Fachkräftemangel (Gesellschaftsthema)

Exit666 schrieb:
Es kommt einfach kein Nachwuchs. Das ist der größte Knackpunkt.
Guter Freund von mir ist nach wie vor technischer Zeichner für Heizung, Wasser und Belüftungsanlagen. Wenn er sich so das Durchschnittsalter der Monteure anschaut, dann wird's in 10 Jahren so richtig rund gehen. Die Firma, die in der Umgebung keine kleine ist, muss selbst schon Geschäftsaufträge ablehnen, da keine Kapazitäten vorhanden sind.

Private Aufträge lehnen die schon seit längerer Zeit ab, da zu wenig hängen bleibt und deutlich mehr Stress bereitet. Mit dem Schritt weiter Richtung B2B zu gehen, mag zwar für die Firmen klappen. Als Privatmann, der einen Handwerker benötigt, wird es mit der Zeit noch "kritischer". Sei es für Ausbesserung-/ Modernisierungsarbeiten oder gar Neubau.
Ergänzung ()

whtjimbo schrieb:
ich rate seit langem jedem: ÖD, egal ob man studiert hat oder nicht
Kommt halt immer drauf an, wo man entsprechend arbeitet. Meine halbe Familie ist in der universitären Lehre tätig. Die Arbeitszeiten willst DU nicht haben. Ist aber hier eben eine Berufung. In der freien Wirtschaft würden sie für die Positionen ein X-faches des Gehaltes bekommen.

Gleichzeitig hat ein guter Freund von mir seine Verbeamtung (!) aufgegeben, weil er bereits im Studium merkte, dass der ständige Trott im Büro ihm jeden Willen zum Leben raubt.

Nüchtern betrachtet ist ÖD insbesondere mit Verbeamtung durch die ganzen Benefits für den 0815 Arbeiter eigentlich unschlagbar. Papa Staat kümmert sich gut um einen, Leistungsdruck ist nicht vorhanden, man kann sich extrem viel rausnehmen, ohne Konsequenzen zu haben und die Sonderbehandlungen (Versicherungsvorteile da im ÖD, etc. pp.) runden das Paket ab.
 
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Das ist letztlich auch die Folge eines gesamtgesellschaftlichen Prozesses, warum sollte noch heute jemand gezielt auf Montage gehen wollen, wenn es doch irgendwie reicht für eine hochwertige Ausbildung bei beispielsweise BMW oder für ein Studium - selbst wenn es nur der "Massen-BWL-Bachelor" ist, der an bekannten FHs da durchgedrückt wird.

Die üblichen Schreibtischjobs bieten oft schlicht zu viele Vorteile:
  • Deutlich vereinfachter Aufbau des Netzwerkes und Aufstieg im Unternehmen
  • Meist erheblich höhere Bezahlung, im Vergleich zur Arbeitsleistung
  • Keine unangenehmen Arbeiten bei schlechter Witterung
  • Höheres Ansehen im Unternehmen und der Gesellschaft, Handwerker oder allgemein diejenigen mit der "Schüppe in der Hand" werden tendenziell ganz "unten" angesehen.
  • Geregelte Arbeitszeiten, Home-Office möglich, viel seltener Überstunden.

Das sind natürlich nur Tendenzen, Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel, doch diese Trends haben dazu geführt das der klassische Handwerksberuf einfach einen miesen Ruf hat, nicht selten auch zu recht.
 
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DaDare schrieb:
Als Privatmann, der einen Handwerker benötigt, wird es mit der Zeit noch "kritischer".
Ich denke das Handwerker in nächster Zeit für Private einfach sehr teuer werden. Das gabs früher auch schon, in den 70ern hat kaum jemand einen Handwerker gerufen sonder es selbst gemacht (bis auf einige Ausnahmen natürlich). Auch damals waren Handwerker einfach nicht leistbar für einen Großteil der Bevölkerung.
 
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BOBderBAGGER schrieb:
Muss ich mal dem Fliesenleger der keine Leute ran bekommt empfehlen
Der springende Punkt ist doch auch hier, bei wem würdest du eher in die Lehre gehen oder dich bewerben? Bei Fliesenleger Schmitz mit 3 Mitarbeitern oder bei Tiletoe Facility Management GmbH @ Co. KG mit 100 Mitarbeitern? Wo sind deine Chancen auf eine höhere Entlohnung, Aufstieg oder flexiblere Arbeitszeiten höher? Wo wird es die interessanteren Aufträge geben?

Exit666 schrieb:
Alles gut, ich verstehe das nicht falsch, aber jetzt drehen wir uns doch im Kreis. Wir können ja nicht größer werden, weil wir keine Leute finden.
Das sollte ja keine Kritik an euren Unternehmen sein, aber durchaus ein Ansatz wieso es überhaupt zu diesem Zustand kommt. Auch hier kann ich nur für meinen früheren Arbeitgeber sprechen, bei dem man letztlich beschlossen hatte sich mit einem "Mitbewerber" zusammen zu schließen. Aus zwei kleineren Firmen wurde eine größere, Verwaltung wurde eingespart, Einkauf zusammengeführt und die Technik war nun wesentlich flexibler und hatte mehr Spezialisten.

Aus Kundenseite sehe ich das übrigens ähnlich, mir würde es niemals einfallen zu einem Hausarzt oder Zahnarzt zu gehen, der seine Praxis im Alleingang betreibt. Anständige Geräte, eigenes Labor und flexible Besuchszeiten gibt es praktisch nur dort wo mehrere Ärzte sich wie auch immer zusammenschließen. Das sehen Kunden in anderen Bereichen längst ähnlich, "gute" Aufträge gibt es meist erst wenn man eine gewisse Unternehmensgröße erreicht.
 
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xexex schrieb:
bei wem würdest du eher in die Lehre gehen oder dich bewerben?
Vermutlich dürfte gerade im klassischen Handwerk die kleine Firma mit sehr flachen Hierarchien in vielen Punkten im Vorteil sein.
Lässt sich pauschal aber nur schwer beantworten spielt aber auch keine Rolle wenn weder der eine noch der andere Azubis bekommt.

Ich hab große DAX Konzerne in der Kundschaft und selbst die haben Probleme ihre offenen Ausbildungsstellen für Industriemechaniker oder Elektroniker zu besetzten.
 
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BOBderBAGGER schrieb:
Vermutlich dürfte gerade im klassischen Handwerk die kleine Firma mit sehr flachen Hierarchien in vielen Punkten im Vorteil sein.
Denkt man sich, aber flache Hierarchien sind so eine Sache. Per du spricht man heutzutage auch in großen Konzernen mittlerweile miteinander und "flache" Hierarchie bedeutet oft auch, du bist immer für den Chef erreichbar, du machst Überstunden die dir keiner bezahlt und darfst bei jedem "Scheiß" aushelfen, weil du nun mal in einem solchen Betrieb keine Mitarbeiter dafür hast.

Als Azubi bist du in so einem Betrieb vor allem eine billige Arbeitskraft, welcher Kleinbetrieb kann sich eine richtige Ausbildungswerkstatt leisten, hochmoderne Werkzeuge anschaffen oder bekommt komplexe Aufträge? Natürlich kann man nicht alles verallgemeinern, für mich wäre die Wahl definitiv klar gegen den Kleinbetrieb entschieden.

Wenn ich als Fliesenleger die Wahl habe den ganzen Tag irgendwelche versifften Klos in Privatwohnungen zu verfliesen, oder in einem Großunternehmen mich um repräsentative Gebäude oder Neubauten zu kümmern, da überlege ich da nicht wirklich lange. In Zeiten in denen Arbeiter sich aussuchen können wo sie denn arbeiten wollen, weil viele Stellen unbesetzt bleiben, kommt man mit "flachen" Hierarchien und kostenlosen Kaffee nicht mehr weit.
 
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xexex schrieb:
bekommt komplexe Aufträge?
Pauschal schwer zu beantworten, ich verdiene vor allem mit "Das geht nicht" Aufträgen mein Geld und wir sind auch nur 5 Leute. Setz aber auch ein Spezielle Kombination von Skills voraus die man gerade in großen Unternehmen mit eher steifen Strukturen nicht oder nur sehr selten findet.
 
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hallo7 schrieb:
Das gabs früher auch schon, in den 70ern hat kaum jemand einen Handwerker gerufen sonder es selbst gemacht (bis auf einige Ausnahmen natürlich).
In den 50 Jahren hat sich viel geändert. Die Ansprüche sind größer geworden (Smarthome, bodenebene Dusche, größere Fließen, etc. ) wie auch die Anforderungen beim Bau, wo man vieles schlicht mehr selber machen kann, weil entweder zu komplex oder schlicht nicht legal möglich. Früher's war es auch deutlich einfacher jemanden zu finden, der einem auch den Stempel auf das nötige Papier gedrückt hat. Such mal jetzt einen Elektriker, der dir den Wechselrichter bei selbst installierten Solarplatten auf dem Dach anschließt.

Ich habe auch das Gefühl (selektive Wahrnehmung?), dass Eltern den Kindern handwerkliche Sachen nicht mehr beibringen. Sei es jetzt beispielsweise Kochen oder andere Dinge im Haushalt. Ganz einfache Aktivitäten wie Streichen, Leisten verlegen, Nähen, Siphonfon oder Waschmaschine anschließen, etc. pp. Gleichzeitig leben wir in einer Zeit, wo es noch nie einfacher war, umfassendes Wissen anzueignen. Schon irgendwie eine verrückte Welt.

xexex schrieb:
In Zeiten in denen Arbeiter sich aussuchen können wo sie denn arbeiten wollen, weil viele Stellen unbesetzt bleiben, kommt man mit "flachen" Hierarchien und kostenlosen Kaffee nicht mehr weit.
Wir haben hier ein kleines Unternehmen (14 Mann), das eben die 4 Tage Woche eingeführt hat, + Firmenwagen + Firmenhandy. Auftragsbücher sind bei der Firma voll, die Anreize helfen, aber dennoch können die den Bedarf an Fachkräften nicht decken. Anderer Kumpel hat für die Weiterbildung zum Techniker (Vollzeit) noch ein gewisses Grundgehalt bekommen, sodass er beim Arbeitgeber nach bestandenen Prüfung bleibt. Und auch hier sprang ein Kona E als Firmenfahrzeug zusätzlich noch raus. Da wird schon einiges Geld in die Hand genommen, um attraktiver zu sein. Firmenwagen ist ein großes Plus auf dem Land.
 
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hallo7 schrieb:
Ich denke das Handwerker in nächster Zeit für Private einfach sehr teuer werden. Das gabs früher auch schon, in den 70ern hat kaum jemand einen Handwerker gerufen sonder es selbst gemacht.

oder die schwarzarbeit nimm wieder zu. es stimmt aber, in den 70ern hat man mehr selbst gemacht, man war aber auch nicht so picky wie die leute heuer.

ich denke der fachkräftemangel ist in 5 bis 8 jahren vorbei. man hat ja genug leute hier, aber die müssen noch ausgebildet werden, auch sprachlich. wenn sie diplomiert sind werden wir wieder mehr arbeitsuchende als zu besetzende stellen haben.
 
capitalguy schrieb:
ich denke der fachkräftemangel ist in 5 bis 8 jahren vorbei. man hat ja genug leute hier, aber die müssen noch ausgebildet werden, auch sprachlich
Der Fachkräftemangel wird nicht einfach verschwinden, wenn sich am Thema Bezahlung und Wertschätzung bestimmter Berufe nichts ändert. Klar wird man vielleicht mit Migranten hier und dort eine Stelle besetzen können, aber viele Branchen sind schlichtweg uninteressant geworden und es werden oft Menschen gesucht die viel Leisten aber nichts kosten sollen.

Die ganze Baubranche wäre zum Beispiel längst zusammengebrochen wenn man hier nicht Menschen und Firmen aus allen Ländern beschäftigen würde, an den Baustellen wird seltener Deutsch gesprochen. In anderen Branchen lagert man ganze Betriebe ins (EU) Ausland aus oder transportiert die Sachen kreuz und quer durch die Welt.
 
Die Anreize sind heute falsch gesetzt, wenn über 50% eines Abitur-Jahrgangs Beamte werden wollen. In den 80ern war das noch ganz anders, aber heutzutage bist Du als studierter Beamter besser dran als in der freien Wirtschaft: viel NETTO vor Brutto, hohe Pension, abgesichert, Zulagen, weniger Druck, mehr Work-Life-Balance.

In der freien Wirtschaft herrscht jetzt viel mehr Druck wegen China, Indien, Osteuropa. Mit denen wird konkurriert.

Zudem heißt es, dass heutzutage so viele Menschen wie noch nie sozialversicherungspflichtig beschäftigt sind. Warum haben wir dann Fachkräftemangel? Ist die Produktivität in den letzten Jahren gesunken? Sind die Fachkräfte ungleich verteilt?

Stellenweise ist auch viel "Geheule" mit im Spiel. Bei uns in der Firma (Maschinenbau) wird auch immer wegen Fachkräftemangel rumgeplärrt, aber auf ausgeschriebene ING-Stellen bekommen wir 100 Bewerbungen pro Ausschreibung rein. Vielleicht habe ich falsche Vorstellungen, aber Mangel sieht für mich anders aus.

Die Wirtschaft war es seit jeher gewohnt, dass es Arbeitskräfte en masse gab. ("Wenn es Ihnen nicht passt: 50 weitere Bewerber warten in der Schlange"). Die kommen mit dem Konzept einfach nicht zurecht, dass der Mitarbeiter Alternativen hat, falls er schlecht behandelt / bezahlt wird.
 
Thomas.Lebers schrieb:
Die Wirtschaft war es seit jeher gewohnt, dass es Arbeitskräfte en masse gab. ("Wenn es Ihnen nicht passt: 50 weitere Bewerber warten in der Schlange"). Die kommen mit dem Konzept einfach nicht zurecht, dass der Mitarbeiter Alternativen hat, falls er schlecht behandelt / bezahlt wird.
Jup, so schaut es aus. Viele Firmen merken das nicht, oder wollen es nicht merken.
Wenn ein Unternehmen die Mitarbeiter wegen dem Gehalt nicht halten kann, muss man das Gehalt eben anpassen. Insb. in den großen Firmen sehe ich da beispielsweise gar keine Ausreden, weil es überall das gleiche ist: Die alt eingesessenen Mitarbeiter, die damals ohne jegliche Abschlüsse auf die Posten gesetzt wurden, verdienen sich dumm und dämlich, aber wenn dann ein neuer als Nachfolger kommt, muss der mindestens einen Bachelor haben, und soll sich dann mit weniger als der Hälfte des vorherigen zufrieden geben. Gehaltserhöhungen gibt es meist nur, wenn man schon mit der Kündigung droht. Und dann wundern die sich, warum sie niemanden finden.
Oder das Unternehmen würde mehr zahlen wollen (Angeblich), aber hat kein Geld. Dann muss die Dienstleistung eben teurer werden, damit das Gehalt gezahlt werden kann. Blöd für die Kunden, aber ist überall so. Sieht man ja jetzt aktuell bei vielen Firmen. Rekordgewinne eingefahren, die dann an die Aktionäre gehen, aber nicht an die Mitarbeiter. Wenn die dann gehen, kann ich nur sagen: Selbst Schuld.
 
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Skaiy schrieb:
Was hat das eine mit dem anderen zu tun?

Unter Umständen sehr viel. Die Frage ist zumindest valide. Warum brauchen wir immer mehr sozialversicherungspflichtig Beschäftigte?

Ein System, das von Jahr zu Jahr immer mehr sozialversicherungspflichtige Beschäftigte braucht, erinnert an ein Pyramidensystem. Sind wir nicht mehr effizient und produktiv genug? Steigt die Produktivität nicht mehr maßgeblich von Jahr zu Jahr? Wir arbeiten ja auch nicht mehr 80 Stunden die Woche wie unsere Vorfahren, weil die Produktivität durch die Industrialisierung gestiegen ist... Vielleicht sollte man genau da ansetzen und in die Optimierung von Arbeitsprozessen investieren.

Das Arbeitsvolumen ist ja recht konstant, in den letzten Jahren sogar wieder etwas gestiegen.

https://www.aktuelle-sozialpolitik.de/wp-content/uploads/2018/08/Beschäftigungszunahme-1.jpg

https://makronom.de/wp-content/uploads/2018/01/ArbeitsvolumenundErwerbstaCC88tige1991bis2016.jpg
Ergänzung ()

Snowi schrieb:
Jup, so schaut es aus. Viele Firmen merken das nicht, oder wollen es nicht merken.
Wenn ein Unternehmen die Mitarbeiter wegen dem Gehalt nicht halten kann, muss man das Gehalt eben anpassen. Insb. in den großen Firmen sehe ich da beispielsweise gar keine Ausreden, weil es überall das gleiche ist: Die alt eingesessenen Mitarbeiter, die damals ohne jegliche Abschlüsse auf die Posten gesetzt wurden, verdienen sich dumm und dämlich, aber wenn dann ein neuer als Nachfolger kommt, muss der mindestens einen Bachelor haben, und soll sich dann mit weniger als der Hälfte des vorherigen zufrieden geben. Gehaltserhöhungen gibt es meist nur, wenn man schon mit der Kündigung droht. Und dann wundern die sich, warum sie niemanden finden.
Oder das Unternehmen würde mehr zahlen wollen (Angeblich), aber hat kein Geld. Dann muss die Dienstleistung eben teurer werden, damit das Gehalt gezahlt werden kann. Blöd für die Kunden, aber ist überall so. Sieht man ja jetzt aktuell bei vielen Firmen. Rekordgewinne eingefahren, die dann an die Aktionäre gehen, aber nicht an die Mitarbeiter. Wenn die dann gehen, kann ich nur sagen: Selbst Schuld.
https://www.spiegel.de/wirtschaft/u...al-aus-a-7f302a4e-7459-49dc-82f7-1bb0e3da93e3

Fragt sich nur, warum der in Salzgitter ansässige Maschinenbauer fast alle Mitarbeiter über 50 in die Altersteilzeit verabschieden will? Er zahlt auch großzügige Abfindungen, lässt sich aber nicht auf eine Inflationsanpassung ein, weil diese erst nach Eintritt in die Rente ausgezahlt wird.

Solange man >50jährige in Frührente schickt, kann es mit dem Fachkräftemangel (zumindest im Maschinenbau) noch nicht so schlimm sein.
 
Thomas.Lebers schrieb:
Solange man >50jährige in Frührente schickt, kann es mit dem Fachkräftemangel (zumindest im Maschinenbau) noch nicht so schlimm sein.
Das mag bei einzelnen Unternehmen stimmen, aber nicht auf den gesamten Arbeitsmarkt.
Aber ja - grundlegend gebe ich dir da natürlich recht. Da ist letztlich auch der Arbeitsmarkt gefragt. Wir stellen bei uns z.B. auch noch ältere Leute ein (IT), weil wir keine anderen finden, bzw. keine Qualifizierten. Dann besser jemanden, der noch 5 Jahre da ist, als gar keinen. Der muss zwar ein halbes Jahr eingearbeitet werden, bis der soweit in den Themen drin ist, um selbstständig zu arbeiten. Wenn die Person aber motiviert ist, ist er nach dem halben Jahr für die restlichen 4 1/2 Jahren eine Hilfe, die man sonst eben nicht hätte. Muss dann jedes Unternehmen für sich entscheiden. Im Zweifel kündigen die jüngeren und gehen woanders hin, weil ihnen der Druck zu viel wird, und die Bezahlung nicht stimmt.

Beispiel: Unternehmen schreibt positive Zahlen, macht also Gewinn. Eine wichtige Gruppe im Unternehmen besteht z.B. aus 6 Mitarbeitern. 3 gehen jetzt in Rente, 3 bleiben. Man findet keinen Ersatz für die 3 Mitarbeiter. Dann KÖNNTE der Arbeitgeber ja EVENTUELL auf die Idee kommen, den verbleibenden dreien für den Zeitraum ein höheres Gehalt zu zahlen, denn es fallen ja durch die Abgänge 3 Gehälter weg. Also teilt man beispielsweise 2 Gehälter auf die verbleibenden Gehälter auf. Die 3 freuen sich, weil der AG ihnen da entgegen kommt und anerkennt, dass die 3 jetzt deutlich mehr Arbeit zu erledigen haben, spart aber trotzdem noch ein Gehalt ein.
In der Realität sieht es dann aber so aus, dass der Arbeitgeber sich weigert mehr zu zahlen, auch wenn es nur temporär oder einmalig ist (Der Corona-Bonus, den man Steuerfrei auszahlen darf, wäre dafür ja auch super gemacht, falls der noch nicht ausgezahlt wurde!). Aber dann plötzlich große Augen machen, wenn die verbleibenden 3 sich mies behandelt fühlen und kündigen, und damit in der IT höchstwahrscheinlich sogar eine Gehaltserhöhung bekommen, die sie im alten Unternehmen nie bekommen hätten.
 
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Snowi schrieb:
Aber dann plötzlich große Augen machen, wenn die verbleibenden 3 sich mies behandelt fühlen und kündigen, und damit in der IT höchstwahrscheinlich sogar eine Gehaltserhöhung bekommen, die sie im alten Unternehmen nie bekommen hätten.
Es ist doch meistens so, dass man bei Firmenwechsel als AN mehr Gehalt raus handeln kann. Habe ich, bis auf die jetzige Stelle, immer so gemacht. Gehalt erhöhen bei Wechsel des Arbeitgebers. Gerade in der IT wird man doch heute mit Arbeitsangeboten zugesch***en, wenn man nur halbwegs was auf dem Kasten hat. Wer da als AG noch nicht die Zeichen der Zeit erkannt hat ist halt selbst schuld.

Meistens habe ich bei Wünschen nach Gehalterhöhungen immer nur irgendwelche vagen "wischi waschi" Aussagen bekommen. Selbst mit fertigem neuen Arbeitsvertrag wollte sich da so mancher Arbeitgeber nicht drauf einlassen. Nach meiner Kündigung ging es dann in den meisten Fällen kurioser Weise auf einmal doch. Da hatte ich aber schon gekündigt. "Pech gehabt" war da immer meine Antwort. Die meisten AGs haben das nie verstanden, dass ich primär nur wegen dem Gehalt morgens bei denen auf der Matte stehe, von kostenlosen Obstkörben oder flachen Hierarchien zahlen sich halt meine Rechnungen nicht war dann immer mein Gegenargument.
 
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Thomas.Lebers schrieb:
Unter Umständen sehr viel. Die Frage ist zumindest valide. Warum brauchen wir immer mehr sozialversicherungspflichtig Beschäftigte?
Einen der Gründe hast Du ja schon genannt: Work-Life-Balance
Bei gleicher Produktivität und gleichem Arbeitsaufkommen kan n schon die Einführung der 35 Stunden-.Woche in den 1990ern nicht ohne weitere Mitarbeiter abgelaufen sein.

Dazu kommt, dass heutzutage das Familienmodell komplett anders ist wie in den 1970er/80er. Heute wollen und (zum Teil) müssen beide Eltern arbeiten, wenn sie überhaupt noch längere wie bis zur Geburt der Kinder zusammen leben. Da ab dem Zeitpunkt aber meist ein Elternteil keine Vollzeitstelle hat, teilen sich zwei Teilzeitkräfte die Arbeit, die in den 1980er eine Vollzeitstelle erledigt hat.

Thomas.Lebers schrieb:
Vielleicht sollte man genau da ansetzen und in die Optimierung von Arbeitsprozessen investieren.
Was will man da an vielen Stellen optimieren? Dort, wo es wirtschaftlich ist, dürfte es meist schon optimiert sein (gut, dass darf man bei einigen deutschen Industriebetrieben durchaus bezweifeln). Und wenn ich nunmal eine kontinuierliche Produktion habe, dann muss 24/7 jemand vor Ort sien. Ob das drei Vollzeitkräfte oder 5-6 Teilzeitkräfte sind, mag dafür irrelevant sein, für die Statistik aber nicht.

Thomas.Lebers schrieb:
Solange man >50jährige in Frührente schickt, kann es mit dem Fachkräftemangel (zumindest im Maschinenbau) noch nicht so schlimm sein.
Das wurde hier ja schon öfters exakt so bestätigt. Es gibt in fast keiner Branche einen bundesweiten Fachkräftemangel, der hängt sehr oft auch mit dem Standort und den individuellen Bedingungen eines Betriebes zusammen. Und tarifgebunden muss man dann, wenn es keinen Bewerbermangel gibt, durchaus bei einer finanziellen Betrachtung durch den Betrieb auch noch andere Dinge betrachten wie "nur" das gezahlte Gehalt.
 
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A415 schrieb:
Die meisten AGs haben das nie verstanden, dass ich primär nur wegen dem Gehalt morgens bei denen auf der Matte stehe, von kostenlosen Obstkörben oder flachen Hierarchien zahlen sich halt meine Rechnungen nicht war dann immer mein Gegenargument.
Sehe ich genau so, das Verständnis fehlt vielen Arbeitgebern leider. Bei meinem aktuellen AG geht's zum Glück, auch wenn da viel mit dem guten Umgang mit den Mitarbeitern geworben wird, und man dafür "nicht marktüblich" bezahlt wird, zumindest wenn man den Ballungsraum Köln als Vergleich heranzieht. Ist auch wichtig und gut. Aber wie du schreibst - allein von netten Gesten kann ich meine Rechnungen nicht bezahlen. Bei uns ist es ein halbwegs gutes Gleichgewicht aus guten Arbeitsbedingungen und Gehalt, insofern beschwere ich mich da aktuell nicht.
 
Snowi schrieb:
Beispiel: Unternehmen schreibt positive Zahlen, macht also Gewinn. Eine wichtige Gruppe im Unternehmen besteht z.B. aus 6 Mitarbeitern. 3 gehen jetzt in Rente, 3 bleiben. Man findet keinen Ersatz für die 3 Mitarbeiter. Dann KÖNNTE der Arbeitgeber ja EVENTUELL auf die Idee kommen, den verbleibenden dreien für den Zeitraum ein höheres Gehalt zu zahlen,
...
Die 3 freuen sich, weil der AG ihnen da entgegen kommt und anerkennt, dass die 3 jetzt deutlich mehr Arbeit zu erledigen haben, spart aber trotzdem noch ein Gehalt ein.
Nicht falsch verstehen, aber entweder man arbeitet oder man arbeitet nicht. Wenn die drei Leute nicht mit Überstunden überschüttet werden, sondern schlichtweg mehr Arbeit in ihrer regulären Zeit bekommen, dann frage ich mich was haben die drei bisher gemacht? Däumchen gedreht?

Technisch gesehen würde man sowas übrigens am einfachsten mit einer leistungsbezogegen Provision abhandeln, aber das wollen die wenigsten, schon alleine deshalb weil sie dann einen Arbeitsnachweis erbringen müssen. So einfach wie du dir das vorstellst ist es halt nicht, was passiert wenn dann doch wieder Mitarbeiter dazu kommen? Lohnkürzung?

Solche kurzfristigen "Schwankungen" kann der Arbeitgeber mit einer einmaligen Prämie belohnen, zum Beispiel in Form einer Weihnachtsgratifikation. Alles was darüber hinaus geht wird kompliziert und nicht so einfach wie du dir das vielleicht wünschen würdest.
 
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gymfan schrieb:
schon die Einführung der 35 Stunden-.Woche in den 1990ern nicht ohne weitere Mitarbeiter abgelaufen sein.

Teilweise schon, wobei die 35-Stunden-Woche ja zum einen nicht überall eingeführt worden ist und auch später wieder in vielen Bertrieben rückabgewickelt worden ist.
 
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