andy_m4 schrieb:
Da sind wir wieder bei der Frage von Komfort und was ist einfach und was nicht und was ist man bereit zu tun und was nicht. Das ist halt alles subjektiv.
Naja der zeitliche Aufwand bis $Feature läuft wäre schon objektiv mess- und vergleichbar, oder nicht?
andy_m4 schrieb:
Was man aber vergleichen kann sind Funktionalitäten. Und jetzt weiß ich immer noch nicht, was da an Synology und Co besser ist.
Wenn man Funktionalitäten vergleichen will muss man ja Kriterien festlegen. Am Ende gibt es also mehrere potentielle Lösungen: Nextcloud, Owncloud, Seafile oder irgendwelche Services von QNAP, Synology oder sonst wem.
Wenn alle diese Funktionalität bieten ist eins der Kriterien: Wie viel Aufwand muss man betreiben bis es läuft und wie einfach ist die Wartung. Fertige Lösungen gewinnen dabei, definitiv.
andy_m4 schrieb:
mich an eine BSD-Konsole setzen und ich weiß halt, was zu tun ist. Und zwar blind. Das mag bei TrueNAS einfacher sein weil ich da nur mit der Maus herumklicken muss.
Ob man jetzt mit der Maus herum klickt oder die API zu der Funktion triggert ist austauschbar. An deinem FreeBSD NAS weißt du, welche Dienste und Config Files du sichern musst bzw. wo die liegen.
Bei Truenas in dem Beispiel habe ich mit einer Aktion alle Configs. Alle User inkl. Permissions, SMB Config und Shares, gleiches bei NFS, der Jails, der rclone Einstellungen für's offsite Backup und was ich ggf. noch seitdem an Features mit aktiviert habe.
andy_m4 schrieb:
Das sieht sicher anders aus bei jemanden, der sich mit dem System nicht so gut auskennt. Da würde ich auch sagen, greif lieber zu TrueNAS oder von mir aus auch zu Synology.
Im Umkehrschluss würdest du also beispielsweise mir raten, dass ich kein Truenas nehmen sollte sondern lieber direkt FreeBSD weil mich mehrere Jahre beruflich mit Linux, BSD und Storage beschäftige habe? Schließlich kenne ich die Systeme und dahinter laufenden Mechanismen ja sehr gut.
Ja, ich hätte das auch alles zu Fuß erledigen können aber mein Truenas Setup nimmt mir hier einige viele Arbeitsschritte ab und auch gelegentliche Anpassungen und Erweiterungen waren so schneller in der WebGui erledigt. Natürlich hätte ich auch die drei Configs editieren und den Service neu laden können aber zwei Klicks haben es in kürzerer Zeit erledigt als ich das alles hätte tippen können.
Ja, wenn ich Dinge vor hätte, die ein Truenas nicht von Haus aus bietet, bleibt nur der Ausflug auf die CLI.
Aber wir reden ja von Standardlösungen wie Freigaben erstellen, User erstellen und in Gruppen packen und Gruppen auf Freigaben berechtigen, ggf. die USV einbinden und Shutdown konfigurieren.
Das ist eben die Kehrseite der Medaille solcher Appliances und Lösungen.
Oder als anderes Beispiel weil ich es neulich hatte: DNS und DHCP kann man wunderbar mit einem Bind und isc-dhcpd aufsetzen und miteinander reden lassen. Will man es hochverfügbar haben, geht das auch wenn man will. Man kann die Dienste auch miteinander reden lassen. Was dann noch fehlt in größeren Umgebungen ist ein IPAM. Klar kann man da auch ein extra Tool wie beispielsweise Netbox nehmen und das alles zusammen konfigurieren und verdrahten. Wenn man das Personal und die Kenntnisse dafür hat oder es zum Selbstzweck betreiben will, kann man das so machen.
Oder ich nehme vollständig integrierte Lösungen wie VitalQIP, BT DiamondIP, Infoblox, usw. da habe ich DNS, DHCP und IPAM in einem und je nach Lösung eine vollständige REST API, kann Berechtigungen in einem RBAC vergeben und LDAP, AD oder was auch immer als IDP anbinden.
Für meine Anforderungen (DNS, DHCP und IPAM hochverfügbar/redundant und alles spricht vernünftig miteinander) kann ich also viel Wissen aneignen und alles selbst betreiben oder tausche Arbeitszeit gegen Geld ein und kaufe eine fertige Lösung und komme in kürzerer Zeit zum Ergebnis. Trotzdem brauche ich natürlich in beiden Fällen die Fachkenntnisse wie DNS und DHCP funktionieren um bei Problemen oder Fehlern dies zu untersuchen.
Das setzt natürlich selbstverständlich voraus, dass ich vor der Implementierung alle meine Anforderungen benennen konnte damit ich keine Lösung umsetze die nur 90% meiner Anforderungen erfüllt.
andy_m4 schrieb:
Die Infrastruktur ist quasi schon da und das NAS ist einfach nur ein "Yet another Server".
Beruflich ja, privat nein. Da habe ich keine Lust und Zeit noch ein Git zu pflegen und einen Ansiblehost zu betreiben und die Playbooks zu schreiben um damit am Ende ein System zu haben wenn ich in einem Bruchteil der Zeit eine Appliance mit gewünschtem Ziel installiert und konfiguriert habe und noch Zeit übrig für Partnerin/Kinder/Freunde/Hobby/whatever.
Es ist nicht nur yet another server. Beim OS und der Grundkonfiguration ja aber bei den darauf laufenden Anwendungen nein. Beruflich habe ich eine ~vierstellige Anzahl Linuxsysteme und wenn morgen 100 weitere dazu kommen und 80 abgerissen werden, interessiert mich das nicht weil alle dank ansible/puppet/salt/was-auch-immer identische Einstellungen für SSH und den SSSD haben und alle mit dem Tag Webserver haben einen identisch grundkonfigurierten Apache/Nginx/was-auch-immer.
Aber auf den X tausend Servern laufen X minus Y tausend verschiedene Anwendungen. Für die Wartung und Konfiguration sind die jeweiligen Anwendungsadmins zuständig.
Im privaten Umfeld ist man aber Infrastruktur- und Anwendungsadmin von einem ganzen Strauß von Dingen. Da ist das NAS und vielleicht ein PiHole und die Backups der eigenen Systeme mit teils Windows und teils Linux, des Routers und ggf. noch irgendwelchen Repeatern/APs und manche haben vielleicht noch irgendwelchen IoT Kram und noch viel mehr. Also ein heterogener Zoo von Geräten und Systemen die andauernd irgendetwas von einem wollen und Zeit beanspruchen. Zeit, die man vielleicht lieber im Garten/mit Freunden/Familie/Hobbies/etc. verbringen möchte.
Natürlich kann man alles das von Hand zusammen klöppeln und zumindest die Infrastruktur unten drunter in Rekordzeit mit $Config-mgmt-Tool verwalten aber nicht das Gefrickel was auf der Infrastruktur läuft.
andy_m4 schrieb:
Das ist so wie mit nem Autokauf.
Du willst das Auto selbst bauen aus einer nackten Karosse und Einzelteilen anstatt ein fertiges Auto zu nehmen was die Anforderungen erfüllt. Ebenso baue ich nicht den Parkplatz selbst und die Zapfsäule muss ich auch nicht selbst konstruieren obwohl ich weiß, wie die funktioniert.
andy_m4 schrieb:
Oder auch wenn Du am Haus was reparierst. Wenn Du es kannst und die Werkzeuge eh schon hast (und nicht erst zu kaufen und den Umgang damit erlernen musst) dann ist der Schritt es selber zu machen sehr viel kleiner als wenn Du das alles nicht hast.
Jetzt sagst Du mir, das ich mir trotzdem ein Handwerker holen soll weils doch so schön bequem ist. :-)
Der Vergleich hinkt denn im Vergleich geht es ums reparieren. NAS-Appliance-OS vs. Linux/BSD + NFS/SMB bedeutet ja du baust es selbst und pflegst es dann. Bezogen auf den Thread und deinen Hausvergleich würde ein Handwerker also das Haus komplett alleine bauen wollen. Werkzeuge und Materialien ausm Baumarkt holen und dann Grube ausheben, Fundament rein, Statik berechnen, Wände rein, Dachstuhl bauen und das Dach decken, Zu- und Ableitungen, Elektrik, Wände verputzen und streichen, Böden verlegen, Fenster und Türen einbauen und keine Ahnung was ich alles vergessen habe.
Auch wenn der Handwerker all dies kann, warum sollte er sich nicht die Bequemlichkeit/Komfort/Zeitgewinn gönnen, sich für ein Fertighaus zu entscheiden was seine Kriterien und Wünsche alle erfüllt und dies von Leuten in einem Bruchteil der Zeit errichten lassen? Reparaturen, Umbauten, etc. kann und wird er ja trotzdem selbst erledigen anschließend. In der Zeit wo das Haus gebaut wird, kann er anderen Dingen nachgehen, die ihm in der Freizeit vielleicht mehr Freude bereiten auch wenn ihm trotzdem sein Beruf Spaß macht.
andy_m4 schrieb:
Es geht eher darum, warum sollte jemand der in FreeBSD (oder auch Debian Linux oder was auch immer) versiert ist zu TrueNAS, EasyNAS oder von mir aus auch Synologie u.ä. greifen.
Demnach sollte niemand der in Linux und Docker versiert ist, irgendwelche Container vom Dockerhub nehmen sondern alle seine Dockerfiles selbst schreiben? Ja ich weiß, wie ich eine postresql/mariadb aufsetze und konfiguriere und ein Redis und einen Webserver inklusive Let's Encrypt und wie ich dann Nextcloud installiere. In einem Bruchteil der Zeit hab ich das docker-compose.yml Template an meine Gegebenheiten angepasst und ein
docker-compose pull && docker-compose up -d
ausgeführt.