Fachkräftemangel (Gesellschaftsthema)

xexex schrieb:
Wenn die drei Leute nicht mit Überstunden überschüttet werden, sondern schlichtweg mehr Arbeit in ihrer regulären Zeit bekommen, dann frage ich mich was haben die drei bisher gemacht? Däumchen gedreht?
Vielleicht arbeiten die Leute ja dann auch mehr auf Überstunden? Das geht ja nicht aus dem Text hervor...

xexex schrieb:
Technisch gesehen würde man sowas übrigens am einfachsten mit einer leistungsbezogegen Provision abhandeln, aber das wollen die wenigsten, schon alleine deshalb weil sie dann einen Arbeitsnachweis erbringen müssen.
Eine "leistungsbezogene Prämie" wird häufig zum Nachteil des Angestellten ausgelegt, so zumindest die meisten Stimmen in meinem Freundeskreis. Da wird dann Seitens des AGs die Zielerreichung aus Grund x und y nicht erreicht und somit gibt es weniger Provision.

Ich stelle meinem Arbeitgeber meine Arbeitsleistung "nach mittlerer Art und Güte" im Zeitraum x im Monat exklusiv zur Verfügung. Mehr muss ich auch gar nicht nach deutschem Arbeitsrecht. Vertrag ist erfüllt. Alle sind glücklich.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: Capet und Thomas.Lebers
gymfan schrieb:
Was will man da an vielen Stellen optimieren? Dort, wo es wirtschaftlich ist, dürfte es meist schon optimiert sein (gut, dass darf man bei einigen deutschen Industriebetrieben durchaus bezweifeln). Und wenn ich nunmal eine kontinuierliche Produktion habe, dann muss 24/7 jemand vor Ort sien. Ob das drei Vollzeitkräfte oder 5-6 Teilzeitkräfte sind, mag dafür irrelevant sein, für die Statistik aber nicht.

Einige Bereiche fallen mir da schon ein. Zum Beispiel: Mein Kumpel ist als Verwaltungsbeamter bei der Stadt Hamburg angestellt, aktuell in der Wandsbeker Ausländer- und Einbürgerungsbehörde (Er hat IT-Vorbildung). Wenn er mir erzählt, wie anachronistisch es bei ihnen auf der Arbeit zugeht, fasse ich mir an den Kopf: Da werden Papierunterlagen eingescannt, ausgedruckt, per Post verschickt, wieder eingescannt, Faxe sind defekt, per Email wird nicht korrespondiert. Gemäß seiner Aussage würden Digitalisierung und Optimierung dort mindestens 50% der Arbeitskräfte einsparen. Dass die Digitalisierung an vielen Behörden komplett vorbeigegangen ist, hört man immer wieder. Im Prinzip arbeitet man in vielen Behörden wie im Jahre 1970.

https://www.welt.de/wirtschaft/arti...f-Millionen-Beschaeftigte-in-Deutschland.html

https://www.tagesschau.de/wirtschaft/oeffentlicher-dienst-stellenzuwachs-101.html

Im medizinischen Bereich (Pflege, Krankenpfleger, Ärzte...) liest man von überbordender Bürokratie. Dokumentation und Protokollierung sind sicherlich wichtig, aber wenn Dokumentation und Protokollierung 30 bis 50% der Arbeitszeit einnehmen, dann läuft etwas gewaltig schief.

Bei mir auf Arbeit (Großunternehmen Maschinenbau und Logistik) gibt es auch Bereiche, wo signifikant optimiert werden könnte, aber bisher will das Management dafür kein Geld locker machen (Weil Break-Even erst nach 10 bis 12 Jahren und das ist denen zu lange O_o).
 
xexex schrieb:
Nicht falsch verstehen, aber entweder man arbeitet oder man arbeitet nicht. Wenn die drei Leute nicht mit Überstunden überschüttet werden, sondern schlichtweg mehr Arbeit in ihrer regulären Zeit bekommen, dann frage ich mich was haben die drei bisher gemacht? Däumchen gedreht?
Wenn die Mitarbeiter das mit einem normalen Arbeitspensum hinbekommen, dann ist das natürlich etwas anderes. Dann muss man sich aber natürlich fragen, warum die 6 überhaupt eingestellt waren, wenn 3 gereicht hätten. Sollte ja nicht der Normalfall sein.

xexex schrieb:
Technisch gesehen würde man sowas übrigens am einfachsten mit einer leistungsbezogegen Provision abhandeln, aber das wollen die wenigsten, schon alleine deshalb weil sie dann einen Arbeitsnachweis erbringen müssen.
Das sehe ich ähnlich wie @A415 - ist bei meinem Bruder in der Firma zum Beispiel so. Die Prämie wird laufend angepasst, sodass diese faktisch nicht erreichbar ist. Sobald ein Mitarbeiter mal richtig Gas gibt (So wie ich als Schüler in den Sommerferien), wird die Prämie direkt angepasst, sodass man diese nur erreicht, wenn man sich nach 5 Jahren in den Burnout arbeitet. Das führt dann dazu, dass niemand mehr auch nur versucht diese Prämie zu erfüllen, da die Mitarbeiter sich vom AG betrogen fühlen, was ich auch so sehe.
War dann der Grund, aus dem ich am ersten Tag nach 6 Stunden keine neuen Teile mehr bekommen habe, sondern quasi 2h in die Pause geschickt wurde: Ich mache den Akkord kaputt, weil ich mich mit 17 und guter Bezahlung (20€/Stunde, da Schüler+Sommerferien nach Steuererklärung auch Netto raus) natürlich richtig angestrengt habe. Dass das Pensum aber auf 40 Jahre nicht funktioniert, hatte ich da noch nicht im Kopf.
Ergänzung ()

Thomas.Lebers schrieb:
Dokumentation und Protokollierung sind sicherlich wichtig, aber wenn Dokumentation und Protokollierung 30 bis 50% der Arbeitszeit einnehmen, dann läuft etwas gewaltig schief.
Das kommt jetzt bei uns auf der Arbeit zunehmend wegen der BaFin. Jede Änderung an Produktiven oder Vorproduktiven Umgebungen (Ausgenommen sind lediglich reine Spielwiesen) müssen vollumfänglich dokumentiert werden, genau so die Tests, und zwar jedes Detail. Natürlich auch alles in verschiedenen Tools.

Wird spannend, wenn die ganzen Projekte keine Zeit mehr kriegen, weil die Mitarbeiter mit Dokumentation voll ausgelastet sind.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: Thomas.Lebers
gymfan schrieb:
Das wurde hier ja schon öfters exakt so bestätigt. Es gibt in fast keiner Branche einen bundesweiten Fachkräftemangel, der hängt sehr oft auch mit dem Standort und den individuellen Bedingungen eines Betriebes zusammen. Und tarifgebunden muss man dann, wenn es keinen Bewerbermangel gibt, durchaus bei einer finanziellen Betrachtung durch den Betrieb auch noch andere Dinge betrachten wie "nur" das gezahlte Gehalt.

Ich weiß, trotzdem wird es in den Medien so dargestellt. ("Flächendeckender Mangel in allen Sparten!", "Millionen Techniker fehlen!!111einself", "Fantastilliarden € Verluste", "Standort Deutschland wegen Fachkräftemangel vor dem Niedergang", "Bitte macht schnell die Grenzen für zig Millionen Billiglöhner Fachkräfte auf!")

Eine differenziertere Betrachtung würde ich mir von den Medien wünschen.
 
A415 schrieb:
Vielleicht arbeiten die Leute ja dann auch mehr auf Überstunden? Das geht ja nicht aus dem Text hervor...
Überstunden werden normalerweise bezahlt, womit sich automatisch ein höherer Lohn ergibt, oder man kriegt sie als Freizeitausgleich, was letztlich nicht in "Mehrarbeit" anzurechnen ist.

Aus deiner Aussage ging aber hervor, du würdest schlichtweg mehr Geld haben wollen, weil du jetzt in deiner normalen Arbeitszeit mehr tun musst. Das kann auch gut nach hinten losgehen, wenn jetzt nicht plötzlich jede Menge Arbeit liegen bleibt, denn eigentlich werden Mitarbeiter fürs Arbeiten bezahlt.
Ergänzung ()

Snowi schrieb:
Das führt dann dazu, dass niemand mehr auch nur versucht diese Prämie zu erfüllen, da die Mitarbeiter sich vom AG betrogen fühlen, was ich auch so sehe.
Das sehe ich ebenfalls so und würde mich heutzutage auf Akkordarbeit nicht einlassen, ausser natürlich das Festgehalt stimmt auch ohne jede Prämie, was jedoch selten der Fall sein dürfte.
 
Snowi schrieb:
Das kommt jetzt bei uns auf der Arbeit zunehmend wegen der BaFin. Jede Änderung an Produktiven oder Vorproduktiven Umgebungen (Ausgenommen sind lediglich reine Spielwiesen) müssen vollumfänglich dokumentiert werden, genau so die Tests, und zwar jedes Detail. Natürlich auch alles in verschiedenen Tools.
Etwas überspitzt gesagt hätte ich ohne sowas meinen Job überhaupt nicht. FDA und EMA (und wie die Arzneimittelbehörden weltweit alle heißen mögen) verlangen das bei der Herstellung von Arzneimitteln und Medizinprodukten schon lange.

Und nachdem nicht nur die Gerichte im Streitfall, sondern auch die Medien und damit die Öffentlichkeit, immer mehr Statistiken sehen wollen, bleibt es halt nicht aus, dass irgendwer die Daten auch liefert. Wenn vor Gericht dem Pfleger nicht geglaubt wird, dass er die Medikamente alle korrekt verabreicht hat, muss das halt protokolliert werden.

Das geht ja schon im kleinen los. Früher wäre nie jemand auf die Idee gekommen, bei jeder Treppenreinigung ein Protokoll zu führen. Heute macht der Hausmeister das in einer im Hausflur öffentlich aushängenden Liste. Das ist zwar je Gebäude noch nicht einmal eine Minute Arbeit, läppert sich aber vielen Gebäuden auch.

Auch so kann man auf Dauer den Fachkräftemangel vergrößern.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: Thomas.Lebers
gymfan schrieb:
Wenn vor Gericht dem Pfleger nicht geglaubt wird, dass er die Medikamente alle korrekt verabreicht hat, muss das halt protokolliert werden.
Naja, das sind eben solche Sachen, wo man alleine bereits aus Sicherheit solche Systeme implementieren muss.

Oder schau dir mal eine moderne Fertigung an, wie viel dort entsprechend dokumentiert wird und wie die Arbeitsplätze so designt werden, sodass Fehler gar nicht erst passieren können. Und warum? Weil es sich lohnt. Und zwar nicht nur als Nachweis, sondern als Quelle, um Verbesserungen durchzuführen. Fehler frühzeitig erkennen und rechtzeitig reagieren zu können. Man hat eben für die Digitalisierung Geld in die Hand genommen und investiert. Aber Digitalisierung ist ja des Teufelswort in manchen Bereichen. Firmenhandy ist ja verfügbar, warum nicht einfach eine App öffnen und einen Button klicken? Ort, Zeitstempel sowie wer dies durchgeführt hat, werden direkt gespeichert...

Thomas.Lebers schrieb:
Gemäß seiner Aussage würden Digitalisierung und Optimierung dort mindestens 50% der Arbeitskräfte einsparen. Dass die Digitalisierung an vielen Behörden komplett vorbeigegangen ist, hört man immer wieder. Im Prinzip arbeitet man in vielen Behörden wie im Jahre 1970.
Ich bin der Meinung, dass es schlicht politisch nicht gewollt ist. Man würde sich selber die Arbeit wegnehmen. Für mich gehören sich die alten Strukturen komplett aufgebrochen, das Beamtentum abgeschafft und grundsätzlich unter einem gesunden Maße der Wirtschaftlichkeit genommen. Digitalisierung und Zentralisierung als höchste Priorität undschon wären wir zumindest im Bereich der 2000ter Jahre angekommen. Ich will nicht wissen, was uns jeder Tag die unendlich vielen, unnötigen Redundanzen kosten. Die freigewordenen Kapazitäten können dann sinnvolleren Aufgaben zugeordnet werden als besagte Faxe einscannen.
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: Thomas.Lebers und xexex
Schaut euch mal die Statistik zu der Alters Pyramide an. Dann habt ihr eure Antwort. Es gehen jetzt mehr Menschen in Rente als Junge nachrücken können.

Dann rächt sich noch dass, Stichwort Jugendarbeitslosigkeit. Viele Unternehmen kein Azubi/Lehre anbieten wollten. Und jetzt die die Arbeitslos sind über keine Ausbildung verfügen.

Und natürlich kann man nicht jede Stelle mit irgendwen besetzen, der muss schon aus der Branche stammen.
 
Linuxfreakgraz schrieb:
Und natürlich kann man nicht jede Stelle mit irgendwen besetzen, der muss schon aus der Branche stammen.

Bis zu einen gewissen Grad geht das schon es gibt ja viele Firmen die jetzt Quereinsteigern die Chance geben weil sie nix anderes finden, aber wer wechselt schon wenn er da für dasselbe Geld erstmal viel mehr Leistung bringen muss weil er den neuen Beruf erst lernen muss.
 
Snowi schrieb:
Das mag bei einzelnen Unternehmen stimmen, aber nicht auf den gesamten Arbeitsmarkt.
Aber ja - grundlegend gebe ich dir da natürlich recht. Da ist letztlich auch der Arbeitsmarkt gefragt. Wir stellen bei uns z.B. auch noch ältere Leute ein (IT), weil wir keine anderen finden, bzw. keine Qualifizierten. Dann besser jemanden, der noch 5 Jahre da ist, als gar keinen. Der muss zwar ein halbes Jahr eingearbeitet werden, bis der soweit in den Themen drin ist, um selbstständig zu arbeiten. Wenn die Person aber motiviert ist, ist er nach dem halben Jahr für die restlichen 4 1/2 Jahren eine Hilfe, die man sonst eben nicht hätte. Muss dann jedes Unternehmen für sich entscheiden. Im Zweifel kündigen die jüngeren und gehen woanders hin, weil ihnen der Druck zu viel wird, und die Bezahlung nicht stimmt.

Beispiel: Unternehmen schreibt positive Zahlen, macht also Gewinn. Eine wichtige Gruppe im Unternehmen besteht z.B. aus 6 Mitarbeitern. 3 gehen jetzt in Rente, 3 bleiben. Man findet keinen Ersatz für die 3 Mitarbeiter. Dann KÖNNTE der Arbeitgeber ja EVENTUELL auf die Idee kommen, den verbleibenden dreien für den Zeitraum ein höheres Gehalt zu zahlen, denn es fallen ja durch die Abgänge 3 Gehälter weg. Also teilt man beispielsweise 2 Gehälter auf die verbleibenden Gehälter auf. Die 3 freuen sich, weil der AG ihnen da entgegen kommt und anerkennt, dass die 3 jetzt deutlich mehr Arbeit zu erledigen haben, spart aber trotzdem noch ein Gehalt ein.
In der Realität sieht es dann aber so aus, dass der Arbeitgeber sich weigert mehr zu zahlen, auch wenn es nur temporär oder einmalig ist (Der Corona-Bonus, den man Steuerfrei auszahlen darf, wäre dafür ja auch super gemacht, falls der noch nicht ausgezahlt wurde!). Aber dann plötzlich große Augen machen, wenn die verbleibenden 3 sich mies behandelt fühlen und kündigen, und damit in der IT höchstwahrscheinlich sogar eine Gehaltserhöhung bekommen, die sie im alten Unternehmen nie bekommen hätten.

Bei uns in der Firma nervt mich, dass häufig 100%ig passende Kandidaten erwartet werden. Ich bekomme ab und zu Jungingenieure bzw. Masteranden zur Betreuung. Die meisten davon sind intelligent und lernwillig. Von der Geschäftsleitung höre ich aber häufig: "Er passt nicht 100%ig und ist auch kein Spezialist im Umgang mit unseren Spezialtools. Wir verlängern nicht!", wo ich mir dann denke: Dann gebt ihm verdammt noch mal Zeit sich einzuarbeiten....
 
Hallo

Linuxfreakgraz schrieb:
Dann rächt sich noch dass, Stichwort Jugendarbeitslosigkeit. Viele Unternehmen kein Azubi/Lehre anbieten wollten. Und jetzt die die Arbeitslos sind über keine Ausbildung verfügen.
Es gibt mehr als genug Ausbildungsplätze, es gibt sogar viel zu viele unbesetzte Ausbldungsplätze weil es nicht genug Bewerber gibt.
Diejenigen die in der Schule gut waren/sind gehen lieber studieren und der Rest ist zu einem großen Teil unbrauchbar und/oder lustlos.
Wenn ich sehe was sich teilweise als Auszubildender vorstellt, da wird im Bewerbungsgespräch regungslos auf das Smartphone geschaut.
Wie soll man raus finden ob sich jemand für eine Ausbildung eignet wenn derjenige keine Fragen stellt und nicht mal versucht Interesse zu zeigen ?

Grüße Tomi
 
Zuletzt bearbeitet:
Pauschalisieren lässt sich das alles nur bedingt, es kann auch schlicht am Wohnort, den Lebensumständen oder ähnliches sein warum es kein "Match" gibt.

Ich würde tatsächlich heute auch keine Ausbildung mehr machen, sie hatte schlicht nie einen realen Mehrwert und man war von fast allen interessanten Fortbildungsmaßnahmen ausgeschlossen, wie z.B. eine Fortbildung zur Fachkraft für Arbeitssicherheit. Das hat sich erst gelöst als ich meinen Ingenieur in der Abenduni nachgeholt hatte, lediglich in Bewerbungsgesprächen kann man damit gut Punkte machen, da ein technisches Studium neben dem Beruf durchaus als Etablierung hoher Softskills gewertet wird (z.B. Resilienz).
 
Hallo

The_waron schrieb:
und man war von fast allen interessanten Fortbildungsmaßnahmen ausgeschlossen, wie z.B. eine Fortbildung zur Fachkraft für Arbeitssicherheit.
Das ist richtig, als "nur" Facharbeiter erfüllt man dafür nicht die Voraussetzungen, als Meister oder Staatl. gepr. Techniker kann man diese Fortbildung machen.
Das ist das Problem in den Köpfen vieler, man vergleicht eine Ausbildung mit einem Studium, nach der Ausbildung muss nicht Schluß sein, da fängt es erst an.

Grüße Tomi
 
Tomislav2007 schrieb:
Das ist richtig, als normaler Facharbeiter erfüllt man nicht die Voraussetzungen dafür, als Meister oder Staatl. gepr. Techniker kann man diese aber machen.
Richtig, ich kann eine Ausbildung machen (2,5-3 Jahre) und dann einen Techniker (2 Jahre) - oder aber ich kloppe in 3 Jahren einen Bachelor-Ing durch, habe ein wesentlich höheres Einstiegsgehalt, kann alle interessanten Fortbildungsmaßnahmen besuchen und werde als Ing. ganz anders im Unternehmen betrachtet.

Die Statistik zeigt eindeutig für welchen Weg sich mittlerweile die Mehrheit entscheidet, der klassische Facharbeiterbrief hat in der modernen Arbeitswelt einfach einen zu geringen Wert.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: DaDare
Hallo

The_waron schrieb:
Die Statistik zeigt eindeutig für welchen Weg sich mittlerweile die Mehrheit entscheidet, der klassische Facharbeiterbrief hat in der modernen Arbeitswelt einfach einen zu geringen Wert.
Richtig, wenn es so weiter geht haben wir sehr bald amerikanische Verhältnisse und es gibt nur noch Bachelor/Master und keine Berufsausbildungen mehr.
Besser kann man das Niveau/Ansehen und die Bezahlung von Akademikern nicht drücken, wenn jeder Bäcker/KFZler/Koch/Elektriker/etc. einen Bachelor hat.
Die Abwertung läuft schon, früher wurden Ingenieure gesucht Punkt, heute steht in Stellenanzeigen "Bachelor/Meister/Staatl. gepr. Techniker" oder ähnliches".

Grüße Tomi
 
Zuletzt bearbeitet:
Tomislav2007 schrieb:
Richtig, wenn es so weiter geht haben wir bald amerikanische Verhältnisse und es gibt nur noch Bachelor/Master und keine Berufsausbildungen mehr.
Besser kann man das Niveau/Ansehen und die Bezahlung von Akademikern nicht drücken, wenn jeder Bäcker/KFZler/Koch/etc. einen Bachelor hat.
Den Logikschluss kann ich nicht ganz nachvollziehen, es wäre deutlich einfacher die klassische Ausbildung in Qualität und Quantität aufzuwerten, doch das haben wir scheinbar "vergessen".

In einer Sache hast du natürlich dann recht, wir haben uns entschieden das die Berufsausbildung immer mehr irrelevant wird, das ist wie ich schon zuvor schrieb ein gesamtgesellschaftlicher Prozess.
 
Hallo

The_waron schrieb:
Den Logikschluss kann ich nicht ganz nachvollziehen,
Ich auch nicht.

The_waron schrieb:
es wäre deutlich einfacher die klassische Ausbildung in Qualität und Quantität aufzuwerten, doch das haben wir scheinbar "vergessen".
Wir haben vor über 20 Jahren damit angefangen die Berufsausbildungen zu spezialisieren/generalisieren und dabei auch zu verschlechtern und abzuwerten.

Bestes Beispiel ist die gute alte Krankenschwester, die durfte noch Blut abnehmen und Medikamente in gewissen engen Grenzen dosieren.
Die neuen Krankenpfleger dürfen das nicht und sich nicht Krankenschwester nennen, Krankenschwestern dürfen sich aber Krankenpfleger nennen.
Es gibt einen neuen Studiengang Krankenpflege und die dürfen sich wieder Krankenschwester nennen, Blut abnehmen und Medikamente dosieren.
Sicher gibt es Berufe wo das Berufsfeld angewachsen ist und wo man mittlerweile mehrere Spezialisten benötigt, in vielen Fällen ist das aber Unsinn.
Der IT Systemelektroniker z.B. hat in der Regel keine Ahnung von Elektronik und die Bezeichnung nicht verdient, der tauscht bestenfalls Komponenten.

Grüße Tomi
 
Zuletzt bearbeitet:
Tomislav2007 schrieb:
Wenn ich sehe was sich teilweise als Auszubildender vorstellt, da wird im Bewerbungsgespräch regungslos auf das Smartphone geschaut.
Wie soll man raus finden ob sich jemand für eine Ausbildung eignet wenn derjenige keine Fragen stellt und nicht mal versucht Interesse zu zeigen ?
Ist eure Firma so uninteressant, dass ihr es nicht einmal schafft, die Leute für eine Stunde zu begeistern? Oder wollt ihr immer noch die alte Schiene fahren, dass der Bewerbe euch die Firmengeschichte vorpredigt und erwartet, dass irgendein random Produkt der feuchte Traum des potenziellen Azubis ist? Vlt. auch hier mal die eigenen Prozesse überdenken.

Schönes Beispiel aus meiner Vergangenheit. Bestes Gespräch dieser Art, was ich jemals hatte, war ein direkter Rundgang in der Fertigung. So konnte die Firma erst einmal zeigen, warum sie so erfolgreich ist und im Verlaufe des Gespräches wurde eben gefachsimpelt über dies und jenes. So hat man direkt den fachlichen wie auch persönlichen Match "in einer natürlichen Umgebung" abgeprüft.

Tomislav2007 schrieb:
Richtig, wenn es so weiter geht haben wir sehr bald amerikanische Verhältnisse und es gibt nur noch Bachelor/Master und keine Berufsausbildungen mehr.
Das ist eben auch eine politische Agenda gewesen. Turbo-Abitur, was kläglich gescheiter ist, Abschaffung des Diploms, um sich an den niederen Standard anzugleichen, DHBWs aufzuwerten, um den Bachelor zu verschenken, etc. pp. Man wollte mehr Akademiker, das hat man geschafft. Welche Konsequenzen das haben könnte, hat man irgendwie nicht bedacht.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: dideldei, Hirtec und Thomas.Lebers
Hallo

DaDare schrieb:
Ist eure Firma so uninteressant, dass ihr es nicht einmal schafft, die Leute für eine Stunde zu begeistern?
Die Firmen in denen ich war/bin sind wohl alle uninteressant (gewesen).
3000€ Brutto direkt nach der Ausbildung (3250€ nach der Probezeit und mit Berufserfahrung noch mehr) sind wohl auch zu wenig.

DaDare schrieb:
Oder wollt ihr immer noch die alte Schiene fahren, dass der Bewerbe euch die Firmengeschichte vorpredigt und erwartet, dass irgendein random Produkt der feuchte Traum des potenziellen Azubis ist? Vlt. auch hier mal die eigenen Prozesse überdenken.
Ich will keine Schleimer haben die nur etwas auswendig gelernt haben, aber einige Fragen und ein zweiseitiges Gespräch erwarte ich schon.

DaDare schrieb:
Das ist eben auch eine politische Agenda gewesen. Turbo-Abitur, was kläglich gescheiter ist, Abschaffung des Diploms, um sich an den niederen Standard anzugleichen, DHBWs aufzuwerten, um den Bachelor zu verschenken, etc. pp. Man wollte mehr Akademiker, das hat man geschafft. Welche Konsequenzen das haben könnte, hat man irgendwie nicht bedacht.
Das ist leider das Problem, ich fand das Diplom auch hochwertiger/angesehener und das schlimme ist ich sehe nicht das wir das wieder ändern wollen.

Grüße Tomi
 
Zurück
Oben