blubberbrause schrieb:
... Und das mal aufs große betrachtet, so kann dieses System nie wirklich funktionieren ohne teuerer oder ohne Leistungseinschränkung durchzuführen.
Das einzige System was auf die Dauer funktioniert ist wenn alle Nehmer auch zahlen, wie eben in einer PKV...
Ich bin selber privat krankenversichert und habe nebenbei Anspruch auf Beihilfe. Richtig, da ich noch relativ jung und gesund bin, zahle ich weniger ein - komme ich aber in das Alter, in dem die Wehwechen losgehen, dann darf ich auch fürstliche Beiträge bezahlen. Hätte ich gekonnt, so wäre ich in der gesetzlichen solidarischen Krankenversicherung geblieben (die hätten mich zwar versichert, aber nur zu vollem Beitragssatz bei halber Leistung). Mir sind die Privaten schlicht unheimlich, noch dazu sind sie alles andere als solidarisch. Nehme ich bei der Privatversicherung keine Leistung in Anspruch, so sind meine eingezahlten Beiträge futsch und gehen zu einem guten Teil in den Gewinn des Versicherungsunternehmens. Zahle ich in die gesetzliche Versicherung ein, kommen meine eingezahlten Beiträge samt und sonders wieder dem Sozialsystem zugute, weil der "Gewinn" der GKV nicht in irgendwelchen privaten Schatullen verschwindet.
Das Selbstverschuldete Risikogruppen allerdings höhere Beiträge zahlen sollten (Raucher, Alkoholiker) bin ich allerdings auch dafür. Da sollte man strikter gegen vorgehen und so die Leute zu einer gesünderen Lebensweise zwingen.
Dann müssten allerdings auch Sportler (man denke an Verletzungen bei Fussball und Co.), Fahrer schneller Autos, Reisende in tropische Länder oder Hobbyheimwerker höhere Beiträge zahlen. Denn in all diesen Gruppen ist das Verletzungs-/Krankheitsrisiko deutlich höher als bei anderen Teilen der Bevölkerung. Wenn Risikogruppen, dann bitte konsequent.
Unser Problem sind weniger die Einnahmen, sondern die Ausgaben. Im Gegensatz zur Privatwirtschaft strebt die öffentliche Verwaltung immer den Grundsatz "Einnahmeerwirtschaftung zur Deckung des Ausgabebedarfs" an - das bedeutet die Stellschraube ist immer die Ausgabenminimierung. Ganz persönlich finde ich es unethisch, aus dem Gesundheitswesen einen auf Gewinnerzielungsabsicht ausgerichteten Wirtschaftszweig zu machen. Denn das Gesundheitswesen gehört genauso zur Daseinsvorsorge wie die Wasserversorgung oder der Erhalt von Verkehrswegen. Es sollte keine "Versicherung" sein, sondern eine über Beiträge/Gebühren/Abgaben finanzierte staatliche Einrichtung.
Vielleicht ist es einfach an der Zeit, vom überkommenen Modell der freiberuflichen Ärzte wegzukommen. Warum errichtet man kein öffentliches Gesundheitswesen, bei dem beispielsweise die Hausärzte (=medizinische Grundversorgung) bei einer staatlichen Körperschaft angestellt sind und ein festes Gehalt erhalten? Warum errichtet man kein Arzneimittelmonopol, dass angemessene Preise mit den Pharmaunternehmen aushandelt?Mehr Staat und weniger freie Wirtschaft im Gesundheitswesen würde die Ausgaben begrenzen und damit insgesamt zu einer geringeren, gerechteren Belastung der gesamten Bevölkerung führen.
Abschließend eines noch: es ist ja nun nicht so, dass das Geld irgendwo verbrannt wird. Es geht wieder in den Wirtschaftskreislauf ein: die Bürokratie wird von Menschen ausgeführt, die ihrerseits Gehalt bekommen und konsumieren; deren Technik von Firmen verkauft und gewartet wird. Alles wieder versteuert.
- Harold