Rolle, sie sind lediglich als Ausdrücke einer persönlichen Überzeugung zu verstehen.

Das kann man daran festmachen, dass z. B. Existenz Gottes nicht als Grund für irgendwelche Handlungen vors Gericht gilt. Anderswo, wie in Geschäft oder sogar in der Familie auch nicht. Der Papst selbst – alle Kirchenleute übrigens auch – begründet ihre Sachen auch nicht mit der Existenz Gottes, sondern mit menschlichen Gründen und logischen Begriffen. Auch in der Politik wird nicht mit Gott argumentiert, sondern auf die Seite der Herrschaft mit Macht und auf die Seite der Untertanen mit Moral.

Wie dieses Missverständnis funktioniert kann man hier sehen: Post #206.

ich verurteile niemanden ! aber gott und glauben sind erfindungen von menschen und somit schon mal grundsätzlich falsch.
1. nicht verurteilen: was er behauptet geht nicht in sein Urteil über andere, er will die anderen Meinungen stehen lassen – mindestens zuerst.
2. Erfindungen: er meint Erdachtes oder Einbildung
3. grundsätzlich: er meint für die reale Welt
4. falsch: Von Falsch und Wahr ist hier gar nicht die Rede, er meint nicht tatsächlich existierend
Na ja, alles in allem eine ziemlich schlecht ausgedruckte Meinung.

So viel Widerspruch in 2 kurzen Sätzen. Selten erlebt ... Du verurteilst niemanden, stellst stempelst dann aber den Glauben von Milliarden von Menschen als falsch ab. [...] ist die Schlussfolgerung deinerseits dumm, unnütz und schlichtweg falsch
Hier wird mit Falsch und Wahr weiter gemacht, als ginge nicht um den Glaube, sondern um wissenschaftliche Erkenntnisse. Und, wenn es darum ginge, gäbe es nicht stellen als, stempeln als, verurteilen oder beleidigen wie bei den Muslimen, sondern Streit um eine Sache, die allen Beteiligten vorstellig ist. Was hier offensichtlich nicht der Fall ist.

Der Glaube und der Gott sind nicht wahr oder falsch, sondern wird daran geglaubt oder nicht geglaubt. Nichts weiter. Wie keschkau auch gemerkt hat, spielen die Gläubigen und die Nichtgläubigen in zwei verschieden Ligen.

Aber dann die Sache mit der Brauchbarkeit der Kirche(n): Heutzutage wird sowieso alles ausschließlich von der Brauchbarkeit her gedacht. Was das Ding ist, ist egal. Kein Mensch fragt sich, was das ist. Wenn es nützlich ist, ist OK. Dann überlegt man sich, wie nützlich das Ding auch vor Tausenden von Jahren gewesen sein müsste. Vorbei schon von vornherein schon klar sein sollte, etwas, was Heute noch so nützlich ist, muss damals genau so nützlich gewesen sein.

Und das stimmt sogar. Für die Herrschaftsverhältnisse war diese Selbstunterwerfung der Menschen unter einer höheren Macht eine sehr willkommene und nützliche Einbildung. Egal wie sie zustande gekommen war, hat die Herrschaft sie ausgenutzt. Der Grund: Die höhere Macht war nur ideell, die Wirkung – die freie Bereitschaft zur Selbstunterwerfung – konnte die weltliche Macht für sich in Anspruch nehmen, weil diese Bereitschaft ganz und gar real war.
 
Zuletzt bearbeitet:
GEB dir vollkommen recht, finde hast eine sehr gelunge Antwort hier präsentiert! Jedoch bitte erklär mir nochmal eines!

Die höhere Macht war nur ideell, die Wirkung – die freie Bereitschaft zur Selbstunterwerfung – konnte die weltliche Macht für sich in Anspruch nehmen, weil die ganz und gar real war.

Wie is das heute?
 
LordRevan schrieb:
Zur Überschrift:

Ja, wir brauchen meiner Meinung nach die Kirchen noch. Glaube an etwas Übernatürliches ist jedem Menschen in die Wiege gelegt worden. Und davon sollte man auch nicht absehen -

Glaube ist niemandem in die Wiege gelegt worden, sondern höchstens der Drang, Erklärungen von für ihn nicht Nachvollziehbarem greifbarer zu machen.
Religiöser Glaube ist nur anerzogen. (das gleiche gilt übrigens auch für Ideologien)

Der "Glaube" an die Wissenschaft erhebt übrigens keinen festen Gültigkeitsanspruch sondern geht davon aus, dass sich das Wissen dynamisch weiterentwickelt bzw. alte wissenschaftliche Wahrheiten widerlegt werden.

Der Glaube an die Wissenschaft ist somit nicht statisch sondern regelfrei und basiert auf der Nachweisbarkeit von Annahmen oder der Wahrscheinlichkeit von Annahmen. Wahr ist, was bewiesen werden kann oder wahrscheinlich ist. Gott ist nach heutigen wissenschaftlichen Gesichtspunkten in etwa so einfach nachzuweisen wie die Existenz vom Krümelmonster.

Nichtglaube an Gott oder wissenschaftlicher Glaube sind also nicht mit einem religiösen Glauben vergleichbar.

MFG
 
Zuletzt bearbeitet:
:lol: Hey das KRÜMMELMONSTER gibts ja, das wollen wir doch mal klarstellen! xD
 
@deathhour

Ok, ok schlechtes Beispiel! :D
 
:cheerlead: Naja ein wenig spass muss sein xD
 
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