hotzenplot schrieb:
ich finde wiki auch als den letzten dreck, nicht weil ich es als jüdisch-linksradikal empfinde. sondern weil als Enzyklopädie wiki der letzte mist ist.
passe ich da auch in dein Schubladen System?
Du hast offenbar schon Schwierigkeiten, den ersten Absatz meines Posts zu verstehen. Ich habe nie geschrieben, dass ich Menschen, die Wikipedia mit einer ablehnenden Haltung gegenüberstehen, automatisch in eine Antisemiten-Schublade o.ä. stecke. Ich habe lediglich meine letzte Begegnung mit einem Menschen in den sozialen Medien geschildert, der - vorsichtig ausgedrückt - sehr fragwürdige Zusammenhänge herstellte. Und ich habe diese Begegnung stellvertretend für einen Trend gesehen, der sich zunehmend in den sozialen Netzwerken verbreitet.
Ironischerweise scheinst du aber trotzdem einer jener Menschen zu sein, auf die ich mich mit diesem Trend beziehen will. Oder sagen wir besser: dein Kommentar lässt dieses Vorurteil gegenüber deiner Person zunächst einmal zu. Was ich aus deinem Beitrag lese, ist eine Art des totalitären, ziemlich überheblichen und wenig bescheidenden Denkens. Du schreibst: "Wikipedia ist der letzte Mist". Ich finde eine solche Aussage ziemlich abenteuerlich. Ausgenommen der Beiträge aus den geisteswissenschaftlichen, vor allem philosophischen Bereichen empfand ich Wikipedia-Artikel eigentlich immer als ganz gelungen. Ausnahmen bestätigen die Regel. Aber ich möchte hier jetzt keine Grundsatzdiskussion über Wikipedia anzetteln (bitte nicht!). Darauf zielte mein Beitrag auch überhaupt nicht ab (danke Noxiel für den Hinweis).
Worauf mein Beitrag viel eher abzielte, war die Art und Weise wie Meinungsmache und -bildung heutzutage funktioniert. Und dein Kommentar ist daher ein gutes Beispiel, weil er ganz gut zeigt, dass heutzutage jeder Mensch auf relativ unfundierte Weise Meinungen im Internet hinterlassen kann. Zumindest ist dein Kommentar so lange unfundiert, wie du nicht stichhaltig nachweisen kannst, dass deine Behauptung wahr ist.
Und genau hier liegt m.E.n. ein Problem. Nämlich, dass erstens Aussagen/Meinungen/Mems in die Welt getragen werden, die keine stichhaltige Argumentation als Grundlage aufweisen. Und zweitens, dass diese oft sogar den Tatsachen widersprechen.
Hier muss man sich jetzt aber bewusst sein, dass es sich dabei um Aussagen/Meinungen/Mems handelt, die nicht für sich stehen, sondern in einem öffentlichen Raum getätigt werden und miteinander verwoben sind, d.h. sich psychologisch gegenseitig verstärken und öffentlich wirken können.
Ich habe bei all der berechtigten Kritik gegenüber den konventionellen Wegen der Informationsbeschaffung, die sich ja traditionsgemäß nur in einer passiven Art des Informationskonsums äußert (über Zeitungen, etc.), erheblichen Zweifel, ob uns das Internet nun bessere Wege des Informationsaustausches bereitstellen kann. Wenn plötzlich jeder Mensch auf diesem Planeten Nachrichten
machen kann und die Verbreitung dieser Nachrichten - und damit irrtümlicherweise auch ihr Wahrheitsgehalt - über den Erfolg, d.h. Likes, etc. determiniert ist, erreichen wir an einen historischen Wendepunkt. Mit relativ unabsehbaren gesellschaftlichen Folgen. Aber über die Art und Weise möglicher Wirkmechanismen habe ich ja im ersten Beitrag schon etwas geschrieben. Vielleicht ist ja ein studierter Psychologe hier, der ein wenig Licht ins Dunkel bringen kann
Zu guter letzt, weil hier alles immer im falschen Hals landet: Ich bin kein reaktionärer Feind des Internets. Ich versusche lediglich zu analysieren, was ich wahrnehme und versuche daraus Rückschlüsse zu ziehen. Es befindet sich alles in der Schwebe. Dieses Motto würde ich mir übrigens auch für den Rest der Menschen wünschen, die das Internet nutzen. Aber leider findet immer derjenige am meisten Resonanz, der am lautesten schreit. Es ist wohl utopisch anzunehmen, dass das Internet Ort eines fairen Diskurses werden könnte. Was mich zu guter letzt zum Zitat von Hovac führt:
Es ist dem Untertanen untersagt, den Maßstab seiner beschränkten Einsicht an die Handlungen der Obrigkeit anzulegen.
Dieser Satz ließt sich natürlich erst einmal sehr schön. Aber man muss dann auch mal analysieren, wie genau das funktionieren soll. Kann man "dem Internet" bzw. der Öffentlichkeit wirklich zutrauen, über alle Themen so gut Bescheid zu wissen, dass sich der Einzelne, aus seiner Unmündigkeit befreit, an einer Form der Meinungsbildung beteiligen kann? Ich würde dies erstmal verneinen. Aber hier befinden wir uns jetzt mitten in einer Debatte um politische Mitbestimmung. Und wir verlassen das eigentliche Thema. Wer Interesse an einem System der Mitbestimmung hat, dem seien Rousseau oder Hannah Arendt empfohlen. Vorzugsweise letztere, die das ganze in ein modernes Gewand packt.